Susan Schwartz

Perry Rhodan 3104: Der herrliche Diktator


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dass das Zyu sich auch darin nicht verbarg.

      »Zu wem der wohl gehört?«, fragte Kroko. Bisher hatten sie das nicht herausfinden können, auch aus den im Vorübergehen belauschten Gesprächen nicht.

      »Ihr wollt wissen, wem dieses Raumschiff gehört?«, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihnen, und sie wandten sich um.

      Ein Fajemide stand vor ihnen, der soeben sein Raumfahrzeug verlassen hatte, eine im Vergleich zu den anderen parkenden Gefährten modern aussehende, neue Rakete. Er trug eine an seine Gestalt genau angepasste Montur, mit der er, den Flecken nach zu urteilen, wohl einiges überprüft hatte – vielleicht ein Wartungsmonteur.

      Er ähnelte einer 1,80 Meter großen, grazil wirkenden Fledermaus mit kurzen Beinen. Die dazwischenliegende Flughaut war eingerollt, damit er sich zu Fuß fortbewegen konnte. Am Ende der mit Flughäuten bespannten Arme wuchsen zierliche Hände mit drei langen, knöchernen Fingern.

      Die Galaktiker hatten während des Gangs über den Raumhafen schon eine Menge Fajemiden gesehen, aber bisher noch mit keinem gesprochen.

      »Ja, der Diskus wirkt sehr geheimnisvoll«, gab Rhodan zu. »Das macht neugierig.«

      »Der gehört den Tabang«, antwortete der Fajemide und klapperte mit den Fingern, was ein irritierendes Geräusch war – wie bei einem Skelett, das geschüttelt wurde.

      »Waren es nicht auch die Tabang, die euch das Hyperfunkgerät gegeben haben?«

      »Ebendiese.« Er wies auf Kroko. »Sie sind Echsen, so wie du, aber sehr viel kleiner und farbenfroher. Ihr werdet sie in der Stadt treffen.« Der Fajemide wies auf die STATOR-MUTOM im Hintergrund. Er hatte scharfsinnig den vorgegaukelten Zustand des Raumers und die heruntergekommenen Uniformen kombiniert. »Ihr seid auf der Suche nach Ersatzteilen, was? Damit ihr wieder von hier wegkommt? Aber haltet euch besser von den Yats fern, die sind ordentlich sauer auf euch. Na, heitere Gesellen sind sie ohnehin nicht. Sie stammen von einer Welt mit hoher Schwerkraft, 1,7 Gravos. Das macht zweifelsohne schwermütig, so festgebacken am Boden leben zu müssen und immer niedergedrückt zu werden.« Er wedelte leicht mit den Armen, dass sich die Flughäute aufblähten. »Aber sie sind ausgezeichnete und verlässliche Spediteure und unterstützen uns in vielen Angelegenheiten.«

      »Wir kommen ihnen sicher nicht ins Gehege«, erwiderte Rhodan. »Darf ich dir noch eine Frage stellen?«

      »Sicher, wir haben keine Geheimnisse.« Die von Flaum umgebenen Mundwinkel des Fajemiden hoben sich zu einem erkennbaren Grinsen und entblößten sehr spitze, nadelfeine Zähne. Seine großen Fledermausohren waren in ständiger Bewegung, ihnen entging bestimmt so gut wie nichts an Geräuschen oder Stimmnuancen. Der Blick seiner großen dunklen Augen wirkte lebhaft und interessiert.

      »Wenn man keinen Bauplan für ein Überlichttriebwerk anzubieten hat, geschweige denn«, Rhodan hüstelte, »die Bauteile für ein solches – wie kann man Hyperkristalle erwerben?«

      »Das Graue Korn? Entweder auf der Börse für den Freihandel oder über die Handelsbehörde.« Der Fajemide wies in die Ferne hinter dem Raumhafen, zwischen den Raumschiffen hindurch. Ganz am Horizont war ein schwacher Schimmer zu erkennen, der Gasriese. Darüber zogen am Himmel auf verschiedenen Höhen die drei roten Sonnen entlang und färbten ihn rötlich. »Wir ernten es dort. Vor langer Zeit gab es viele davon auf Fajem, was unsere Evolution vorantrieb. Aber nun wird es nur noch selten eingefangen, wenn wir in Konjunktion gehen. Drüben in der Leichten Welt, wo auch unser Ursprung liegt.«

      »Dann ist dies hier die Schwere Welt?«

      »Ja, Schwere Welt oder Schweres Land – wir verwenden beide Ausdrücke. Hier auf der abgewandten Seite kümmern wir uns um die technische Entwicklung, um in den Weltraum außerhalb unseres Systems vorstoßen zu können.«

      »Und wie findet ihr das Graue Korn?«, wollte Kroko wissen.

