Nicola Kuhrt

Fakten-Check Impfen


Скачать книгу

Freude mit einem Sachbuch, mit dem Sie hoffentlich sich und andere überzeugen können, wie froh wir sein dürfen, in Deutschland im 21. Jahrhundert zu leben. Ich bin es jedenfalls!

      Ihr

      Eckart von Hirschhausen

      Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen

      [no image in epub file]

      Impfen – das sollten Sie wissen

      Impfen: Viele tun es einfach, weil der Arzt es empfiehlt oder sie selbst es für selbstverständlich und wichtig halten. Andere zweifeln, suchen Rat und Informationen, wieder andere haben ein mulmiges Gefühl oder lehnen Impfen ganz ab. Und wo stehen Sie? Dieses Buch will und wird unterschiedliche Meinungen nicht werten. Dennoch denken wir, dass je nach bisheriger Erfahrung und Sichtweise bestimmte Informationen besonders nützlich für Sie sein könnten. Daher schlagen wir Ihnen vorab Kapitel vor, die Sie gezielt ansteuern können.

      Sie sind bereit: »Ich lasse mich und mein Kind gegen alles, was empfohlen ist, impfen.«

      Lesen Sie das Kapitel »Was Sie und Ihr Kind beim Impfen erwartet« (siehe > ff.).

      Sie zögern: »Ich weiß nicht recht. Ich habe einiges über das Impfen gelesen, das mich verunsichert. Vielleicht werden wir die eine oder andere Impfung verschieben oder auslassen.«

      Lesen Sie die Kapitel »Ist Impfen sicher?« (> ff.) und »So entstehen Zweifel« (siehe > ff.).

      Sie lehnen Impfungen ab: »Ich vertraue Impfungen nicht und bin strikt dagegen.«

      Lesen Sie das Kapitel »Impfmythen entzaubert« (siehe > ff.).

      Sie haben noch keine Meinung: »Impfen? Darüber hab ich noch nie nachgedacht!« Oder: »In der Pandemie habe ich viel Seltsames darüber gelesen und weiß jetzt gar nicht mehr, was ich denken soll.«

      Lesen Sie die Kapitel »Drei gute Gründe« (siehe > ff.) und »Was – wann – für wen?« (siehe > ff.).

      DREI GUTE GRÜNDE

      Die meisten Menschen in Deutschland sind gut geimpft. Dennoch führen Impflücken zu Ausbrüchen schon verschwunden geglaubter Krankheiten. Deshalb nennen wir Ihnen zunächst drei gute Gründe für das Impfen.

      Impfen ist effektiv

      Viele Infektionskrankheiten waren noch vor einigen Jahrzehnten sehr weit verbreitet und vor allem für Kinder eine ernste Bedrohung. Impfen hat eine wahre Erfolgsgeschichte geschrieben und zählt gleich nach sauberem Wasser und Toiletten zu den effektivsten Maßnahmen, um die Gesundheit eines Menschen zu erhalten.

      Impfungen reduzieren das Risiko, an schweren, teils lebensbedrohlichen Krankheiten zu erkranken, gegen die die Medizin kaum eine oder gar keine Therapie hat. Die Impfung kann den Menschen schützen – vom Kleinkind bis zum Erwachsenen. Seit den Neunzigerjahren sind weltweit deutlich weniger Kinder an Krankheiten gestorben, die durch Impfen verhindert werden können, zum Beispiel an Masern und Tetanus. Dies ist der Erfolg von effektiven Impfungen.

      Durch eine Impfung bereiten sich die körpereigenen Abwehrzellen auf bestimmte Krankheitserreger vor. Bei einem späteren Kontakt erkennt das körpereigene Immunsystem den Krankheitserreger umgehend und kann sich rasch und wirksam gegen diesen wehren.

      [no image in epub file]

      Durch den Einsatz von Impfungen sind in den Industrienationen viele Krankheiten ganz oder nahezu verschwunden, zum Beispiel Masern.

