Kartons im Schrank hätten sie auch nicht wirklich lange überlebt.“
„Ihr miesen Gören von Einbrechern, ihr wisst genau, wo ihr die Tiere herhabt. Gebt sie mir sofort wieder zurück oder eure Eltern erfahren die Wahrheit“, zischte Carlo bedrohlich.
Lisa lachte: „Was denkst du, wem sie wohl glauben würden, dir oder ihren Töchtern?“ Voller Wut machte er „Grrr“ und stapfte davon. Die drei taten es ihm gleich und zogen dabei Grimassen.
Kapitel 6 Falsche Fährte
Lisa, Mia und Lou zogen sich in ihr Zimmer zurück, um sich zu beratschlagen. Lou fing an zu sprechen: „Ich bin mir jetzt gar nicht mehr so sicher, ob Carlo der Täter ist. Vielleicht sollten wir mal in Erfahrung bringen, ob es noch andere Personen mit dem Nachnamen Klinker in der Nähe gibt.“
„Tolle Idee“, meinte Lisa. Mia holte ihr iPad heraus und tippte darauf herum. Nach kurzer Zeit sagte sie: „In dieser Stadt gibt es noch andere Verdächtige mit den Namen Klinker.“
„Richard Klinker hat ja Lando gestohlen. Außerdem gibt es noch Stina Klinker und Emil Klinker. Emil sitzt aber gerade im Gefängnis.“
„Aha, interessant!“, bemerkte Lou.
Lisa meinte: „Dann könnten nur Richard und Stina Klinker unter einer Decke stecken, wenn sie überhaupt etwas miteinander zu tun haben.“
„Hallo, begreift ihr es denn nicht?“, rief Mia. „Es gibt keinen Carlo Klinker als Verbrecher. Also kann er es nicht gewesen sein.“
„Oder er gibt sich mit falschen Namen aus“, schrie Lou aufgeregt.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht“, erwiderte Lisa.
„Aber wieso waren dann die Tiere in Carlos Haus?“, fragte Lou.
„Vielleicht hat er sich die beiden wirklich gekauft und nur noch keinen Schlafplatz für sie“, überlegte Lisa laut.
Mia fragte: „Also heißt das jetzt, dass er unschuldig ist?“
„Ich finde, es passt jetzt gar nicht mehr ins Bild, dass er Lando gestohlen hat“, meinte Lou.
„Er hat sich wohl doch nicht mit falschem Namen ausgegeben. Im Internet findet man auch gar nichts über einen Verbrecher namens Carlo Klinker“, sagte Lisa nachdenklich.
Lou fragte: „Steht dort, wo Stina und Richard Klinker wohnen?“
„Ja, hier steht, dass sie in der Tannenallee 46 wohnen“, erwiderte Mia.
Lisa schlug vor: „Na dann lasst uns mal dort hinfahren.“
Schon sprangen sie auf, stürmten nach draußen und fuhren los. Nach einer circa 15-minütigen Fahrt bogen die drei in die Tannenallee ein. Sie guckten nach rechts und sahen die Hausnummer 28. „Ich glaube, wir müssen noch ein bisschen weiterfahren, bis wir zur Hausnummer 46 kommen“, meinte Lou.
Schließlich gelangten sie ans Ende der Tannenallee und wunderten sich, warum die letzte Nummer die 40 war. „Das kann doch gar nicht sein“, sagte Mia verwirrt. Sie hatte die Idee, an einem der anderen Häuser zu klingeln und zu fragen, ob es überhaupt eine Nummer 46 in der Tannenallee gäbe. Als sie in der Nummer 40 klingelten, öffnete ihnen eine mittelalte Frau. Die Schwestern schätzten sie auf Ende dreißig.
Die Frau sagte etwas überrascht: „Oh, wer seid ihr denn?“
Mia antwortete: „Ich heiße Mia und neben mir stehen meine Schwestern Lisa und Lou. Wir wollen nur fragen, ob Sie Stina und Richard Klinker kennen.“
„Sie wohnten im Haus Nummer 38 und waren eigentlich ganz nett. Doch dann stellte sich heraus, dass Richard ein Verbrecher ist. Er war für einige Zeit im Gefängnis, ist aber schon wieder entlassen. Im Moment wohnen sie, glaube ich, im Krügerweg 22“, erklärte die Frau.
„Vielen Dank! Sie haben uns sehr geholfen“, sagte Lou eilig.