      »Wir können es in der Atmosphäre Maerivetes wittern. Der Abbau ist mühsam und langwierig, die Ernte vergleichsweise gering – aber immerhin so, dass wir guten Handel damit treiben können. Die Qualität ist sehr gut.« Der Fajemide maß die Besucher der Reihe nach abschätzend und warf einen zweifelnden Blick zur STATOR-MUTOM. »Und kostet«, fügte er hinzu.

      »Wir werden einen Weg finden«, gab sich Rhodan zuversichtlich.

      »Was ist das da eigentlich?«, mischte Mandanda sich ein und deutete Richtung Stadt, wo sich ein wahrer Gigant über alle anderen Raumer erhob.

      Rhodan zoomte ihn mithilfe der Mikropositronik seines SERUNS heran, was auf ein kleines Holo über seinem Multikom-Armband projiziert wurde, und ließ sich die Maße einblenden. Ein Kugelraumer mit kupferfarbener Hülle, in die granitartige Sprengsel eingearbeitet waren. Er durchmaß stolze 1600 Meter. Die Hülle war mit aufwendigen Ornamenten verziert.

      »Das ist ein Ornamentraumer«, antwortete der Fajemide auch prompt. »Viel mehr weiß ich nicht, nicht einmal, zu welchem Volk er gehört oder wie es aussieht. Er kam kurz nach euch ins System und ist auf dem besten aller Plätze gelandet, obwohl das für Schiffe dieser Größenordnung strikt verboten ist. Seitdem rührt sich dort nichts.«

      Unbekannte Herkunft, unbekannte Absichten, alles in Lauerstellung. Der Riesenraumer passte überhaupt nicht zu all den anderen Besuchern, die STATOR-MUTOM inbegriffen.

      »Vielleicht sollten wir uns dorthin auf den Weg machen«, schlug Rhodan vor und nickte dem Fajemiden zu. »Danke für deine Hilfe.«

      »Ich würde mich davon fernhalten«, warnte der Fledermausartige. »Mit dem stimmt etwas nicht, das spüre ich mit allen Sinnen. Ich habe das Gerücht gehört, dass ihm die Landeerlaubnis gar nicht erteilt worden ist. Daraufhin habe ich bei der Sicherheitskontrolle nachgefragt, aber die haben das Gespräch sofort unterbrochen.«

      Er wies stolz auf ein unter einem Ölfleck halb verborgenes Rangabzeichen an seiner Montur. »Ich bin nämlich der Pilot der neuen Rakete, die ihr hier seht, und nehme immer die Schlusskontrolle vor. Dazu gehört auch, über alles Bescheid zu wissen.«

      »Dann freuen wir uns sehr, dass du uns weitergeholfen sagt«, bedankte Mandanda sich. »Nun wissen wir sehr viel mehr und werden deinen Rat befolgen. Zur Stadt geht es in dieser Richtung ...?« Er wies auf den Ornamentraumer.

      »Ja, der dient gut als Orientierung. Könnt ihr gleiten oder fliegen?« Er klapperte mit den Fingern. »Habt ihr so etwas Ähnliches wie Flughäute, so wie wir? Der Weg ist zu Fuß doch einige Kilometer weit.«

      »So etwas Ähnliches«, bestätigte Rhodan lächelnd.

      *

      Sie nutzten die Antigravaggregate in den Stiefeln, um schneller voranzukommen. Je weiter sie sich von ihrem Raumfahrzeug entfernten, desto weniger Leute würden wissen, dass sie von dort kamen. Inzwischen war so viel Zeit vergangen, dass die wenigsten der Anwesenden die krachende Landung mitbekommen haben dürften.

      Sie veränderten leicht die Camouflage zu etwas besser aussehenden Uniformen, mit weniger bunten Abzeichen, damit ihre moderne Technik nicht auffiel.

      Niemand kümmerte sich um sie. Alle waren viel zu sehr mit sich oder der Konkurrenz beschäftigt, um auf durchschnittliche Tefroder in Begleitung eines Reptiloiden zu achten.

      Die letzten 300 Meter gingen sie zu Fuß, immer Richtung Stadt. Die Mikroortung der Anzüge konnte keine nennenswerten Auskünfte in Bezug auf den Ornamentraumer geben. Er ragte wie ein Berg auf und war von der Stadt aus gut sichtbar.

      Im Weltraum mochte sich seine Größe verlieren, vor allem wenn ein Raumer wie die RAS TSCHUBAI neben ihm war, aber auf einem kleinen, eher primitiven Raumhafen fiel er selbst gegenüber den massigen Yat-Paukenraumern enorm auf.

      Nichts rührte sich dort.

      »Ob das Zyu ihn schon befallen hat?«, fragte Yaradua in die Runde.

      BJO hatte unter dem Befall des Zyu vieles getan, was die Mannschaft schwer gefordert hatte. Etwa die Beiboote mit aktivierten Waffen auszuschleusen, oder die Wärmeregulierung abzustellen ... Also war es durchaus möglich, dass die Wolke den Ornamentraumer zur Landung gezwungen hatte. Womöglich