Wasser nicht einmal ihnen, sondern den Menschen des Ruhrgebietes zugutekommt, lieben sie »ihre« Bigge doch sehr. Im Herzen des Naturparks Ebbegebirge, zwischen Attendorn und Olpe, erstreckt sich der blaue Wasserspiegel des Biggesees über eine Fläche von fast neun Quadratkilometern. Gestaut sind rund 150 Millionen Kubikmeter Wasser. Viel Raum – der bei Baubeginn erst einmal gewonnen werden musste. Mehr als 2.500 Bürger mussten vom später gefluteten Gebiet umgesiedelt werden. Im Olper Ortsteil Sondern direkt am Biggesee erinnern an diese Umsiedlung noch heute Schautafeln, die zeigen, wie es in der Region vor 1956 aussah.
Heute erfreut sich der Biggesee nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch bei den Touristen großer Beliebtheit. Für Freunde des Wassersports ist die Talsperre ein wahres Paradies. Hier tummeln sich Segler, Surfer, Angler und Taucher. Wer nicht selber aktiv werden möchte, kann sich von einem der beiden Ausflugsschiffe, der MS Westfalen und der MS Bigge, über das Wasser schippern lassen und einfach das tun, wozu die Talsperre einlädt: zurücklehnen, schauen und genießen.
Die Talsperre hat mit dem Biggeblick seit Juli 2013 eine neue Attraktion. Die 90 Meter hohe Plattform bietet einen unvergleichlichen Ausblick über den Biggesee.
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Personenschifffahrt Biggesee
Am Hafen 1
57462 Olpe
02761 96590
Lennestadt-Meggen: Bergbaumuseum Siciliaschacht
Der Mann strahlt, als ich ihn frage, ob er hier gearbeitet hat. »Ich habe mein Leben hier verbracht«, erklärt Wegbert Eberts stolz. »Hier« – das ist der Siciliaschacht in Lennestadt-Meggen, wo 140 Jahre lang alles im Zeichen des Abbaus von Schwefelkies-, Blei-, Zink- und Schwerspat stand. 1992 war Schluss damit. Auch für Wegbert Eberts. Leicht sei ihm das Ende nicht gefallen. Da verwundert es nicht, dass er sofort Ja sagte, als sein ehemaliger Chef ihn bekniete, beim Aufbau eines Museums mitzuhelfen. »Eine Ehrensache«, sagt Eberts und beginnt dann seine Führung durch die Anlage.
In der Schachthalle sind das Fördergerüst und das Gefäß für die Erzförderung zu sehen. »Zehn Meter in der Sekunde ging es in die Tiefe«, erzählt Eberts, »bis runter auf die elfte Sohle.« Die lag 567 Meter unter der Erde. Dort wurden mithilfe von zwei Maschinen täglich 5.000 Tonnen Erz und 1.000 Tonnen totes Gestein gefördert. Leichter wurde die Arbeit, als Anfang der 1970er-Jahre unter Tage Dieselgeräte eingesetzt wurden. Trotzdem: Die Arbeit im Siciliaschacht sei ein Knochenjob gewesen, erklärt der altgediente Bergmann.
Weiter geht es in die ehemalige Markenkontrolle, wo sich heute ein Informationszentrum mit Vitrinen und Schautafeln befindet. Das Thema: Erzbergbau und die Verwendung der geförderten Metalle. Wegbert Eberts muss weit zurückgehen, um zu den Anfängen des Siciliaschachts zu gelangen. Und er tut das mit einem Satz, der die Besucher aufhorchen lässt: »Das Sauerland liegt südlich des Äquators!« Leider nur in der Kambriumzeit vor etwa 500 Millionen Jahren. Spannend ist die Zeitreise, auf die Wegbert Eberts seine Besucher mitnimmt. Auch wegen seiner Begeisterung. Und der seiner Kollegen, die mit ihm »Dienst« im Museum tun. Sie sorgen dafür, dass die Erinnerung an den Bergbau in Meggen nicht verloren geht.
Direkt am Siciliaschacht beginnt ein Wanderweg, der auf 4,3 Kilometern anhand von 17 Schautafeln einen Einblick in die Bergbaugeschichte bietet.
