Melody Carlson

Ein Junggeselle zum Verlieben


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bewundert.“ Willow erhob sich und ging hinüber zu den Schränken, die George vor mehr als 20 Jahren zusammen mit seinem Großvater gebaut hatte.

      „Danke.“

      „Und ich habe überlegt, was Sie wohl darin aufbewahren.“ Sie grinste. „Ich vermute, es sind Bücher, aber ich habe dem Drang, einmal nachzuschauen, widerstanden.“

      „Sie können ruhig hineinschauen.“ Er öffnete den Schrank, der ihm am nächsten stand.

      „Oh du meine Güte!“ Sie eilte hinüber, um sich den Inhalt genauer anzusehen. „Die guten alten Schallplatten – das müssen Hunderte sein.“ Sie wandte sich zu ihm um. „Sind Sie ein Sammler?“

      „Nein, die ältesten gehörten meinen Großeltern. Mein Großvater liebte Jazzmusik. Meine Großmutter Sinatra, Crosby und so.“

      „Aber die hier sind aus den Sechzigern und Siebzigern.“ Sie zog ein Album heraus. „Die Beatles?“

      „Die gehörten meinem Bruder.“

      Sie schaute die Schallplatten durch. „Das Weiße Album? Sie besitzen das Weiße Album der Beatles?“ Ganz vorsichtig zog sie es aus der Hülle. „Und dazu noch in hervorragendem Zustand.“

      „Mein Bruder liebte die Beatles und besaß fast alle ihre Schallplatten.“

      „Unglaublich.“ Sie schob das Album an seinen Ort zurück. „Hören Sie die Schallplatten denn auch an?“

      Er öffnete den nächsten Schrank, und zum Vorschein kamen ein alter Schallplattenspieler mit Lautsprechersystem. „Ab und zu, aber jetzt schon länger nicht mehr.“

      Wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht mehr erinnern, wann er die Stereoanlage das letzte Mal eingeschaltet hatte.

      „Oh, Sie sollten sie genießen, George. Musik ist gut für die Seele.“

      Darüber dachte er nach. „Na ja, vielleicht habe ich nach meiner Pensionierung ja mehr Zeit dafür.“ Das war natürlich absolut blödsinnig. George hatte immer viel Zeit.

      „Und was versteckt sich hinter diesen Türen?“ Sie deutete auf den nächsten Schrank.

      „Noch eine Sammlung.“ Es war ihm ein wenig peinlich, doch er öffnete die Tür trotzdem.

      „VHS-Kassetten?“ Sie lachte. „Machen Sie Witze?“

      „Die meisten gehörten meinen Großeltern.“

      „Was für wundervolle alte Klassiker.“ Sie überflog die Titel. „Sie haben ja alle Filme mit Katherine Hepburn und Spencer Tracy. Und da sind alle mit Cary Grant und Fred Astaire und Ginger Rogers. So schöne Filme.“

      „Meine Großmutter liebte alte Liebesfilme.“

      „Und da sind die Western.“ Sie las die Titel vor.

      „Die sind von meinem Großvater.“

      „Und Alfred Hitchcock.“ Sie zog Der unsichtbare Dritte heraus. „Das ist mein absoluter Lieblingsfilm.“

      „Das ist meine Sammlung.“

      „Sie sind ein Hitchcockfan?“

      Er nickte.

      „Wann haben Sie den denn das letzte Mal gesehen?“ Sie hielt den Film Die Vögel in die Höhe.

      „Ich weiß es nicht. Ist schon einige Jahre her.“

      „Dann schauen Sie sich die Filme nicht oft an?“

      „Vielleicht jetzt, wo ich im Ruhestand bin …“

      „Haben Sie noch einen Videorekorder?“

      Er öffnete die nächste Schranktür, und zum Vorschein kamen ein altes Fernsehgerät und ein VHS-Rekorder.

      „Ich hoffe, dass er noch funktioniert“, murmelte er.

