wollen, bevor der Lautsprecher krächzend verkündigt, dass weitere Einschreibungen für »Einführung in die Geschichte« nicht mehr möglich sind; Lehrbücherverzeichnisse, Anmeldungen bei Professoren, die fürs Erste nur Namen sind, Pflichtfächer und Wahlfächer; die Stände der Gruppen und Organisationen; Gebühren für Sport, für chemische Laborplätze, Essensmarken, Zimmerschlüssel – all das ist in dem allgemeinen Ausdruck »Bildung« irgendwie mit eingeschlossen, und ein Student, auf dessen Werteskala die Aufnahme in die Gesellschaft und gesellschaftliches Ansehen ziemlich weit oben stehen, wird leicht in einen Strudel von außerlehrplanmäßiger Betriebsamkeit hineingezogen, von dem er oft nur mühsam wieder entkommt.
Als Jim Elliot im Herbst 1945 in das Wheaton College in Illinois einzog, lag sein Ziel klar vor ihm. Vor allem hatte er sich ganz Gott übergeben, und ihm war klar, wie viel Disziplin das unter anderem erfordern würde.
»Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat« (2. Timotheus 2,4).
Dadurch schieden viele Fragen und viele »gute Dinge« automatisch aus, um solchen, die seinen Plänen nützten, Platz zu machen. Die anderen Studenten, wenn sie kein fest umrissenes, zentrales Ziel hatten, verfolgten oft zu viele der Nebenziele, die sich anboten.
Diese Zielstrebigkeit war das, was seinen Mitstudenten besonders an ihm auffiel. Wenn manche meinten, er sei »einseitig«, weil er so offen über Christus sprach, fanden andere ihn aus dem gleichen Grund besonders »religiös« und wollten, dass er bei den Neueingetretenen »Gebetsleiter« würde. Jim ließ sich durch keine dieser Meinungen beeindrucken.
Jim war überzeugt, dass Gott ihn nach Wheaton geführt hatte. Er war nicht einfach deshalb hingegangen, weil sein Vater ihn geschickt hatte. Es gab niemand, der ihn »finanzierte«; Jim wusste nicht einmal, wo das Geld für sein Studium herkommen würde. Aber Gott belohnte dieses Vertrauen, und die nötigen Mittel kamen zusammen, teils durch einen Freund, teils durch ein Stipendium und eine Halbtagsstelle, sodass er im November schreiben konnte: »Diese Erfahrung mit dem Geld fürs Studium gehört zu denen, wofür ich Ihn unaufhörlich preisen kann für Seine ständige fürsorgliche Güte. Ihm sei Ehre und Dank.«
Seine Ernährung stellte er sorgfältig zusammen: frisches Obst und Gemüse, am liebsten roh; wenig stärkehaltige Sachen, wenig süße Nachspeisen. Er aß zwar zu schnell, aber keine großen Mengen; damit folgte er den Regeln für das Ringertraining und auch seinen eigenen Ideen zur Abhärtung des Körpers für die künftige Missionsarbeit.
Die einzigen Berichte, die wir über seine beiden ersten Studienjahre haben, stehen in seinen Briefen an die Familie. Neben sehr knappen Bemerkungen über das, was er so machte, waren sie stark durchsetzt mit Gedanken über die Ewigkeit und immer wieder auch mit guten Ratschlägen für eines der Geschwister; ein Beispiel dafür ist Folgendes, das er im Frühherbst dieses Jahres an seine Schwester Jane schrieb:
»Beginne jeden Tag mit stiller Bibellese und Gebet. Bunyan hat mit Recht gesagt: ›Entweder wird die Sünde dich von diesem Buch abhalten, oder dieses Buch wird dich von der Sünde abhalten.‹ Wenn du auf die Oberschule kommst, verteile unter denen, die du triffst, sofort biblische Traktate. Tu es ungeniert und von Anfang an, es ist leichter so, als wenn du versuchst, damit anzufangen, wenn du mit der Schule schon halb fertig bist. Lerne in der Trambahn Bibelstellen auswendig, nutze die Zeit! Sie ist kostbar, weil sie so schnell dahinfliegt. Das sind simple Wahrheiten, ziemlich abgedroschen, aber ich wünschte, jemand hätte sie auch mir gesagt, als ich damals mit der Oberschule anfing.
›Strebe danach, dich Gott bewährt zur Verfügung zu stellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneidet‹ (2. Timotheus 2,15).«
Jim stellte seinen Wecker jeden Abend so, dass er am nächsten Morgen Zeit zum Beten und zum Bibelstudium hatte. »In der Bibel«, schrieb er, »wird nie etwas zu ›altem, abgedroschenem Zeug‹, denn sie ist ja Christus in gedruckter Form, das ›lebendige Wort‹. Wir stehen morgens nie auf, ohne uns das Gesicht zu waschen, aber wir vernachlässigen oft die innere Reinigung durch das Wort des Herrn. Es weckt uns auf, damit wir unsere Verantwortung verinnerlichen.«
Eine der Früchte dieses ersten Jahres im College war eine neue Wertschätzung seines Elternhauses. Im Mai schrieb er:
»Das ist das Frühjahr meines neunzehnten Lebensjahres. Langsam ist mir die Erkenntnis gekommen, dass ich an diesem Punkt nicht angekommen bin dank meiner eigenen Anstrengungen noch durch den stetigen Lauf dieses leichtfüßigen Läufers, der ›Zeit‹, sondern durch das stille, unmerkliche Geführt-Werden von einer treuen Mutter und einem Vater-Prediger, der nicht so viel Zeit auf das Erziehen der Kinder anderer verwandt hat, dass er keine Zeit mehr gehabt hätte für seine eigenen.
