Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 4 – Familienroman


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mich hereingelegt. Die Auszüge waren gefälscht. Stimmt’s? Und ich habe dir vertraut.«

      »Die Erbschaft gab es wirklich«, stöhnte Horst Grebe. Noch selten hatte er sich so unbehaglich gefühlt, wie in diesen Minuten. Schließlich konnte er nicht genau wissen, was Ertel vorhatte.

      »Aber sie war so klein, dass du sie innerhalb von wenigen Tagen durchgebracht hast. Und dann hast du Schulden gemacht. Deinen Gläubigern hast du erzählt, dass du alles zurückzahlst, sobald Claudia deine Frau ist. Jetzt haben sie von der geplatzten Verlobung erfahren und wollen ihr Geld haben. Sie sind so zudringlich geworden, dass du keinen anderen Ausweg mehr gesehen hast, als bei mir einzubrechen. Grebe, du bist ein Schuft! Ein liederlicher Dieb. Ich muss froh sein, dass Claudia klüger war als ich. Du hast sie heiraten wollen, um durch sie an mein Vermögen heranzukommen. Aber sie hat dich durchschaut.«

      Johannes Ertel hätte sich selbst ohrfeigen können, da er Grebe auch noch unterstützt hatte. Er hatte sich seinetwegen mit Claudia gestritten, hatte sie sogar aus dem Haus gewiesen.

      In diesem Moment bereute der reiche Mann, der sich oft für unfehlbar gehalten hatte, sein Verhalten. Seine Wut gegen Horst Grebe verstärkte sich noch. »Aber diese Gemeinheit wirst du mir büßen. Das verspreche ich dir!«, keuchte er erregt. »Hier kommst du nicht ungeschoren heraus.«

      »Sie …,?Sie werden doch keinen Mord begehen wollen?« Die Zähne des Einbrechers schlugen klappernd aufeinander. Entsetzt schaute er auf die Mündung der Pistole.

      »Keine Angst! An dir mache ich mir die Finger nicht schmutzig! Aber ich werde dafür sorgen, dass alle deine guten Freunde erfahren, wer du in Wirklichkeit bist. Es wird dir schwerfallen, noch einmal die Rolle des reichen Erben zu spielen. Und deine Chancen bei den schönen Mädchen werden ebenfalls nicht mehr so zahlreich sein.« Johannes Ertel zog das Telefon zu sich heran und begann, die Wählscheibe zu drehen. Trotzdem ließ er keinen Blick von seinem Gegenüber.

      »Sie werden …,?werden doch nicht die Polizei anrufen?«

      »Aber selbstverständlich.« Das verängstigte Gesicht Horst Grebes bereitete Johannes Ertel Genugtuung. »Hast du gedacht, dass ich einen Verbrecher laufen lasse?«

      »Man wird Claudia in die Sache hineinziehen«, versuchte Horst Grebe den Fabrikanten einzuschüchtern.

      »Claudia hat nichts damit zu tun. Also wird sie auch keiner mit diesem Einbruch in Verbindung bringen. Glücklicherweise war sie klug genug, sich nicht mit dir zu verloben.«

      Jetzt war Johannes Ertel richtig stolz auf seine Tochter. Gleich morgen würde er sie besuchen und ihr das sagen. Er würde sie bitten, zu ihm zurückzukommen.

      Aus dem Telefonhörer drang jetzt die sachliche Stimme eines Polizeibeamten. Johannes Ertel schilderte kurz die Situation und nannte seine Anschrift. Schon zwei Minuten später hielt draußen ein Streifenwagen der Polizei.

      *

      Klaus Herzberg und Claudia Ertel besuchten Denise von Schoenecker auf Gut Schoeneich, da sie vermeiden wollten, dass Tanja und Torsten zunächst etwas von diesem Gespräch erfuhren.

      Denise begrüßte die jungen Leute herzlich und führte sie in den kleinen Salon. Während das Hausmädchen Gusti den Tee servierte, begann Klaus Herzberg von der geplanten Heirat zu erzählen.

      Die charmante Gutsherrin freute sich ehrlich und wünschte dem jungen Paar alles erdenklich Gute.

      »Wir mögen Tanja und Torsten sehr gern. Und da die beiden keine Eltern mehr haben, dachten wir daran, die Kinder nach der Hochzeit zu uns zu nehmen.«

      Denise von Schoenecker atmete tief durch. »Das wäre für Tanja und Torsten natürlich eine ideale Lösung«, meinte sie lächelnd. »Doch ich fürchte, dass es Schwierigkeiten mit Herrn Ertel geben wird.«

      »Gerade deshalb kommen wir zuerst zu Ihnen«, erklärte Claudia. »Sie haben so viel Einfluss, dass es Ihnen bestimmt gelingen wird, das Einverständnis meines Vaters zu bekommen, vorausgesetzt natürlich, Sie befürworten unseren Plan.«

      »Das tue ich unbedingt. Sie kennen die Kinder und haben sie gern. Umgekehrt ist es genauso. Tanja und Torsten sind von Ihnen beiden ganz begeistert. Erst gestern hat mir der Junge gestanden, dass er Claudia fast so lieb hat wie seine Mutti. Ich glaube, Sie wissen, was das bedeutet. Die Mutti steht in einem Kinderherzen stets an erster Stelle und ist eigentlich kaum von jemandem zu verdrängen.« Denise hatte Respekt vor dem jungen Paar, das sich so spontan entschlossen hatte, den beiden Waisenkindern zu helfen. Nicht nur für einige Stunden, Tage oder Wochen, nein, für immer.

