Britta Ullrich

Toscana Wanderführer Michael Müller Verlag


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Val di Chianaund Val d’Orcia: Fast jeder hat sie im Kopf - die wellige Weite des Orcia-Tals und der Crete Senesi, der Land­schaft aus Lehm, Muschelkalk und Travertin im Süden Sienas, wo die Etrusker die Landschaft mit ihren Grabanlagen prägten (Tour 23). Die nackten Hügel mit Haus und Baum wurden zum Markenzeichen der Toscana. Hier verläuft zwischen San Quirico d’Orcia und dem Renais­sancestädtchen Pienza ein sanfter Weg (Tour 26), der zur Franken­straße (Via Francigena) gezählt werden kann. Östlich des Orcia-Tals geht es über einen Höhenweg in ein kleines Naturschutzgebiet mit Bu­chen, Einsiedelei und herrlichem Blick über die Südtoscana (Tour 25). In Richtung des Trasimenischen Sees führt eine Wanderung bei Chiusi zum gleichnamigen, uralten Binnengewässer (Tour 24), wo Was­servögel überwintern und Italiener angeln. Ganz im Osten der Tos­cana bietet ein Ausflug über gepflasterte Wege aus der Römerzeit ober­halb des Städtchens Cortona schöne Ausblicke auf den Tra­si­me­ni­schen See und ein Einsiedlerkloster des Kapuzinerordens (Tour 22).

       Vom Monte Amiata Richtung Lago di Bolsena: Der stillliegende Vul­kan Monte Amiata fasziniert durch seine landschaftliche Vielfalt und die Ruhe. Die Runde am Fuße des Berges (1.738 m) vereint die Berg­landschaft mit den sanften Hügeln des Orcia-Tals (Tour 27). Be­son­ders im Herbst, aber auch im heißen Sommer, lädt der Wanderweg durch uralte Esskastanienwälder zwischen Abbadia San Salvatore und dem stillen Piancastagnaio ein (Tour 28). Ein besonderes Erlebnis ist auch der Besuch einer alten Quecksilbergrube bei Piancastagnaio im Na­tur­schutzgebiet Pigelleto (Tour 29). Felswände, Wasser und abso­lute Ruhe begleiten den Wanderer durch das Tal des Flusses Albegna (Tour 30). Bei Pitigliano im extremen Süden der Toscana führt eine Wan­derung durch alte Hohlwege der Etrusker (Tour 31).

      Blick auf das Kastell der Einsiedelei von Vivo d´Orcia (Tour 27)

      Die besten Standorte für die jewei­li­gen Wanderungen fin­den Sie ab hier.

       Maremma-Küste: Maremma bedeutet in der Toscana Meer und Strand. Zu einem der ruhigsten Strände der Toscana führt die Wande­rung bei Puntone (Tour 33). Von großer Bedeutung sind auch die Feucht­ge­biete in Küstennähe wie die unter Naturschutz stehende Sumpf­land­schaft Diaccia Botrona bei Castiglione della Pescaia (Tour 34). Zahl­reiche Vogelarten leben hier, und Verstecke machen das „Bird­wat­ching“ zu einem wahren Erlebnis für Groß und Klein. Eine Strand­wanderung (Tour 35) zwischen Lagune und Meer bei Orbetello und eine Runde durch den Naturpark Montioni bei Massa Marittima (Tour 32) voller Wild und üppiger Vegeta­tion runden das Bild der Landschafts­formen ab.

       Klima und Jahreszeiten: Das Klima der Toscana wird als mild und gemäßigt eingestuft - das hört sich erst einmal gut an. Aber schaut man es sich im Detail an, be­greift man schnell, wie verallgemeinernd das ist, denn die Gebiete der Toscana sind durchaus unterschiedlich ge­prägt. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Klima von Norden nach Süden wärmer und auch trockener wird. Wirklich gemäßigt ist es das ganze Jahr nur am recht schmalen Küstenstreifen, und selbst dort fiel im Winter 2010/11 Schnee. Im Frühling und im Herbst muss man in den Bergen mit Nebel rechnen, wenn die feuchtwarme Luft der Ebene auf die Kalt­luft der Berge trifft.

      Das Frühjahr beginnt mit einem März, der dem deutschen April gleicht: Regen, Sonne, Schnee, ein wenig von allem. Im April ist es schon wärmer und trockener, und im Mai kommt man ins Schwitzen. Es ist eine wunderschöne Wanderzeit in voller Blütenpracht. Fast alle Touren sind in dieser Zeit gut zu laufen, nur bei denen, die in die Berge führen (Touren 2, 4, 6 und 20), sollte man sich vorher informie­ren, ob noch Schnee liegt - und das sogar bis in den April. Die mittle­ren Tiefsttemperaturen liegen im März in Palagnana (nahe der Touren 4 und 6) lediglich bei 0,3 °C. Im April und Mai muss man besonders in der Nähe der Gebirge im Norden und Nordosten mit Regengüssen rech­nen, die zwar kurz, dafür aber stark sind. Doch wenn die Sonne her­vorkommt, wird es sofort warm. So liegen im Mai die mittleren Höchst­temperaturen in Siena bei 20,4 °C und in Palagnana bei 17,5 °C. Bis Mitte Juni steigen die Tempe­raturen weiter an, und der Regen lässt nach. Es herrscht ideales Wanderwetter in der ganzen Toscana.

