kann. Viele von diesen Hyperaktiven haben einen Pettingteppich zu Hause, einige lassen sich sogar ein regelrechtes Putting-Grün im Garten einbauen.
Ein Ansatz, den man an dieser Stelle nur als lächerlich abtun kann. Denn wer jeden Tag ein paar hundert Putts übt, wird irgendwann automatisch ein Gefühl für Richtung, Länge und Tempo entwickeln und letztlich auf dem Golfplatz mit wesentlich weniger Schlägen vom Grün gehen, als dies der Fall wäre, wenn er einfach so draufloshaudern würde. Er wird im Nullkommanix um Welten besser scoren und schon bald unter neunzig oder gar achtzig spielen. Wollen Sie das? Eben. Beim Putten können Sie Ihr Ziel, Spaß am Spiel zu haben und beziehungstechnisch kein Risiko einzugehen, auf jeden Fall voll vergeigen!
Merke: Ist V ein Vektorraum über R oder C und L eine Teilmenge von V, so ist L eine Strecke genau dann, wenn L als L = {u + tv | t € [0,1]} parametrisiert werden kann, wobei u, v € V zwei Vektoren sind und v ≠ 0 gelten muss. Dabei sind die Vektoren u und u + v die Endpunkte der Strecke L.
* Ja, ich weiß, € ist falsch, es sollte eigentlich dieses ∈ sein, doch das haben wir nicht.
Das Carbonara-Prinzip
Der Putt ist die versuchte Verbindung zweier Punkte, wobei einer dieser Punkte ein viel zu kleines Loch von gerade mal 10,79 Zentimetern Durchmesser ist.
Vor diesem Hintergrund könnte man natürlich auf die Idee verfallen, den Ball entweder a) mit dem ersten Versuch einzulochen oder b) mit Gefühl in einen imaginären Spaghetti-Teller zu putten. Und ihn dann emotionslos mit dem zweiten Putt zu versenken. Par.
Der Nachteil dieses Carbonara-Prinzips ist allerdings, dass man deutlich weniger oft zum Putten kommt, was vor allem dann schade ist, wenn man sich gerade erst ein affig teures Werkzeug gekauft hat, das man auf den Grüns fleißig benutzen möchte. Es ist dann ein bisschen so, als hätte man einen Ferrari in der Garage stehen und würde ihn lediglich zum Brötchenholen rausfahren. Allora, verabschieden Sie sich von der Idee des Spaghetti-Tellers, und putten Sie ungehemmt und mit viel Schwung drauflos. Richten Sie sich nicht aufs Loch aus. Lassen Sie das. Versuchen Sie gar nicht erst, ein Gefühl für die Distanz zu gewinnen, vergessen Sie die Ondulierung und den Break auf dem Green; wer zielt, ist feige!
Falls Sie zur großen Gruppe jener Golfer gehören, die bei einem netten kleinen Privat-Zock gerne gewinnen, sollten Sie in Erwägung ziehen, dass der Sieg womöglich gar nicht erstrebenswert ist. Denken Sie mal scharf nach: Die »Möglichst viele Schläge«-Strategie verlängert doch nicht nur die Freude und die Golfrunde, sondern ist auch fürs Klima innerhalb des Flights Gold wert. Denn der Verlierer oder die Verliererin bezahlt schließlich das Bier oder den Aperitif nach der Runde.
PS: Sehe gerade, dass sich im vorherigen Kapitel ein Schreibfehler eingeschlichen hat. Es heißt natürlich Petting-Teppich. Mit Bindestrich. Und nicht mit ohne.
Das Zocken
Colin Montgomerie soll einmal gesagt haben, dass er sich nicht erinnern könne, jemals nicht um Geld Golf gespielt zu haben. Er ist kein Einzelfall. Viele der Tour-Profis zocken während des Turniers und veranstalten hemmungslos allerlei Sidegames.
Beim Skin-Game zum Beispiel werden zu Beginn der Runde pro Spieler achtzehnmal x Euro, Franken, Dollar oder was auch immer in den Pott gelegt. Ob Sie in Einheiten von 1, 100, 1000 oder 10 000 operieren, hängt in der Regel davon ab, an welcher Stelle der Money-List Sie sich befinden beziehungsweise wie viel Geld nach der Scheidung noch zur freien Verfügung steht. Das Skin-Game ist simpel: Gespielt wird Loch für Loch, und derjenige mit dem alleinigen niedrigsten Score gewinnt den Pott. Dann beginnt man wieder von vorn.
