Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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Zuflucht gefunden hatten und die dortigen Machtverhältnisse umgestaltet hatten.

      »Besonders eine Sache bewegt uns dazu, das Versprechen Perry Rhodans so schnell wie möglich einzulösen«, sagte Holonder.

      Ein Holo leuchtete über dem Tisch auf, spiegelte sich auf seiner Glatze. Es bildete eine hochkomplexe Maschinerie ab, möglicherweise einen kompletten Maschinenpark aus Hunderten Aggregaten. Pen konnte nicht sagen, woran der Anblick sie erinnerte. Es mutete wie eine Raumwerft oder ein Raumschiff an und hatte einen keilförmigen Umriss. Obwohl das Holo etwa zehn Meter lang war, wirkten die Anordnungen winzig und ungeheuer detailliert.

      ANANSI übernahm die Erklärung. »Das bezeichnen die Wissenschaftler an Bord als Strukturplastische Maschine – mikroskopisch kleine, unglaublich feine Strukturen.«

      »Und was soll das sein?«, fragte Pen.

      »Eine Detailaufnahme des Sextadim-Spans, den Bru Shaupaard im Nacken trägt, aufgenommen mit hochauflösenden Aufzeichnungs- und Durchleuchtungsgeräten der RAS TSCHUBAI, von mir zusammengesetzt und bereinigt.«

      »Unser Problem damit ist«, sagte Holonder, »dass niemand die Wirkungsweise des Sextadim-Spans ergründen kann.«

      »Er ist ein Teil der VECU«, beschied ihm Shaupaard lapidar.

      »Verzeih dennoch unser Misstrauen«, bat Tschubai. »In der Geschichte der RAS TSCHUBAI käme es nicht zum ersten Mal zu einer Katastrophe, die durch Hochtechnologie ausgelöst wird, die wir nicht durchschauen.«

      Luetyens, der Sicherheitschef, mischte sich ein. »Onker Dou und ich haben vorgeschlagen, den Span zu konfiszieren, um ihn unter einem Paratronschirm zu sichern. Aber Icho Tolot wies darauf hin, dass der Namensbestandteil Sextadim bereits zu seiner Natur führt – sie ist sechsdimensional. Ein Paratronschirm arbeitet jedoch lediglich auf fünfdimensionaler Basis.«

      »Fakt ist«, meinte Holonder, »dass wir uns dazu entschieden haben, dir deinen Wunsch schnellstmöglich zu erfüllen, Shaupaard. Damit ist dir gedient, und wir sind die Gefahr los, die von dem Sextadim-Span ausgeht.«

      »Lasst uns über meine Forderung sprechen«, sagte der Cairaner. »Ich habe gewisse Vorstellungen über die Zusammensetzung des Einsatzteams.«

      Pen bemerkte, dass Holonders Wangenmuskulatur zuckte.

      »Du solltest die Dankbarkeit der Terraner nicht zu stark auf die Probe stellen«, mahnte Tolot.

      »Es geht keineswegs um Dankbarkeit. Wir haben ein Geschäft abgeschlossen, ich fordere lediglich die vereinbarte Leistung der Terraner ein.«

      »Dieses Geschäft beinhaltet nicht, dass du über unser Team entscheiden kannst«, stellte Holonder klar.

      »Wir hören uns aber gerne deine Vorschläge an«, entschärfte Icho Tolot die Situation.

      »Ich nominiere folgende drei Personen«, sagte Shaupaard. »Gry O'Shannon, Penelope Assid und Jalland Betazou.«

      Holonder runzelte die Stirn. »Das hast du uns bereits mitgeteilt. Deshalb haben wir Pen auch zu dieser Besprechung eingeladen. Aber ich wiederhole mich: Gry liegt in Suspension. Da sollte sie auch bleiben, solange wir uns in Ancaisin aufhalten. Gry könnte sonst geortet werden, weil sie die Abyssale Dispersion durchlaufen hat.«

      Pen erinnerte sich an die Aufregung, die zu dieser Maßnahme geführt hatte. Die RAS TSCHUBAI hatte in einem bis dahin unbeachteten Teil Ancaisins operiert. Plötzlich waren phersunische Raumschiffe aufgetaucht.

      »Wir haben ein Beiboot ausgeschleust, um das zu überprüfen«, stimmte Tolot zu. »Das Ergebnis: Die Phersunen verfolgten die Korvette mit Gry an Bord.«

      Der Cairaner breitete seine Außenhände aus und offenbarte die innenliegenden Gespürhände. Eine Geste, mit der er anscheinend Offenheit signalisieren wollte, die jedoch untypisch für ihn war. Ihm schien sehr an O'Shannons Teilnahme zu liegen.

