Heckenlabyrinthe findet man in Nordrhein-Westfalen nämlich nicht.
Während Theseus bei der Suche nach dem Minotauros auf den Ariadne-Faden angewiesen war, kann der Besucher des Drolshagener Labyrinths völlig entspannt sein. Wie bei den großen Vorbildern in den Kathedralen des Mittelalters geht es auch hier um Geduld und Meditation. Und das Konzept der Planer funktioniert.
Ich betrete das Rund der Blutbuchenhecken an einem strahlenden Sommertag und glaube, dem Ziel ganz nah zu sein. Nur gut 14 Meter beträgt der Radius – das habe ich nachgelesen. Doch der Weg ist weiter. Denn kurz vor dem letzten Schritt zum Mittelpunkt hält mich eine Hecke auf. Dann beginnt der Weg, der erst viele Minuten und 390 Meter später ins Zentrum führt. In die Mitte vorstoßen zu wollen und sich von dieser immer weiter zu entfernen – ich spüre die Ungeduld in mir wachwerden. Doch je länger ich gehe, desto ruhiger werde ich. Ich beginne, mich auf die einzelnen Schritte zu konzentrieren. Erst im Herzen des Labyrinths angelangt, nehme ich wieder die Geräusche um mich herum wahr. Lange verweile ich nicht, sondern mache mich auf den zweiten Teil des Weges, der mich in immer größer werdenden Kreisen wieder an den Ausgangspunkt meiner Wanderung führen wird.
Am Ende steht eines fest: Ich werde wiederkommen. Um die Hecken im Farbenspiel der Jahreszeiten und immer höher in den Himmel wachsen zu sehen. Und um wieder einmal Ruhe und Besinnung in der Hektik des Alltags zu finden.
Am Wochenende und an Feiertagen kann man sich nach dem Besuch des Labyrinths in der benachbarten Scheunenwirtschaft Op’m Stupper stärken.
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Drolshagener Labyrinth
Stupperhof
57489 Drolshagen
02761 9700
Op’m Stupper
Stupperhof 1
57489 Drolshagen
02763 212480
Drolshagen: Schlüsenlehrpfad Junkernhöh
Wer mit offenen Augen durch die Wälder im Drolshagener Land streift, findet sie überall – die Hohlwege, die hier mundartlich »Schlüsen« heißen. Aber in Junkernhöh, wo der Schlüsenlehrpfad beginnt, gibt es nicht nur einen einzelnen Hohlweg zu bestaunen, sondern ein »Schlüsenbündel«, einen ganzen Verbund. Warum die so spannend sind und mich in ihren Bann ziehen? Machen wir doch eine kleine Zeitreise ins Mittelalter.
Handel betrieben die Menschen damals schon – auch die Sauerländer. Erz, Kohle und viele andere Waren galt es zu befördern. Aber wie? LKW und die Sauerlandlinie gab es ja noch nicht. Die höre ich zwar, wenn ich die Ohren spitze – aber wenn ich die Augen schließe und mich zurückversetze in vergangene Jahrhunderte, dann sehe ich Pferdekarren und – Hohlwege! Die engen und holprigen Waldwege waren die Hauptverkehrsadern, auf denen Waren transportiert wurden.
Die Tafeln am Rande des Schlüsenlehrpfades erzählen mir, dass die Beförderung nur in zweirädrigen Karren möglich war. Das machte die Wege für die Händler sehr beschwerlich. Mehr als 30 Kilometer pro Tag waren für sie nicht zu schaffen. Wollte ein Drolshagener Waren ins Siegerland bringen, brauchte er zwei Tage für die Hin- und Rückfahrt. Neben den Zweiradkarren waren Lasttiere auf den Schlüsen unterwegs – und Menschen, die Waren für den täglichen Gebrauch mit der Tragestange beförderten. Noch beschwerlicher wurde es, wenn der Regen die Wege aufweichte und sie mit ihren Steigungen in Rutschpisten verwandelte. Groß muss die Freude gewesen sein, als die Preußen die sogenannte Kunststraße brachten, die wir Sauerländer heute als B 54 kennen. Mit ihr wurde der Handel leichter und schneller. Die Schlüsen aber verloren nach und nach ihre Bedeutung.
Der Schlüsenlehrpfad Junkernhöh ist jederzeit zugänglich. Der ein Kilometer lange Weg hat eine sechsprozentige Steigung. Mit Kinderwagen ist der Lehrpfad nicht gut befahrbar.
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Schlüsenlehrpfad Junkernhöh
Startpunkt: Am Frohnen Wenden
57489 Drolshagen
Drolshagen Marketing e.V.
02761 9427990
Attendorn: Südsauerlandmuseum Attendorn
Die Sonne scheint, die Attendorner flanieren durch ihre Altstadt, essen Eis, kaufen ein. Das rege Treiben lädt zum Mitmachen ein – aber ich entscheide mich für einen anderen Zeitvertreib. Ich möchte das Südsauerlandmuseum besuchen, hier war ich schon als Kind und Jugendliche. Und ich weiß, dass ich auch heute wieder faszinierende Dinge entdecken und Neues lernen werde.
Untergebracht ist das Museum für Kunst und Kulturgeschichte des Kreises Olpe im historischen Rathaus Attendorns. Kurz verweile ich vor dem Eingang, um den herrlichen Brunnen von Karl-Josef Hoffmann zu würdigen, der vor dem Gebäude seinen Platz gefunden hat. Das historische Rathaus ist im Grunde auch ein Museumsstück, ist es doch der einzige erhaltene gotische Profanbau in ganz Südwestfalen. In früheren Zeiten soll die Halle im Erdgeschoss ein Umschlagplatz für Tuch- und Stahlprodukte gewesen sein. Heute beherbergt das Gebäude die Exponate des Museums. Und die haben viele Geschichten zu erzählen.
Auf mehreren Stockwerken befinden sich elf Themeninseln mit Namen, die Appetit machen und die Fantasie anregen. »Bettgeschichten«, »Blaublüter«, »Exportschlager«, »Beichtgeheimnis« und »Altlasten« sind nur einige aus der Elferreihe. Was mag sich hinter ihnen verbergen?
Heute will ich das Geheimnis hinter dem »Exportschlager« lüften und lerne, wie Attendorn Mitglied der sagenumwobenen Hanse wurde. Weitere Exportschlager waren berühmte Söhne Attendorns, deren Ruhm sich auch jenseits der Grenzen der Stadt verbreitete. Die Ausstellung widmet sich dem Gelehrten Johannes Rivius, dem Freiherrn von Heuel, dem berühmten Kupferstecher Johann Josef Freidhoff und dem Domkapitular Alexander Schnütgen. Bei meinem nächsten Besuch, das weiß ich heute schon, sind die »Beichtgeheimnisse« dran!
Attendorn hat noch ein besonderes Museum: ein Straßenlaternenmuseum. Überall rund um den Marktplatz sind die Schmuckstücke aus europäischen Haupt- und Hansestädten zu bewundern.
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Das Südsauerlandmuseum hat seine Bleibe im historischen Rathaus von Attendorn gefunden
Südsauerlandmuseum Attendorn
Alter Markt 1
57439 Attendorn
02722 3711
Attendorn: Spaziergang durch die Altstadt