Susan Schwartz

Perry Rhodan 3104: Der herrliche Diktator


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konnte sich ein derartiges Raumschiff selbstverständlich im Ortungsschutz einer der drei roten Sonnen aufhalten und sich ein Artgenosse von Thont unerkannt in der Stadt herumtreiben.

      Perry Rhodan durfte sich nirgends sicher vor Agenten des Chaoporters fühlen, dessen war er sich sehr bewusst.

      *

      »Jetzt wird's ernst!«, sagte der begabte, gerade mal 36-jährige Pilot Nuh. »Ich leite die Landung ein. Leitstrahl gibt's nicht, nur die Koordinaten und so ein winziges Feld.« Er verschränkte die Finger ineinander und dehnte sie knackend. »Aber das kriegen wir hin.«

      »Allerdings wird es ernst«, stimmte Rhodan zu. »Ich bitte um eine möglichst miese Landung.«

      »Wie bitte?«

      Donn warf Rhodan einen Seitenblick zu und grinste breit. »Ich suche mir dann mal einen Sitzplatz und schnalle mich fest an.« Gesagt, getan. Einige verwirrte Blicke trafen ihn.

      »Keine Bruchlandung, aber mit Krachen und Poltern«, verdeutlichte Rhodan.

      »A... aber ...« Der Pilot wurde abwechselnd rot und blass, er begriff immer noch nicht und warf hilflose Blicke zu seiner Kommandantin.

      »Nikhil«, sagte Rhodan sanft. »Wir kommen wie ein altersschwaches Gefährt daher, das auf der letzten Antriebsdüse pfeift. Eine Bilderbuchlandung würde diesen gewollten Eindruck zerstören. Immer schön den Ball flach halten.«

      Nuh wandte sich ihm zu. Dann hellte sich sein Gesicht langsam auf zu einem Strahlen. »Du meinst ... ich darf ... ich darf wirklich ...?«

      »Pilot, du hast den Allianz-Kommissar klar und deutlich gehört!«, polterte Zocalo. »Kriegst du das hin oder nicht?«

      »Ob ich das ... natürlich kriege ich das hin!« Er klang empört. »Eine astreine Bauchlandung, die nur wegen meiner Genialität nicht zur Bruchlandung gerät!«

      Glücklich vor sich hin pfeifend machte der Pilot sich an die Arbeit. Damit hätte er sicherlich zuletzt gerechnet. »BJO, halt dich im Hintergrund, falls es zu hart wird, in Ordnung? Ansonsten muss ich da allein ran, sonst wird es unglaubwürdig.« Er kicherte vor sich hin. »Das wird ein Spaß!«

      Dessen war sich Rhodan auf einmal gar nicht mehr so sicher.

      *

      Schwankend ging die STATOR-MUTOM nieder und peilte mehr oder minder gezielt das bezeichnete Landefeld an.

      »Wir werden gerufen«, meldete Koray und schaltete den Zentralekom zu.

      »Sagt mal, seid ihr besoffen?«, kreischte es aus dem Lautsprecher. »Oder ist das eure erste Landung?«

      Koray meldete, dass der Funkruf aus einem von zwei nebeneinander geparkten, tonnenförmigen Raumern kam. Einer verfügte über 1200, der andere über imposante 1600 Meter Länge bei 400 und 800 Metern Durchmesser. Nicht weit von ihnen entfernt befand sich der angewiesene Parkplatz. Die Großen zu den Großen, wie es sich gehörte. Aber bei dem Landeanflug spürten die bereits Gelandeten mit Sicherheit Sorge, ob das gut ausging.

      »Keine Angst, ich schubse euch nicht beiseite«, versprach der Pilot. »Ich habe alles im Griff!« Zum Beweis ließ er den Schlachtkreuzer um 100 Meter absacken, bevor er ihn auffing. »Die Andruckdämpfer sind nicht mehr ganz taufrisch, am Gegenschub müssten wir ein bisschen arbeiten ...«

      »Hör sofort auf! Lande woanders! Du wirst meine Raumpauke rammen!«

      Rhodan sah sich genötigt, einzugreifen. »Hier spricht Kapitän Rha-Don«, schnarrte er arrogant und gab ein gefälschtes Konterfei von sich als Bildübertragung frei. »Mit welchem ungehobelten Raumfahrer spreche ich?«

      Ein Bild flammte auf und zeigte ein Wesen, das so breit wie hoch und dessen entfernt bärenartiges Gesicht mit einem aschgrauen Fell bedeckt war. Es fletschte die Zähne, und trotz der fremden Physiognomie war nicht schwer zu erkennen, dass es außerordentlich wütend war.

