klatschte laut in die Hände, worauf Marc zusammenzuckte und Dante aus dem Schlaf schrak. »Los, Jungs, Holz sammeln!«, rief sie beschwingt.
Holz sammeln? Mit großen Augen sah ich sie an und sie lächelte mir flüchtig zu.
Das Feuervolk benötigte nicht viel Holz, um ein Feuer in Gang zu halten. Normalerweise schichteten wir ein paar dickere, angekokelte Holzklötze übereinander und einer der Feuerleute entzündete sie.
Durch die Anwesenheit des Feuervolkes brannte es weiter, ohne das Holz zu verschlingen. Daher benutzten wir schon seit Wochen die gleichen vier Scheite, um den Eindruck eines normalen Feuers zu erwecken.
Dante sah verwirrt aus und Marc war gerade im Begriff, sich lautstark zu beschweren, als die Tochter des Landesfürsten sich neben Fin stellte und uns interessiert beäugte.
Den Dörflern, die abends dem Spektakel beiwohnten, fiel ein seltsames Feuer nicht auf. Doch jemandem, der den ganzen Tag mit uns zusammen war, dem musste irgendwann etwas komisch vorkommen.
Marc klappte den Mund wieder zu, ohne etwas gesagt zu haben. Mit grimmiger Miene packte er den verschlafenen Dante am Arm und zog ihn mit sich in Richtung Wald.
Auch ein paar der anderen waren bereits dabei, Holz zu suchen. Es war leicht, den Unmut in ihren Gesichtern zu lesen.
Es würde sich so einiges ändern, solange Elyssabed bei uns war.
Auch Fin ging davon und ließ mich mit der Fürstentochter allein zurück. Justus war mit dem Kappa irgendwohin verschwunden.
Sie musterte mich mit ihren hellblauen Augen abschätzig von Kopf bis Fuß und ich hatte das Gefühl, unter ihrem kritischen Blick zu schrumpfen. Musste ich etwas sagen? Sollte ich vielleicht einfach weggehen wie die anderen auch? Erwartet sie irgendeine bestimmte Reaktion von mir?
»Wie war dein Name? Cathrin?«, fragte sie mich schließlich, fasste mit der zierlichen Hand um den Knauf am Kutschbock und schwang sich graziös herauf. Sie setzte sich, platzierte ihren Zopf über ihrer Schulter und kontrollierte den Fall ihres Rockes.
Sie war wahrhaftig die Tochter eines Fürsten.
»Cate«, korrigierte ich sie mit leiser Stimme und ärgerte mich, weil ich es lauter hatte sagen wollen. Warum wurde ich nur immer so schnell nervös? Meine Hände schwitzten bereits, obwohl noch nichts weiter passiert war. Warum konnte ich Dinge nie so aussprechen, wie ich es gern wollte?
Elyssabed zuckte mit den Schultern und strich sich über den Zopf.
Ich wusste diese Frau nicht richtig einzuschätzen. In ihrem Gesicht bewegte sich ständig etwas. Einen Augenaufschlag hier, ein angedeutetes Lächeln da. Machte sie das mit Absicht oder passierte das alles von allein?
»Und wessen Liebste bis du?« Leicht spitzte sie die Lippen.
»Wie bitte?« Ich war so irritiert von ihrem Mienenspiel gewesen, dass ich die Frage überhört hatte.
»Welcher der Männer ist dein Liebster?«, wiederholte sie, und diesmal konnte ich eindeutig sehen, dass es ihr missfiel, sich wiederholen zu müssen.
Die Frage schockierte mich und Schamesröte stieg mir ins Gesicht. So wie immer. Fast schämte ich mich dafür, dass ich mich immer schämte.
»K-keiner«, stotterte ich erhitzt und drehte meine Finger ineinander.
»Ach.« Elyssabed sah überrascht aus. »Ich dachte nur …«, sie zuckte mit den Schultern, »… weil du die Einzige bist, die anders ist als die anderen.«
»Ja.« Mehr konnte ich nicht sagen, da mir der Hals eng wurde.
