dann versteckt, verborgen, dunkel, unverständlich.
Abstumpfung heißt der Zustand des Gemütslebens, in dem Einwirkungen, die an sich geeignet sind, starke Gefühle auszulösen, nur schwache oder gar keine Gefühle hervorzurufen vermögen. Die Abstumpfung beruht auf dem Gesetze, daß jedes Gefühl sich in seinem Fortgang um so schneller verringert, je stärker es ursprünglich gewesen ist. Schon Epikuros (341-372) hob gegen Aristipps (um 435-355) Hedonismus hervor, daß die höchste Lust jedesmal die kürzeste sei. Ähnlich ist es mit der Unlust. Strenge Strafmittel führen daher gewöhnlich schnelle Abstumpfung herbei.
absurd (lat. absurdus) heißt mißklingend, ungereimt, widersinnig; ad absurdum führen heißt jemandem durch einen Beweisgang einen versteckten logischen Widerspruch aufdecken, jemanden widerlegen. Ein solcher Beweisgang, der vom Gegenteil des Wahren ausgeht, heißt seit Alexander Aphrodisiensis um 200 v. Chr. hê eis to adynaton agousa apodeixis (deductio ad absurdum). – Absurde Zahlen heißen bei Michael Stifel (1486-1567) die negativen Zahlen. Vgl. Paradoxie, Apagoge.
Abulie (gr. aboulia), Willenlosigkeit, ist eine Art von Geisteskrankheit, welche oft mit Melancholie (s. d.) verbunden ist. Der Kranke kann zu keinem Entschluß und zu keinem Handeln kommen, obgleich er die Notwendigkeit dazu deutlich einsieht. Leichtere Grade von Willenlosigkeit sind Ratlosigkeit, Charakterschwäche und Weichlichkeit.
ab universali ad particulare valet, a particulari ad universale non valet consequentia (lat.) heißt: Der Schluß vom Allgemeinen auf das Besondere ist gültig, der Schluß vom Besonderen auf das Allgemeine ist ungültig. Dieser Satz ist richtig; denn was von der Gattung gilt, muß auch von der Art gelten, nicht aber, was von der Art gilt, auch von der Gattung. Diese nicht zu bezweifelnde logische Regel erleidet jedoch im wirklichen Denken beim Prozeß der Induktion ihre psychologische Einschränkung. Manches Gesetz ist gefunden und manche Hypothese aufgestellt worden, indem faktisch vom Besonderen auf das Allgemeine geschlossen ist.
abusus non tollit usum (lat.) heißt: Der Mißbrauch hebt den richtigen Gebrauch nicht auf; abusive heißt mißbräuchlich.
Acceleration (lat. acceleratio = Beschleunigung) heißt die Beschleunigung der Bewegung, d. h. der Zuwachs der Geschwindigkeit während einer Sekunde (vgl. Bewegung). Beschleunigung oder Verzögerung und Richtungsänderung sind die einzigen Veränderungen, die eine Bewegung erleiden kann. Wo sie eintreten, sucht man nach veranlassenden Ursachen. Vgl. Dynamismus.
Acceptilation (lat. acceptilatio) heißt das Eintragen des Empfanges einer Schuldsumme. Der Begriff hat seinen Platz in der Lehre des Duns Scotus (1265-1308), daß Gott die an sich nicht genügende Satisfaktion Christi aus freiem Erbarmen für ausreichend zur Tilgung der Sünde der Menschheit ansieht.
Accidenz (lat. accidens) heißt das nicht Wesentliche (das nicht Essentielle), das Wechselnde, das Zufällige. – Man versteht unter Accidenzen 1. die Eigenschaften im Gegensatz zur Substanz (so Aristoteles, Kant, Fichte u. a.); Aristoteles (Analyt. post. I 21p. 83 a, 24 ff.) unterscheidet von der Kategorie der Substanz alle übrigen Kategorien und faßt sie unter dem Namen ta symbebêkota (Accidentia) zusammen. Kants erste Analogie der Erfahrung besagt demgemäß: »Bei allen Veränderungen in der Welt bleibt die Substanz, und nur die Accidenzen wechseln« (Kr. d. r. Vernunft, S. 184). Man versteht unter Accidenzen 2. die nicht wesentlichen, nicht notwendigen Eigenschaften einer Substanz im Gegensatz zu den wesentlichen (essentiellen), einer Substanz dauernd anhaftenden Merkmalen (so auch bei Aristoteles, Herbart u. a.). Aristot. Met. 4. 30 p. 1025 a 14 Symbebêkos legetai, ho hyparchei men tini kai alêthes eipein ou mentoi out' ex anankês out' epi to poly, Accidenz heißt, was einem Gegenstande zukommt und was man von ihm aussagen kann, aber was ihm nicht notwendig und nicht meistenteils zukommt.
accidenziell oder accidental bedeutet zufällig.
