Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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Zur RAS TSCHUBAI oder zur wartenden ZALTERTEPE-Jet.«

      »Falls das Verlies tatsächlich auf Zpud ist«, schränkte Tolot ein. »Und uns die Befreiung gelingt. Sonst müssen wir einen Notruf senden und uns abholen lassen. Die RAS TSCHUBAI müsste ein riskantes Ablenkungsmanöver fliegen, damit das gelingt.«

      Der Haluter unterrichtete Shaupaard vom Tod Wavalo Galparudses.

      »Das ist bedauerlich.« Nach kurzem Schweigen fragte Shaupaard: »Wann brechen wir auf? Hat Jalland Betazou schon eine Fährte zum Verlies der VECU gefunden? Und ist Gry O'Shannon einsatzbereit?«

      Pen schauderte: Wie rasch hatte Shaupaard den Anflug von Anteilnahme abgeschüttelt, während sie den Verlustschmerz empfand, ohne eine besondere Beziehung zu Galparudse aufgebaut zu haben! Fast, als hätte er ihn niemals wahrhaft verspürt.

      *

      Pen Assid versuchte, die Umgebung im Auge zu behalten. Doch immer wieder schweiften ihre Blicke zu Gry O'Shannon ab, die neben ihr durch die Dunkelheit lief, von den Kraftverstärkern der SERUNS durch die zwei Meter hohen Gräser der Prärie getragen.

      In regelmäßigen Abständen legten sie Rast ein, damit O'Shannon und Jalland Betazou in aller Ruhe nach der Vektormaterie suchen konnten.

      Pen vermochte sich nicht vorzustellen, wie das vonstattenging. Ihr hatte der Anblick der annihilierten Himmelskörper im Suznysystem ausgereicht, um nie wieder solchen Mengen der grauen Schleier begegnen zu wollen. Alles an ihr sträubte sich dagegen.

      O'Shannon und Betazou waren hingegen dazu gezwungen, aktiv nach diesem verderblichen Material zu fahnden. Pen stellten sich die Nackenhaare auf, wenn sie nur daran dachte, eine ähnlich enge Verbindung zur Vektormaterie ertragen zu müssen wie ihre Kollegen.

      »Konntet ihr bereits etwas ... orten?«, fragte Pen, als sie ein weiteres Mal anhielten. Der Wind beugte die mannshohen Halme, die nach Anis und Milch rochen.

      O'Shannon fuhr sich durch die kastanienroten nassen Haare, die sie am Hinterkopf leicht aufgesteckt trug. Die Luft war kühl und feucht.

      »Ich bemerke mittlerweile einen diffusen Druck«, sagte sie. »Es hat ein wenig gedauert. Vielleicht, weil ich mich aus der Suspension zurück in die Realität gekämpft habe. Oder weil ich mich an die fremde Umgebung gewöhnen musste. Ich weiß es nicht. Aber Jalland empfindet in diesem Moment ähnlich. Wir müssen triangulieren.«

      Tolot stimmte dem Vorschlag zu. Die Terranerin und der Onryone entfernten sich durch das hohe Gras mehrere Hundert Meter voneinander. Die SERUNS maßen die Entfernung und definierten die Basis des Dreiecks, während sich die Grau-Späher gefühlsmäßig ausrichteten, um die Winkel zu bestimmen.

      »Damit haben wir zumindest eine grobe Richtung festgelegt«, lobte Tolot. »Steigt auf meine Schultern und Handlungsarme. So kommen wir schneller voran!«

      Nachdem alle vier einen Platz gefunden hatten, rannte der Haluter los.

      Als er seinen Lauf verlangsamte und anhielt, graute der Morgen.

      Vor ihnen lag eine metallische Landschaft, mehr als zweieinhalb Kilometer messend von links nach rechts, knapp weniger als zwei Kilometer in der Tiefe und 500 Meter hoch.

      »Ein Raumschiff der Ladhonen«, erkannte Tolot. »Den Ausmaßen nach ein Schiff der TATHUM-Klasse.«

      Von der ursprünglich grob rechteckigen Doppelkeilform waren nur die Grundrisse übrig geblieben. Der Raumer war zertrümmert. Die Vegetation Zpuds hatte den Einschlagkrater erobert, in dem Steppengräser im Wind wogten, glitzernd von Tau. Weite Abschnitte des Wracks waren von Sträuchern und dürren Bäume überwuchert, die sich um den geborstenen Stahl rankten.

      Teile der Außenhülle ragten wie spitze Felssplitter in den Himmel. Risse zogen sich als breite tiefe Schluchten durch die einst ordentliche geometrische Struktur.

      »Wir sollten dort hingehen und nachforschen«, schlug Tolot vor.

