Bindeglied zwischen den nördlichen und den südlichen Regionen Europas. Als weiterführende Lektüre während der Wanderungen empfiehlt sich ein kleiner Pflanzenführer im Rucksack.
Weißdornfrüchte
Wald, Macchia und Garrigue: Etwa 44 % der Toscana sind von Wald bedeckt. In den Höhenlagen ab 1.000 m wachsen Buchen, Fichten und Tannen, und fast könnte man meinen, im heimischen Wald unterwegs zu sein, wenn nicht immer wieder typisch toscanische Ausblicke diesen Eindruck berichtigen würden. Unterhalb dieser Höhen weichen die Buchen den Esskastanien (Castanea sativa) und den Zerreichen (Quercus cerris) sowie Flaumeichen (Quercus pubescens) und Traubeneichen (Quercus petraea). Auch Wacholder (Juniperus communis) und Stechpalmen (Ilex aquifolium) bestimmen hier das Bild. Im Apennin und den Apuanischen Alpen (Tour 4) findet man eine endemische Form des Ahorns, den Italienischen Ahorn (Acer neapolitanum).
Kontrolliertes Pilzesammeln
Im Herbst beginnt die Zeit der Pilze. Das Sammeln ist jedoch nur mit einem Pilzsammelschein erlaubt, den man bei der Regionsverwaltung der Toscana bekommt. Er kostet 15 €/Tag, 40 €/Woche oder 100 €/Jahr. Auf der Post tätigt man eine Einzahlung auf das Postkonto Nr. 6750946 der Amministrazione regionale (Italienischkenntnisse hilfreich; Verwendungszweck: „raccolta funghi“, gewünschtes Datum und persönliche Daten) und nimmt den Zahlungsbeleg zum Sammeln mit. Erlaubt sind pro Person und Tag 3 kg. Da aber die Pilze je nach Standort sehr unterschiedlich aussehen können, sollte man sie vor dem Genuss kontrollieren lassen. Das kann man in fast jeder größeren Ortschaft bei der ASL (Azienda Sanitaria Locale).
Alte Esskastanie
Stamm des Erdbeerbaums
Unter 500 m beginnt der mediterrane Wald, die Macchia, die bis auf Meereshöhe vorkommt. Je nach Untergrund, Lichteinfall und Niederschlagsmenge kann die gleiche Pflanze andere Wuchsformen aufweisen. Typisch sind Hartlaubgewächse wie die immergrünen Eichen mit ihren ledrigen Blättern: die Steineiche (Quercus ilex), deren junge Blätter am Fuß des Baums mit Stacheln bewehrt sind wie bei der Stechpalme, und die Korkeiche (Quercus suber) mit ihrer weichen und warmen Rinde, die in kleinen Beständen auch heute noch genutzt wird. Außerdem wachsen in der Macchia Mastixsträucher (Pistacia lentiscus), deren Saft u. a. Schauspieler zum Ankleben der Bärte verwenden, Myrte (Myrtus communis), Blumen-Eschen (Fraxinus ornus), übermannshohe Baumheide (Erica arborea), Mäusedorn (Ruscus aculeatus) und verschiedene Ginster (Spartium junceum; Sarothamnus scoparius; Ulex europaeus).
Auch mehrere Baumsorten, die früher als Obstbäume genutzt wurden, finden sich in der Macchia: darunter der Speierling (Sorbus domestica) - vom Baum gepflückt, ist die Frucht sehr sauer, aber als Marmelade eine feine Sache -, die Mispel (Mespilus germanica) und nicht zuletzt der Erdbeerbaum (Arbutus unedo), dessen Früchte den Wanderer im späten Herbst erfreuen.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Garrigue, ein häufig vorkommender mediterraner Biotop, bestehend aus einer steinigen, trockenen und sonnenbeschienenen Fläche mit niedrigem Strauchbewuchs. Neben dem Besenginster (Sarothamnus scoparius) und dem giftigen Stechwacholder (Juniperus oxycedrus L.) findet man auf diesen Trockenflächen viele aromatische Pflanzen wie Thymian (Thymus praecox), Oregano (Origanum vulgare) und den verwandten Majoran (Origanum majorana), die gelb blühende Mittelmeer-Strohblume (Helichrysum italicum), auch Currykraut, die wegen ihres intensiven Currygeruchs früher in den Häusern als Duftstrauch aufgehängt wurde, und die Zistrose (Cistus salvifolius).
