Martina Meier

Die Krimizimmerei


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rief ungeduldig: „Bevor ihr noch mehr Fragen stellt, sollten wir etwas über ihn herausfinden.“

      „Stimmt!“, antworteten ihre beiden Schwestern. Die Mädchen fragten ihre Eltern kurz entschlossen nach der Adresse des Pflegers. Die Eltern gaben ihnen die Adresse mit der Bitte, nichts Unüberlegtes zu tun. Sie seien ja schließlich nicht die Polizei und es könnte gefährlich werden. Sie erlaubten ihnen aber, kleine Erkundungen zu machen.

      Kapitel 4 Der Dieb

      Neugierig und aufgeregt schnappten die Mädchen sich ihre Fahrräder und radelten zu der genannten Adresse: Krügerweg 22. Dort angekommen, sahen sie ein offenes Fenster und erkannten schnell ihre Chance. Wie auf Kommando schmissen sie ihre Räder ins Gras und sprinteten zum Fenster. Da es ein kleines Badezimmerfenster war, mussten sie sich hindurchquetschen.

      Ratlos blickten sie sich im Raum um. Leise machte Lou die Tür auf, natürlich mit Gummihandschuhen. Die hatten sie sich vorsorglich angezogen. Mia schaute Lou über die Schulter hinaus in den Flur. Lautlos trat Lou in den Flur und ihre Schwestern folgten ihr. Plötzlich hörten sie ein Quietschen. Panisch blickten sie sich um. Da bemerkte Lisa, dass das Badezimmerfenster zugegangen war.

      „Oh, oh. Das Fenster ist zugefallen“, flüsterte sie.

      Mia antwortete: „Er kann noch nicht Feierabend haben. Wir wissen doch, wann er nach Hause kommt. So spät ist es auch noch nicht. Ich schätze mal halb drei.“

      „Genau“, pflichteten die beiden ihr bei. Also teilten sie sich auf und verschwanden in verschiedenen Räumen. Mia stieß auf sein Arbeitszimmer. So leise wie möglich rief das Mädchen seine Schwestern, die gleich darauf aufgeregt hereinschlichen. Mia hatte bereits einige Schubladen geöffnet. Jetzt flüsterte Lisa neugierig: „Wir müssen die Schubladen durchsuchen. Eine von uns kann sich ja nach geheimen Dingen umsehen, die anderen nach Briefen, Rechnungen oder gestohlenen Dokumenten.“

      „Und wer soll sich nach den geheimen Fächern umsehen?“, fragte Mia interessiert.

      Lou sagte: „Na die, die fragt.“

      „Toll“, erwiderte Mia.

      Einige Zeit später hatten sie immer noch nichts Besonderes gefunden. Deswegen zog Mia gelangweilt ein Buch aus dem Regal und schaute sich die Titelseite an. Währenddessen öffnete sich das Regal. Mia bemerkte dies erst, als das Regal schon ganz offen war. „Wow“, entfuhr es ihr. Da Lou und Lisa sie gehört hatten, gingen sie zu ihr und staunten nicht schlecht.

      Langsam gingen die drei in den geheimen Raum hinein, immer darauf vorbereitet, dass eventuell etwas passieren könnte. In diesem Zimmer reihten sich die Bücherregale noch mehr aneinander als im vorherigen Zimmer. Den dreien verschlug es die Sprache. Alle Regale sahen sauber und gepflegt aus, außer einem alten Wandschrank. Er stach sofort ins Auge. Mutig näherten sich die Schwestern dem Schrank. Erst jetzt sahen sie zwei Löcher auf Augenhöhe. Neugierig versuchte Lisa, die Tür zu öffnen ... vergebens.

      „Mist“, rief sie. Lou entdeckte ganz unten eine kleine Schublade und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein riesiger Schlüssel.

      Lou flüsterte: „Mal gucken, ob der Schlüssel in das Schlüsselloch passt.“ Vorsichtig steckte Lou ihn hinein und drehte ihn um. Da sahen sie zwei Säcke gefüllt mit Hafer und zwei mittelgroße Kartons mit vielen kleinen Löchern.

      „Ich frag mich, was hier drin ist?“, fragte Lisa, hob einen Karton vom Schrankboden auf und beschwerte sich, dass er so schwer war. Sie wuchtete den Karton auf einen Tisch. Aus ihm kam ein dumpfes Wau. Geschockt und mit zitternden Händen öffnete sie den Karton und ein kleines Labradorwelpengesicht schaute sie an.

      Die drei Schwestern riefen im Chor: „Oh wie niedlich!“ Vorsichtig hob Lisa den Welpen hoch und hielt ihn sich vors Gesicht. Er schlabberte sie freudig ab. Mia hob den zweiten Karton hoch, stellte ihn neben den anderen, öffnete ihn und heraus blickte ein schwarzes Katzengesicht mit weißen Ohren. Das Kätzchen sprang in Mias Arm. Auf einmal hörte Lou eine Autotür, die zugeschlagen wurde. Der Welpe fing an zu knurren.