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Bergbaumuseum Siciliaschacht
Siciliastraße
57368 Lennestadt-Meggen
02721 81434 oder 02721 2257
www.bergbaumuseum-siciliaschacht.de
Lennestadt-Meggen: Galileo-Park
Nach dem Weg fragen muss wohl keiner, der den Galileo-Park in den Sauerland-Pyramiden sucht. Weithin sichtbar, direkt neben dem Siciliaschacht in Lennestadt-Meggen, erheben sich die weißen Bauwerke auf einer Anhöhe. Giseh im Sauerland? Pharaonen im Kreis Olpe? Nein, so weit trägt der angestrebte Event-Charakter des Galileo-Parks nun doch nicht. Aber: Wissensdurstige können hier in jedem Fall viel lernen und erleben. Ob es die Geheimnisse der Tiefsee sind, in die der Besucher abtaucht, die schier unendlichen Weiten der Galaxien, paranormale Phänomene wie Kornkreise – zu entdecken gibt es vieles in der Zeitmaschine und dem Labyrinth des Unerklärlichen.
Ganz nah am Menschen ist die Science-Pyramide, weil hier das Ausprobieren, Mitdenken und Mitmachen ganz im Vordergrund stehen. Knapp 150 Quadratmeter ist die Pyramide groß, wie eine futuristische Kommandozentrale sieht sie aus und hält in 32 großen Vitrinen interessante Experimente für kleine und große Besucher bereit. Das, was auf den ersten Blick wie eine Fensterfront aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als eine Reihe von überdimensionalen Bildschirmen, die Videopräsentationen zu den verschiedensten Fragen und Erkenntnissen der Wissenschaft zeigen. In der Mitte der Pyramide prangt eine Riesenkugel, deren Geheimnis sich buchstäblich durch die Ausstellung erhellt – sie verbirgt große Teile der Haustechnik und einen Beamer in ihrem Inneren, der auf die Wände der Pyramide Bilder projizieren kann.
Für Entenfreunde und all die Menschen, die neben dem Wissenserwerb auch den Spaß nicht vergessen, bietet die Ausstellung Duckomenta viele neue Einblicke in die Welt der Wesen mit dem großen Schnabel und den Patschfüßen. Wussten Sie, dass die Mona Lisa eigentlich eine Ente ist? Und der Ötzi auch? Nein? Dann: Ab nach Lennestadt und rein in die Pyramide.
Über wechselnde Vorträge, Thementage und Sonderveranstaltungen zu den verschiedensten Wissensgebieten informiert die gut gepflegte Internetseite des Parks.
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Galileo-Park
Sauerland Pyramiden 4–7
57368 Lennestadt-Meggen
02721 6007710
Lennestadt-Kirchveischede: Rundgang durch den Ortskern
Auch der Kreis Olpe hat – wie das Hochsauerland – seine ausgezeichneten Dörfer. Kirchveischede, ein Ortsteil Lennestadts mit rund 1.000 Einwohnern, konnte die Ehrung schon oft einheimsen und darf sich »Golddorf« nennen. Dass es diesen großen Namen zu Recht trägt, wird dem Besucher schnell klar. Malerische Fachwerkhäuser mit liebevoll angelegten Blumengärten prägen das Bild des Dorfes im Tal des Flusses Veischede, einem Nebenfluss der Lenne. Hier blühen Heckenrose und Rittersporn, Schwertlilie und Ranunkel, Lavendel und Sonnenblume. Das älteste Haus Kirchveischedes trägt den Namen Ruitz, wurde 1755 gebaut und 1997 restauriert.
Besonders fallen die Scheunentore der Fachwerkhäuser ins Auge, jene hohen Einfahrtstore, die deutlich machen, dass die Häuser ursprünglich nicht nur als Wohnhäuser für die Menschen gedacht waren. Neben ihrer Nutzung als Viehstall dienten die Fachwerkhäuser mit ihren großen, geräumigen Scheunen zur Einlagerung der Ernte – in früheren Zeiten, als die Bevölkerung vor allem in der Landwirtschaft tätig war. Im 17.