Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Box 14 – Arztroman


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Sie mir dabei nicht ein klein wenig helfen?«

      »Es gäbe einen Weg, wenn Herr Reinhold nicht protestiert«, sagte Dr. Norden nachdenklich. »Ich könnte ihm sagen, daß Sie eine Kur machen müssen. Dafür würde sich die Insel der Hoffnung anbieten, die mein Schwiegervater leitet. Mit ihm könnte ich ganz offen über die Probleme sprechen, die ja auch mich beschäftigen. Wenn Herr Reinhold auch dorthin gehen will, hätte man ihn immer unter Kontrolle. Es wäre immer besser als ein Urlaub zu zweit, der Sie in manche Schwierigkeiten bringen könnte. Ich habe Sie doch richtig verstanden?«

      »Besser, als ich zu hoffen wagte«, sagte Stefanie dankbar.

      »Ja, dann werde ich mal mit Herrn Reinhold sprechen. Von unserem kleinen Geheimnis abgesehen, würde Ihnen solch ein Erholungsaufenthalt wahrlich guttun. Wann haben Sie denn das letzte Mal Urlaub gemacht?«

      »Vor einem Jahr. Da lernte ich Ralph und Peter beim Skifahren kennen.«

      Dr. Norden fiel auf, daß sie Ralph immer zuerst nannte, und er zog seine Schlüsse daraus. Er hatte Respekt vor dieser tapferen jungen Frau, aber er hielt nichts von Selbstaufopferung.

      Dr. Norden bewies wieder einmal, daß er großes diplomatisches Geschick besaß, als er zu Peter Reinhold sagte, daß er doch morgen vormittag nochmals zu ihm kommen möchte. Fräulein Linden sei krank, aber er würde darüber gern doch noch mit ihm sprechen.

      Das hatte einen doppelten Effekt. Peter fühlte sich plötzlich stärker als Stefanie, und sie erlebte nun, daß er sie äußerst rücksichtsvoll behandelte.

      Daniel Norden rief Professor Weissenberger an und erzählte ihm, was er sich mit Stefanie ausgedacht hatte.

      »Das ist gut, das ist sogar sehr gut!« rief der Professor aus. »Mir wäre so etwas nicht eingefallen. Es wird mir schwerfallen, auf Stefanie zu verzichten, aber früher oder später werde ich mich damit abfinden müssen.«

      Nach diesem Gespräch führte Dr. Norden ein weiteres mit Dr. Cornelius, seinem Schwiegervater, und das wurde ein langes Gespräch. Sie konnten sich in jeder Lebenslage aufeinander verlassen.

      Daniel konnte auch hören, daß sich Christopher und Vanessa Bentham inzwischen schon sehr wohl fühlten auf der Insel der Hoffnung. Da würde Stefanie auch gleich nette junge Gesellschaft finden.

      Fee Nordens Kommentar zu dieser Absprache traf wieder einmal den Nagel auf den Kopf. »Wenn wir die Insel nicht hätten, hätten wir schon manches Mal dumm aus der Wäsche geschaut«, erklärte sie.

      Da konnte man ihr nur recht geben. Schon manches Wunder war auf der Insel der Hoffnung Wirklichkeit geworden. Zwar konnte man für Peter keines erwarten, doch der tapferen Stefanie konnte dort seelischer Beistand geleistet werden. Es schien dann auch, als würde Peter von seinen eigenen Beschwerden abgelenkt, da er besorgt um Stefanie war. Dr. Norden gewann am nächsten Vormittag diesen Eindruck, als er Peter erklärte, daß Stefanie unter ähnlichen Symptomen leide wie er.

      Hatte er schon mehrmals die Erfahrung gemacht, daß Kranke schon dadurch beruhigt wurden, wenn andere die gleichen Beschwerden hatten, so wurde es bei Peter ganz deutlich, wie er sich selbst stark machte für Stefanie. Dr. Norden war jetzt überzeugt, daß er Stefanie ehrlich liebte.

      Er zögerte nicht einen Augenblick, seine Bereitschaft zu erklären, Stefanie auf die Insel der Hoffnung zu begleiten, und sie atmete auf, als er ihr dies dann auch gleich mitteilte.

      Ganz behutsam tat er es. »Du wirst sehen, daß wir beide wieder völlig okay sind, Liebling, wenn wir dort ein paar erholsame Wochen verbracht haben. Dann wird geheiratet. Versprichst du mir das?«

      Sie nickte und konnte es dabei nicht verhindern, daß ihr wieder Tränen in die Augen stiegen.

      »Nicht traurig sein, Liebes«, sagte Peter zärtlich. »Ich komme ja mit. Ich bleibe bei dir.«

      *

      An diesem Abend wartete er auf Ralph. Katinka schöpfte schon ein bißchen neuen Mut, daß sich doch alles wieder einrenken würde. Und Ralph erfüllte die Hoffnung, daß Stefanie Peter zur Vernunft gebracht hätte.