      „Oh, oh, ich glaube, Carlo kommt!“, flüsterte Lou. So schnell es ging, nahm sie die leeren Kartons und packte diese zurück in den Schrank. Panisch griff sie nach dem Schlüssel und schloss ab. Die beiden Tiere steckten sie vorsichtig in ihre Rucksäcke. Nun rannten die Schwestern aus dem Geheimraum. Dabei hätten sie fast vergessen, das Buch wieder ins Regal zu stellen. Eilig verließen sie das Arbeitszimmer. Jetzt hörten sie auch schon Stimmen von der Treppe, die zur Haustür führte. Das spornte sie noch mehr an, sich zu beeilen. Da bemerkten die Schwestern, dass sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen würden, durch das Fenster zu klettern, und flohen in die Besenkammer. Auf einmal wurde die Tür der Besenkammer aufgemacht. Die drei Schwestern zitterten vor Angst, entdeckt zu werden, und versteckten sich, so gut wie möglich, hinter den Putzmaterialien. Der Pfleger griff nach einem Besen und schloss die Tür wieder. „Puh!“, sagte Lou deutlich hörbar.

      Die Tür öffnete sich wieder. Diesmal kam eine etwas rundliche Frau hinein. Sie hatte gräuliches Haar, das zu einem Dutt gebunden war. Viele Haarspangen hielten einzelne Strähnen auf ihrem Kopf. Die Frau trug ein geblümtes Kleid unter einer weißen Schürze, die bestickt war. Sie bewegte sich ruckartig, um den Besen zurückzustellen. Dabei verlor sie eine Haarspange. Diese landete genau vor Mias Knie. Mit zitternden Händen griff Mia nach der Spange und legte sie neben sich. Als die Frau wieder hinausging, waren die Schwestern sehr erleichtert. Doch dann hörten sie einen Schlüssel, der herumgedreht wurde.

      „Oh nein!“, rief Lisa.

      Lou sagte: „Ich glaube, wir haben keine andere Wahl, als um Hilfe zu rufen.“

      „Leute, kann ich jetzt auch mal mitreden“, meinte Mia. Sie stand auf und steckte die Haarspange ins Schlüsselloch. Mit einem Klick sprang die Tür auf. Erleichtert spähten die Mädchen durch den Spalt. Im Flur war niemand zu sehen. Auch die Badezimmertür stand sperrangelweit offen.

      Lou zischte: „Los, im Moment ist niemand zu sehen.“ Leise huschten die drei ins Badezimmer. Zum Glück stand das kleine Fenster wieder offen, sodass sie ungehindert nach draußen klettern konnten. Die Katze schnurrte. Wahrscheinlich genoss sie die frische Luft. Die Mädchen sprinteten zu den Rädern. So schnell sie konnten, fuhren Lou, Lisa und Mia vom Haus weg. Während der Fahrt schaute Lisa sich kurz um und entdeckte, wie Carlo in sein Auto stieg.

      „Schneller“, schrie Lisa den anderen zu. Die Geschwister legten noch einen Zahn zu. Schon nach ein paar Minuten sahen sie den Hof. Sie rasten auf den Bauernhof, schmissen ihre Fahrräder ins Gras und liefen ins Haus. Die drei stellten vorsichtig ihre Rucksäcke ab. Behutsam setzen sie den Welpen und das Kätzchen auf das Bett und fingen an, die beiden zu streicheln. Auf einmal klopfte es an der Tür.

      Kapitel 5 Ärger

      Die Mutter kam herein und sagte: „Carlo möchte mit euch sprechen.“ Verwirrt fügte sie noch hinzu: „Von wem sind denn die Tiere?“

      „Die haben wir im Wald gefunden. Wahrscheinlich wurden sie ausgesetzt“, meinten die drei.

      „Oh wie schrecklich“, sagte die Mutter.

      „Können wir sie behalten“, bohrten die Schwestern nach.

      „Werden wir sehen. Aber beeilt euch, Carlo soll nicht ewig warten“, erwiderte die Mutter.

      „Wir gehen ja schon“, sagte Lou. Nervös stiegen sie die Treppe hinunter, öffneten die Haustür und traten auf den Hof. Carlo stand vor den Ställen. Er sah nicht wirklich erfreut aus. Wütend fing er an zu reden: „Was hattet ihr in meinem Haus zu suchen? Was wolltet ihr dort? Ihr seid eingebrochen. Das muss euch klar sein.“

      Unsicher sagte Mia: „Wir waren noch nicht mal dort, sondern im Wald und haben diese Tiere gefunden.“

      „Das glaube ich euch nicht“, erwiderte Carlo.

      „Doch, musst du aber!“, rief Lisa.

      „Muss ich nicht, denn ich habe sie mir gestern gekauft“, schrie Carlo voller Wut.

      Lou