Aaron Koenig

Krisenfest


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Akt“ der Geldschöpfung abbezahlen. Er muss in der Regel hart dafür arbeiten und zum Beispiel das Haus, das er für seinen Hypothekenkredit kauft, als Sicherheit hinterlegen. Kann er den Kredit nicht mehr bedienen, wird die Bank Eigentümerin des Hauses, das mit aus dem Nichts geschaffenen Geld gekauft wurde. Klingt so ein System für Sie auch absurd und ungerecht?

      Wem gehört Ihr Geld?

      Nur wenige wissen, dass das Geld auf „ihrem“ Bankkonto keineswegs mehr ihr Eigentum, sondern lediglich eine Forderung an die Bank ist. Aus Sicht der Bank ist es eine Verbindlichkeit. Sie gibt Ihnen also das Versprechen, das Geld wieder zurückzuzahlen. Doch wie viel dieses Versprechen wert ist, weiß jeder Grieche, der in den Hochzeiten der Eurokrise vor geschlossenen Bankfilialen stand und nicht mehr an „sein“ Geld herankam. Zu Zeiten des Corralito in Argentinien 2001 waren die Bankguthaben der Bürger sogar für fast ein Jahr lang geblockt und wurden schließlich um rund die Hälfte abgewertet.

      Die Ursache für solche repressiven Maßnahmen ist das sogenannte Teilreservesystem der Banken. Sie haben das Geld, das sie ihren Kunden schulden, nämlich nicht im vollen Umfang vorrätig. Nur einen kleinen Teil – die Teilreserve – halten sie tatsächlich in ihrer Kasse. Würden mehr Bankkunden als üblich gleichzeitig ihr Geld abheben, wären die Banken sofort pleite. Insbesondere in Krisenzeiten hat es solche Bank Runs immer wieder gegeben, viele Wirtschaftskrisen nahmen ihren Anfang darin. Um dies zu vermeiden, wurden Zentralbanken überhaupt gegründet. In Krisenzeiten sollen sie als Lender of Last Resort („Kreditgeber der letzten Instanz“) zur Verfügung stehen. Zumindest ist dies die vorgeschobene Begründung für die Existenz von Zentralbanken. Ihr hauptsächlicher Nutzen für die Regierungen ist die Finanzierung von Kriegen. Doch Zentralbanken und die Zentralisierung des Geldsystems haben für die Bürger gravierendere Nachteile.

      Der Cantillon-Effekt

      Der Ökonom Richard Cantillon stellte bereits im 18. Jahrhundert fest, dass von einem Monopolgeldsystem diejenigen, die nah an der Quelle des Geldes sitzen, auf Kosten aller anderen profitieren. Cantillon war selbst Nutznießer eines der ersten Zentralbanksysteme, das der schottische Banker John Law für den König von Frankreich geschaffen hatte und das 1720 zum Schaden vieler Kleinanleger kollabierte. Er wusste also aus eigener Erfahrung, worüber er forschte. Laut Cantillon gewinnen immer die Erstempfänger des Geldes: Sie können damit Güter zu den noch unveränderten Preisen kaufen. Während das neue Geld von Hand zu Hand gereicht wird, steigen die Güterpreise, denn die Menge der Güter wächst nicht im selben Maß wie die Geldmenge. Folglich sind die Spät- und Letztempfänger des neuen Geldes die Benachteiligten. Sie können die Güter nur noch zu den neuen, höheren Preisen kaufen. Dieser sogenannte Cantillon-Effekt führt zu einer Umverteilung von Wohlstand von den Arbeitnehmern und Rentnern zu den Mächtigen. Profiteure sind ein immer mächtiger werdender Staat und die mit ihm eng verflochtene Banken- und Finanzindustrie. Der Cantillon-Effekt ist eine zentrale Ursache für das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich.

      Hätte Karl Marx mehr von Ökonomie verstanden, wäre ihm klar geworden, dass die im Kommunistischen Manifest geforderte Zentralisierung der Geldproduktion in den Händen des Staates6 zu wachsender Ungerechtigkeit führen muss. Es ist grotesk, dass sich das marxistische Modell einer staatlichen Zentralbank heute überall, auch in den angeblich „kapitalistischen“ Staaten durchgesetzt hat, obwohl es im offensichtlichen Widerspruch zu den Prinzipien der freien Marktwirtschaft steht.

      Die versteckte Steuer der Inflation

      Die heutigen, vom Staat kontrollierten Währungen verfügen nicht über alle oben beschriebenen Eigenschaften guten Geldes. Ihre größte Schwäche: Sie sind nicht knapp, sondern können von den Zentral- und Geschäftsbanken nach Belieben vermehrt werden. Durch die Aufblähung der Geldmenge, auch Inflation (von lateinisch inflare = aufblähen) genannt, verliert das Geld der Bürger unweigerlich an Kaufkraft, denn der größeren Geldmenge stehen nicht im gleichen Umfang mehr Güter und Dienstleistungen gegenüber, sodass die Preise steigen müssen. Für die Regierenden ist die Vermehrung der Geldmenge eine verlockende Methode, „soziale Wohltaten“ zu finanzieren, um sich bei den Wählern beliebt zu machen und so ihre Wiederwahl zu sichern. Die Inflation wirkt wie eine versteckte Steuer, ist aber nicht so unpopulär wie eine offene Besteuerung, der das Parlament zustimmen muss.

