7.4Wealthy Mind nach Tim und Kris Hallbom
7.5Das Diamond-Cutter-System von Geshe Michael Roach
Vorwort
von Rahim Taghizadegan
Wien, 18.03.2020
Just in dem Moment, als ich diese Zeilen schreibe, beginnt die größte Wirtschaftskrise, die ich je erlebt habe. Zeiten der Krise wecken bei der Mehrheit der Menschen das Interesse an Krisenvorsorge. Nun ist es dafür natürlich zu spät. Gegen diese Zyklen menschlicher Psychologie können wir jedoch nicht viel ausrichten. Darum ist es auch kein Fehler, zu Krisenzeiten über Krisenvorsorge zu schreiben. Schließlich sind es auch Zeiten der Besinnung und Umorientierung.
In der Krise hält die Masse an Mitläufern inne und öffnet sich für alternative Zugänge. Der kurzfristige praktische Nutzen bleibt natürlich beschränkt, er ist eher therapeutischer Natur. Doch langfristig könnte das Verständnis alternativer Ansätze und Möglichkeiten der Vermögensanlage noch sehr wertvoll werden. Auf eine Krise folgt nicht automatisch der Aufschwung, sondern manchmal eine noch größere Krise.
Krisen können heilsam sein. Das griechische Wort verweist auf Phasen des Scheidens und Auftrennens, auf die Ent-Scheidung nach der Ent-Täuschung. Doch Krisen sind unangenehm, darum weichen wir ihnen aus. Das institutionelle Ausweichen hat die Zyklen unserer Massenpsychologie – von FOMO (Fear of Missing Out) bis FUD (Fear, Uncertainty and Doubt) – durch künstliche Geldschöpfungszyklen massiv aufgebläht. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich die Realität nicht mehr zudecken lässt und die Enttäuschung unaufhaltsam ist.
Diese Zeitpunkte lassen sich nicht vorhersagen. Wir haben es mit komplexen Systemen zu tun. Wann und wo eine Lawine vom Hang abgeht, lässt sich nicht berechnen. Aber wir können gewisse Hänge meiden. Leider wird die Masse der Anleger auf diese Hänge gedrängt. Abseits davon scheint es ein paar Pfade zu geben, die auch zum Gipfel führen, aber noch ungewiss sind.
Dieses Buch erklärt nicht nur anschaulich die verzerrte Mischwirtschaft unserer Tage, deren Korrektur nicht nur unausweichlich, sondern auch nötig war. Es versucht sich auch als Wegweiser zu weniger ausgetretenen Pfaden, die vielleicht dazu inspirieren, sich dem Trott der Lemminge zu entziehen. Besonderes Gewicht wird dabei auf Kryptowährungen und die Österreichische Schule der Ökonomik gelegt. Warum ist das sinnvoll?
Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, haben noch eine zu kurze Geschichte, um daraus viel zu extrapolieren. Mehr als zehn Jahre als ein Asset gegen den Widerstand von Staaten und Zentralbanken zu bestehen und zu funktionieren, ist aber dennoch beeindruckend. Dieses Buch wird gewiss dabei helfen zu verstehen, wie diese Ausnahme bislang möglich war.
Der Wert für die krisensichere Vermögensanlage ist noch nicht erwiesen, könnte aber darin liegen, dass es sich um ein Asset handelt, das nicht gänzlich mit anderen korreliert. Die Korrelation von Vermögenswerten hat im letzten Jahrzehnt massiv zugenommen und vereitelt alle klassischen Empfehlungen „konservativer“ (das heißt möglichst krisenrobuster) Anlage. Natürlich werden auch Kryptowährungen in der Liquiditätsnot einer Krise liquidiert, sonst wären sie sinnlos. Die Volatilität dabei ist größer als bei anderen Assets, allerdings erlauben dauerhaft geöffnete Märkte ohne jede Einschränkung des Handels eben auch leichtere Liquidation. Im Vergleich zu den Fiatwährungen könnte sich die algorithmische Mengenbeschränkung langfristig als Vorteil erweisen.
