obersten Gott stehenden Weltgeister, die, gleich den Tagen des Jahres, 365 an Zahl sein sollten. (a = 1; b = 2, r = 100; a = 1; x = 60; a = 1; s = 200 im griechischen Ziffernsystem.)
Abrichtung (Dressur) heißt die methodische Gewöhnung von lebenden Wesen durch Zwangmittel zu bestimmten Fertigkeiten, z. B. zum Tanzen, Springen, Apportieren usw. Die Abrichtung führt zum Verständnis des fremden Willens, zu Gehorsam und Gewandtheit, aber nicht zur Einsicht und Selbständigkeit. Auch wir Menschen werden zum Stehen, Gehen, Essen, Schreiben, Lesen etc. abgerichtet. Der eigentliche Unterricht aber muß von aller Abrichtung frei sein.
abrupt (lat. abruptus) heißt abgerissen, ohne Zusammenhang; ex abrupto bedeutet plötzlich.
Abscheu (Abomination) ist die heftige Abneigung gegen etwas in Verbindung mit dem Streben, sich davon zu befreien. Abscheu ist also das Gegenteil von Begierde. Vgl. Hass.
Abschreckungstheorie vgl. Strafe, Todesstrafe.
Absicht bedeutet die Bestimmung des Willens zu einem Ziele. Die Absicht unterscheidet sich vom Zweck dadurch, daß unter jener meist die subjektive, unter diesem meist die objektive Bestimmung des Willens verstanden wird. Nach dem Grade der Absichtlichkeit einer Tat richtet sich die Zurechnung. Vgl. Zweck.
absolut (lat. absolutus von absolvere), eigentl. losgelöst, bezeichnet die Loslösung von den verschiedensten Beziehungen, so daß sich die Bedeutung des Wortes sehr mannigfaltig gestaltet hat. Die gebräuchlichsten Verwendungen des Wortes sind: 1. losgelöst von jeder Verbindung; der Gegensatz ist relativ (in Verbindung gesetzt); so redet man von absoluten und relativen Zahlen; jene, z. B. 5 oder a sind Zahlen außerhalb jeder Rechnungsoperationen, diese, z. B. +5 oder –a sind ihrer Entstehung nach Glieder einer Additions- oder Subtraktionsaufgabe, Addenden oder Subtrahenden; 2. losgelöst von jeder Bedingung; der Gegensatz ist hypothetisch (bedingt), z. B. absolutes Gut, absolute Notwendigkeit, absolute Wahrheit; 3. losgelöst von jeder Abhängigkeit und Einschränkung; der Gegensatz ist beschränkt, abhängig, konstitutionell determiniert; so spricht man von einer absoluten Freiheit, einer absoluten Herrschaft (Absolutismus) im Gegensatz zu der Willensunfreiheit (dem determinierten Willen), zu konstitutioneller Herrschaft; 4. losgelöst von jeder Empfindung; der Gegensatz ist empirisch, so heißt der von dem Mathematiker vorausgesetzte reine unbewegliche Raum der absolute Raum im Gegensatz zu dem bewegten, mit Materie erfüllten Wahrnehmungsraume; ähnlich ist der Begriff der absoluten Zeit; 5. losgelöst von jeder Raum- oder Zeitbeziehung; der Gegensatz ist in räumlicher oder in zeitlicher Beziehung zu einem anderen; so bezeichnet philosophisch absolut das, was in sich ist und nicht in einem und mit anderen ist; 6. losgelöst von jeder subjektiven Beimischung, in sich geschlossen, an sich; das absolute Ding, das Ding an sich bildet den Gegensatz zu dem auf das Subjekt, auf das menschliche Bewußtsein bezogenen Ding, der Erscheinung; 7. losgelöst von allen Schranken der Zeit, des Raumes und des Irdischen überhaupt. In dieser Bedeutung versteht man unter dem Absoluten das Ewige, das Unendliche, den letzten Grund aller Erscheinungen, die Einheit von Natur und Geist, den Weltgrund, Gott. Das Absolute bildet den Gegensatz zum Endlichen, Vergänglichen, Irdischen, Geschaffenen. Der Begriff des Absoluten begegnet uns schon in der Philosophie der Neuplatoniker und der Scholastiker; aber Nicolaus Cusanus (1401-1464) verwendet zuerst den Ausdruck »absolutum« dafür, und erst durch die Philosophie Fichtes und Schellings erlangte er allgemeine Geltung. Für Fichte (1761-1814) ist das Absolute das Ich, für Schelling (1775-1854) die Einheit von Idealem und Realem. Vgl. Metaphysik.
absondern s. abstrahieren.
absprechen heißt ohne Gründe urteilen oder entscheiden.
ábstine et sústine apechou kai anechou heißt: Enthalte dich (der Genüsse) und ertrage (die Kränkungen). So lautete die ethische Forderung des Stoikers Epiktetos (in der 2. Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr.), die wie alle ethischen Vorschriften der Stoiker nicht von Übertreibung und nicht von Einseitigkeit frei war. Nach Gellius noctes att. XVII, 19, 6 lehrte Epiktetos: Wer die Worte anechou und apechou beherzigt und befolgt, der führt ein schuldfreies und zufriedenes Leben. es müßte nach Gellius also eigentlich in richtiger Reihenfolge heißen: sustine et abstine.