      »Hier spricht Yankta-Ott von den Yats, Kapitän der Raumpauke DIENSTBAR, und ich verbitte mir derartige Beleidigungen! So einen Stümperflug habe ich noch nie erlebt! Ich werde umgehend Beschwerde einreichen und die Landung verhindern! Wie habt ihr es mit dieser Riesenkugel überhaupt aus dem Raumdock geschafft – und wann? Eure Hülle sagt höchstens zwei, euer Antrieb mindestens tausend Jahre!«

      »Mein Pilot hat noch nicht viel Erfahrung, nachdem ich seinen Vorgänger wegen Trunkenheit an die frische Luft schicken und zumindest die Außenhülle runderneuern musste«, erwiderte Rhodan. »Aber ich setze mein volles Vertrauen in ihn. Wir haben noch nie eine Bruchlandung erlebt.«

      »Wir sind sowieso gleich unten«, versprach Nuh und gab ein bisschen Schub. Zwinkernd flüsterte er Rhodan zu: »Nicht, dass seine Beschwerde am Ende noch Erfolg hat ...«

      »Du hast es gehört«, sagte Rhodan zu dem Yat und schaltete ab.

      Taumelnd bewegte sich die STATOR-MUTOM auf den Landeplatz zu, schwankte dahin und dorthin, als verfügte die Navigationspositronik nicht über eine ordentliche Zielpeilung und Fixierung.

      »Landestützen ausgefahren!«, meldete Nuh. Und fügte gleich darauf hinzu: »O weh, o weh! Da klemmen zwei ...«

      Rhodan schluckte trocken.

      In der Zentrale war es vollständig still geworden.

      Im Holo blinkten jede Menge Lichter hereinkommender Funkrufe, die nicht angenommen wurden. Wahrscheinlich befand sich der halbe Raumhafen in heller Panik.

      Aber Rhodan hatte es Nuh erlaubt, seinen Spaß zu haben. Der junge Pilot nutzte es voll aus.

      Und gekonnt. BJO gab nicht eine einzige Warnung heraus, dass er übertrieb, der mächtige Schlachtkreuzer war vollständig unter seiner Kontrolle. Er dirigierte ihn geradezu im Schlaf, was außerhalb des Raumers allerdings dem Augenschein nach niemand glauben würde.

      Schließlich pendelte die STATOR-MUTOM sich auf die mittlerweile hektisch blinkende Position ein und setzte zur Landung an. Die »klemmenden« Landestützen ruckelten, fuhren ein und aus, was für die Beobachter draußen dramatisch aussehen musste, und zur Verdeutlichung vermutlich von kreischenden Geräuschen begleitet wurde.

      »Hoffentlich filmt das jemand!«, rief Nuh. »So was sieht man nur in den allerbesten Action-Trivids!«

      Die STATOR-MUTOM hing endlich über der Landeposition. Draußen hielt man vermutlich den Atem an.

      In der Zentrale nicht weniger.

      Noch 20 Meter.

      Noch zehn.

      »Hoppla«, machte Nuh.

      Und rums.

      *

      Es gab einen dumpfen Schlag. Die Landestützen knirschten, der Raumer ging ächzend in die nicht vorhandenen Knie, selbst in der Zentrale wurde jeder durchgeschüttelt, ob angeschnallt oder nicht. Wahrscheinlich ein Scherz, um den der Pilot BJO gebeten hatte.

      Rhodan sah der Kommandantin an, dass sie ein ernstes Wort mit ihrem Piloten wechseln wollte.

      Die STATOR-MUTOM neigte sich leicht zur Seite, doch da fuhren die beiden »defekten« Landestützen wie durch ein Wunder vollständig aus, das Gewicht verteilte sich umgehend gleichmäßig auf die abfedernden Teleskop-Landestützen, und dann stand der 500-Meter-Kugelraumer still. Exakt auf Position.

      »Mit Krach und Polter und Bums!«, verkündete Nuh lachend, während er die Triebwerke herunterfuhr.

      In der Zentrale brach erleichterte Begeisterung aus. Calou Yen, der die Waffensysteme führte, verließ seinen Platz und klopfte dem Piloten anerkennend auf die Schulter. »Das war echt gut, Kumpel«, lobte er den zwei Jahre älteren Kameraden.

      Sie waren alle für so einen Spaß zu haben und voller Selbstbewusstsein und Vertrauen, dass alles gut ging. Rhodan und Yaradua sahen eher gequält drein, ihre Erfahrung verhinderte allzu große Sorglosigkeit. Der Okrill hatte – wie üblich – das meiste verschlafen.

      »Verbindung zur Leitstelle!«,