Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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war es zumindest nicht. Ölfunzeln brannten. Hier und da entdeckte Shukkner Gaslaternen. Lichtstrampler mühten sich auf hohen Rädern ab, Elektrizität zu erzeugen. Generatoren konnte sich in diesem Stadtteil niemand leisten.

      Bald öffnete sich die Straße zu einem Platz, auf dem einer der weithin bekannten Mitternachtsmärkte von Bossonu stattfand. Die Stadt schlief niemals ganz.

      Frachtwagen rumpelten über das Pflaster. Dampfmaschinen bollerten, zischten und stampften. Marktschreier versuchten, den Lärm und die Rufe ihrer Konkurrenten zu übertönen.

      Shukkner zog es in die Mitte der Fläche. Endlich roch es nicht mehr vorwiegend nach Ausscheidungen, sondern nach brennenden Kohlen, bratendem Fleisch, Gemüse, Kräutern und Schnaps.

      »Klurn!«, schrie Shukkner. »Hiss die Fahne!«

      Kurze Zeit später sah er, dass der Sklave dieses Mal seine Anweisungen schnell befolgte. Der dünne, biegsame Fahnenmast fuhr aus dem Rohr am linken Ende der Fahrerkabine aus. Ein leuchtend rotes Banner flatterte in der Luft.

      Jeder sollte es sehen: Shukkner war in der Stadt!

      6.

      Pen Assid

      12. November 2046 NGZ

      Drei Tage vergingen, in denen die RAS TSCHUBAI 26.349 Lichtjahre zurücklegte. Über den Zielplaneten war bis auf den Namen Zpud kaum etwas bekannt; dessen Sonne Suzny war ein orangefarbener Stern der K-Klasse, mit 0,81 Prozent der Masse Sols.

      Aus dem Ortungsschatten einer roten Riesensonne überprüfte die Ortungsabteilung die nähere stellare Umgebung – es wimmelte von Einheiten der Phersunen. Das Suznysystem war in einen dünnen Schleier aus Vektormaterie gehüllt, durch dessen Lücken ausschließlich Delta-Raumer mit kugelförmiger Steuer- und Antriebseinheit ein- und ausflogen.

      »Das Abhören des Hyperfunks gibt kaum Auskunft«, sagte Cascard Holonder bei der abschließenden Besprechung in der Operationszentrale. »Zumindest haben wir aber den Eindruck gewonnen, dass die Phersunen sich sicher fühlen. Die schiere Menge ihrer Raumschiffe schärft nicht unbedingt die Wachsamkeit der Besatzungen. So scheint es zumindest.«

      »Nicht zuletzt wegen der Vektormaterie.« Jalland Betazous Emot auf der Stirn verfärbte sich, sodass es nun von Pen Assids Erfahrung infolge tief greifender Unruhe kündete.

      »Wer mag es ihnen verdenken«, stimmte sie dem Onryonen zu. »Sie sind die einzigen Wesen, denen offensichtlich Mittel in die Hände gegeben wurden, die Vektormaterie zu steuern.«

      Sie rieb sich über die Unterarme und war froh, eine langärmlige Bordkombination zu tragen. So bemerkte niemand ihre Gänsehaut.

      »Die Situation erinnert mich an die Lage beim Abyssalen Triumphbogen im Huphurnsystem«, sagte Holonder. »Hier gibt es zwar kein derartiges Monument, aber die gesamte Galaxis Ancaisin ist für die Phersunen ein erobertes Territorium. Ihr Feind, die VECU mit ihrer Vecuia, ist geschlagen.«

      »Bis jetzt«, warf Bru Shaupaard ein. »Denn mit eurer Unterstützung werden wir die VECU befreien. Und die Vecuia wird wieder auferstehen.«

      Zumindest einen Augenblick lang fühlte Pen Zuversicht für die ungewisse Mission.

      *

      Getarnt vom Paros-Schattenschirm brachte die RAS TSCHUBAI die ZALTERTEPE-Jet bis auf 3,7 Lichtjahre ans Suznysystem heran. Der Spezialraumer für Erkundung und verdeckten Einsatz schleuste aus. Das Schwesterschiff mit den Gegenstationen der Transmitter an Bord folgte.

      Pen Assids Puls beschleunigte sich, als sie den Schutz des Omniträger-Fernschiffs der SUPERNOVA-Klasse verließen. Sie atmete tief durch. ZALTERTEPE-Jets waren vor Fremdortung geschützt wie kein anderer Raumschiffstyp, was das Wichtigste war: nicht entdeckt zu werden. Denn einer Flotte aus Phersunenraumern hatte selbst das Mutterschiff nichts entgegenzusetzen.

      Pen konzentrierte sich auf die Anzeigen ihrer Arbeitsstation. Jede ihrer Aktionen zählte, wenn auch vielleicht nicht so viel wie jene Icho Tolots und Jalland Betazous als Pilot und Grau-Späher.

