Jochen Till

Luzifer junior - Ein Geschenk der Hölle


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      Inhalt

       Bart kraulen

       Blöde Fragen

       Kopf abgefackelt

       Miefvergiftung

       Bauchwolke

       Bettlaken ausschütteln

       Ein Angebot

       Nicht ausgebildet

       Erfolgreiche Jagd

       Eine Brücke

       Keine Waschmaschinen

       Runterkommen

       Endgültig auslöschen

       Schreckliche Stümper

       Aufmachen!

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      »ICH DREH NOCH MAL DURCH HIER! DAS IST EINFACH UNMÖGLICH! STEVEN! STEEEEEEEVEN!«

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      Bart kraulen

      »Ja, Chef?«

      »WER HAT DIESEN MIST EIGENTLICH ERFUNDEN? ICH HOFFE, ER SITZT HIER UNTEN UND MUSS DAS ZUR STRAFE JEDEN TAG SELBST MACHEN!«

      »Was meinen Sie, Chef? Wer soll was zur Strafe selbst machen?«

      »NA, DER TYP, DER GESCHENKPAPIER ERFUNDEN HAT! JEDE WETTE, DER HAT DAS NIE SELBST AUSPROBIERT!«

      »Ach, so schwer ist das gar nicht, Chef. Ich zeig’s Ihnen. Was möchten Sie denn einpacken?«

      »Hier, diesen Dreizack. Den kriegt Luzie zum Geburtstag.«

      »Ein Dreizack? Für einen Zwölfjährigen, der hauptsächlich oben lebt? Was soll er denn damit?«

      »Was weiß ich? Äpfel pflücken. Sich damit in der Nase bohren. Seine Lehrer aufspießen. Mir doch egal. Schlimm genug, dass ich ihm überhaupt etwas zum Geburtstag schenken muss. Hier unten macht man so einen Firlefanz zum Glück nicht.«

      »Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an, Chef. Geburtstag ist doch nur einmal im Jahr. Und Luzie wird sich sicher sehr darüber freuen, dass ihm sein Vater etwas schenkt – auch wenn es nur ein Dreizack ist. Was kriegt denn Lilly?«

      »Lilly? Wieso denn Lilly? Muss ich ihr etwa auch was schenken?«

      »Schon vergessen, Chef? Lilly ist Luzies Zwillingsschwester. Die beiden haben am selben Tag Geburtstag.«

      »Ja, aber das weiß ich doch noch gar nicht lange. Bis vor ein paar Monaten wusste ich ja noch nicht einmal, dass Lilly überhaupt existiert. Gibt es da nicht so eine Art Schonfrist? Luzie kriegt sein erstes Geburtstagsgeschenk ja auch erst nach zwölf Jahren.«

      »So funktioniert das nicht, Chef. Das sind beides Ihre Kinder und sie haben beide Geburtstag, also müssen Sie auch beiden etwas schenken. Lilly wäre sonst sehr enttäuscht und würde sich vernachlässigt fühlen. Und das wollen Sie doch ganz sicher nicht, oder?«

      »Wieso nicht? Ist doch nicht mein Problem, wenn sich jemand anderes vernachlässigt fühlt. Aber gut, von mir aus, dann kriegt sie eben auch einen Dreizack, ich hab mehr als genug davon.«

      »Äh … Ich glaube nicht, dass sich ein zwölfjähriges Mädchen, das in der Oberwelt aufgewachsen ist, über einen Dreizack freuen würde, Chef.«

      »Was denn? Freuen muss sie sich auch noch darüber?«

      »Das ist der Sinn von Geschenken, Chef. Dass der oder die Beschenkte sich darüber freut.«

      »JETZT WIRD’S MIR ABER LANGSAM ZU BUNT MIT DIESEM GANZEN GESCHENKEQUATSCH! ICH BIN DOCH NICHT DAFÜR DA, ANDEREN EINE FREUDE ZU MACHEN! ICH SORGE DAFÜR, DASS ALLEN JEDWEDE FREUDE GRÜNDLICH VERGEHT, WENN SIE NUR AN MICH DENKEN! ICH BIN DER HERRSCHER DER HÖLLE, VERFLUCHT NOCH MAL! NICHT DER BESCHEUERTE WEIHNACHTSMANN!«

      »Den Weihnachtsmann gibt es doch gar nicht, Chef.«

      »Was? Wieso? Hab ich da irgendwas verpasst? Hat mein Vater diesen Schmarotzer endlich gefeuert?«

      »Äh … Keine Ahnung. Ich dachte eigentlich immer … Ich wusste nicht, dass …«

      »Das war dann aber echt höchste Zeit! Nur einmal im Jahr arbeiten und die restliche Zeit faul am Pool einer Villa auf den Bahamas herumlungern und sich von seinen Wichteln den Bart kraulen lassen! Den Job hatte Papa eigentlich mir versprochen! Und wo bin ich gelandet? In diesem Höllenloch! Und jetzt soll ausgerechnet ich auch noch Geschenke verteilen! Ha! Das sehe ich ja überhaupt nicht ein! Vergiss es! Es gibt keine Geschenke!«

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      »Aber es sind doch nur zwei, Chef. Und sie sind für Ihre Kinder. Ich packe sie auch ein, das ist gar kein Problem, darum müssen Sie sich nicht kümmern. Glauben Sie mir, Luzie und Lilly werden Ihnen sehr dankbar sein und Sie noch mehr lieben, als sie es sowieso schon tun.«

      »Meine Kinder lieben mich?«

      »Aber natürlich, Chef. Für Luzie und Lilly sind Sie der Größte.«

      »Hm. Das war mir so nicht bewusst. Ich meine, es gibt ja nicht gerade viele Leute, die mich lieben.«

      »Das stimmt, Chef. Laut einer aktuellen Umfrage unter Höllenbewohnern werden Sie von 100 Prozent der Befragten gehasst, verabscheut, verachtet und gefürchtet. Nur ein einziger hat angekreuzt, dass er Sie liebt, aber das war einer der Schamlosen Schleimer aus Abteilung 98 und selbst der hat seine Aussage hinterher noch in abgrundtiefen Hass geändert.«

      »Perfekt, so muss das sein. Ich bin ja auch nicht hier, um geliebt zu werden. Aber irgendwie ist es doch schön zu wissen, dass es bei meinen Kindern anders ist.«

      »Genau, Chef. Und damit das so bleibt, sollten Sie sich das mit den Geschenken vielleicht doch noch einmal überlegen.«

      »Ja, ja, schon gut, ich mach’s ja, sie kriegen ihre Geschenke.«

      »Eine sehr weise Entscheidung, Chef. Und eins haben Sie ja sogar schon. Jetzt fehlt nur noch eine passende Idee für Lilly.«

      »Hm, schwierig. Was kriegen zwölfjährige Mädchen da oben denn normalerweise zum Geburtstag?«