      Quelle: https://ourworldindata.org/vaccination#global-decline-of-measles

      Impfen ist sozial

      Die meisten Impfungen können verhindern, dass sich hochansteckende Krankheiten ausbreiten: Wenn ich geimpft bin, kann ich Sie nicht anstecken. Durch diesen Gemeinschaftsschutz wird man also nicht nur nicht krank, man gibt die Krankheit auch nicht weiter. Menschen, die sich nicht impfen lassen können, sind darauf angewiesen, dass die anderen um sie herum eine Art Firewall aufbauen. Säuglinge und Kleinkinder sind für manche Impfungen beispielsweise noch zu jung und es gibt Menschen, die zum Beispiel aufgrund einer Schwangerschaft oder Krebstherapie keine Impfung erhalten können. Diese Menschen brauchen uns. Sie sind darauf angewiesen, dass die Menschen in ihrem Umfeld geimpft sind und ihnen Schutz vor der Ausbreitung und Ansteckung mit der Krankheit bieten. Einer für alle, alle für einen: Je mehr mitmachen, desto besser funktioniert es.

      Ein Beispiel: Wenn über 95 Prozent der Bevölkerung einen Immunschutz gegen die Masern hätten, ließen sich die Masern ausrotten. Um ausreichend Immunität gegen Maserviren aufzubauen, sind zwei Impfungen nötig – hier sind wir in Deutschland aktuell weit von 95 Prozent entfernt: Die zweite Masern-Impfung hatten 2020 nur 70 Prozent der Zweijährigen. Bis zum Schulalter haben aber insgesamt 93 Prozent der Kinder beide Impfungen.

      Je ansteckender eine Krankheit ist, desto mehr Menschen müssen dagegen immun sein. Ein Mensch, der an Masern erkrankt ist, kann im Schnitt 15 ungeimpfte Menschen anstecken – damit sind die Masern eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten und die Impfquote muss hier am höchsten sein, um die Übertragung effektiv zu stoppen. Zum Vergleich: Bei Pocken sind es bis zu sechs Personen, die durch eine erkrankte Person infiziert werden, bei Polio bis zu sieben. Die Pocken wurden durch Impfprogramme bereits ausgerottet, bei Polio steht der Erfolg hoffentlich kurz bevor.

      Impfen ist also auch so etwas wie ein sozialer Vertrag, den wir alle miteinander schließen: Ich lasse mich impfen und du dich. Ich schütze dich, du schützt mich. Und gemeinsam schützen wir die, die sich nicht impfen lassen können. Das funktioniert, wenn viele mitmachen. In der Tat sagen weltweit 92 Prozent der Menschen, dass Impfungen für Kinder wichtig sind, in Asien sind es sogar 98 Prozent, während West- und Osteuropa mit 83 und 80 Prozent das Schlusslicht bilden.

      Ein bedeutender Aspekt des Impfens ist der Gemeinschaftsschutz: Wer geimpft ist, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen..

      Info

      DIE UNSICHTBARE WIRKUNG

      Mit der effektiven Verhütung von Krankheiten ist es so eine Sache. Anders als bei der Verhütung von Schwangerschaften – etwa mit einem Kondom – wissen Sie nicht, wann eine Impfung Sie geschützt hat. Heute in der Straßenbahn, als Sie sich am Griff festhielten – hat Ihre Impfung da eine Grippeinfektion verhindert? Oder Sie im Wartezimmer gegen die Masernviren geschützt, die ein Kranker zuvor hinterlassen hat? Wir wissen es meistens nicht. So gesehen sind Impfungen Opfer ihres eigenen Erfolges. Gerade weil sie so effektiv sind und die meisten Menschen geimpft sind, sehen wir die Krankheiten nicht mehr und unterschätzen sie. Das kann zu Impfmüdigkeit führen (siehe > ff.).

      Info

      HERDENIMMUNITÄT IST GEMEINSCHAFTSSCHUTZ

      Gemeinschaftsschutz bezeichnet man häufig auch als Herdenimmunität – ein Begriff aus der Tiermedizin, der beschreibt, wie sich etwa in einer Schafsherde die Tiere gegenseitig schützen, wenn sie gegen eine Krankheit immun sind. Aber wer ist schon gerne ein Schaf?