nicht gefällt.«
Mein lieber Daniel, dachte Fee, auf den wirke ich gar nicht betörend. Der hat was ganz anderes im Sinn, als sich mit Charme einwickeln zu lassen. Aber vielleicht war sie in Anbetracht der Umstände nicht so charmant gewesen, wie sie es sein konnte.
»Kann ich jetzt mit dem Chefarzt sprechen?« fragte Stone.
»Er operiert gerade, aber ich werde sehen, daß ich Frau Dr. Behnisch erreichen kann.«
»Ich könnte ja inzwischen meine Frau besuchen«, sagte er.
»Nein, das kann ich nicht gestatten«, erwiderte Fee.
Da war ein Ausdruck in seinen Augen, der sie noch mißtrauischer machte. »Bitte warten Sie hier«, sagte sie, »wir haben unsere Vorschriften.«
Wenn er nur nicht eine Schwester erwischt, die er aushorchen kann, dachte Fee, als sie sich auf die Suche nach Jenny begab, doch eine solche hatte Stone schnell erwischt.
»Wie heißt diese Ärztin, mit der ich eben gesprochen habe?« fragte er.
»Wen meinen Sie? Frau Dr. Behnisch?« fragte Schwester Dora.
»So eine hübsche Blonde«, sagte er.
»Ach, Frau Dr. Norden, sie hilft nur mal aus.«
»In welchem Zimmer liegt Frau Ramirez? Das ist meine Frau«, fragte er nun.
Doch bevor Schwester Dora Antwort geben konnte, kamen Fee und Jenny schon daher. Fee hatte schnell berichtet und war gewiß, daß Jenny nichts anderes als sie sagen würde.
Jenny wollte nichts erfahren, also gab sie sich gleich reserviert.
»Kommen Sie bitte morgen wieder, Herr Stone«, sagte sie. »Wir werden dann, wenn es möglich ist, unsere Patientin auf Ihren Besuch vorbereiten. Sie darf keinen Aufregungen ausgesetzt werden.«
»Ich werde Dr. Barnet mitbringen, der wird Sie aufklären«, sagte Stone unwillig.
»Bitte, das steht Ihnen frei. Ich möchte Sie jedoch darauf aufmerksam machen, daß behördliche Anordnungen notwendig sind, wenn ein Kranker gegen seinen Willen in eine Nervenklinik oder ein entsprechendes Sanatorium verlegt werden soll.«
»Ich weiß nicht, was Ihnen Juanita erzählt hat, aber Sie müssen davon ausgehen, daß sie verwirrt ist.«
»Wir gehen davon aus, daß sie augenblicklich an einer Lungenentzündung erkrankt ist«, sagte Jenny kühl. »Aus diesem Grunde müssen wir von einem Transport abraten.«
»Ich komme morgen wieder«, sagte er.
»Aber vergessen Sie die Papiere nicht«, sagte Fee.
»Ich konnte nicht anders«, sagte sie entschuldigend zu Jenny. »Da stimmt manches nicht.«
»Und wenn er nicht wiederkommt, hängen wir wieder in der Luft«, sagte Jenny.
»Der gibt nicht so schnell auf, darauf kannst du dich verlassen«, meinte Fee zuversichtlich. »Jetzt mußt du dich reinhängen, Jenny. Ich kann ja nicht hierbleiben. Frag Juanita mal nach diesem Ehemann aus, wenn sie wach ist.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
»Sie leidet weder an Verfolgungswahn, noch ist sie reif für den Psychiater. Sie hat nur Angst.«
»Wir sind wieder mal einer Meinung, Fee.«
»Du kannst uns anrufen, egal, wie spät es ist.«
»Ich tue es. Danke für die Hilfe!«
»Hoffentlich habe ich nichts falsch gemacht.«
»Er kommt nicht an sie heran, wenn sie nicht will, darauf kannst du dich verlassen.«
Und als Fee gegangen war, erteilte Jenny dafür sogleich strikte Anweisungen.
