Wesley Chu

The Walking Dead: Taifun


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einmal schmerzten seine Arme und das Blut schoss ihm in den Kopf. »Alles okay«, rief er, als er sich auf den Weg zur anderen Seite machte.

      Er ließ sich vorsichtig auf das Dach fallen und fing Elena auf, die ihm in die Arme fiel. Er hielt sie sogar noch fester als zuvor das Kabel. »Danke, dass du mir geholfen hast«, flüsterte er ihr ins Ohr.

      »Jag mir nie wieder so eine Angst ein, Arschloch.« Ihre Stimme zitterte. »Du hast eine ganze Minute nur so da gehangen. Was war denn los?«

      Sie umarmten sich noch, als Bo auf dem Dach ankam und ihnen auf die Schultern tippte. »Ich habe niemanden zum Umarmen.« Elena stieß wieder diesen gurrenden Laut aus und schien ihn in die Umarmung einbeziehen zu wollen. Aber Bo hob die Hände. »Nein, das meinte ich nicht. Ich will nur weiter.«

      Das war wahrscheinlich eine gute Idee. Sie hatten hier ohnehin schon zu viel Zeit verschwendet. »Kommt«, sagte Zhu. »Es ist nicht mehr weit.«

      »Was ist nicht mehr weit?«, fragte Elena. »Wo gehen wir hin?«

      »An einen Ort, an dem es angeblich gute Beute gibt.« Zhu führte sein Windteam zu einer schmalen Gasse, die zwei einst belebte Straßen miteinander verband. Zum Glück gab es hier nicht so viele jiāngshī. Er zeigte auf eine Tür im Erdgeschoss. »Da drin.«

      Sie sprangen gleichzeitig vom Dach und landeten in einer kleinen Gruppe jiāngshī. Zhu stürzte sich auf die beiden links von ihnen, während der Rest seines Teams sich um die drei rechts von ihnen kümmerte. Zhu riss seine Machete hoch und schlitzte einen jiāngshī vom Bauchnabel bis zum Hals auf. Die Kreatur taumelte nach vorn, obwohl sich ihre linke Brusthälfte vom Körper schälte und dabei einige gebrochene Rippen und einen lila-roten Fleischklumpen freilegte, den Zhu für einen Lungenflügel hielt. Er zog die Machete zurück, die jedoch zwischen zwei Rippen stecken blieb. Der jiāngshī schlug mit seinem unverletzten Arm nach ihm. Zhu stieß ihn zur Seite und stellte den Fuß auf seine Brust, genau in die violette Masse. Er stemmte sich mit dem Fuß in den Körper und zog gleichzeitig, bis er die Klinge befreien konnte.

      Diese kurze Verzögerung erwies sich als kostspielig, denn nun stürzte sich der andere jiāngshī auf ihn. Zhu versuchte, ihm auszuweichen, doch die Kreatur kollidierte mit ihm und schlang ihre Arme um seine Hüften. Dieser jiāngshī war ein großer, kräftiger und pummeliger Kerl, der Zhu um einiges überragte und fast doppelt so breit war. Zhu wand sich, als der jiāngshī seine Arme um seine schlang und sie ihm gegen den Körper presste. Dann riss er den Mund auf und biss ihm in die Schulter. Zhu schrie.

      Elena schrie ebenfalls. »Nein! Ich hab kein freies Schussfeld.«

      Zhu schloss die Augen und biss die Zähne zusammen, als er darauf wartete, dass ihm das Fleisch aus dem Körper gerissen wurde und ihm sein eigenes Blut ins Gesicht spritzte. Das war es dann also für Chen Wenzhu. So breitete sich die Epidemie aus. Man überlebte einen jiāngshī-Biss nicht, man starb und kehrte als jiāngshī zurück. Einige Leute hatten einen Biss überlebt, weil die betroffene Stelle schnell genug herausgeschnitten oder amputiert worden war, aber das brachte Zhu nichts. Er war sich ziemlich sicher, dass man eine Schulter nicht abschneiden konnte.

      Zum jiāngshī zu werden war schlimmer als der Tod, denn er würde die Lebenden angreifen und diese Seuche weiterverbreiten. Die Vorstellung, dass er die Menschen verletzen würde, die ihm nahestanden, war bestürzend. Elena und Bo würden ihn erledigen müssen …

      Doch diese Prophezeiung erfüllte sich nicht, denn Zhu spürte nur einen dumpfen Schmerz in der Schulter, fast so wie bei einer Massage. Er öffnete vorsichtig ein Auge, betrachtete den jiāngshī genauer und sah, dass es sich bei ihm um einen alten Mann handelte. Anstelle der Zähne sah er nur graues, feucht glänzendes Zahnfleisch. Der jiāngshī hatte sein Gebiss verloren. Trotzdem versuchte er, mit dem Zahnfleisch an Zhu zu nagen.