Längs der Küste wächst in erster Linie die Mittelmeer-Kiefer (Pinus pinea), die nicht nur die Küste vor Erosion schützt, sondern auch die leckeren Pinienkerne liefert. Auch die Seestrand-Kiefer (Pinus pinaster) ist weit verbreitet, während man die Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis) nur an felsigen Küstenstreifen abenteuerlich über dem Meer hängend findet.
Der bekannteste Baum der Toscana, die Zypresse (Cupressus sempervirens), ist ein Einwanderer. Sie wurde wahrscheinlich von den Etruskern oder den Phöniziern aus dem Vorderen Orient mitgebracht und ist der wichtigste Zierbaum. Im Chianti-Gebiet zwischen Castellina in Chianti, Poggibonsi und San Donato in Poggio gibt es einen ausgedehnten Zypressenwald.
Blumen: Die Welt der Wildblumen ist in der Toscana dank des weitgehenden Verzichts auf Unkrautvernichtungsmittel noch recht intakt, auch wenn sich die Situation langsam verschlechtert. Im Winter blühen zunächst die Grüne Nieswurz (Helleborus viridis) und die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus). Im Frühjahr belebt sich der Waldboden u. a. mit Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens) und Märzveilchen (Viola odorata), die Wiesen mit Krokus (Crocus albiflorus) und blaulila blühendem Balkan-Windröschen (Anemone blanda). Die jungen Triebe des wilden Spargels (Asparagus acutifolius) sind ein beliebter Leckerbissen aus dem Wald, der im April von den Einheimischen gesucht wird.
Sobald es gegen Mitte April wärmer wird, explodiert die Natur: Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) und Kleine Traubenhyazinthe (Muscari botryoides) stehen am Wegrand. Klatschmohn (Papaver rhoeas) setzt rote, Weißdorn (Crataegus monogyna) weiße Tupfen in die Landschaft. Es zeigen sich Italienischer Aronstab (Arum italicum) und Ringelblume (Calendula officinalis). Im Halbschatten steht Doldiger Milchstern (Ornithogalum umbellatum), und mit zunehmender Wärme kann man Flockenblume (Centaurea scabiosa), Wasserdost (Eupatorium cannabinum) und die prächtige Feuer-Lilie (Lilium croceum) bewundern. Ganz banal am Straßenrand stehen die langen Rispen der Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris) und so manch seltene Orchideenart wie das Knabenkraut (Orchis mascula). Auf hellen Waldflächen wachsen Stendelwurz (Epipactis helleborine), Rotes Waldvöglein (Cephalanthera rubra) und Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera).
Längs der Wege streifen die Füße immer wieder die wohlriechende Bergminze (Calamintha nepeta). Ihre blaßlila Blüten sind sehr klein und blieben unbeachtet, wäre da nicht der Duft, der sie verrät. Die Toscaner würzen damit gerne ihre Pilzspeisen und Salate oder die Tortelloni gefüllt mit Ricotta und Spinat.
Kamelienblüte
Grüne Nieswurz
Scheinrebe
Kulturpflanzen: Die Kulturpflanze Nummer eins in der Toscana ist sicherlich der Wein. Sangiovese und Cannaiolo sind die herkömmlichen roten Rebsorten und Malvasia und Trebbiano die weißen. Heutzutage findet man aber auch Merlot, Cabernet und weitere ausländische Sorten. Direkt auf den Wein folgen wohl die Oliven. Es gibt viele verschiedene Olivenbaumsorten, aber sie haben eines gemeinsam: Alle tragen grüne und dunkle Früchte, denn die Farbe hängt nur vom Reifegrad ab. Olivenöl wird aus Oliven aller Farbschattierungen gewonnen! In dem eiskalten Winter 1984/85 mit -20 °C starben viele der alten Bäume ab, deshalb sieht man heute fast überall recht junge Bäume.
Geflecktes Knabenkraut
Feuerlilie
Auf den Feldern