gebracht, weil sie einfach auch keine Erklärung dafür hatten.
So ist wohl auch die Geschichte vom Osterhasen entstanden, denn einer musste die Eier ja gebracht haben. Dem Färbermeister erzählte man natürlich auch diese Geschichten, da ja niemand wusste, dass er hinter der Sache steckte. Dieser grinste aber immer nur, wenn er die Geschichten hörte und weil er glücklich darüber war, dass sich alle Menschen über die bunten Eier freuten und vor allen Dingen die vielen Kinder, da verteilte er noch viele, viele Jahre bunte Hühnereier. Und weil er als Färbermeister viele verschiedene Farben besaß, da wurden die Eier von Jahr zu Jahr bunter und waren immer schöner anzuschauen.
Als er nach vielen Jahren starb, da erzählte seine Frau seinen Freunden davon und diese versprachen, diese Tradition weiterleben zu lassen und dafür zu sorgen, dass ihn viele reiche Menschen nachahmten.
So lebte die Tradition weiter und verbreitete sich über das ganze Land.
Heute haben die Menschen genug zu essen und keine Kinder bei uns müssen mehr hungern. Trotzdem verschenkt man zu Ostern weiter Ostereier, nur dass meistens die Eltern oder Großeltern diese Eier färben. In vielen Familien dürfen heute die Kinder beim Eierfärben helfen, wenn sie schon etwas größer sind.
Max, so hat mir mein Großvater die Geschichte erzählt und so könnte es gewesen sein, aber vielleicht gibt es den Osterhasen aber auch wirklich. Das weiß man ja bei Geschichten nie. Ich habe schon viele Nächte vor Ostersonntag aus dem Fenster geschaut, um zu sehen, ob nicht doch ein Osterhase durch den Garten hüpfen würde. Einen Osterhasen mit einem Korb voller Eier auf dem Rücken habe ich nie gesehen, aber es war schon auffällig, wie viele richtige Hasen in dieser Nacht durch unseren Garten hüpften und du weißt, dass behauptet wird, dass diese den Osterhasen bei seiner Arbeit unterstützen.«
Natürlich war mir klar, dass es keinen Osterhasen gibt, vielleicht wenigstens. Mit sieben Jahren glaubt man schließlich nicht mehr an den Osterhasen. Ich habe noch lange über die Geschichte nachgedacht und dann habe ich Mama und Papa gesagt, dass ich im nächsten Jahr auf jeden Fall auch beim Ostereierfärben mithelfen möchte. Egal, ob es ihn jetzt wirklich gibt oder nicht. Die Hauptsache war doch, dass früher den Kindern geholfen wurde und das Eierfärben auch heute noch großen Spaß macht.
Das Mondelfenhaus
Es war vor vielen Jahrzehnten, da sollte ich meinen Großvater Waldemar besuchen. Damals bat er mich um diesen Besuch, weil er mir einige Dinge zeigen wollte, die ihm auf dem Herzen lagen.
Er meinte, dass ich jetzt alt genug wäre, um diese Verantwortungen zu übernehmen.
Ich bin übrigens Jenny und damals wurde ich gerade siebzehn Jahre alt.
Ich liebte die Besuche bei Opa Waldemar. In Opas Garten erlebte man immer so viele, aufregende Dinge. Dort konnte man die schönsten Singvögel beobachten und ihrem Gesang lauschen. Selbst ein großer Grünspecht hatte sich in diesem Jahr seine Spechthöhle in den alten Esskastanienbaum, der vor dem Gartenteich steht, gehämmert und jetzt begrüßten die jungen Spechte ihre anfliegenden Eltern immer mit viel Geschrei.
Dieses Geschrei wurde oftmals nur von den großen, grünen Wasserfröschen übertönt, die scheinbar um die Wette quakten.
In dem alten, nicht mehr benötigten Kamin auf Opas Hausdach hatte sich in diesem Jahr ein Dohlenpaar eingenistet. Eine dieser beiden Dohlen war besonders frech. Nichts konnte man mehr auf dem Gartentisch stehen lassen, ohne dass man Gefahr lief, dass es verschwunden war, wenn man nur einmal kurz den Tisch verließ. Sie flog dann einfach schnell heran, setzte sich auf dem Gartentisch, griff sich alles, was irgendwie fressbar war und verschwand damit in Richtung Schornstein, um ihre Küken zu füttern.