Abstinenz (lat. abstinentia), d. i. Enthaltsamkeit von den Genüssen, ist seit je als moralisch-religiöse Selbsterziehung empfohlen worden, meist aber auf Grund der falschen Voraussetzung, daß die Seele sich dadurch von der Sinnlichkeit befreien könne. Die Abstinenz ist förderlich für den Charakter, soweit sie Selbstbeherrschung ist, aber wenig verdienstlich, soweit sie nur äußere Form ist, oder wenn sie ins Extrem getrieben wird. Vgl. Askese.
Abstoßungskraft, Zurückstoßungskraft (vis repulsiva), heißt die bewegende Kraft, durch die eine Materie Ursache sein kann, eine andere von sich zu entfernen. Kant schreibt in seinen metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft der Materie die Anziehungs- und Zurückstoßungskraft zu. Vgl. Materie und Molekül.
abstrahieren (lat. abstrahere), abziehen, absehen, heißt der Denkprozeß, durch den wir die Anschauungen von Einzeldingen unter bestimmten Gesichtspunkten durch Vergleichung untereinander vom Individuellen und Zufälligen befreien und die ihnen gemeinsamen wesentlichen (s. d.) Merkmale zu allgemeinen Begriffen zusammenfassen. So verfährt z.B. jedes Gebiet der Mathematik und der Naturwissenschaft, um zu seinen Begriffen zu gelangen.
abstrakt (lat.), abgezogen, heißt ein Begriff, welcher durch Abstrahieren (s. d.) gebildet ist, also von dem Individuellen und Zufälligen des Einzelobjekts befreit ist und nur die mehreren konkreten Dingen oder Vorstellungen gemeinsamen, wesentlichen (s. d.) Merkmale enthält. So ergibt die Vergleichung von Bäumen, Sträuchern, Blumen, Moosen usw. den abstrakten Begriff einer Pflanze, während wir durch Betrachtung des einzelnen Baumes nach allen seinen Merkmalen den konkreten Begriff einer Pflanze finden. Die Vergleichung verschiedener ausdauernder Holzgewächse mit Stamm und Krone und die Zusammenfassung der ihnen gemeinsamen Merkmale ergibt den abstrakten Begriff Baum. Auf dieselbe Weise bilden wir Abstrakta auf dem Gebiete jeder Wissenschaft, z. B. Staat, Kirche, Tugend, Menschenliebe u. s. f. Mit Ausnahme der Eigennamen bezeichnen alle Worte der Sprache abstrakte Begriffe, können aber von dem Sprechenden im occasionellen Gebrauch überall konkret gebraucht werden. (Vgl. Sprache.) Weil ein abstrakter Begriff nicht bloß von einem Gegenstand gilt, sondern als Merkmal in verschiedenen Dingen vorkommt, nennt man ihn auch einen allgemeineren oder höheren; vgl. die Stufenreihe der Begriffe: Sokrates, Athener, Grieche, Mensch. Verliert man bei der Bildung abstrakter Begriffe den konkreten Ausgangspunkt und die leitenden Gesichtspunkte aus dem Auge, so wird der Begriff leer. Daher kann durch das beziehungslose Abstrahieren kein rechtes Wissen erlangt werden. Der erste Philosoph, der die Kunst des Abstrahierens praktisch übte und zwar auf ethischem, nicht auf mathematischem oder naturwissenschaftlichem Gebiete, war Sokrates (469-399). Aristoteles (384-322) stellte die Abstraktion (aphairesis) der Determination (prosthesis) (s. d.) entgegen (Met. XII, 2p. 1077b, 9f.), verstand aber unter dem Abstrakten die von der Materie losgelöste Form, z. B. die mathematische Größe. Die spätere Logik bildete namentlich in der Neuzeit das Verfahren des Abstrahierens methodisch aus. Vgl. Überweg, Logik § 51. – Im Sprachgebrauche der Grammatik versteht man unter einem Abstractum in Anlehnung an Aristoteles etwas, das nur selbständig gedacht wird, während zur Bezeichnung für einen Gegenstand, der von Natur selbständig ist, Concretum genommen wird. Vgl. Überweg, Logik § 47. Eucken, Geistige Strömungen. Leipzig 1904, S. 52.
Abstraktion ist die Ausschließung des Individuellen und das Beibehalten des Wesentlichen und des Allgemeinen bei der Bildung eines Begriffes. Man unterscheidet quantitative und qualitative Abstraktion. Die quantitative Abstraktion bezieht sich auf die Form des Gegenstands, d. h. auf die Verbindung seiner Teile zu einem Ganzen; durch sie entstehen alle Raum- und alle Zeitbegriffe. Die qualitative Abstraktion dagegen führt zur Bildung geeigneter Gattungsbegriffe.