und immer ferner wurde?“
Die Augen des Burgfräuleins waren hell wie ein Maitag. „Und nun?“ fragte sie. Aber ihre ganze Ratlosigkeit klang doch in diese kleinen Worte. „Du wirst heimkehren müssen, Archibald Douglas ...“
„Nicht heimkehren!“ rief er ihr freudig zu. „Nein, sondern ich will den stolzen Namen eines Douglas nicht mehr tragen, solange der alte Hass noch lebt zwischen unseren Geschlechtern. Denn er müsste uns ewig trennen. Deinetwillen aber will ich fortan keinen Douglas kennen. Ich will den verachten, der dich hasst. Und ich will mit meinem Schwerte töten, wer dich schmäht. Und auf der Burg meiner Väter sollen mich nicht eher sehen, die mich lieb haben, als bis sie geloben: der unselige Hass ist begraben!“
Da schlang Harriet Malcolm ihre Arme um den hochherzigen Mann und gelobte sich ihm für das Leben.
„Nun sollst du mein sein!“ rief er. „Dein Priester soll unsere Hände im Geheimen ineinander legen. Hier wollen wir den Altar errichten, in diesem Turmgemach, und wollen uns vor Gott vereinigen. Und ich will fortan als Dienstmann unter fremdem Namen in den Reihen der Krieger deines Vaters stehen und kämpfen. Endlich aber mag auch die Zeit kommen, vor der Welt zu bekennen, was unser Geheimnis ist.“
Harriet senkte ihre weisse Stirne gegen die Brust ihres Verlobten und sagte: „Wie konnte dies alles geschehen!“ Sie hob ihre Augen, und ihre Lippen zitterten: „... und an dem Tage geschehen, an dem der Hass meines Vaters von meinem Bruder gefordert hat ...“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie presste die Lippen aufeinander, als fürchte sie sich vor einem furchtbaren Geständnis.
„Was hat dein Vater von deinem Bruder gefordert? Verschweige mir nichts!“ bat Douglas.
„Gefordert, dass er schwöre auf den Knauf seines Schwertes, der Douglas Todfeind zu sein, so lang er lebt.“
Der Ritter legte seinen Arm von neuem um Harriet und leitete sie gegen den traulichen Brand des Kamins.
„Und John Malcolm?“ fragte er.
„Verweigerte den Eid.“
„Und dann?“ forschte der Douglas.
„Dann standen sie in finsterem Groll einander gegenüber und schieden stumm voneinander – nicht wie Vater und Sohn. Sondern sie schieden, wie Feinde voneinander gehen, die auf eine Stunde warten, in der sie mit blossen Schwertern sich begegnen.“
Archibald Douglas atmete freudig auf: „So will ich die Stunde doppelt preisen, die mich den Arzt mit dem Brief an dich senden liess. Es war eine Furcht in meinem Herzen, – eine Ahnung, als bereite sich Schlimmes vor. Ich dachte, die nahende Nacht könne sich zwischen dich und mich senken und könne ihre weite Finsternis zwischen uns lassen, in der deine Schönheit für mich wie ein ferner, unerreichbarer Stern geleuchtet hätte. Aber nicht der Hass unserer Väter, nicht die Tücke der Menschen soll uns von nun an scheiden dürfen – einzig der Tod, Harriet!“
Der blonde Douglas sank auf das Knie, und Harriet Malcolm neigte ihre Lippen über die Stirne des genesenen Mannes und küsste ihn.
Sie sprachen eine Weile heimlich miteinander. Es war völlig Nacht geworden. Der goldene Schein des Kaminfeuers erhellte das Turmgemach. Dann schlich Harriet Malcolm hinaus, ging über den dunklen Flur und stieg die Wendeltreppe des Turmes hinab. Nach einer Weile kehrte sie mit dem Arzt, der zugleich Priester war, und mit ihrem Bruder John in die Einsamkeit des Turmes zurück.
Die Männer trugen Lichter in das Gelass. Da ward es hell und festlich wie die Herzen der Menschen.
In dieser Nacht legte der greise Priester die Hände der beiden ineinander und gelobte unverbrüchliches Schweigen dieses Geheimnisses vor der Welt.
So wurde Harriet Malcolm das Weib von Archibald Douglas.
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