      Sie stellte die Kassette wieder an ihren Platz. „Vielleicht laden Sie mich eines Tages mal ein, einige von diesen Filmen mit Ihnen anzuschauen.“ Sie lächelte herzlich, während sie nacheinander die Schranktüren wieder schloss. „Ich bringe auch Popcorn mit.“

      „Das werde ich im Hinterkopf behalten.“

      Unbehaglich trat er von einem Fuß auf den anderen. Auf der einen Seite genoss er ihre Gesellschaft, auf der anderen Seite war sie auch sehr verstörend. Er war nicht sicher, wie viel er davon ertragen konnte. Nur mühsam widerstand er dem Drang, seinen Kragen zu weiten, um besser Luft zu bekommen.

      „Und hinter diesen beiden Türen?“, fragte Willow.

      „Wie Sie vermutet haben.“ Er öffnete beide Türen. „Bücher.“

      Willow strich mit der Hand über die glatte Oberfläche einer Holztür. „Diese Schränke sind wirklich wunderschön, George. Wissen Sie, was für ein Holz das ist?“

      „Kirsche.“ Er erklärte ihr, dass er und sein Großvater diese Schränke gebaut hatten.

      „Das kann nicht Ihr Ernst sein.“ Sie betrachtete die Schränke genauer. „Sie sind ein Handwerker, George.“

      „Mein Großvater war es.“

      „Aber wenn Sie ihm geholfen haben, dann haben Sie doch sicher das eine oder andere gelernt.“

      Er zuckte die Achseln. „Ja, ich denke, ich weiß, wie man einen Schrank baut. Aber seither habe ich dieses Wissen nicht vertieft. Die Schränke sind schon viele Jahre alt.“

      „Dann haben Sie bestimmt eine gut ausgestattete Werkstatt“, bemerkte sie, „in der Sie solche Schränke bauen können. Als Künstlerin weiß ich, wie wichtig Platz und Werkzeug sind.“

      „Ich habe tatsächlich eine Werkstatt.“

      Sie schaute sich in dem kleinen Raum um. „Wo denn?“

      „Oh, nicht hier“, erklärte er. „Im Haus meiner Großeltern.“

      „Aber ich dachte, sie seien schon lange tot.“

      „Das stimmt, aber sie haben mir ihr Haus hinterlassen. Und die Werkstatt meines Großvaters ist noch dort, voll ausgestattet mit allen seinen Werkzeugen.“

      „Werden Sie sie benutzen?“, fragte sie. „Ich meine, wenn Sie jetzt bald im Ruhestand sind?“

      „Das wäre ein Gedanke.“

      „Ich würde gerne Schränke wie diese in Auftrag geben“, sagte sie. „Sie bräuchten gar nicht so schön zu sein, obwohl ich natürlich nichts dagegen hätte, wenn es so wäre. Aber ich brauche dringend Schränke für mein Atelier.“ Sie blickte ihn neugierig an. „Besteht die Chance, dass ich Sie überreden kann, welche für mich zu bauen? Ich zahle gut, George, und vielleicht mache ich Ihnen noch einmal Frühstück. Oder auch ein Abendessen. Italienisches Essen ist meine Spezialität.“

      „Oh, also ich weiß nicht. Ich bin gar nicht sicher, ob ich das, was Sie sich vorstellen, bauen könnte. Ich bin ziemlich aus der Übung, und –“

      „Sie bringen bestimmt etwas zustande, das gehen würde, da bin ich sicher. Wie ich schon sagte, ich brauche nur Stauraum für mein Atelier. Die Schränke könnten aus einfachem Sperrholz sein. Im Augenblick liegen meine Utensilien im ganzen Raum verteilt.“

      „Ich werde darüber nachdenken, Willow. Vielleicht nach nächster Woche.“

      „Ja, natürlich.“ Sie kräuselte die Lippen. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie so bedränge, George. Aber wissen Sie, ich bin unglaublich beeindruckt von der Handwerkskunst, die ich hier sehe.“ Sie musterte ihn eingehend. „Macht Ihnen die Arbeit mit Holz Spaß?“

      Darüber dachte er nach. „Damals schon.“

      „Dann könnte es wieder so sein.“ Seufzend trat sie einen Schritt zurück. „Und jetzt, fürchte ich, habe ich meinen Besuch schon viel zu lange ausgedehnt. Ich sollte mich jetzt schleunigst verabschieden.“

      George