Aaron Koenig

Krisenfest


Скачать книгу

können. Keine Macht der Welt kann eine Bitcoin-Überweisung aufhalten oder ein Kryptokonto einfrieren. Insbesondere in Krisenzeiten haben wir damit ein äußerst wirkungsvolles Werkzeug in der Hand, um unser Erspartes zu sichern und weiterhin miteinander Handel treiben zu können.

      Ich habe zum Thema Kryptowährungen bereits drei Bücher geschrieben. In „Bitcoin – Geld ohne Staat“ betrachte ich Bitcoin aus Sicht der Wiener Schule der Volkswirtschaft und begründe, warum digitales Bargeld dem bisherigen Geldsystem überlegen ist. „Cryptocoins – Investieren in digitale Währungen“ gibt einen Überblick über die verschiedenen Typen von Kryptowährungen und viele praktische Tipps, wie man mit ihnen umgeht. „Die dezentrale Revolution“ beleuchtet die wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen, die Bitcoin und die Blockchain-Technologie haben können. Auch in diesem Buch spielen Kryptowährungen eine Rolle, doch betrachte ich sie aus einer gänzlich anderen Perspektive. Nach einer allgemeinen Einführung in Kapitel 2 geht es in Kapitel 3 vor allem um die Frage: Wie können Ihnen Bitcoin und Co dabei helfen, Ihr Erspartes trotz finanzieller Repressionen zu sichern? Wie können Sie Ihr Vermögen zur Not außer Landes bringen und weiterhin finanziell frei bleiben?

      Auch der Kurs des Bitcoin kann kurzfristig fallen, wenn die Menschen in Panik geraten. Das konnte man während der Coronavirus-Krise im März 2020 beobachten, als der Bitcoin-Kurs genau wie Aktien und andere Werte steil abstürzte. Ein „sicherer Hafen“ für Anleger ist der Bitcoin noch nicht, dazu ist er noch zu neu und unbekannt. Kryptowährungen haben jedoch gegenüber dem herkömmlichen Finanzsystem so viele Vorteile, dass sie sich langfristig durchsetzen werden.

      In diesem Buch geht es jedoch nicht nur um Kryptowährungen, sondern um viele weitere Methoden, mit denen Sie Ihre finanzielle und individuelle Freiheit verteidigen können. Dabei habe ich mit Experten zusammengearbeitet, die auf ihrem jeweiligen Fachgebiet zu den Besten zählen. Von Steffen Krug vom Institute for Austrian Asset Management kann man lernen, wie man nach den Erkenntnissen der Wiener Schule der Volkswirtschaft sein Geld anlegt (Kapitel 4). Christoph Heuermann von Staatenlos weiß, wo man sich und sein Unternehmen am besten ansiedelt und dabei möglichst wenig Steuern bezahlt (Kapitel 5). Sicherheitsexpertin Bettina Falck gibt Tipps, wie man Leib, Leben und Eigentum möglichst wenigen Risiken aussetzt und eine Krise übersteht (Kapitel 6).

      In Kapitel 7 fasse ich das Thema Finanzielle Freiheit dann etwas weiter. Es geht dabei nicht nur darum, wie Sie Ihr Geld in Krisenzeiten gegen finanzielle Repressionen schützen können, sondern ganz allgemein um Ihre eigene Einstellung zu Geld, Reichtum und Erfolg. Dafür habe ich mir einige populäre Trainingsmethoden näher angesehen, die Sie der finanziellen Freiheit näherbringen können, und zwar Millionaire’s Mind von T. Harv Eker, Wealthy Mind von Tim und Kris Hallbom und das Diamond-Cutter-System von Geshe Michael Roach. Das Abschlusskapitel 8 ist eine sehr optimistische Utopie davon, wie eine bessere Welt nach der großen Krise aussehen könnte.

      Herausgekommen ist ein praktisches, facettenreiches Handbuch, das es Ihnen ermöglicht, auch in Krisenzeiten frei zu leben.

image

      1

      Kommt der große Crash?

