Nicola Kuhrt

Fakten-Check Impfen


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in Willy Wonkas Schokoladenfabrik: In schönsten Farben malte der Kinderbuchautor Roald Dahl die Träume des kleinen Jungen aus, sodass auch heute noch vielen Kindern beim Vorlesen der Mund wässrig wird. Dabei hatte Dahl 1962, nur wenige Jahre bevor sein Schokoladenbuch erschien, Furchtbares erlebt. Seine nur siebenjährige Tochter Olivia erkrankte an Masern. »Während die Erkrankung ihren scheinbar normalen Gang nahm, las ich ihr oft im Bett vor und entsinne mich, nicht sonderlich beunruhigt gewesen zu sein«, schreibt er viele Jahre später. »Eines Morgens, als sie schon auf dem Weg der Besserung war, saß ich an ihrem Bett und zeigte ihr, wie man kleine Tiere aus farbigen Pfeifenreinigern formt, doch als sie dann selbst welche formen wollte, bemerkte ich, dass ihre Finger nicht im Einklang mit ihren Gedanken arbeiteten und sie nichts zustande brachte. ‚Fühlst du dich nicht gut?‘, fragte ich sie. ‚Ich bin so müde‘, antwortete sie. Innerhalb der nächsten Stunde war sie nicht mehr bei Bewusstsein. Zwölf Stunden später war sie tot. Ihre Masern verwandelten sich in eine grauenhafte Masernenzephalitis und es gab nichts, das die Ärzte für sie tun konnten.« Die erste Impfung gegen Masern wurde 1963 zugelassen – ein Jahr, nachdem Olivia gestorben war.

      Meningokokken B und C

      Meningokokken sind weltweit vorkommende Bakterien, die eine bakterielle Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung auslösen können. Kinder unter fünf Jahren und Jugendliche zählen zu den besonderen Risikogruppen; der Krankheitsverlauf ist meistens schwer. Meningokokken-Erreger werden vor allem durch engen Kontakt (wie Küssen) übertragen.

      Mumps (Ziegenpeter)

      Mumps, umgangssprachlich Ziegenpeter genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Mumps-Virus verursacht wird. Dieses Virus kommt nur beim Menschen vor. Mumps ist vor allem durch die Entzündung und Schwellung der Ohrspeicheldrüsen gekennzeichnet. Die Infektionskrankheit ist weltweit verbreitet und kann ganzjährig in jedem Lebensalter auftreten. In Deutschland ist die Häufigkeit von Mumps-Erkrankungen aufgrund der Schutzimpfung stark rückläufig. Trotzdem kommt es immer wieder zu Mumps-Erkrankungen, insbesondere bei ungeschützten Personen.

      Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, Komplikationen oder Spätschäden zu entwickeln. Bei einem von 20.000 Erkrankten kann es zu bleibenden Hörschäden oder Taubheit kommen.

      Pneumokokken

      Pneumokokken-Bakterien werden durch Tröpfchen übertragen. In der Lunge können sie eine Lungenentzündung verursachen. Menschen über 60 Jahre erkranken besonders häufig an einer durch Pneumokokken verursachten Lungenentzündung, da ihr Immunsystem im Alter nachlässt. Besonders wenn eine Pneumokokken-Infektion mit einer Grippe zusammenkommt, besteht die Gefahr einer Superinfektion und einer Sepsis, bei der der Körper nicht nur Krankheitserreger bekämpft, sondern auch eigene Organe angreift. Bei zwei bis zehn Prozent der Erkrankten verläuft die Erkrankung tödlich, bei etwa 15 Prozent entstehen bleibende Folgeschäden.

      Röteln

      Röteln sind hochansteckend. Die Krankheit wird durch Viren ausgelöst. Oft verläuft sie unbemerkt, als Infekt mit Fieber und Abgeschlagenheit und ohne Komplikationen. Nur etwa die Hälfte der Infektionen verläuft mit sichtbaren Krankheitszeichen. Der typische Hautausschlag beginnt im Gesicht und breitet sich schließlich über den ganzen Körper aus. Die kleinen, hellroten Flecken verschwinden nach ein bis drei Tagen wieder, manchmal bleibt der Ausschlag aber auch ganz aus. Erkrankt jedoch eine schwangere Frau, kann das ungeborene Kind schwere Schäden erleiden: Besonders wenn eine werdende Mutter in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft erkrankt, ist das Risiko des Kindes für Blindheit, Taubheit, Herzfehler, Hirnschäden mit geistiger Behinderung oder gar Tod sehr hoch.