      Wenn der Sommer die Badeurlauber anlockt, sind lediglich die Berg­stre­cken ein Genuss. Im Juli und August klettern die mittleren Höchst­temperaturen auf bis zu 38 °C. Doch die Werte nehmen in den Hö­henlagen stark ab und lie­gen auf dem Monte La Croce (1.313 m) im Apennin im Juli nur bei 18,3 °C. In dieser Höhe lässt es sich gerade im Hochsommer gut wandern. Ansonsten sind die war­men Monate bes­ser an der Küste zu ertragen, da das Meer für Ventila­tion sorgt: Tags­über erwärmt sich das Land stärker als das Wasser, so­dass ein küh­lender Wind vom Meer zum Land weht; nachts kehren sich die Ver­hält­nisse um. Im Inland dagegen ist es teilweise mit Tempe­raturen bis zu 40 °C erdrückend heiß. Hier sind Wanderungen nur am frühen Mor­gen und am späten Nachmittag möglich. Ansons­ten meidet man die heiße Tageszeit am besten bei einem echt toscani­schen „pisolino“, dem Mittagsschläfchen, oder bei einem Bad in den ver­schiedenen Ge­wäs­sern (Touren 6, 18, 21, 30, 33 und 35).

      Mitte August setzen die ersten Regenschauer ein und mildern die Hitze. Im September ist es vorbei mit der Glut, wenn auch die mittle­ren Höchsttemperaturen in Siena noch bei 23 °C liegen.

      Castiglione della Pescaia im Abendrot (Tour 34)

      Mit dem Herbst beginnt wieder eine ideale Wanderzeit in der ganzen Tos­cana. Allerdings muss auch wieder mit Regen gerechnet werden. Im Inland ist der Oktober häufig der regenreichste Monat, aber oft sind es nur Schauer. Al­ler­dings haben in den letzten Jahren Extremniederschläge immer wieder zu Überschwemmungen geführt. Eventuell von der Region Toscana aus­gegebene Alarmstufen für Unwetter sollten also unbedingt ernst ge­nommen werden. Beson­ders der Norden und der Nordosten sind be­troffen, wo die feuchte Luft an den Höhenzügen aufsteigt. An der Küs­te sorgt das warme Meer für geringere Temperaturschwankungen, wäh­rend diese im In­land und in den Bergen im Tagesverlauf viel stär­ker aus­fallen. Ein leich­ter Pullover im Rucksack schadet nicht. Sogar der No­vem­ber eig­net sich zum Wandern, auch wenn er zu den re­gen­reichs­ten Mo­naten zählt. Zumindest unterhalb der 1.000-m-Grenze sind die Tem­pe­ra­tu­ren dann ideal, und die Toscana scheint fast leer ohne die Tou­ris­ten­ströme der Hauptsaison.

      Im Winter lassen bis zu 100 Tage bei 20-100 cm weißer Pracht das Herz der Skiläufer im Apennin höherschlagen. Die Wanderungen in den Ber­gen sind dann höchstens mit Schneeschuhen zu empfehlen. Die Tem­pe­ra­turen sinken ab ca. 800 m oft weit unter 0 °C. Abgesehen von den Gip­feln des Apennins und der Apuanen ist die Umgebung von Arezzo die käl­teste Gegend der Toscana. Der Schnee hält sich auf den Gipfeln des Apen­nins manchmal bis in den Juni. Auf dem Monte Amiata und dem Mon­te Cetona im Süden der Toscana liegen dagegen im Durchschnitt nur 10-50 Tage im Jahr Schnee. Besonders die dem Meer zugewandte Sei­te weist auch in höheren Lagen ein wesentlich mil­deres Klima auf. An der Küste herrscht zwar kein Badewetter, doch zum Wandern ist es im­mer warm genug, und im Januar hat der Monte Argentario fast drei­mal so viel Sonnenstunden wie Berlin. Der Januar ist zwar in der ge­sam­ten Toscana der kälteste Monat, aber der vom kal­ten Nordwind Tra­mon­tana blankgeputzte Himmel sorgt oft auch im Inland für klare Tage.

      Es empfiehlt sich, vor jeder Wanderung den aktuellen Wetterbericht zu kennen (→ „Aktuelle Wetterinformationen“) und die Tages­län­gen einzukalkulieren.

       Kleine Windkunde: Die Tramontana und der Grecale sind Winde, die aus dem Norden bzw. Nordosten blasen und meist trockene, kalte Luft mitbringen. Im Sommer mag das eine Erfrischung sein, sonst be­deutet es, dass man besser einen Pullover oder eine Jacke mitnimmt, denn es kann kalt werden. Dafür ist die Sicht oft glasklar.

      Der