      Crashpropheten haben derzeit Hochkonjunktur. „Der größte Crash aller Zeiten“1, „Weltsystem-Crash“2, „Machtbeben: Die Welt vor der größten Wirtschaftskrise aller Zeiten“3 – das sind nur einige der in letzter Zeit herausgekommenen Bücher, deren Titel einem Angst und Bange machen können. Auch im Internet warnen viele Autoren vor einer neuen, nie dagewesenen Finanzkrise. Und selbst die Forschungsabteilung der Deutschen Bank spekuliert in ihrem Magazin Konzept über das Ende des derzeitigen Geldsystems.4 Haben wir es hier mit reiner Panikmache zu tun? Man könnte es leicht als solche abtun, Panik verkauft sich schließlich immer gut.

      Doch leider sprechen viele Anzeichen dafür, dass man die Krisenpropheten ernst nehmen sollte. In diesem Kapitel wollen wir nüchtern betrachten, welche tieferen Ursachen zu einer großen Finanz- und Wirtschaftskrise führen könnten.

      1.1Die Fehlkonstruktion Euro

      Der Euro ist ein rein politisches Konstrukt. Aus wirtschaftlicher Sicht ergibt es keinen Sinn, so unterschiedliche Volkswirtschaften wie zum Beispiel die deutsche und die griechische unter ein gemeinsames staatliches Währungsmonopol zu zwingen. Einige Politiker wollten den Euro durchsetzen, um damit ihre Vision der „Vereinigten Staaten von Europa“ zu verwirklichen, andere, um die währungspolitische Dominanz der Deutschen und ihrer Bundesbank zu beenden. Beides ist gründlich schiefgegangen.

      Exportrekord und Target2

      Die deutsche Exportwirtschaft hat sehr davon profitiert, dass der Außenwert des Euro für sie eigentlich zu schwach ist. Sie kann ihre Güter damit günstiger anbieten als zu Zeiten der D-Mark. Die italienische Lira und der französische Franc wurden früher des Öfteren abgewertet, um die Exportstärke der deutschen Wirtschaft auszugleichen. Das ist mit dem Euro nicht mehr möglich. Die deutschen Exportüberschüsse haben jedoch dazu geführt, dass die Zentralbanken der anderen Eurostaaten über die sogenannten Target2-Salden mit mittlerweile rund einer Billion Euro bei der deutschen Bundesbank verschuldet sind. Das Target2-System war ursprünglich zum Ausgleich kurzfristiger Forderungen gedacht – nicht als langfristiger Dispokredit, um den Export deutscher Autos und Maschinen ins Ausland mit neu geschaffenen Euro zu finanzieren. Es ist abzusehen, dass dieses außer Balance geratene System früher oder später kollabieren wird und die daraus resultierenden Verluste vom deutschen Steuerzahler getragen werden müssen.

image

       Entwicklung der Target2-Salden

      Schulden ohne Grenzen

      Regierungen wie die von Griechenland oder Italien, die besonders deutlich über ihre Verhältnisse leben, können dank der gemeinsamen Währung Schulden zu sehr viel niedrigeren Zinsen aufnehmen, als ihnen dies zu Zeiten von Drachme und Lira möglich war. Die Staatsschulden sind daher in fast allen Eurostaaten seit Einführung des Euro stark gestiegen. Die ursprünglich vereinbarten Regeln zur Eurostabilität werden missachtet. Kaum ein Staat hält sich noch an die eigentlich ausgemachte Staatsschuldengrenze von 60 Prozent des Bruttosozialprodukts. Längst haften die Eurostaaten durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) gemeinsam für die Schulden der anderen, was im Vertrag von Maastricht eigentlich ausdrücklich verboten wurde. Jedes Unternehmen, das so schlecht wirtschaften würde wie die Eurostaaten, hätte längst Insolvenz anmelden müssen.

image

       Staatsverschuldung im Euroraum

      Keine Währungsunion war je erfolgreich

      Von der Utopie (oder Dystopie?) der „Vereinigten Staaten von Europa“ ist die EU durch die anhaltende Eurokrise weiter entfernt als je zuvor. Die zahlreichen Probleme der Euro-Einheitswährung haben zu viel Streit geführt. In schwächeren Volkswirtschaften wie der griechischen oder der portugiesischen fühlen sich viele Menschen von den Regierungen der wirtschaftlich stärkeren Staaten gegängelt und in ihrer Souveränität eingeschränkt. Deutsche, Niederländer oder Österreicher wiederum sehen nicht