Wirklich krisenfest hingegen ist die Übertragbarkeit von Kryptoguthaben. Bei früheren Katastrophen mussten Menschen Vermögenswerte in ihre Mäntel einnähen, mit geringer Erfolgsaussicht für solchen Schmuggel. Kryptografie macht es möglich, Schlüssel durch merkbare Wortfolgen zu generieren, die nur dem berechtigten Verfügenden bekannt sind. Hoffen wir, dass solche Tests auf Krisenfestigkeit niemand braucht – aber allein die Möglichkeit ist beruhigend.
Die Österreichische oder Wiener Schule der Ökonomik schließlich kann – richtig verstanden – eine realistische Betrachtung wirtschaftlicher Dynamiken ermöglichen. Sie unterscheidet sich von der heute dominanten Ökonomik vor allem dadurch, dass sie keine Modelle verwendet, sondern einer Blüte interdisziplinären Denkens entstammt, bei der im Wien des 19. Jahrhunderts Denker der unterschiedlichsten Fachrichtungen mit Wirtschaftspraktikern den Austausch pflegten. Allerdings handelt es sich um eine theoretische Tradition, nicht um eine Anlagepraxis.
Gute Theorie bedeutet Erkenntnissuche ohne Scheuklappen, das heißt eingehende Reflexion über die Realität in kritischem Austausch mit der Hoffnung, die Welt und den Menschen etwas besser zu verstehen. Gute Theorie ist aber auch ein lebenslanger Versuch ohne Aussicht auf Erfolg – wer Schlussfolgerung und Empfehlungen übernimmt, muss also dem Urheber vertrauen.
Die Österreichische Schule der Ökonomik sollte weder Ideologie noch Programmatik sein, wird aber oft so verstanden. Das viel größere Problem aber ist, dass diese Tradition nur so wenigen bekannt ist, obwohl sie viel fruchtbarere und realitätsnähere Ansätze des Verständnisses wirtschaftlicher Phänomene bietet. Umso erfreulicher ist, dass dieses Buch dieser Tradition so viel Raum bietet.
Das alte Wien war krisenerprobt, ging aber dennoch in der großen Krise des 20. Jahrhunderts unter – zum Glück nicht physisch, leider aber geistig. Gesicherte Krisenfestigkeit gibt es also keine. Hellsichtige Köpfe, die Muße zum kritischen Nachdenken haben, und mutige Pioniere auf alternativen Pfaden können aber dennoch ein beeindruckendes Maß an Autonomie entfalten, Krisen als Herausforderungen und gar Chancen erkennen, für sich und ihre Familien das Beste aus der Lage machen – und manchmal sogar die Welt verbessern. Möge dieses Buch die Leser dazu ermutigen, die gegenwärtige Krise als positive Herausforderung anzunehmen, ein wenig krisenfester zu werden.
Rahim Taghizadegan ist der letzte österreichische Vertreter der Österreichischen Schule der Ökonomik in direkter Tradition und Rektor des scholarium (www.scholarium.at) in Wien. Er war einer der ersten Ökonomen, der Bitcoin verstand und nutzte. Er lehrte unter anderem an der Universität Liechtenstein, der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität Halle, ist mehrfacher Bestsellerautor und gefragter Redner. Zuletzt erschienen von ihm „Österreichische Schule für Anleger“, „Die Nullzinsfalle“ und „Geld her – oder es kracht!“.
Vorspann der Krisenfest-Videos auf www.krisenfest.club
Einleitung
Stehen wir vor der größten Finanzkrise aller Zeiten? Wird unser auf Schulden basierendes Geldsystem bald krachend in sich zusammenbrechen? Müssen wir dann in Schlangen vor den Geldautomaten warten, um an unser Geld zu kommen, und fürchten, dass es kaum noch etwas wert ist?
Vieles spricht dafür. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die große Krise kommt. Vielleicht sind wir schon mittendrin, wenn Sie dieses Buch lesen. Doch Sie können sich dagegen wappnen. Davon handelt dieses Buch. Es gibt Tipps, wie Sie trotz Negativzinsen, Hyperinflation und Kapitalverkehrskontrollen Ihre finanzielle Freiheit bewahren können.
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