Martina Meier

Die Krimizimmerei


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einer langen Fahrt kamen sie endlich auf dem Bauernhof an. Weit und breit war niemand zu sehen, nur ein paar Hühner liefen auf dem Hof herum. Mia sagte: „Hier ist es ja total einsam.“

      Lina drehte sich um und erwiderte: „Ist das das Einzige, was euch dazu einfällt?“ Die Eltern warteten auf eine Antwort, doch sie kam nicht. Zu fünft stiegen sie aus und besichtigten ihr neues Zuhause. Das Wohnhaus war im Vergleich zu ihrer alten Wohnung sehr groß. Die Tür war weiß gestrichen und hatte kleine Fenster, durch die man hineingucken konnte. Die Wände des langen Flurs waren beige gestrichen, was den Raum noch größer erschienen ließ.

      Es wurde bereits dunkel und alle beeilten sie sich, das Gepäck für die erste Nacht aus dem Auto zu holen. Da es schon spät war, nahmen die Schwestern sich Decken und Kissen und machten sich in einem der vielen Zimmer ein Nachtlager. Sie legten sich hin und kurze Zeit später schliefen sie erschöpft ein.

      Als die Mädchen am nächsten Morgen aufwachten, schien die Sonne. Sie gingen hinunter und sahen ihre Mutter den Tisch decken. Ein paar Minuten später kam auch ihr Vater und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Nach einem ausgiebigen Frühstück sprangen die drei Kinder von ihren Stühlen auf, denn sie wollten den Hof nun genauer unter die Lupe nehmen. Zuerst sahen sie die Hühner, die noch immer frei herumliefen. Zum Glück war der gesamte Hof eingezäunt, sodass sie nicht weglaufen konnten. Danach gingen sie zu den Schweinen und in den Kuhstall. Dort sahen sie kleine Kälbchen in einem Laufstall. Die Kleinen liefen auf wackeligen Beinen umher. Zur Mittagszeit traf der neue Pfleger ein, der sich als Carlo Klinker vorstellte. Er sollte sich um ein Dutzend Pferde kümmern, die sich auf dem Hof befanden. Unter den Pferden befand sich auch ein pechrabenschwarzes, teures Rennpferd namens Lando. Carlo machte einen netten Eindruck, unterhielt sich mit ihnen und machte sich dann gleich an die Arbeit. Der restliche Tag verging wie im Fluge, weil es noch so viel zu entdecken gab. Nach diesem aufregenden Tag fielen die Schwestern abends erschöpft in ihre Betten und schliefen schnell ein.

      Kapitel 2 Der Diebstahl

      Mitten in der Nacht hörten sie ein schrilles Wiehern. Mia, Lisa und Lou standen leise auf und liefen zum Fenster. Zum Glück waren die Jalousien oben und das Fenster geöffnet, sodass sie ungehindert auf den Hof gucken konnten. Da entdeckten sie einen Menschen. Die Person schien bemerkt zu haben, dass sie beobachtet wurde. Der Fremde war schwarz gekleidet und hatte eine Taschenlampe in der Hand, die er vor Schreck fallen ließ, als er bemerkte, dass die Mädchen am Fenster verschwunden waren.

      Kurz darauf stürmten die Schwestern aus der Haustür. Sie sahen nur noch einen schwarzen Transporter, der in Richtung Landstraße davonfuhr. Mia lief ins Haus, um ein Taschentuch zu holen. Sie hatte eine Taschenlampe entdeckt, auf der sie keine Fingerabdrücke hinterlassen wollte, da es ein Beweisstück sein könnte.

      „Warum hast du ein Taschentuch geholt?“, fragte Lou.

      Mia antwortete: „Ich möchte keine Fingerabdrücke hinterlassen.“

      Lisa sagte: „Gute Idee!“

      Vorsichtig hob Mia die Taschenlampe mit dem Taschentuch hoch und packte diese in eine Plastiktüte. „Komm, wir gucken mal, ob es den Tieren gut geht!“, schlug Lou vor. Sie gingen zu den Ställen und bemerkten, dass eine Box leer war. Lando war verschwunden.

      „Oh nein!“, rief Lisa. „Wir müssen die Polizei alarmieren.“ Die drei rannten ins Haus und weckten ihre Eltern. Diese zogen sich eine Jacke über und liefen ihren Kindern hinterher in den Pferdestall, denn sie wollten es mit eigenen Augen sehen.

      Im Stall erschraken die Eltern. Der Vater rief mit seinem Handy die Polizei an, aber sie waren an der neunten Stelle in einer Warteschleife. „Mist! Wir sind an neunter Stelle in der Warteschleife“, rief er.