      Pen vertraute den beiden. Doch sie gestand sich ein, dass sie sich fürchtete. Die Zuversicht, die Bru Shaupaard ausgestrahlt hatte, war mit ihm in der Suspension entmaterialisiert worden. Allein die Präsenz des Haluters beruhigte sie.

      Pen war kein Feigling. Sie hatte bereits mehrere Außeneinsätze absolviert. Aber in einer Space-Jet in eines der bestbewachten Sonnensysteme Ancaisins einzufliegen, um eine Superintelligenz aus einem Verlies aus Vektormaterie zu befreien ... Das war mit nichts zu vergleichen, was sie jemals erlebt hatte. Und sie hoffte, so etwas nie wieder mitmachen zu müssen, sollten sie in einem Stück aus dem Suznysystem zurückkehren.

      Ihre Gefühle schwankten zwischen Aufregung und Furcht. Der Einsatz war ein unvergleichliches Erlebnis – und eine unvergleichliche Gefahr.

      »Der Peilimpuls ist verstummt«, meldete Pen. »Die RAS TSCHUBAI hat ihren Standort planmäßig verlassen, um in den Ortungsschutz der trabantenlosen roten Zwergsonne zu tauchen.«

      »Beginne Linearetappe«, grollte Tolots Stimme.

      Kurz darauf erschien das wesenlose rötlich-graue Wallen der Librationszone hinter der transparenten Panzertroplonkuppel, unter der die Zentrale lag. Wenige Lichtstunden außerhalb der Bahn des siebten und äußersten Planeten kehrten sie aus dem Linearraum ins Einstein-Universum zurück.

      Jalland Betazou keuchte. Pen sah von ihrer Ortungsstation auf. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, und eine unnatürliche Müdigkeit ergriff von ihr Besitz.

      »Meldung?«, fragte Tolot nüchtern.

      Unterbewusst begriff Pen, dass der Haluter ostentativ sachlich blieb, um der Gruppe Halt zu geben. Bewusst wunderte sie sich, wie er im Angesicht des Horrors, den die grauen Schleier und Wolken – die einzigen Überreste des Planeten – ausstrahlten, ruhig bleiben konnte.

      Sie erklärte es sich mit den Eigenschaften seines doppelten Gehirns, in dem das Planhirn die Führung übernommen haben musste. Und damit, dass er einige Jahrtausende mehr an Erfahrung aufwies als sie.

      »Der siebte Planet des Suznysystem ist zu Vektormaterie annihiliert worden.« Pen rasselte weitere Daten herunter. Ihr war klar, dass Tolot dies längst an der eigenen Arbeitsstation erfasst hatte. Aber es beruhigte sie, die Fakten auszusprechen. Per Hypnoschulung angeeignete und im Training vertiefte Standardprozeduren gaben ihr Sicherheit.

      »Der Paros-Schattenschirm steht«, fuhr sie fort. »Die ZALTERTEPE-Jet ist halbstofflich entrückt im Schattenmodus. Der Deflektorschirm ist zugeschaltet. Die Eigenemissions-Absorber und der Hypertaster-Deflektor der Laurin-Antiortung funktionieren tadellos.«

      »Die Transmitter sind für den Fall der Fälle bereit«, rief Wavalo Galparudse durch den Antigravschacht in die Zentrale hoch.

      »Die Passivortung gibt mir eine Vielzahl an Ortungsreflexen phersunischer Einheiten aus«, sagte Pen. »Aber sie verlieren sich in den Weiten des Systems.«

      Sie wischte durch die holografischen Anzeigen, die ihr die Positronik zur Ansicht vorlegte. Von außerhalb der Station waren die abgeschirmten Holos nicht zu sehen, Raumfahrer nannten die Bewegungen »Schattenboxen«.

      »Ich bekomme erste Ergebnisse der Hyperfunküberwachung«, meldete sie weiter. »Alles ist ruhig; wir scheinen niemandem aufgefallen zu sein. Dafür habe ich einen ersten prominenten Namen in Erfahrung gebracht – die Kommandantin der Phersunen heißt Daisheg Huttshar.«

      *

      Schweiß perlte von Jalland Betazous lackschwarz glänzender Stirn. Sein Emot changierte zwischen tiefem Rot und blassem Grau. Aufruhr und Niedergeschlagenheit standen im ständigen Widerstreit. Immer wieder fuhr er sich durch das dichte Haar bis zu den schmalen aufgerichteten Ohren am Hinterkopf.

      Pen Assid beobachtete es mit gerunzelter Stirn. Bisher arbeitete der Onryone hervorragend, um ein Manövrieren zu ermöglichen. Keine Sekunde lang löste er die goldfarbenen Augen vom Teleskop, mit dem er ins Sonnensystem Suzny