JACK HOLLAND
MISOGYNIE
DIE GESCHICHTE DES FRAUENHASSES
Aus dem Englischen von Waltraud Götting
Mit einem Nachwort von Marlene Streeruwitz
Zweitausendeins
Basierend auf der 3. Auflage, Sommer 2020.
Die englische Originalausgabe ist 2006 unter dem Titel »Misogyny. The World’s Oldest Prejudice« bei Robinson, an Imprint of Constable & Robinson Ltd., London, erschienen.
Copyright © 2006 by Jack Holland.
Copyright © für das Nachwort 2007 by Marlene Streeruwitz.
Alle Rechte für die deutsche Ausgabe und Übersetzung
Copyright © Zweitausendeins Versand-Dienst GmbH, Bahnhofstr. 30, 82340 Feldafing.
www.zweitausendeins.de
Umschlaggestaltung unter Verwendung einer Abbildung der Skulptur: »Perseus und Medusa« von Benvenuto Cellini, Florenz, Piazza della Signoria.
Lektorat: Katharina Theml (Büro W, Wiesbaden).
Korrektorat: Ursula Maria Ott (Frankfurt).
ISBN 978-3-96318-108-5
Dieses Buch ist dem Andenken
seines Autors gewidmet.
Und es ist den Frauen gewidmet,
die ihn erzogen haben –
seiner Mutter Elizabeth Rodgers Holland,
seiner Großmutter Kate Murphy Holland,
seiner Tante »Cissy« Martha Holland
und seinen Schwestern Katherine,
Elizabeth und Eileen.
Inhalt
2 Frauen vor den Toren: Misogynie im alten Rom
3 Göttliche Intervention: Frauenhass und der Aufstieg des Christentums
4 Von der Himmelskönigin zum Satansweib
5 Schöne neue Welt: Misogynie und Aufklärung
6 Die Geheimnisse der Viktorianer
7 Misogynie im Zeitalter des Übermenschen
Dank
In unserem Wunsch, dieses Buch posthum zu veröffentlichen, haben uns eine ganze Reihe von Personen unterstützt. Für ihren moralischen und/oder praktischen Beistand danken wir Stephen Davis, Don Gilbert, Susan Phoenix, Marcia Rock und Michelle Stoddard. Besonderer Dank gebührt Brad Henslee, David Goodine und Mike Myles für die Einrichtung und Pflege der Website www.jackholland.net.
Ein Extradank an Sappho Clissitt, unsere Literaturagentin in London, die den Mut und die Weitsicht besaß, sich eines Projekts anzunehmen, an das viele andere nicht heranwollten.
Mary Hudson und Jenny Holland
Vorwort
Mein Vater interessierte sich für Geschichte, und er liebte die Frauen. Diese beiden Faktoren lenkten seinen Blick auf das Thema Frauenhass, das sich so grundsätzlich von den spezifisch nordirischen Problemen unterschied, mit denen er sich als Journalist vor allem beschäftigt hatte.
2002 begann er an dem Buch zu schreiben. Von Anfang an sorgte das Thema für Gesprächsstoff. Eine Reaktion, die häufig von anderen Männern kam, wenn mein Vater ihnen erzählte, woran er gerade arbeitete, war die Annahme, dass sein Buch irgendeine Art von Rechtfertigung des Frauenhasses werden sollte, was er unbegreiflich fand. Eine andere weit verbreitete Reaktion war die Frage, wie ein Mann dazu kam, ein Buch über Misogynie zu schreiben. Seine Antwort darauf war einfach. »Warum nicht? Sie wurde von Männern erfunden.«
Er war überwältigt von der unvorstellbar langen Liste der Verbrechen, die von Ehemännern, Vätern, Nachbarn und Regierenden gegen Frauen verübt wurden und werden. Meine Mutter und ich hörten schaudernd zu, wenn er sie uns aufzählte: von den aberwitzigen Folterungen angeblicher Hexen im Europa des ausgehenden Mittelalters bis zu den entsetzlichen Grausamkeiten, die Frauen in nordkoreanischen Gefängnissen erleiden müssen. Er sammelte Zeitungsausschnitte, er las unzählige Tatsachenberichte, er suchte in Dichtung und Theaterliteratur nach einer kulturgeschichtlichen Erklärung.
Für meinen Vater war dies sein wichtigstes Werk. Mit ihm richtete er sein journalistisches Interesse auf die deprimierende Frage: Wie ist es zu erklären, dass seit Anbeginn der Geschichte eine Hälfte der Menschheit von der anderen unterdrückt und ihrer menschlichen Würde beraubt wird?
Er ging dieser Frage mit dem Instrumentarium nach, das es ihm auch ermöglichte, seinen Lesern andere Konflikte unserer Zeit begreiflich und erfahrbar zu machen: mit seiner Fähigkeit, schwieriges, unzugängliches Material zu bündeln, seiner gründlichen Kenntnis der westlichen Kultur und Geschichte, seinem Mitgefühl für die Unterdrückten und seinem lyrischen Prosastil. Auf dieser Grundlage zeichnete er eine Geschichte auf, die angesichts ihrer oft grausamen Details erstaunlich leicht zu lesen ist.
Im März 2004, einen Monat, nachdem er das Manuskript zu diesem Buch abgeschlossen hatte, wurde Krebs bei ihm diagnostiziert. Zwei Monate später starb er am NK/T-Zell-Lymphom, einer extrem seltenen Form der Krebserkrankung, die fast immer tödlich verläuft. Auch wenn er bereits geschwächt war durch Krankheit und Therapie, nahm ihn das Projekt doch nach wie vor so in Anspruch, dass er noch im Krankenhaus an den letzten Korrekturdurchgängen arbeitete.
Die Vater-Tochter-Beziehung nimmt einen wichtigen Platz in diesem Buch ein, denn gerade in dieser engsten aller Bindungen wird die folgenschwere Linie des Frauenhasses perpetuiert oder unterbrochen. Sie spielt darüber hinaus eine zentrale Rolle im Leben eines jeden Mädchens – und mein Vater erfüllte seinen elterlichen Auftrag mit heiterer Gelassenheit und ungetrübter Bewunderung. Den Beginn meines Frauseins nahm er mit Würde und wohlwollendem Verständnis hin. Vor allem aber fragte er mich immer nach meiner Meinung. Er ermutigte mich, meine Gedanken zu äußern, ihm zu widersprechen. Manchmal lachte er und zog mich mit meinen jugendlichen Überzeugungen auf; bei anderen Gelegenheiten entwickelten sich hitzige Diskussionen. An dem, was er sagte, merkte