      Rotaviren

      Rotaviren sind eine der häufigsten Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen bei Kleinkindern. Sie sind hochansteckend, deshalb haben fast alle Kinder bis zum Alter von fünf Jahren bereits eine Infektion durchgemacht. Erst im Laufe der ersten Lebensjahre entwickelt sich ein Schutz gegen die Erreger, der aber nicht lebenslang anhält. Deswegen kann man sich mehrfach anstecken. Im Vergleich zu anderen Durchfallerkrankungen verläuft die durch Rotaviren verursachte Magen-Darm-Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern häufig schwerer. Wenn sich der Flüssigkeitsverlust nicht ausgleichen lässt, kann der Zustand mitunter lebensbedrohlich werden.

      Windpocken (Varizellen)

      Der Name ist bezeichnend: Windpocken können selbst über einen großen Abstand durch den »Wind« übertragen werden. Daher sind sie hochansteckend. Sie werden durch Varizella-Zoster-Viren verursacht und kommen weltweit vor. Fast jeder Kontakt zwischen einer ungeschützten Person und einem an Windpocken Erkrankten führt zu einer Ansteckung. Dies geschieht meist in der Kindheit und zeigt sich durch Fieber und juckenden Hautausschlag. Ist die Krankheit überstanden, bleiben die Viren schlummernd im Körper. Dort können sie viele Jahre später wieder aktiv werden und eine Gürtelrose verursachen. Dabei bildet sich ein schmerzhafter Hautausschlag. Manchmal bleiben nach der Infektion chronische Schmerzen bestehen.

      Wundstarrkrampf (Tetanus)

      Der Tetanus-Erreger ist weltweit verbreitet. Die Krankheitserreger gelangen durch eine verunreinigte Wunde in den Körper – das können auch unscheinbare Kratzer oder Stiche sein. Etwa drei Tage bis drei Wochen (selten auch Monate) später treten die ersten Krankheitszeichen auf. Trotz moderner intensivmedizinischer Behandlung sterben auch heute noch zehn bis 20 Prozent der Patienten – meist an Atemnot oder Herzversagen. Auch wenn in Deutschland Tetanus-Erkrankungen dank hoher Impfraten äußerst selten sind, lohnt sich der Impfschutz. Denn die Infektionsquelle bleibt erhalten; selbst bei frühzeitiger Behandlung kann Tetanus auch heute tödlich verlaufen.

      Wann ist welche Impfung fällig?

      Unmittelbares Ziel einer Impfung ist es, Geimpfte vor einer bestimmten Krankheit zu schützen. Damit dies gelingt, kommt es nicht nur darauf an, dass jemand geimpft ist, auch der Zeitraum spielt meist eine wichtige Rolle. Impfen ist somit tatsächlich ein Prozess, der den Menschen möglichst ein Leben lang begleiten sollte. Um die Übersicht zu behalten, gibt die Ständige Impfkommission den Impfkalender heraus, in dem über einen Zeitraum von der sechsten Lebenswoche bis ins hohe Alter eines Menschen alle Standardimpfungen vermerkt sind. Der Impfkalender wird regelmäßig aktualisiert. Auf den beiden folgenden Seiten ist der Stand vom Oktober 2020 beschrieben. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt oder unter www.impfen-info.de (dem Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) nach dem aktuell gültigen Kalender.

      Der Impfkalender 2020/2021

      Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Säugling – Kleinkind
SäuglingKlein-kind
U4U5U6U7
Impfun-gen1,5 Mon.2 Mon.3 Mon.4 Mon.5–10 Mon.11 Mon.12 Mon.13–14 Mon.15 Mon.16–23 Mon.
Tetanus Diph-therie
Pertus-sis
Poliomy-elitis1.2.3.
Hib (Haemo-philus influ-enzae Typ b)
Hepa-titis B
Pneumo-kokken1.2.3.
Rota-viren1.2.(3.)
Meningo-kokken (Sero-typ C)1.
Masern, Mumps, Röteln (MMR) 1.1.
Vari-zellen (V)1.1.
Influ-enza
HPV