      Klaus Herzberg fasste nach der Hand des Mädchens und drückte leicht Claudias Finger. »Wir wünschen uns eine große Familie. Lauter fröhliche Buben und Mädchen. Tanja und Torsten sollen unsere ältesten Kinder sein.«

      Bei diesen Worten leuchteten die Augen des jungen Mannes vor Begeisterung. Denise von Schoenecker hatte Erfahrung genug, um zu wissen, dass dies kein Strohfeuer war. Hier saßen zwei junge Menschen, die Kinder wirklich gernhatten und die ihnen eine glückliche Jugend bereiten würden. Menschen, die Vorbild sein konnten und trotzdem unbeschwert und fröhlich sein würden.

      »Leider hat Herr Ertel bei seinem ersten Besuch einen ungünstigen Eindruck von unserem Heim erhalten«, sagte Denise. »Deshalb glaube ich nicht, dass er noch einmal hierherkommen wird.«

      Alexander von Schoenecker, der gerade in den kleinen Salon gekommen war, hatte die letzten Worte gehört. »Ich habe heute in der Zeitung gelesen, dass man Horst Grebe bei einem Einbruch erwischt und verhaftet hat.«

      »Grebe?« Claudia hob überrascht den Kopf. »Und Vater hat so viel von ihm gehalten. Er hat ihn immer in Schutz genommen.«

      »Er hat also sein Urteil revidieren müssen. Das ist ihm vermutlich nicht leichtgefallen. Aber er ist bestimmt ehrlich genug, eine Lehre daraus zu ziehen. Deshalb wird er einsehen, dass er auch Sophienlust falsch beurteilt hat, und sich dafür entschuldigen.« Alexander nahm neben Denise Platz.

      »Das ist wirklich eine Überraschung. Und sogar eine günstige für uns.« Klaus Herzberg wusste inzwischen um die erzwungene Freundschaft zwischen Horst Grebe und Claudia.

      »Dann könnte ich Ihren Vater ja anrufen«, überlegte Denise laut und sah dabei Claudia an.

      »Würden Sie das wirklich für uns tun?« Claudia atmete auf. Der Streit mit dem Vater war der Wermutstropfen in ihrem Glück. Sie wollte sich so bald wie möglich mit dem alten Herrn aussöhnen.

      »Ich tue es gern«, antwortete Denise offen und ehrlich.

      Es wurde noch eine recht vergnügte Teestunde. Nachdem sich Klaus und Claudia verabschiedet hatten, ging Denise auf ihren Mann zu und legte zärtlich die Arme um seinen Hals.

      »Ich glaube«, flüsterte sie, »jetzt wird für Tanja und Torsten doch noch alles gut. Was glaubst du, wie sich die beiden freuen werden. Und du, Alexander, hast es wieder einmal gewusst. Du hast von Anfang an gesagt, dass alles in Ordnung kommen wird.«

      »Siehst du, du solltest eben mehr Vertrauen zu mir haben.« Dem Gutsherrn blitzte der Schalk aus den Augen. Er legte beide Arme fest um Denise und drückte einen herzhaften Kuss auf ihre roten Lippen.

      *

      Gegen Abend fuhr ein schwerer Wagen in Sophienlust vor. Johannes Ertel stieg aus. Da ihn niemand erwartet hatte, kümmerte man sich auch nicht um ihn. Denise von Schoenecker und Frau Rennert waren gerade im Büro. Schwester Regine war mit den Kleinsten im Aufenthaltsraum. Das übrige Personal war in der Küche oder im Speisesaal beschäftigt.

      Die größeren Kinder von Sophienlust halfen dem alten Justus im Park heruntergefallene Blätter zusammenzurechen. Sie waren so eifrig bei der Sache, dass sie den Besuch gar nicht bemerkten. Pünktchen und Angelika schleppten gerade einen gefüllten Korb zu einem kleinen Wagen, Nick war ihnen beim Ausleeren behilflich.

      Johannes Ertel blieb zuerst in einiger Entfernung stehen, dann kam er langsam näher. Die Kinder, die hier eifrig den kleinen Wagen mit Laub füllten, waren sauber und zweckmäßig gekleidet und wirkten sehr gepflegt. Auch als Außenstehender sah man, dass sich