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Parkinson


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Dystonie und Spastik vorliegen.

      image Parkinson-Panel- Diagnostik image

      Eine Einzelgen-Testung ist aufgrund klinischer Überlappungen nicht mehr zeitgemäß bzw. sinnvoll. Empfehlenswert ist eine Parkinson-Panel-Diagnostik, die in Deutschland von vielen humangenetischen Laboren kommerziell angeboten wird. Bei Einleitung einer genetischen Testung ist es sinnvoll, die klinischen Charakteristika möglichst genau zu erfassen und wenn relevant und möglich, einen Stammbaum anzugeben. Dies erleichtert dem Humangenetiker die Interpretation der genetischen Befunde. Humangenetische Leistungen sind Kassenleistungen und belasten nicht das Laborbudget von Vertragsärzten (Stand Juni 2020).

      Neurologische Betreuung von Patienten mit früh beginnender Parkinson-Erkrankung

      image Besondere Herausforderungen bei Patienten mit juvenilem und früh beginnendem Parkinson-Syndrom image

      Patienten mit juvenilem und früh beginnendem Parkinson-Syndrom stehen vor besonderen Herausforderungen, die bei der neurologischen Betreuung berücksichtigt werden müssen. Die Erkrankung trifft die Patienten in einer sehr aktiven Lebensphase, in der berufliche Aufgaben und Karriereentwicklung, eigene Familienplanung und Kindererziehung sowie die Sorge um die eigenen Eltern zeitlich häufig zusammentreffen. Gleichzeitig sind viele Patienten nicht oder noch nicht finanziell unabhängig bzw. nicht adäquat durch z. B. umfangreiche Berufsunfähigkeitsversicherungen abgesichert, was zu starken existenziellen Sorgen und sozialen Abstiegsängsten führen kann. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der alle Parkinson-Patienten, aber insbesondere die mit früh beginnender Erkrankung betrifft, ist die reale oder gefühlte soziale Stigmatisierung, die zu Isolierung und sozialem Rückzug führen kann. Gleichzeitig steht dem Patienten eine lange Krankheitsdauer bevor, verbunden mit Ängsten um die eigene gesundheitliche Zukunft.

      image Spezifische Probleme image

      Medizinisch sollte neben der adäquaten Behandlung motorischer und nicht-motorischer Symptome auf spezifische Probleme geachtet werden. Patienten mit einem früh beginnenden Parkinson-Syndrom leiden beispielsweise wie im vorgestellten Fall häufiger an einer begleitenden Dystonie. Gelegentlich tritt die Dystonie, meist im Bereich des Fußes, erst belastungsinduziert auf, was zu Problemen bei eigentlich erwünschter sportlicher Aktivität führen kann. Stark belastend sind Angst- und Impulskontrollstörungen, an denen diese Patienten häufiger leiden. Im Krankheitsverlauf treten zudem Dyskinesien und motorische Fluktuationen häufiger auf als bei Patienten mit spätem Erkrankungsbeginn. Da in der Early-Stim Studie gezeigt wurde, dass Patienten bereits zu einem früheren Zeitpunkt von der Tiefen Hirnstimulation (THS) profitieren können, kommt diese Behandlungsform insbesondere bei diesen jüngeren Patienten in Betracht (Schuepbach et al. 2013). Eine THS kann dazu führen, dass die berufliche Tätigkeit länger durchgeführt oder wiederaufgenommen werden kann und dass Patienten sozialen Aktivitäten wieder besser nachgehen können.

      Was hat der Autor aus diesem Fall gelernt?

      Das Parkinson-Syndrom kann im frühen Lebensalter auftreten, sich durch besondere klinische Charakteristika wie eine Dystonie auszeichnen und genetisch bedingt sein.

      Highlights

      • Das Parkinson-Syndrom kann vor dem 20. Lebensjahr beginnen und ist dann häufig genetisch bedingt.

      • Bei einer im Kindes- und Jugendalter auftretenden Dystonie sollte die Wirksamkeit von L-Dopa getestet werden, um eine Dopa-responsive Dystonie oder ein juveniles Parkinson-Syndrom nicht zu übersehen.

      • Eine negative Familienanamnese schließt ein erbliches Parkinson-Syndrom nicht aus.

      • Bei frühem Krankheitsbeginn und/oder spezifischen Zeichen kann eine genetische Diagnostik sinnvoll sein – zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist eine Panel-Diagnostik zu empfehlen.

      Literatur

      de Lau LM, Breteler MM (2006) Epidemiology of Parkinson’s disease. Lancet Neurol 5: 525–535.

      Domingo A, Klein C (2018) Genetics of Parkinson disease. Handb Clin Neurol 147: 211–227.

      Kasten M, Hartmann C, Hampf J et al. (2018) Genotype-Phenotype Relations for the Parkinson’s Disease Genes Parkin, PINK1, DJ1: MDSGene Systematic Review. Mov Disord 33: 730–741.

      Kempster PA, O’Sullivan SS, Holton JL, Revesz T, Lees AJ (2010) Relationships between age and late progression of Parkinson’s disease: a clinico-pathological study. Brain 133: 1755–1762.

      Posey JE, Harel T, Liu P et al. (2017) Resolution of Disease Phenotypes Resulting from Multilocus Genomic Variation. N Engl J Med 376: 21–31.

      Schuepbach WM, Rau J, Knudsen K et al. (2013) Neurostimulation for Parkinson’s disease with early motor complications. N Engl J Med 368: 610–622.

      2 Prof. Dr. Norbert Brüggemann, Oberarzt, Klinik für Neurologie und Institut für Neurogenetik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck.

      3 In diesem Fall (Austausch der 1. Base) wird kein Protein gebildet, da das Initiations-Codon eliminiert wird. Das Fragezeichen bedeutet, dass die Translation nicht initiiert wird.

      3 Wann ist eine genetische Testung sinnvoll?

      Kathrin Reetz4

      Zusammenfassung

      image Monogene Ursache image

      Etwa 5 % der Betroffenen mit einer Parkinson-Erkrankung liegt eine monogene Ursache zugrunde. Da die monogene und die idiopathische Form der Parkinson-Erkrankung Überlappungen nicht nur des klinischen Bildes, sondern beispielsweise auch der neuropathologischen Merkmale zeigen, können Erkenntnisse aus der klinischen oder wissenschaftlichen Grundlagenforschung, z. B. über die Dysfunktion mutierter Gene und Proteine, häufig auf die idiopathische Form der Parkinson-Erkrankung übertragen werden.

      Innerhalb der letzten 20 Jahre wurden sechs monogene Gene für die Parkinson-Erkrankung entdeckt, die klinisch weitgehend der idiopathischen Form der Parkinson-Erkrankung gleichen. Doch wann soll man den Betroffenen eine molekulargenetische Testung anbieten und gibt es hier hilfreiche Hinweise für eine genetische Ursache?

      image Genetische Ursache image

      Zusammenfassend lässt sich herausstellen, dass ein frühes Erkrankungsalter, eine familiäre Häufung von mindestens zwei Betroffenen in der Familie und auch bestimmte klinische Symptome, zum Beispiel das frühe Auftreten einer Dystonie oder einer kognitiven Störung bzw. einer Demenz, Hinweise auf eine genetische Ursache sein können.

      Einleitung

      image Alpha-Synuklein image

      Auch wenn die Parkinson-Erkrankung bereits 1817 von James Parkinson beschrieben wurde, so kam es doch erst 1997 durch die Entdeckung des ersten Gens (PARK1) zur bahnbrechenden weiteren