Sehr heiter, wenn auch für Turniere weniger gut geeignet, ist »Robin Hood«, eine fiese, kleine Figine, die pro Runde dreimal angewandt werden darf. Nach einem wunderbaren Schlag kann der Gegner eine Wiederholung verlangen. Der Anfänger wird seinen Mitspieler bei einem besonders langen Drive darum bitten. Der erfahrene Zocker wartet geduldig, bis der Ball nach dem langen Pitch dreißig Zentimeter neben der Fahne sitzen bleibt. Oder, auch sehr beliebt, wenn der Fünf-Meter-Putt fällt, dann sagt man anerkennend: »Du, das hast du jetzt aber wirklich großartig gemacht. Respekt. Ein Wahnsinnsputt. Weeeltklasse!«
Und dann sieht man, wie sich beim Gegner die Pupillen weiten, denn er ahnt schon, was kommt. »Du, darf ich den noch einmal sehen?« Und je länger man zuwartet, desto toller ist dieses kleine, aber feine Spielchen.
Man weiß von Menschen, die daraufhin in psychiatrische Behandlung mussten. Für immer.
Der Sandmann
Wenn Sie den Ball erfolgreich in den Sand vor dem Grün gehauen haben, wenn Sie also am Strand liegen, wird alles gut. Jetzt gibt es unzählige heitere Möglichkeiten, die Golfrunde zu verlängern. Eine davon ist es, planlos draufzudreschen. Vielleicht toppen Sie den Ball bei dieser Gelegenheit, und er pfeift mit hundert Sachen Ihren Mitspielenden um die Ohren. Wenn Sie Glück haben, tauchen Sie den Schlägerkopf zehn, zwanzig Zentimeter hinter dem Ball in den Sand; mit Sicherheit wird er wie eine mit rezentem Valser Bergkäse überbackene Tomate dort liegen bleiben, wo er ist.
Eine andere, auch originelle Variante ist es, den Schläger kurz, spitz hinter dem Ball in den Sand zu hacken. Mit dieser Technik schaffen Sie es bestimmt bis knapp zur Bunkerkante. Nach drei, vier Versuchen, Ihre Schuhe werden voll Sand und die Handgelenke geschwollen sein, schmeißen Sie den Ball am besten unauffällig von Hand raus. Das ist für alle Seiten das Beste.
Dringend würde ich Ihnen davon abraten, sich in den Sand zu setzen. Bildlich gesprochen, bloß bildlich! Eine Variante, die immer wieder von besonderen Spaßvögeln ausprobiert wird. Die stehen dann breitbeinig da, das Gewicht leicht auf die Fersen verlagert, und stellen sich vor, sie säßen auf einem Stuhl und vor ihnen läge ein Erdbeertörtchen. (Ich persönlich mag zwar lieber Toni Gartmanns absolut legendäre Heidelbeer-Teile aus Zerfreila, aber das spielt jetzt keine Rolle.)
So, und nun schneidet der schlaue Sandmann mit seinem Wedge eben nicht nur den Rahm oben ab, sondern gleich das ganze Törtchen aus dem Sand. Mit lockerem Griff und einem vollen, elastischen und entschlossenen Schwung. Ball draußen. Voilà. Ende der Vorstellung. Fun-Faktor gleich null. Selber schuld.
Am Sandstrand
By the way: Falls Sie den Bunker jemals verlassen sollten und für gute Stimmung bei den nachkommenden Sandmännern und -frauen sorgen wollen, brauchen Sie ihn nicht unbedingt sorgfältig zu rechen. Und wenn Sie wollen, dass der nächste Spieler einen Nervenzusammenbruch kriegt, dann schmeißen Sie das Werkzeug möglichst nahe an die Bunkerkante. Je näher, desto besser. Das hat den netten Nebeneffekt, dass ein in den Bunker rollender Ball am Rechen hängen bleiben wird – und zwar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so saublöd, dass man ihn kaum anständig von dort wegspielen kann. Besonders lustig ists immer dann, wenn der Ball zusätzlich in einer Fußspur zu liegen kommt. Großes Kino! Dem »Rechen von Fußabdrücken« wird im Golfsport generell viel zu viel Bedeutung beigemessen – da haben einige ja einen richtigen Knall.
Je niedriger das Handicap, desto pingeliger pflegen die Wichtigtuer ihren Spielplatz – und umso hysterischer überreagieren sie, wenn ihnen Trampeltiere eben diesen durcheinanderbringen. Nach einem Bunkerschlag liebkosen sie entrückt den Sand wie ein buddhistischer Mönch den Zen-Garten des Tenryu-ji-Klosters im Nordwesten von Kioto. Dabei müsste man doch meinen, dass die neunmalschlauen Single-Handicapper gar nicht erst in den Bunker spielen würden. Falsch. Irren ist männlich.
Weil die Scherzkekse immer wie die Professionals die Fahne angreifen und sich nicht mit einem