man mit Freunden über den Job reden; es kommt gelegentlich etwas Gutes dabei rum.
Executive Presence gibt es niemals von der Stange
Sichtbare Executive Presence beschreibt nach unserem Verständnis das stimmige Zusammenspiel von Gestik, Mimik, Sprache, Stimme, Individualität, Haltung und Persönlichkeit.
Was aber steckt dahinter? Wie lässt sich dieser Begriff mit Leben füllen? Ein paar kurze Gedanken hierzu: Sichtbare Executive Presence beschreibt nach unserem Verständnis das stimmige Zusammenspiel von Gestik, Mimik, Sprache, Stimme, Individualität, Haltung und Persönlichkeit. Eine überzeugende Klarheit und Authentizität, die Vertrauen schafft, und Macherqualitäten, die nicht an Titel und Hierarchien gebunden sind, die aber viele Führungspersönlichkeiten auszeichnen und sie möglicherweise erst in diese Position gebracht haben. Oft spricht man in diesem Zusammenhang auch von Ausstrahlung oder Charisma. Die Wissenschaft hat sich noch nicht auf eine Definition verständigen können, aber wir behaupten: Sie erkennen Executive Presence, wenn sie Ihnen begegnet. Auf der Vortragsbühne, im Vieraugengespräch, auf dem Podium, im Interview und im Fernsehtalk. Selbst im Laptopfenster während der Videokonferenz oder Videoschalte wird sie sichtbar.
Die amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Sylvia Ann Hewlett bemerkt beispielsweise eine »berauschende Kombination« von Selbstbewusstsein, Haltung und Authentizität, die Menschen mit einer Executive Presence ausstrahlen:
»[…] a heady combination of confidence, poise, and authenticity that convinces the rest of us we’re in the presence of someone who’s the real deal. It’s an amalgam of qualities that telegraphs that you are in charge or deserve to be.«1
Hewletts Erkenntnisse aus 40 Fokusgruppen und einer nationalen Umfrage deuten darauf hin, dass Executive Presence auf drei zentralen Säulen beruht: auf Gravitas, Communication und Appearance, wobei zwei Drittel der befragen Führungskräfte Gravitas als entscheidendes Merkmal bezeichneten.
Im englischsprachigen Raum steht Executive Presence, anders als hierzulande, in vielen Universitäten und Business Schools selbstverständlich auf dem Lehrplan. Auch die Forschung beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle die Präsenz von Führungskräften für den Erfolg eines Unternehmens spielt. Ein guter Überblick findet sich bei Emmanuel Dalavai in seiner Studie »Executive Presence: Myth, meaningful or mastery?«2
Wenn man auf die Neuerscheinungen auf dem amerikanischen Buchmarkt und die Anzahl der Treffer in den Suchmaschinen schaut, wird deutlich, dass Executive Presence in den vergangenen zehn Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Eigentlich nicht verwunderlich, kann Executive Presence doch Führungskräften dabei helfen, einflussreicher und überzeugender in ihren Rollen zu werden, und ihnen mehr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu vermitteln.3
Auch wenn sich eine eindeutige Definition noch nicht ausmachen lässt, scheint über das Folgende doch Einigkeit zu herrschen: Die verbesserte Präsenz einer Führungskraft erhöht die Effektivität der Führung, sorgt für stärkeren Einfluss und kann zu einem »Gamechanger« der Karriere werden.4
Executive Presence ist mehr als das oft gehörte »Sie beherrscht den Raum«, »Er trägt den richtigen Anzug« oder »Sie gibt großartige Präsentationen« – es ist die Fähigkeit, Menschen zu inspirieren und zum Handeln zu bewegen.5
Gibt es bekannte Prototypen sichtbarer Executive Presence? Barack Obama wird in diesem Zusammenhang oft genannt, er steht wie kaum ein anderer für das wichtige Attribut der Glaubwürdigkeit (Credibility). Manche entdecken diese besondere Präsenz auch bei Telekom-Vorstand Tim Höttges oder Adidas-Chef Kasper Rorsted, andere wieder sahen in Altkanzler Helmut Schmidt, selbst als er schon neunzig war, den klassischen Vertreter dieser besonderen Ausstrahlung. Während Rorsted seine Aura der Lässigkeit auch schon mal im Joggingoutfit verkörpert, stand Helmut Schmidt wie kaum ein anderer für Ruhe und Nachdenklichkeit. Für Gravitas. Unterschiedliche Typen also, und doch werden beiden ausführenden (= executive) Führungspersönlichkeiten ähnliche Attribute zugeschrieben: Durchsetzungsfähigkeit, Überzeugungskraft, natürliche Autorität, strategisches Denken und Handeln, Krisenfestigkeit, Kreativität, Kompetenz.