Überraschenderweise schien es ihr nicht entgangen zu sein, dass dies bei mir ein wunder Punkt war, denn sie hob sogleich abwehrend die Hände. »Ich meine das keinesfalls böse. Im Gegenteil«, bemühte sie sich einzulenken und lächelte. »Ich bin sogar ziemlich froh, dass du anders bist. Da fühl ich mich gleich wohler«, gestand sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Stell dir vor, wie seltsam es für die Leute sein muss, mich allein bei all diesen finsteren Gestalten zu sehen. Die würden doch glauben, ich wäre entführt worden.« Sie lachte und es erreichte zum ersten Mal auch ihre Augen. »Außerdem habe ich zu Hause eine Freundin, die dir sehr ähnlich sieht.«
Verblüfft blickte ich sie an. Nachdem sie uns erpresst hatte, damit wir sie mitnahmen, war ich davon ausgegangen, dass sie unfreundlich und hochnäsig sein musste.
Doch jetzt wirkte sie erstaunlich nett. Vielleicht hatte sie mit ihrem Gehabe ja auch nur ihre Angst überspielt. Schließlich wäre sie fast vom Feind entführt worden, ehe finstere Gestalten, wie sie sie nannte, sie gerettet und in ihr Lager verschleppt hatten. Das konnte nicht spurlos an ihr vorbeigegangen sein.
»Sie sind nicht wirklich finster«, versuchte ich ihre Vorstellung von den Feuerleuten ein wenig zu erhellen. »Sie sind nur lieber unter sich.« Und sie werden nicht gern erpresst, fügte ich in Gedanken hinzu.
Sie nickte und legte die Handflächen aneinander. Ihre Finger waren lang und filigran, ihre Nägel perfekt oval und blank poliert. »Bist du nur auf der Durchreise oder gehörst du dazu?« Sie sah in den Wald hinter mich und dann wieder zu mir.
Ich zwang mich, mich nicht umzudrehen, um zu sehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. »Ich gehöre dazu«, wiederholte ich ihre Worte und es war mir plötzlich egal, was Bree vorhin gesagt hatte. Denn es stimmte nicht. Nicht ganz zumindest.
Ich war zwar nicht Teil des Feuervolkes, aber irgendwie gehörte ich doch zu den Wagenleuten.
Vielleicht sollte ich aufhören, das ständig zu vergessen, und ein bisschen weniger in Selbstmitleid schwelgen.
»In gewisser Weise«, schwächte ich dennoch ab, damit es der Wahrheit näher kam. Mein Mund lächelte von ganz allein und mein Herz wärmte sich an dem winzigen Funken der Zugehörigkeit.
Auch Elyssabed lächelte. »Wie lange bist du schon bei ihnen?«, erkundigte sie sich und ich fühlte mich geschmeichelt, dass es sie zu interessieren schien.
»Seit zwölf Jahren.«
Ihre Augen verwandelten sich in große blaue Teiche. Ich war selbst überrascht, wie schnell die Zeit vergangen war.
»Und was ist mit deiner Familie?«
Das Lächeln gefror mir auf den Lippen. Es war, als würde eine Faust meine Brust zusammenpressen, während ich versuchte, die Erinnerungen nicht zuzulassen.
»Sie ist tot«, brachte ich sehr leise heraus und bemühte mich um Haltung, damit Elyssabed sich deswegen nicht schlecht fühlte. Sie hatte es ja nicht wissen können.
»Das … das tut mir leid! Ich wollte nicht … Ich hätte nicht fragen sollen«, stammelte die Fürstentochter und senkte beschämt den Blick.
»Schon gut«, flüsterte ich und der Wind streichelte liebevoll meine Hände. Mit den Augen suchte ich nach Justus, der hinter mir im Wald auf einem Baumstumpf saß, eine Axt in der Hand, und herübersah. Er hatte mich damals gerettet. Wegen ihm war ich nicht allein auf einem Schlachtfeld zurückgeblieben.
Als sich unsere Blicke kreuzten, blickte er sofort weg und rief Marc etwas zu, der mit Dante zusammen einen umgestürzten Baumstamm über den Waldboden zog.
Zwar verstand ich nicht, was er gesagt hatte, aber es war mir auch egal. Was zählte, war, dass er mich angesehen hatte.
Auch ich wandte mich wieder um und blickte in das wunderschöne Gesicht der Fürstentochter. Wie schnell man doch vergessen konnte, dass man gerade noch mitten in einem Gespräch gewesen war.
»Wie ist sein Name?«, fragte sie und ich blinzelte verwirrt.
»Wessen?«
»Von dem Mann mit der Axt. Er starrt schon die ganze Zeit mit düsterer Miene zu uns herüber.« Ihr Blick ging an mir vorbei zu Justus.
Die Art, wie sie ihn ansah, war mehrfach zu deuten. Einerseits lag verhaltene Wut darin, was nicht weiter verwunderlich war, schließlich hatte er ihr gedroht, ihre Leiche in einem