      „Leg ja nicht auf!“, mahnte die Mutter.

      „Das ist gerade passiert!“, erwiderte Thomas.

      Lina murmelte etwas, das man nicht verstand. Dann schlug Mia vor: „Wir könnten doch auch versuchen, den Fall zu lösen.“

      „Stimmt!“, sagte Lou. „Wir haben ja die Taschenlampe des Diebes.“

      Da die Mutter so müde war, hörte sie nur noch mit halbem Ohr zu, nickte und verschwand im Haus. Thomas sagte: „Ihr solltet auch langsam wieder ins Bett gehen. Es ist schon kurz nach Mitternacht und morgen ist ein anstrengender Tag.“

      Kapitel 3 Die Ermittlungen

      Am nächsten Morgen waren die Mädchen schon früh wach und radelten mit dem Fahrrad und dem Beweisstück ins Dorf zum Polizeirevier. Dort schlossen sie die Fahrräder an. Im Laufschritt gingen Mia, Lisa und Lou zur Tür und traten ein. Ein freundlicher Herr mittleren Alters begrüßte sie herzlich. Die Geschwister erzählten alles, was in der vorherigen Nacht passiert war.

      „Gute Arbeit!“, sagte der Mann, der sich als Kommissar Pranzer vorstellte. Der Polizist sagte. „Tut mir leid, wir können nur noch nach Fingerabdrücken gucken. Bestimmt ist der Dieb schon über alle Berge.“

      Mia fragte: „Können Sie denn gar nichts mehr tun, was uns helfen könnte?“

      „Nein, können wir nicht. Mir fällt gerade leider nichts mehr ein“, antwortete Herr Pranzer.

      „Mmh“, murmelte Mia nachdenklich. Kommissar Pranzer sagte:

      „Ich werde die Taschenlampe in unserem Labor schnell auf Fingerabdrücke untersuchen lassen. Bitte folgt mir.“

      „Klar“, riefen die drei im Chor. Sie folgten dem Kommissar zu einer großen Tür, die nur über einen Code zu öffnen war.

      „Tut mir leid, aber hier dürfen nur Beamte rein. Ihr könnt dort drüben auf den Stühlen Platz nehmen“, entschuldigte sich der Polizist. Kurz darauf verschwand er mit samt der Taschenlampe hinter der Tür.

      Eine Viertelstunde später tauchte der Polizist wieder auf und erklärte: „Ich habe die Fingerabdrücke von einem Schwerverbrecher gefunden. Er heißt mit Nachnamen Klinker.“

      „Moment“, sagte Lisa, „heißt so nicht unser Pferdepfleger?“

      Lou fragte: „Wie heißt er denn mit Vornamen?“

      „Richard“, antwortete der Kommissar.

      „Puh“, sagte Lisa, „unser heißt Carlo.“

      Herr Pranzer sagte: „Vielleicht hat er sich mit einem falschen Namen ausgegeben. Das tun viele Verbrecher.“

      „Das kann ich mir nicht vorstellen, er war so nett“, erwiderte Mia.

      „Nee, ich auch nicht“, sagte Lou.

      Dann fuhren die drei wieder nach Hause. Auf dem Weg meinte Lisa: „Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr macht es Sinn, dass sich Carlo mit falschem Namen ausgibt.“

      „Stimmt schon“, pflichtete Lou ihr bei.

      In der Auffahrt sahen sie ihren Vater, der versuchte, einen Hühnerstall zu bauen, und ihre Mutter, die die Hühner einfangen wollte, was ihr nicht so gut gelang. Als die beiden die Mädchen entdeckten, fragen sie: „Wo wart ihr denn? Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“

      „Wir waren auf dem Polizeirevier und haben dort die gefundene Taschenlampe abgegeben und sie untersuchen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass die Lampe einem Verbrecher, der viele Diebstähle begangen hat, gehört“, erklärte Lisa.

      Mia ergänzte: „Der Verdächtige, der Lando entführt hat, heißt Richard Klinker. Außerdem haben wir den Verdacht, dass unser Pferdepfleger der Dieb sein könnte, da er auch Klinker mit Nachnamen heißt und sich mit falschen Vornamen ausgegeben haben könnte.“

      „Glaubt ihr etwa, dass Carlo der Dieb ist?“, fragte der Vater ungläubig.

      „Vielleicht ist es auch ein Verwandter“, sagte Lina.

      „Kann schon sein“, meinten die Schwestern.

      „Und was ist, wenn er mit seinen Verwandten unter einer Decke steckt?