      »Weshalb?«, fragte Bru Shaupaard. »Dadurch verlieren wir nur Zeit.«

      »Weil mich interessiert, welche Waffe die Ladhonen zum Absturz gebracht hat. Und was sie hier gesucht haben.«

      Außer dem Cairaner stimmten alle Mitglieder der Gruppe dafür.

      *

      »Laut der Materialprüfung liegt der Absturz des ladhonischen Raumschiffs etwa 400 Jahre zurück«, sagte Icho Tolot.

      Pen Assid stand vor einem der zahlreichen Trümmerstücke, die sie überprüft hatten. Es glich einer stählernen Kralle, die sich anschickte, sie zu zerquetschen. Der bleigraue Himmel trug sein Übriges zu ihrer negativen Stimmung bei.

      »In dieser Zeit tauchten die Ladhonen in der Milchstraße auf«, ergänzte Tolot. »Diese hier hatten womöglich noch gegen die in Ancaisin vordringenden Phersunen gekämpft«.

      Nieselregen setzte ein. Pen schloss den Folienhelm ihres SERUNS so weit, dass er sie vor der Nässe bewahrte.

      Sie wanderten durch die unebene und von Trümmern übersäte Landschaft auf einen Riss in der Hülle zu. Eine Rampe aus Stahl, Steinen und Lehm überwand den Höhenunterschied.

      Hütten säumten den Weg. Sie waren hauptsächlich aus Materialien erbaut, die aus dem Wrack stammen mussten: Bleche, Kunststoffverkleidungen, Glassitscherben und dergleichen. Federnbewehrte Spinnenwesen huschten zwischen den Gebäuden und Pflanzen umher. Sie gaben zischelnde, manchmal keckernde Geräusche von sich.

      Pen trat vor den Eingang einer Hütte. Sie zog am Griff, der aus einem Kabel bestand, das mit Nieten an der dünnen Metallplatte befestigt war. Durch einen schmalen Spalt erkannte sie, dass die Bewohner die Tür mit einem primitiven Riegel verschlossen hatten.

      Pen lauschte. Sie vernahm das Flüstern mehrerer Personen. »Die Ladhonen sprechen eine stark verschliffene Form ihrer Sprache, aber der Translator kann genug übersetzen, damit ich den Sinn der Sätze verstehe.«

      »Und was sagen die Ladhonen?«, fragte O'Shannon.

      »Dass wir abhauen sollen. Sie hätten einen Nichtangriffspakt mit der Stadt Batanos geschlossen, der den Dovoin exklusive Handelsrechte zusichere. Es bestünde daher kein Interesse, mit uns Handel zu treiben.«

      »Dringen wir weiter ins Wrack vor!«, empfahl Tolot.

      Sie traten durch den Riss in der Außenhülle und folgten dem mit Blechen ausgekleideten Gang ins Innere. Zugleich schickten sie Sonden aus, die das Schiffsinnere vermessen und auskundschaften sollten. Da sie wegen der Entdeckungsgefahr durch die Phersunen nicht die auf höherdimensionaler Basis arbeitenden Antigravs nutzen konnten, würde die Aufgabe mehr Zeit benötigen als gewohnt.

      Ihr Team selbst fand keinen Hinweis darauf, was den Absturz der Ladhonen auf Zpud verursacht hatte oder weshalb sie hierhergekommen waren. Sämtliche Schnittstellen zur Positronik des Schiffes, die sie in Betriebsräumen abseits des Gangs aufspürten, blieben tot.

      Sie folgten dem Weg, der mit primitiven Leuchtmitteln illuminiert wurde, tiefer ins Schiffsinnere. Hauptsächlich handelte es sich um zischende Gaslaternen aus Buntmetall und dünnem Glas, die nicht nach ladhonischer Fertigung aussahen und Wärme abstrahlten. Gasführende Rohrleitungen verbanden sie miteinander.

      Kabel hingen von der Decke, Verkleidungen waren zerborsten oder eingedrückt. An vielen Stellen fehlten sie komplett. Pen sah Servicegänge voller Rohre, Projektoren und Verteilerkästen.

      Sie versuchte, ihre Phantasie im Zaum zu halten, doch die Bilder spulten wie automatisch vor ihrem inneren Auge ab. Feindlicher Beschuss traf den TATHUM-Raumer, der Schutzschirm erlosch, die Energiestrahlen fraßen sich durch die Hülle und brachten Maschinen zur Explosion. Die Atemluft schoss durch die Hüllenbrüche ins Vakuum des Alls und riss Ladhonen mit sich.

      Pen schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen.

      Ihr Team ging weiter in Richtung Zentrum. Provisorische Brücken aus Stahlträgern und Kunststoffverkleidungen führten über Schluchten, die von den Gewalten des Absturzes in das Schiff gerissen worden waren. Kalte Luft