Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman


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Praxis?« fragte Fee sinnend.

      »Ich weiß es noch nicht, aber du wirst es mir bestimmt entlocken, mein Schatz.«

      »Sie ist so offen«, sagte Fee gedankenvoll, »aber über ihre erste Ehe hat sie noch nie ein Wort verloren.«

      »Vielleicht lohnt es sich nicht, ein Wort darüber zu verlieren, mein Liebes. Jetzt hat sie jedenfalls einen Ehemann und einen Sohn, von denen sie angebetet wird.«

      »Sie verdient es«, sagte Fee. »Sie ist klug, schön und liebenswert dazu.«

      »Genau wie du. Der Schöpfer hatte eine Sternstunde, als er seinen Segen über eure Mütter ergoß.«

      »Ich will nicht, daß du spottest, Daniel.«

      »Das meine ich wirklich ernst, Geliebte, auch wenn es theatralisch klingt«, sagte er und küßte sie auf die Nasenspitze.

      Am nächsten Vormittag machte Clarissa Einkäufe. Natürlich war Tim immer an ihrer Seite. Er fuhr sie auch zu den Nordens. Aber da kam ihr dann doch eine Idee. Einen Ort gab es, wohin er sie nicht begleitete, den Friseur, und sie konnte sich da Fee Nordens Hilfe sicher sein, denn sie hatte einen ausgezeichneten Friseur. Und eine zweite Idee hatte sie auch noch.

      Von den Kindern wurden sie jubelnd begrüßt. Tim war ja öfter bei den Nordens und wurde besonders von Anneka heiß geliebt, die ihm schon jetzt versicherte: »Heirate dich mal, Tim.«

      Natürlich lachte man darüber, aber Clarissa dachte sich dabei mehr. Tim liebte Kinder, und sie konnte sehen, wie reizend er sich mit ihnen beschäftigte. Sie konnte wirklich nur hoffen, daß er einmal eine Frau fand, die ihn ganz verstand, die nicht nur sein anziehendes Äußere begehrenswert fand, sondern auf seine Gedanken und Gefühle eingehen konnte, die er nicht jedem offenbarte.

      Und ihr fiel es schwer, ihn zu beschwindeln, aber was sie mit Daniel Norden besprechen wollte, lag ihr sehr am Herzen.

      »Ich habe eben beschlossen, daß ich zu Fees Friseur gehe und mir einen neuen Schnitt verpassen lasse, Tim«, sagte sie, »und du könntest mir inzwischen ein paar Bücher besorgen, die ich mit auf die Insel nehmen möchte. Fee hat sie mir empfohlen. Es gibt in der Nähe eine sehr gute Buchhandlung.«

      »Ich bringe dich selbstverständlich zum Friseur und hole dich auch wieder ab«, sagte er.

      »Abholen brauchst du mich nicht«, erwiderte Clarissa. »Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Wir treffen uns dann wieder hier. Fee möchte, daß wir zum Abendessen bleiben.«

      »Ja, ihr sollt bleiben!« riefen die Kinder.

      Was Clarissa nur von Daniel will, überlegte Fee. Wenn es um einen ärztlichen Rat geht, könnte sie doch auch Paps fragen.

      Aber sie hatte ihren Friseur schon angerufen. Clarissa wurde schnellstens bedient, und als sie das Geschäft verließ, blickte sie sich erst vorsichtig um, ob Tim nicht doch irgendwo warten würde.

      Doch Tim hatte indessen etwas ganz anderes zu tun, was Clarissa nicht im entferntesten ahnen konnte.

      Er hatte die Buchhandlung kaum betreten, als er auch schon wie festgenagelt stehenblieb und ein junges Mädchen anstarrte, das auf einer Leiter stand und herunterblickte, als der Türgong anschlug. Nur zwei Kunden waren im Laden.

      Das Mädchen hatte braunes Haar, aber das bemerkte Tim gar nicht. Was er bemerkte, raubte ihm den Atem, denn dieses Mädchen sah Clarissa so ähnlich, daß ihm der Herzschlag stockte. Immer hatte er sich gewünscht, einmal einem Mädchen zu begegnen, das Clarissa auch nur entfernt ähnlich sehen möge, aber nun blickte er in violette Augen, umgeben von einem dichten schwarzen Wimpernkranz, er sah ein ovales Gesicht, eine feine, kurze Nase, einen weichen Mund, der nicht oft zu lächeln

      schien.

      Das Mädchen stieg die Leiter herab. Lange, schlanke, wohlgeformte Beine sah Tim auch, aber das Gesicht war ihm viel wichtiger.

      »Sie wünschen?« fragte das Mädchen leise und verlegen errötend, weil er sie so durchdringend anblickte.