Executive Presence sichtbar werden lassen: Unser methodischer Ansatz
Tiefer müssen wir gar nicht in die begriffliche Definition gehen. Wichtiger ist die Frage: Was heißt das nun für Sie und für Ihre Vorbereitung auf Präsentation, Rede, Pitch, Meeting und Interview? Es bedeutet vor allem, dass es sich lohnt, an den Handwerkszeugen der Präsenz zu arbeiten, statt sich mit dem Setting abzumühen.
Konkret: Wenn es Ihnen grundsätzlich gelingt, eine klare Sprache zu finden, auf den Punkt zu kommen, das Publikum für Ihr Thema zu interessieren – indem Sie nicht nur Fakten referieren, sondern Botschaften mit Leben füllen, persönliche Bezüge herstellen oder Emotionen erzeugen –, dann macht Sie diese Qualität in jedem denkbaren Kommunikationssetting stärker. Ob Sie vor 100 Mitarbeitern im Town Hall Meeting überzeugen, vor acht Kunden im Konferenzraum oder vor drei Millionen Zuschauern im Fernsehtalk.
Darum gilt unser Augenmerk immer zunächst Ihnen und dann erst dem Setting. Für Führungskräfte ist es in der öffentlichen Kommunikation entscheidend, ihre eigene Executive Presence auf die Bühne zu bringen. Es geht nicht um einen Auftritt à la Höttges, Rorsted oder Schmidt, sondern um Ihren ganz persönlichen Auftritt. Mit Ihrer Art, Ihrem Stil, Ihrer Persönlichkeit.
1.3 … übrigens auch im virtuellen Raum: Über Chancen und Stolperfallen in Telefon- und Videokonferenzen
Ihre individuellen Stärken zum Ausgangspunkt der Coachingarbeit zu machen, ist unser methodischer Ansatz. Dass wir auf den folgenden Seiten dennoch ein spezielles Setting etwas genauer betrachten, liegt an den vielen Gesprächen, die wir seit Frühjahr 2020 mit unseren Klienten und Partnern führen.
Denn das Corona-Virus hat nicht nur unser aller privates, sondern auch das berufliche Miteinander auf den Kopf gestellt. Videobotschaften ersetzen plötzlich Mitarbeiterversammlungen, virtuelle Konferenzen die persönlichen Treffen von (analogem) Angesicht zu Angesicht. Angestellte machen ihr Home zum Office, Geschäftsführer, Vorstände, Team- und Projektleiter verzichten auf unzählige Flugmeilen und treffen sich stattdessen im Netz. Digitalisierung im Zeitraffer. Gefühlt kommt kaum eine Nachrichtensendung mehr ohne das Wort »Videokonferenz« aus. Frau Merkel trifft sich dort mit Herrn Macron, Minister Altmaier mit den Wirtschaftsexperten, der Virologe mit Unternehmenssprechern aus aller Welt.
Als Kommunikationstrainer bekommen wir eine Frage immer häufiger gestellt: »Was gilt es zu beachten, um in den nun ständig stattfindenden Videokonferenzen überzeugend aufzutreten?« Oder, allgemeiner ausgedrückt: Kann dieser »zu beherrschende Raum«, über den wir im vorherigen Kapitel gesprochen haben, auch ein virtueller sein? Ist es überhaupt möglich, dort Executive Presence sichtbar zu machen? Oder verschwimmen die Stärken einer Persönlichkeit nicht sowieso in den winzigen Fenstern meines Laptops?
Stimme / Sprache, Haltung, Struktur und sogar Gestik und Mimik entwickeln durch die Verdichtung oft sogar eine größere, positive Kraft, allerdings werden Schwächen auch schonungsloser aufgedeckt.
Wir verzichten auf jeglichen dramatischen Spannungsaufbau und sagen: Nein, tun sie nicht, im Gegenteil: Stimme / Sprache, Haltung, Struktur und sogar Gestik und Mimik entwickeln durch die Verdichtung oft sogar eine größere, positive Kraft, allerdings werden Schwächen auch schonungsloser aufgedeckt. Und ja, Präsenz lässt sich auch online erzielen; in der Regel mit durchaus vergleichbaren Tools, wie sie auch für alle anderen Settings eingesetzt werden können.
Angelehnt an unsere vier Bausteine für sichtbare Präsenz (Teil B) werfen wir auf den folgenden Seiten daher einen Blick auf die Chancen und Risiken der Kommunikation im virtuellen Raum. Unser Ziel ist es – ohne dabei zu sehr