      Ein wahnsinniger Schrecken durchzuckte ihn dann, als Peter sagte, daß Stefanie krank sei.

      »Wie das?« fragte er heiser.

      »Sie hat ähnliche Symptome wie ich. Dr. Norden hat sie untersucht und ihr eine Kur auf der Insel der Hoffnung empfohlen. Ich werde sie begleiten. Ich kann auch Erholung brauchen. Nach diesen Wochen werden wir dann heiraten, und ich hoffe, daß du mir nicht mehr böse bist, daß Stefanie sich für mich entschieden hat.«

      Ralph betrachtete ihn forschend. Da er Peter ein paar Tage nicht gesehen hatte und ihn ganz bewußt betrachtete, fiel ihm auf, wie hager sein Gesicht geworden war, wie tief sich Falten um Augen und Mund eingekerbt hatten. Jetzt schob er es darauf, daß er sich um Stefanie sorgte.

      »Ich begreife nicht, daß Stefanie krank ist«, sagte er leise. »Sie war doch immer kerngesund.«

      »Es fliegt einen halt an. Du hast es ja bei mir auch gesehen.«

      Ralph kam der wahnwitzige Gedanke, daß Peter Stefanie angesteckt haben könnte. Er schalt sich, daß er Peters Zustand bisher so wenig Beachtung geschenkt hatte und daß er nicht einmal mit Dr. Norden gesprochen hatte, was Peter fehlen würde.

      »Wann fahrt ihr?« fragte er tonlos.

      »Übermorgen. Du fährst nun ja bald zum Skilaufen. Aber du wirst ja zurück sein, wenn wir heiraten, und ich hoffe, du schlägst uns die Bitte nicht ab, unser Trauzeuge zu sein.«

      »Okay«, sagte Ralph heiser.

      »Darf ich Stefanie sagen, daß du uns Glück wünschst?«

      »Ja, sicher, sag es ihr.«

      Ihm fiel jedes Wort unsagbar schwer, und er fühlte sich versucht, Stefanie anzurufen, aber er verdrängte diesen Wunsch. Ein anderer Gedanke kam ihm, aber den wollte er erst in die Tat umsetzen, wenn Peter und Stefanie die Stadt verlassen hatten.

      *

      Auf der Insel der Hoffnung hatte man sich auf die Ankunft der beiden vorbereitet. Alles war wohlüberlegt worden. Stefanie sollte ein Appartement in dem Haus bekommen, in dem auch Christopher und Vanessa einquartiert worden waren.

      Peter sollte im Gästezimmer der Privatwohnung von Dr. Cornelius untergebracht werden, damit man ihn ständig unter Aufsicht halten konnte. Es blieb nun die Frage offen, wie er darauf reagieren würde.

      Für Stefanie hatte der Start schon mit dem Problem begonnen, wer fahren sollte. Peter bestand darauf, sich ans Steuer zu setzen.

      »Du mußt dich schonen«, erklärte er.

      »Mir geht es aber schon bedeutend besser«, sagte sie.

      »Aber nicht so gut wie mir.«

      Angst und bange wurde ihr, daß die List, die angewandt worden war, zu einer Katastrophe führen könnte, aber erstaunlicherweise zeigte Peter keinerlei Ermüdungserscheinungen. Er war auch keineswegs unkonzentriert. Sie erreichten die Insel ohne Zwischenfall.

      Selbst im Winter bot sie einen anmutigen Anblick. »Wie schön«, sagte Stefanie leise, »wie friedlich.«

      Johannes und Anne Cornelius kamen zur Begrüßung, mit der gleich der persönliche Kontakt hergestellt wurde.

      Durch nichts wurde betont, daß es sich um ein Sanatorium handelte. Mit Takt und Einfühlungsvermögen verstanden es Dr. Cornelius und seine Frau Anne, das Vertrauen ihrer Patienten zu erringen. Zu ihrer Erleichterung zeigte Peter keinerlei Unwillen, daß er im Gästezimmer wohnen sollte. Vielleicht betrachtete er es als Auszeichnung oder auch als einen Beweis, daß man ihn nicht als Patienten betrachtete. Zu gern hätte Dr. Cornelius erforscht, was Peter dachte. Es hätte ihn jedenfalls sehr erstaunt, denn die räumliche Distanz, die zwischen ihn und Stefanie gelegt wurde, war ihm sehr willkommen. Er fühlte sich bedeutend schlechter, als er zeigen wollte. Aber wie viele Kranke, die schon ganz unter dem Einfluß von schmerzstillenden Medikamenten standen, waren seine Stimmungen beträchtlichen Schwankungen unterworfen und das