In meinem Kalender steht ›Muttertag‹, und auch der ›Vatertag‹ ist nicht fern. Und so werden die Leute ein paar Stunden innehalten, um die zu ehren, für die an 365 Tagen im Jahr ›Kindertag‹ ist und die es nicht wagen, ihre liebevollen Anstrengungen um deren Ehrungen willen zu unterbrechen. In den Blumengeschäften wird großes Gewühl herrschen, ein Regen von Nelken wird niedergehen, und am Mittwoch darauf wird alles vergessen sein, bis ein weiterer Mai hereinbricht. Auch ich halte inne, wenn auch nicht mit Blumen, denn solche sind rasch welkende Gefühlsregungen, verglichen mit der unwandelbaren Treue elterlicher Fürsorge. Ich danke Euch und unserem Vater im Himmel, der uns geliebt hat mit unergründbarer Liebe.«
»Es ist ein nützliches Jahr gewesen«, schrieb er am Ende seines ersten Studienjahres, »ich bin meinem Erlöser nähergekommen und habe Schätze entdeckt in Seinem Wort. Wie wunderbar zu wissen, dass Christentum mehr ist als ein Stammplatz in der Kirche mit Kissen oder eine dämmerige Kathedrale, dass es eine wirkliche, lebendige, täglich sich erneuernde Erfahrung ist, die sich fortsetzt von Gnade zu Gnade. Und das Ziel, manchmal fern erscheinend, aber hell und unvergänglich, erstrahlt im Glanz der ›Sonne der Gerechtigkeit‹.«
Zu Beginn der Sommerferien trampte Jim nach Hause, und in einem Brief erzählte er seinem Bruder, was er dabei erlebt hatte:
»Am Montagabend, in Cedar Rapids, Iowa, tippelte ich mühsam ein längeres Stück zu Fuß, da kam ein Lastauto, ein neuer Studebaker, und gabelte mich auf. ›Wohin fahren Sie?‹, fragte ich. ›Kalifornien‹, erwiderte ein handfester Marinefeldwebel. Das Wort hatte eine gute Wirkung, es munterte mich auf und wärmte mir das Herz, und mir fiel Gottes Wort an Moses ein: ›Mein Angesicht wird mitgehen und dich zur Ruhe bringen‹ (2. Mose 33,14). Amen, sagte ich im Geist. Dienstagmorgen legten wir uns im Wagen für drei Stunden schlafen, dann machten wir uns wieder auf den Weg, gondelten durch Nebraska und hatten um Mitternacht schon ein gutes Stück von Wyoming hinter uns. In Caspar, Wyoming, wohnte der verflossene Schwiegervater des Feldwebels, er hatte eine Kneipe dort. In deren Hinterzimmer schlief ich in Kleidern auf einem alten, muffigen Sofa. Zwei Eier und schwarzer Kaffee als Frühstück. Nachmittags, an der Gabelung der Straßen 30 N und 30 S, griff mich ein Kohlenlastzug auf und nahm mich bis Cokeville mit. Gottes Güte ist beständig. Bei Ihm ›ist keine Veränderung‹. Ein alter Buick hielt, der Fahrer war ein Matrose mit einer Kehle ›wie ein offenes Grab‹, wie es in Römer 3 heißt. Er war ein bisschen tattrig – das heißt, sein Wagen –, und wir mussten öfter anhalten, um zu tanken und Öl und Wasser nachzufüllen. Ich saß nachher am Steuer, als der Matrose schlief, und drei Meilen vor Boise kam von vorne plötzlich ein knirschendes Knacken. Ich weckte meinen grabkehligen Matrosen. ›Was ist das da für ein Geräusch?‹ fragte ich.
›…‹, sagte er, ›möchte ich auch wissen.‹ Wir schliefen bis um 6 Uhr morgens, dann schleppte uns ein Abschleppwagen in die Stadt. Der Matrose blieb bei seinem Wagen; ich blieb bei Straße 30. Landete in Portland um halb eins. Endergebnis:
20 Wagenwechsel, 70 Stunden Fahrzeit, 1,32 Dollar in der Tasche, und dabei war ich schneller hingekommen als per Bahn! ›Ehe sie rufen, werde ich antworten‹ (Jesaja 65,24). Bei keinem der Wagen habe ich mehr als eine Viertelstunde warten müssen. Das war eine glaubensstärkende Erfahrung.«
Den Sommer verbrachte Jim zu Hause und kehrte im September nach Wheaton zurück. In einem der ersten Briefe an die Familie schrieb er:
»Wissenschaftliche