      Eine Pfeilspitze schoss aus seiner Brust. Der jiāngshī zuckte, ließ sich aber nicht von seinem Vorhaben abbringen. Zhu gelang es, einen seiner Arme zu befreien. Er legte die Hand an den Hals des jiāngshī und versuchte, ihn zurückzustoßen. Ein zweiter Pfeil bohrte sich in den Nacken des jiāngshī und trat vorne am Hals aus, wobei er die Haut zwischen Zhus Daumen und Zeigefinger aufriss.

      Er starrte aus geweiteten Augen auf die Pfeilspitze. Ein paar Zentimeter weiter rechts oder links und er hätte einen Finger verloren. Er wandte sich der Schützin zu. »Pass doch auf!«

      Dann war Bo auch schon da und riss den jiāngshī an den Haaren zurück. Der kräftige Mann warf den schweren Toten zu Boden und zermalmte ihm den Kopf mit seinem Vorschlaghammer.

      Elena tauchte einen Moment später neben Zhu auf. Ihr Blick wirkte fast schon panisch, als sie sein Hemd nach unten zog und nach Wunden suchte. Seine Schulter war ekelhaft nass, aber die Haut war unverletzt.

      Zhu und Elena atmeten erleichtert auf und umarmten einander.

      Sie blieben eine Weile so stehen, während das Adrenalin aus ihren Körpern wich. Draußen in der Wildnis war es immer gefährlich, aber so knapp war er dem Tod nur selten entkommen, und das auch nur, weil er Glück gehabt hatte. »Das war knapp.«

      »Zu knapp.« Sie wich zurück und stieß ihm den Finger in die Brust. »Du musst vorsichtiger sein, Chen Wenzhu. Ich schwöre dir, wenn du zum jiāngshī wirst, werde ich dich nicht erledigen, sondern als Haustier behalten und dich Zhu Zhu nennen.«

      »Das klingt gar nicht mal schlecht«, sagte er halb im Scherz. »Tut mir leid. Ich bin heute unkonzentriert. Mir geht viel durch den Kopf.«

      »Willst du darüber reden?«

      Er sah sich um. »Später. Jetzt ist kein guter Zeitpunkt.«

      »Ich werde dich daran erinnern.« Sie hob mahnend den Zeigefinger. »Du kannst von Glück sagen, dass Bo und ich auf dich aufpassen. Aber verlass dich nicht zu sehr darauf, Mister.«

      Er zeigte auf die Tür. »Bo, kannst du uns reinbringen?«

      »Schon dabei.« Bo wandte sich der Tür zu. Er schwang seinen Vorschlaghammer wie einen Baseballschläger. Der kollidierte mit dem Türknauf, aber abgesehen von einem dumpfen Knall passierte nichts. Bo runzelte die Stirn. Er schlug noch einige Male auf die Tür ein, wobei er bemerkenswert viel Lärm machte, sie aber trotzdem nicht öffnen konnte.

      Elena zupfte an Zhus Ärmel. »Wir locken Zuschauer an.«

      jiāngshī tauchten an beiden Seiten der Gasse auf, um sich anzusehen, was dort los war. Einer nach dem anderen schlurfte auf das Windteam zu. Bo schlug härter und wütender auf die Tür ein, aber damit verursachte er nur noch mehr Lärm und lockte weitere neugierige jiāngshī an. Die beiden Gruppen kamen immer näher.

      »Spar dir deine Kräfte«, sagte Zhu zu dem keuchenden, schwitzenden Bo, als der den Vorschlaghammer sinken ließ, um zu Atem zu kommen. »Die werden wir gleich noch brauchen.«

      »Gegen so viele können wir nicht kämpfen«, widersprach Elena. Das stimmte. Die vielen jiāngshī auf diesem beengten Raum würden sie innerhalb von Sekunden überrennen. Elena sah zu einem schmalen Fenster über der Tür hinauf. »Hilf mir hoch.«

      Zhu verschränkte die Finger ineinander und stemmte sie hoch. Elena zog ihr Messer und schlug die Scheibe mit dem Griff ein.

      »Sie kommen«, sagte Bo.

      »Ich brauche nur noch ein paar …« Elena wischte die Scherben weg und verschwand im Inneren des Hauses.

      Bo schlug mit seinem Vorschlaghammer nach dem erstbesten jiāngshī und zertrümmerte dessen Schlüsselbein mit einem deutlich hörbaren Krachen, während Zhu darauf wartete, dass die jiāngshī auf der anderen Seite näher kamen. Er würde höchstens zwei oder drei töten können, bevor die anderen ihn überrannten. Hinter Zhu wurde an der Tür gerüttelt. Er stach einem jiāngshī ins Gesicht und zog sich zurück, bis er mit dem Rücken gegen Bo stieß. Die beiden Gruppen waren nur noch wenige Meter voneinander entfernt.

      »Hör zu, xiăodì«, sagte Bo. »Wir müssen nicht beide sterben. Ich kann dich zum