      Reiß dich zusammen, Tim, mahnte er sich und brachte es dann tatsächlich fertig, den Zettel aus seiner Jackentasche zu nehmen, den Clarissa ihm gegeben hatte.

      »Haben Sie diese Bücher?« fragte er.

      »Ich muß nachschauen. Ich bin erst drei Wochen hier«, erwiderte das Mädchen.

      »Sie können sich ruhig Zeit lassen«, sagte Tim. »Ich schaue mich um.«

      Sein Deutsch war perfekt, aber der Akzent gab ihm eine aparte Note.

      »Sie sind Engländer?« fragte das Mädchen.

      »Wie kommen Sie so schnell darauf?« fragte er überrascht.

      »Ich war vier Wochen in England im Schüleraustausch.« Sie lächelte. Es war ein bezauberndes Lächeln. »Ich höre den Akzent sofort heraus. Und ich freue mich, wenn ich Englisch sprechen darf, damit ich in der Übung bleibe.«

      »Dann sprechen wir doch Englisch«, sagte er, mit einem unbegreiflichen Glücksgefühl, wie er es noch niemals empfunden hatte.

      *

      Clarissa ließ sich mit einem Taxi zu Dr. Norden bringen. Genau fünfzig Minuten hatte sie bei dem Friseur verbracht. Mehr als zehn Minuten würde sie nicht brauchen, um sich von Dr. Norden die Frage beantworten zu lassen, die ihr so am Herzen lag, und sollte Tim tatsächlich noch zu dem Friseur fahren, um sie abzuholen, denn zuzutrauen war ihm das schon, konnte sie immer noch sagen, daß sie sich noch ein paar Schaufenster angeschaut hatte.

      Auf keinen Fall sollte Tim erfahren, was ihr doch einige Sorgen bereitete, und schon gar nicht sein Vater.

      Daniel war vorbereitet. Loni hatte Clarissa ins Labor geführt. Sie brauchte nur zwei Minuten zu warten. Sie hatte ihre Bluse schon aufgeknöpft. »Ich möchte, daß du dir das mal anschaust, Daniel«, sagte sie ohne lange Vorrede. »Ich habe neulich im Fernsehen einen Bericht gesehen über Melanome, die man beachten soll, und möchte jetzt wissen, was es mit diesem dunklen Punkt an meiner Schulter auf sich hat.«

      »Na, du jagst mir vielleicht einen Schrecken ein, Clarissa«, sagte Daniel, »das ist doch kein Melanom.«

      »Es wurde aber gesagt, daß ein Muttermal bösartig werden kann und daß man es beachten soll. Ich gerate nicht in Panik, aber ich würde es sofort operieren lassen, wenn nur der geringste Verdacht bestehen würde.«

      »Es ist ein hübsches, kleines rundes Muttermälchen«, scherzte er, »aber wenn du willst, schaue ich es mir ganz genau an. Und wenn du mir nicht traust, läßt du es von Paps nochmals untersuchen. Er versteht sich darauf.«

      »Ich wollte es vorher wissen. Ich würde in München bleiben, wenn es operiert werden müßte. Ich will nur nicht, daß Bob und Tim in Panik versetzt werden. Ich darf ja nicht mal husten, dann werden schon Kapazitäten beschäftigt.«

      »Du siehst, wieviel du ihnen wert bist, Clarissa. Wieviel oder wie wenig Frauen können das schon sagen?« Er betrachtete das Muttermal ganz genau durch einen Apparat und lachte leise. »Früher haben sich das die Damen angeklebt, um ihre zarte Haut noch reizvoller erscheinen zu lassen«, sagte er. »Nun, manche haben auch mit einem dunklen Pflästerchen einen Pickel überdeckt, aber was dir die Natur da mitgegeben hat, ist wirklich nur ein hübsches Pünktchen, das man als Muttermal bezeichnen könnte, sofern es sich tatsächlich vererbt hat.«

      »Meine Mutter sagte, daß es von der Natur gewollt sei, damit ich unverwechselbar wäre.« Sie lachte leise auf. »Ich brauche mir also keine Gedanken zu machen?«

      »Keinen«, erwiderte er.

      »Wenn du es sagst, glaube ich es. Dann werde ich wieder zu Fee eilen, damit mein besorgter Sohn sich nicht schon auf die Suche nach mir begibt.«

      Aber zu ihrem Erstaunen war Tim noch nicht da, als sie im Hause Norden ankam.

      »Es wird ihm doch nichts passiert sein«, sagte sie ängstlich.

      »Ihr seid mir so welche«, lächelte Fee, »einer kann ohne den andern nicht sein. Mich