Fee hatte ihrem Mann viel zu erzählen. »Vielleicht hat sie den falschen Mann geheiratet, Schatz«, sagte er, »und dann ist sie ihm davongelaufen. Das kann doch auch möglich sein. Ich trage meine Heiratsurkunde auch nicht in der Tasche.«
»Sie ist einundzwanzig, Daniel.«
»Woher weißt du das?«
»Aus dem Meldezettel. Sie hat ihn ausgefüllt.«
»Wir dürfen nicht davon ausgehen, daß sie alles wahrheitsgemäß angegeben hat, und Kathi hat sich den Paß bestimmt nicht genau angeschaut.«
»Ich muß sie jedenfalls anrufen, daß sie auch auf der Hut ist.« Und das tat sie auch gleich.
»Wenn uns etwas weiterhelfen kann, ist es der Hund Chérie«, sagte Daniel danach.
»Und der gehört dem jungen Baron Eickstedt. Da muß es irgendeine Verbindung geben.«
»Und vielleicht könnte es stimmen, daß Juanitas Großeltern Besitzer des Jagdschlössels waren. Auch in Lügen ist manchmal ein Körnchen Wahrheit. Alles kann man sich doch nicht aus den Fingern saugen.«
»Dann werde ich jetzt noch mal anrufen und mit Sepp sprechen«, sagte Daniel.
Da stand Danny in der Tür. »Habt ihr wenigstens Zeit fürs Gutenachtsagen?« fragte er unwillig.
»Ich komme gleich«, sagte Fee schuldbewußt.
»Dauernd ist bei uns was los«, murrte er. »Immer redet ihr vom Jagdschlössel. Was ist denn damit?«
»Da ist jemand krank geworden, Danny.«
»Ach so«, sagte er. Damit gab er sich zufrieden. Ein Doktor mußte eben für die Kranken dasein.
Daniel bekam von Sepp Hoflechner nicht gleich eine Auskunft. Da müsse er erst einmal nachgrasen, sagte der. Früher hätte das Jagdschlössel mal zum Eickstedtschen Besitz gehört, aber da wäre es noch kein Hotel gewesen. Aber Sepp versprach, sich gleich morgen zu erkundigen. Immerhin hatte es seither ja dreimal den Besitzer gewechselt.
»Eickstedt«, sagte Fee gedankenvoll, »das könnte die Verbindung zu Chérie sein, aber dann müßte Juanita den jungen Baron kennen.«
»Wenn Sepp die Zusammenhänge nicht herausfindet, du wirst es bestimmt«, sagte Daniel verschmitzt.
»Darauf kannst du dich verlassen!«
*
Jenny Behnisch konnte nicht mit Juanita sprechen, da diese in tiefem Schlummer lag. Als die Ärztin dann aber kurz vor Mitternacht, für sie war es mal wieder ein langer Arbeitstag gewesen, zu der jungen Frau ans Bett trat, schien sie von schweren Träumen geplagt zu sein. Sie flüsterte unzusammenhänge Worte, von denen Jenny allein »Chérie« und »Mama« verstehen konnte, und dann so etwas wie »Maria hilf mir«.
Das brauchte sich Jenny nicht zu notieren. Sie hatte ein gutes Gedächtnis. Sie mußte feststellen, daß das Fieber wieder gestiegen war und brachte das in Zusammenhang mit der nervlichen Verfassung der jungen Frau, da die Lungenentzündung durch die schnelle Therapie nicht zum Ausbruch gekommen war.
Wenn sie doch reden würde, dachte Jenny, dann könnte man ihr viel leichter helfen. Aber wenn dieser
Stone tatsächlich eine Heiratsurkunde daherbringt, wußte sie auch nicht, was sie tun sollte.
Für Jenny war es wieder eine kurze Nacht, aber das war nicht zu ändern, da Dieter am Morgen gleich wieder in den OP mußte.
Bei der Visite fand Jenny Juanita schon wach vor. Ein ziemlich grüblerischer Ausdruck lag auf ihrem feinen Gesicht.
»Ich hatte etwas im Hotelsafe hinterlegt, da ist es doch sicher?« fragte sie stockend.
»Darum brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte Jenny. »Es wird nur an Sie herausgegeben.«
Juanita atmete hörbar auf. »Es darf nicht in falsche Hände kommen«, sagte sie beklommen.
»Keine Angst, Frau Stone«, sagte Jenny aus einer Idee heraus, aber das sollte sie gleich bereuen, denn Juanita stieß einen schreckensvollen Schrei aus und verlor das Bewußtsein.