In der vorhergehenden Woche hatte Opa eine Abdeckhaube über den Streuselkuchen gelegt, damit sie ihn nicht stehlen konnte. Als er dann mit der Teekanne aus der Küche kam, da lag die Haube auf dem Boden und es fehlte trotzdem ein Stück von dem leckeren Kuchen. Der schlaue Vogel hatte längst herausgefunden, dass er die Abdeckhaube mit seinem Schnabel hochheben konnte. Als Opa dann seinen Zeigefinger hob und in Richtung Kamin schimpfte, da schien es so, als wenn sie ihn mit ihren Rufen auch noch auslachen würde. Da musste auch Opa lachen, denn böse war er ihr überhaupt nicht. Opa liebt nämlich alle Lebewesen und er sah immer nur das Gute in ihnen.
Er half jedem verletzten Tier, welches er fand, und päppelte es wieder auf. Das hatte er schon als Kind gemacht und meine Oma erzählte mir, dass er als Junge schon alle Tiere gerettet hätte.
Deshalb liebte sie ihn schon, als sie selbst noch ein Mädchen war und schon damals besuchte sie ihn immer, um ihm beim Füttern seiner Tiere zu helfen.
Angeblich hatte er sogar einmal ein großes Wildschwein, welches er als Frischling im Wald fand und welches seinen offenen Stall im Garten einfach nicht verlassen wollte, als es groß genug war, sich selbst im Wald zu ernähren. So lebte es noch einige Jahre im Garten von Opas Eltern, bis es dann irgendwann doch einfach verschwand und nie wieder gesehen wurde.
Aber auch andere Tiere versorgte er auf dem Hof seiner Eltern.
Da soll es einen Fuchs gegeben haben, über den sich seine Eltern überhaupt nicht freuten, denn schließlich hielt sich früher jeder Hühner und Gänse auf dem Hof und jeder kennt doch das Lied Fuchs du hast die Gans gestohlen …
Aber angeblich soll damals weder ein Huhn noch eine Gans verschwunden sein. Aber dieser Fuchs, der soll schon nach kurzer Zeit wieder im Wald verschwunden sein. Man sagt, dass Füchse niemals zahm werden. Oma meinte aber, das wäre bei Opas Fuchs nicht so gewesen. Er wäre zahm gewesen wie ein Lamm.
Naja, Oma meinte dann auch noch, dass es wohl kein Jahr gegeben hätte, in dem nicht irgendein anderes Tier seinen Weg zu Opa gefunden hätte.
Gut, aber kommen wir auf den Grund meines Besuches zurück.
An diesem Tag sagte Opa mir, dass wir jetzt zu dem verbotenen Ort seines Gartens gingen.
Zu diesem Ort hatten wir Kinder, ja selbst Oma und unsere Eltern, immer absolutes Betretungsverbot.
Das war ein abgetrenntes Stück Garten in der hinteren Ecke, welcher von einer dichten Hecke umgeben war. An dem gusseisernen Gartentor, zwischen der Hecke, da hing immer noch das Schild: Nicht betreten, gefährlich, lebende Bienen!
Genau dieses Schild hatte uns als Kinder immer daran gehindert, auch einmal diesen Teil des Gartens zu untersuchen. Wer wollte denn schon gern von einer Biene gestochen werden, obwohl wir schon das eine oder andere Mal neugierig durch die Hecke geschaut hatten. Aber wenn wir dann die Bienen summen hörten, dann haben wir immer schnell das Weite gesucht.
An diesem Tag war es aber anders. Opa schloss das Gartentor mit einem großen, verzierten Schlüssel auf und wir betraten dieses abgegrenzte Stück des verbotenen Gartens.
Dort setzten wir uns erst einmal auf eine alte Holzbank und dann sahen wir den Bienen beim An- und Abfliegen zu.
»Sicher möchtest du jetzt wissen, warum meine Bienen in so einem übergroßen Bienenhaus leben, welches auch noch die Form eines Märchenschlosses hat?«, fragte Opa mich.
Natürlich wollte ich das wissen, denn für ein Bienenhaus war es schon sehr groß, aber auch sehr schön. Und dann erklärte mir Opa, wie es dazu gekommen war.
»Seinerzeit, da hatte ich nur einen einfachen Bienenkorb, halt so wie jeder Imker. Aber dann passierte Folgendes: Nachdem ich mich um die Bienen gekümmert hatte, genoss ich noch ein wenig die Abendsonne, genau auf dieser Bank, auf der wir gerade sitzen. Dabei bin ich wohl ein wenig eingenickt und als ich wach wurde, da war es schon dunkel. Als ich dann noch einmal zu dem Bienenkorb schaute, da sah ich etwas Seltsames auf dem Korb sitzen. Es war etwa so groß wie eine kleine Libelle und es war bläulich transparent, fast durchsichtig. Es trug silberfarbene Flügel, welche im Mondschein glänzten und seine Haare reflektierten das Mondlicht ebenso. So etwas hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Dieses