Accommodation (lat. accomodatio) heißt Anbequemung, Anpassung. Der Begriff wird auf verschiedenen Gebieten der Wissenschaft gebraucht. Er ist z. B. physiologisch, wenn er die Anpassung des menschlichen Auges durch Wölbung der Kristallinse an Gegenstände in verschiedenen Entfernungen, theologisch, wenn er die Anbequemung der göttlichen Offenbarung an die menschliche Schwäche, pädagogisch, wenn er die Anpassung des Lehrers an die Fassungsgabe und den Standpunkt seiner Schüler bezeichnet. In der Descendenzlehre ist die Accomodation die Anpassung eines Lebewesens an die äußeren Lebensbedingungen.
Acedie (gr. akêdeia) heißt Trägheit, Lässigkeit. Der Ausdruck ist wenig gebräuchlich.
acervulus cerebri (lat.), Hirnsand, heißt der Inhalt der Zirbeldrüse, welcher phosphorsauren und kohlensauren Kalk enthält (vgl. Zirbeldrüse).
acervus (lat. acervus), Haufen (gr. sôritês = Haufenschluß von sôros = Haufe), heißt ein Trugschluß, der durch die Frage verwirrt, wie es möglich ist, daß viele Dinge zusammen eine Wirkung hervorbringen, die jedes einzelne von ihnen für sich nicht hervorbringt. Er geht auf Zenon von Elea (geb. zw. 490 und 485 v. Chr.) zurück, welcher behauptete, wenn ein Scheffel Korn beim Ausschütten ein Geräusch hervorbringe, so müsse auch jedes einzelne Korn und jeder kleinste Teil eines Korns ein Geräusch hervorbringen, was doch nicht wahr sei. Er erscheint bei Eubulides (4. Jhrhdt. v. Chr.), von der Wirkung auf die Masse übertragen, in der Form, daß gefragt wird, ob ein Korn einen Haufen bilde? Offenbar nicht; zwei Körner? Nein. Drei? Nein. Schließlich würde mithin ein Kornhaufen überhaupt nicht zustande kommen, da man nicht angeben kann, wieviel Körner dazu gehören.
Achamoth (hebr.) heißt bei dem Gnostiker Valentinus (c. 150 n. Chr.) die durch die Begierde zerrüttete Weisheit, welche ein Äon ist und sich aus sinnlicher Liebe, aus dem Pleroma, dem gestalteten Chaos, abirrend, in den göttlichen Abgrund stürzt und dadurch Mutter des Demiurgen (Weltbildners) wird. Vgl. K. Haase, Kirchengeschichte § 78.
Achilleus heißt ein Trugschluß des Eleaten Zenon(geb. zw. 490 und 485 v. Chr.), durch den er beweisen wollte, daß alle Bewegung nur Schein sei. Die Schildkröte, das langsamste der Tiere, meinte er, könne nie von Achill, dem schnellsten Menschen, eingeholt werden, wenn sie auch nur den geringsten Vorsprung hätte; denn der Abstand zwischen ihnen lasse sich bis ins Unendliche zerlegen, und Achill müsse immer erst dahin kommen, wo die Schildkröte eben gewesen sei. Aber wird einmal Bewegung von verschiedener Geschwindigkeit gedacht, so ist damit schon eingestanden, daß dieselben Räume in verschiedener Zeit durchlaufen werden. Auch überschreitet die Summe einer konvergierenden geometrischen Reihe, wie sie durch die Bewegungen der Schildkröte dargestellt wird, nie einen bestimmten endlichen Wert.
Achtung ist die Anerkennung einer Person um irgend eines Wertes willen. Sie ist oft nicht frei von Unlust; denn die Auffindung von Vorzügen an anderen Wesen bereitet uns zwar an sich Lust, weil wir Gutes vor uns haben, aber auch zugleich Unlust, weil unsere Selbstliebe darunter leidet. Die Achtung bildet einen Gegensatz zur Neigung und Liebe. Kant verlangt, daß wir das Gute aus keinem andern Motiv tun sollen, als aus Achtung vor dem Sittengesetz. (Kritik d. prakt. Vernunft I, III, S. 126 ff.). J. H. v. Kirchmann (1802-1884) teilte alle Gefühle in die Lust- und die gewöhnlich sittlich genannten Achtungsgefühle.
Act (lat. actus) heißt Handlung, Tätigkeit, z. B. Willensact.
Action (lat. actio) heißt die Tätigkeit im Gegensatz zum Leiden (Passion), oder die Wirkung im Gegensatz zur Reaktion (Gegenwirkung).
Activität (franz. activité) heißt die Fähigkeit zu wirken oder das tätige Verhalten, wogegen Passivität die Unfähigkeit zu wirken oder das untätige Verhalten, die bloße Aufnahmefähigkeit bedeutet. Vollkommene Activität ist den Dingen ebensowenig eigen als vollständige Passivität, da alle Dinge in Wechselwirkung stehen und Aktion und