      Viele Menschen, sogar Wirtschaftswissenschaftler, verwenden das Wort Inflation gleichbedeutend mit Teuerung. Doch das sind zwei verschiedene Dinge. Sie sind zwar eng miteinander verknüpft, sollten jedoch klar auseinandergehalten werden. Die Inflation, also die Aufblähung der Geldmenge, ist der Hauptgrund dafür, dass viele Preise steigen. Eigentlich müssten sie angesichts der gestiegenen Produktivität und der besseren globalen Arbeitsteilung fallen, so wie es bei einigen Gütern wie Computern und Handys trotz Inflation der Fall ist. Wenn in den Nachrichten von der „Inflationsrate“ gesprochen wird, ist damit in Wirklichkeit die Teuerungsrate eines von der Regierung willkürlich festgelegten Warenkorbs gemeint. Dinge wie Aktien oder Immobilien, deren Preise durch die Inflation besonders stark steigen, sind in diesem Warenkorb jedoch gar nicht enthalten. Hier werden von den Mächtigen bewusst Begriffe durcheinandergewürfelt und falsch verwendet, um von den wirklichen Zusammenhängen abzulenken. Die Preise steigen nämlich nicht aus heiterem Himmel, sondern weil die Regierung und ihre Zentralbank die Geldmenge bewusst manipulieren. Ich empfehle daher, den Begriff Inflation nur für die Aufblähung der Geldmenge zu gebrauchen und ansonsten von Teuerung zu sprechen. Es ist wichtig, dass wir Ursache und Wirkung nicht miteinander verwechseln.

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       Wachstum der Geldmenge M3 im Euroraum

      Das herrschende Geldsystem ist ungerecht und schädlich. Es führt zu wirtschaftlichen Verzerrungen auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung. Seit es 1971 in seiner Reinform ohne jeden Rest von Golddeckung besteht, sind die öffentlichen und privaten Schulden in allen wichtigen Volkswirtschaften explosionsartig angestiegen. Es ist vollkommen unmöglich, diese Kredite jemals wieder auf ehrlichem Wege zurückzuzahlen. Die einzigen Auswege aus Sicht der Regierungen sind Schuldenschnitte, Hyperinflationen oder Währungsreformen – oder eine Kombination daraus. In allen Fällen würden die finanziellen Ersparnisse der Bürger stark abgewertet oder sogar völlig vernichtet werden. Noch wird der Zusammenbruch unseres Geldsystems durch die Erzeugung immer neuen Geldes zeitlich hinausgezögert, doch lange wird dieses Kartenhaus nicht mehr halten.

      Auf der Suche nach dem besseren Geldsystem

      Doch was ist die Alternative? Ludwig von Mises, der wohl herausragendste Ökonom des 20. Jahrhunderts, hat eine Rückkehr zum Goldstandard und eine Abkehr vom Teilreservesystem vorgeschlagen. Jeder Geldschein wäre dann nichts weiter als eine Quittung für bei einer Bank gelagertes Gold. Durch eine solche Volldeckung des Geldes müssten die Regierungen wesentlich disziplinierter wirtschaften, als sie es heutzutage tun, denn Gold lässt sich nicht wie Papier oder digitales Geld beliebig vermehren. Überbordende Staatsverschuldung und chronische Inflation, wie sie heutzutage gang und gäbe sind, wären ausgeschlossen. Auch Kriege wären kaum mehr finanzierbar.

      Doch werden sich die Mächtigen die Kontrolle über das Geld wirklich freiwillig aus der Hand nehmen lassen? Das bezweifle ich. Auch wenn ein neuer Goldstandard viele Vorteile hätte, müssten sich alle wichtigen Regierungen darauf einigen, was extrem unwahrscheinlich ist. Wenn wir ein besseres Geldsystem wollen, geht das nur ohne die Regierungen. Der österreichische Ökonom und Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek hat bereits 1976 eine Trennung von Geld und Staat und einen freien Wettbewerb der Währungen als Lösung vorgeschlagen. „Der einzige Weg, letztlich die Zivilisation zu retten, wird darin bestehen, den Regierungen ihre Macht über das Geld zu entziehen“, schreibt Hayek in seinem Buch „Entnationalisierung des Geldes“. „Die bisherige Instabilität der Marktwirtschaft ist eine Folge davon, dass der wichtigste Regulator des Marktmechanismus, das Geld, seinerseits von der Regulierung durch den Marktprozess ausgenommen wurde.“7

      Damals