Paul Rießler

Diverse apokryphe Schriften, Band 1


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die Gerechten fesseln,

      sie drauflegen und so verbrennen.

      4

      An jenem Tag verhärtet vieler Herz sich gegen ihn;

      sie fliehen vor ihm und rufen:

      „Dies ist nicht der Gesalbte;

      denn der Gesalbte tötet nicht Gerechte

      und nicht verfolgt er die Wahrhaftigen.

      Sucht er sie vielmehr nicht durch Zeichen,

      durch Wunderwerk zu überzeugen?“

      5

      An jenem Tag hat der Gesalbte Mitleid mit den Seinen

      und wird vom Himmel seine Engel senden;

      es sind dies vierundsechzigtausend;

      sechs Flügel hat ein jeglicher.

       39. Kapitel: Die Erlösten

      1

      Den Himmel und die Erde erschüttert ihre Stimme,

      wenn sie das Loblied anstimmen.

      2

      Doch die, auf deren Stirn der Name des Gesalbten steht,

      auf deren Hand das Siegel sich befindet,

      3

      die Kleinen und die Großen,

      sie werden sie auf ihre Flügel nehmen,

      vor seinem Zorne sie entführen.

      4

      Dann bilden Gabriel und Uriel eine Lichtsäule

      und ziehn vor ihnen her ins heilige Land

      und heißen sie vom Baum des Lebens essen

      und weiße Kleider anziehen.

      5

      Die Engel wachen über sie;

      sie dürsten nicht,

      noch hungern sie;

      noch kann der Sohn der Sünde ihrer sich bemächtigen.

      6

      An jenem Tag erbebt die Erde,

      verfinstert sich die Sonne.

      Dann bringt man Frieden auf die Erde und den Geist.

      Die Bäume werden ausgerissen, hinfallen;

      es sterben voll Bestürzung wilde Tiere

      und Zugtiere dahin.

       40. Kapitel: Der Antichrist

      1

      Die Vögel fallen auf den Boden tot herab.

      Die Erde trocknet aus,

      auch die Gewässer in dem Meer.

      2

      Die Sünder seufzen auf der Erde mit den Worten:

      „Was hast du uns getan, du Sohn der Sünde?

      Du sagtest: „Ich bin der Gesalbte“,

      obwohl du doch der Sohn der Sünde bist.

      3

      Dir ist’s nicht möglich, selber dich zu retten,

      geschweige uns.

      4

      Du tatest vor uns nichtige Wunder,

      bis daß du dem Gesalbten uns entfremdet hast,

      der uns geschaffen.

      5

      Weh uns, daß wir dir folgten!

      Wir werden jetzt von Hungersnot erfüllt.

      6

      Wo bleibt jetzt nun die Spur eines Gerechten,

      daß wir ihn anbeten,

      oder wo ist der, der uns belehrt,

      daß wir ihn anrufen?

      7

      Jetzt gehen wir durch Zorn zugrund,

      weil wir im Ungehorsam gegen Gott verharrten.

      8

      Wir gingen zu den tiefen Stellen in dem Meer;

      doch fanden wir kein Wasser.

      9

      Wir gruben an den Flüssen sechzehn Ellen tief

      und fanden auch kein Wasser.“

      10

      Drauf weint an jenem Tag der Unverschämte

      und spricht:

      „Weh mir, daß meine Zeit an mir vorüberging!“

      11

      Ich sagte, meine Zeit geht nicht an mir vorüber.

      12

      Nun wurden meine Jahre zu Monaten

      und meine Tage flogen hin wie flüchtige Stäubchen.

      13

      Jetzt gehe ich mit euch zugrund.

      Flieht nunmehr in die Wüste!

      Ergreift die Räuber!

      Tötet sie!

      Bringt her die Heiligen!

      14

      Um ihretwillen gibt die Erde Frucht.

      Um ihretwillen leuchtet auch die Sonne auf die Erde.

      15

      Um ihretwillen fällt der Tau schon auf die Erde.

      16

      Die Sünder weinen dann

      und sprechen:

      „Du hast uns Gott entfremdet.

      Ist es dir möglich,

      alsdann erheb dich und verfolge sie!“

      17

      Dann nimmt er seine Feuerflügel

      und fliegt den Heiligen nach.

      18

      Er kämpft mit ihnen abermals.

      19

      Die Engel hören es und kommen herab,

      und sie bekämpfen ihn mit vielen Schwertern.

      20

      An jenem Tage hört’s der Herr,

      und er befiehlt in großem Zorn dem Himmel und der Erde;

      sie werden Feuer sprühen.

      21

      Die Flamme schlägt auf Erden zweiundsiebzig Ellen hoch empor,

      verzehrt die Sünder und die Teufel einem Halme gleich.

       41. Kapitel: Das Gericht

      1

      Dann ist an jenem Tage ein gerecht Gericht;

      die Berge und die Erde geben eine Stimme von sich.

      2

      Die Bösen sprechen miteinander:

      Habt ihr wohl irgendeines Menschen Stimme heut gehört,

      der nicht zu dem Gericht des Gottessohnes kam?

      3