Kapitel 7 Des Rätsels Lösung
Sofort rannten Lou, Lisa und Mia zu ihren Fahrrädern und fuhren los. Aufgeregt stieß Mia hervor: „Wisst ihr, was das bedeutet? Krügerweg 22? Carlo ist doch Richard!“
Lisa guckte auf ihre Uhr und sah, dass es schon halb sechs war. Sie rief: „Carlo hat schon seit einer halben Stunde Feierabend. Wir müssen uns beeilen.“
Mia und Lou verstanden sofort, dass sie so schnell wie möglich zu Carlo fahren mussten. Es waren nur noch ein paar Meter bis zum Haus, als sie Carlo mit einem schwarzen Hengst sahen, den er zu einem Pferdetransporter führte. Ein paar Sekunden später entdeckten sie auch eine Frau, die ungefähr genauso alt war wie Carlo. Sie hielt einen Welpen und ein Kätzchen im Arm. Neben ihr standen zwei Reiseboxen für die Tiere. Schnell fuhren die Mädchen hinter eine Hecke. In der Zwischenzeit sagte die Frau, vermutlich Stina, zu ihrem Mann: „Richard, wir werden mit den Tieren richtig viel Geld verdienen.“
Mia flüsterte: „Sie haben den Welpen und das Kätzchen aus unserem Zimmer gestohlen. Ich habe einen Plan. Hört gut zu. Zwei von uns stellen sich auf die Straße und versuchen, den Weg zu versperren. Sie ist ja schmal. Die andere ruft die Polizei an.“
„Gute Idee!“, meinten Lisa und Lou.
Kurz darauf meldete sich Lisa wieder zu Wort: „Ich werde mich auf keinen Fall auf die Straße stellen.“
Mia erwiderte: „Gut, dann hätten wir uns ja schon aufgeteilt.“
„Stopp!“, rief Lou. „Wie soll man denn an Richard und Stina vorbeirennen? Die schnappen uns doch sofort.“
Mia antwortete: „Ich werde mich auf die Seite stellen, zu der sie losfahren. Wenn sie eingestiegen sind, kommen sie ja nicht an mir vorbei. In der Zwischenzeit wirst du dich auf die andere Seite stellen und ihnen den Weg versperren. Dann kommt hoffentlich schnell die Polizei.“
Lisa hatte ihr Handy schon gezückt und wählte 110. Mia lief auf die Straße und Lou folgte ihr. Nun schien Richard Mia bemerkt zu haben und rief empört: „Geh da weg, wir fahren jetzt los!“
Nun lehnte sich auch Stina aus dem Fenster und rief triumphierend: „Wir können auch umdrehen. Du kannst dich ja nicht zerteilen.“
Richard drehte den Wagen und wollte losfahren, als ihm plötzlich Lou fröhlich zuwinkte und die Straße blockierte. Ratlos guckten die beiden Diebe sich an. Auf einmal hörten sie in der Ferne Polizeisirenen. „Mist!“, rief Richard wütend und stieg gemeinsam mit seiner Frau aus dem Auto, um zu Fuß zu flüchten. Doch schon parkten zwei Polizeiautos das Fahrzeug zu und versperrten ihnen den Fluchtweg. Nach und nach kamen immer mehr Polizeiwagen. Nun trat auch Lisa hinter der Hecke hervor. Die Polizisten nahmen Stina und ihren Mann fest.
Kommissar Pranzer kam zu den Mädchen und sagte: „Gute Arbeit! Bitte kommt doch morgen mit euren Eltern fürs Protokoll aufs Revier.“
Die drei nickten eifrig, stiegen auf die Fahrräder und fuhren fröhlich nach Hause.
Am nächsten Vormittag traf die Familie auf dem Polizeirevier ein und wurde freundlich begrüßt. Ein Mitarbeiter sagte zu ihnen: „Erzählt doch mal die ganze Geschichte.“
Abwechselnd erklärten die Schwestern alles haargenau. Der Polizist notierte sich alles. Nun kam auch der Kommissar und fragte, ob er mit den Eltern alleine sprechen könne. Thomas und Lina folgten ihm ins Besprechungszimmer.
Herr Pranzer sagte: „Wir würden Ihren Töchtern gerne eine Belohnung zukommen lassen. Dabei dachten wir an das Kätzchen und den Welpen, die sie gefunden und so sehr ins Herz geschlossen haben.“
Die Eltern waren damit einverstanden und bedankten sich dafür. Schnell erklärten sie ihren Töchtern, was sie besprochen hatten, und die drei freuten sich sehr. Laut beratschlagten sie, wie sie die beiden nennen wollen. Dabei einigten sie sich auf Lucky für den Welpen und Milli für das Kätzchen.
In den nächsten Tagen halfen sie viel auf dem Hof und beim Auspacken der Umzugskartons.