      »Ich gebe zu, dass es ein Risiko ist, Gry aus der Suspension zu holen. Aber nicht für die RAS TSCHUBAI; schließlich verlassen wir euer Schiff. Damit sinkt sogar das Risiko, dass man euch orten könnte.«

      ANANSIS Holo platzierte sich hinter dem Cairaner. »Ich gebe ihm recht.«

      »Die Argumentation ist schlüssig«, stimmte Tolot zu. »Es gibt jedoch Schwachstellen, die wir diskutieren müssen. Zum Beispiel ist es unabdingbar, Gry aus der Suspension zu holen, um ihre Zustimmung einzuholen.«

      »Weshalb?«, fragte Shaupaard.

      »Das ist bei Terranern so«, erklärte ANANSI. »Die Selbstbestimmung des Einzelnen ist fest in der Verfassung der Liga verankert.«

      Pen schüttelte den Kopf. ANANSI sprach von den unveräußerlichen Grundrechten der Liga-Bürger, als ginge sie das nichts an. Nun, tatsächlich war sie ja auch kein Mensch.

      »Um das Risiko besser einordnen zu können, füge ich Folgendes hinzu«, sagte ANANSI. »Zweifellos verfügt Synn Phertosh, der Advokat der Kandidatin Phaatom, über ein technisches Hilfsmittel, das ihm erlaubt, Grys Spur aufzunehmen. Aber die Reichweite dieses Gerätes ist unbekannt. Und der Zielplanet liegt über 26.000 Lichtjahre vom Ort des letzten Zusammentreffens mit dem Advokaten entfernt.«

      »Soll heißen?«, brummte Holonder.

      »Das Risiko einer Entdeckung besteht, ist anfangs nicht allzu groß. Die Mission brächte sogar Distanz zwischen Gry und die RAS TSCHUBAI.«

      »Außerdem steigen dadurch die Erfolgsaussichten der Mission«, warf Shaupaard ein. »Ich weiß zwar, auf welchem Planeten das Verlies der VECU ist. Das vermittelt mir der Sextadim-Span. Aber ich weiß nicht, wo genau es sich befindet.«

      »Und inwiefern können dir unsere Leute helfen, dessen Standort aufzuspüren?«

      »Aufgrund ihrer Fähigkeit, die ihr Grau-Spähen nennt. Die VECU ist in einem Abyssalen Verlies aus Vektormaterie gefangen. Es könnte sein, dass der Sextadim-Span daher keinen Kontakt mit ihr aufnehmen und sie nicht orten kann.«

      Pen mischte sich zum ersten Mal in die Diskussion ein. »Und Gry soll euch den Weg zu diesem Verlies weisen? Wie soll das gehen? Sie kann die Vektormaterie zwar erspähen, aber dafür muss Sichtkontakt bestehen.«

      »Gry könnte mehr als nur spähen. Sie hat durch die Abyssale Dispersion eine besondere Beziehung zur Vektormaterie.«

      »Ist das so, ANANSI?«, fragte Holonder.

      »Ich halte dies bisher nicht für nachgewiesen, aber auch nicht für ausgeschlossen.«

      Shaupaard winkte mit der Außenhand ab. »Vektormaterie wirkt über die Sinneswahrnehmungen, doch es gibt mehr als nur das Sehen. Vektormaterie beeinflusst zum Beispiel den Gleichgewichtssinn, wenn auch sehr schwach. Normale Menschen würden diese Wirkung kaum bemerken, allenfalls als einen Anflug von Müdigkeit. Aber Gry und Jalland sind für diese Einflüsse besonders sensibilisiert. Ich vermute, dass die beiden Vektormaterie triangulieren können.«

      »Glaubst du, dass Jalland Betazou psychisch stabil genug ist?«, fragte Holonder Pen.

      »Ist das der Grund, weshalb ich das Gespräch mit ihm suchen sollte?« Pen hob eine Augenbraue. »Um seine Einsatztüchtigkeit zu überprüfen?«

      »Wohl kaum. Den Auftrag bekamst du, bevor Shaupaard ihn für die Mission anforderte.«

      Pen fixierte den Ertruser mit Blicken und befand seine Entrüstung als aufrichtig. »Ich glaube, er ist stabil. Die Aufgabe als Grau-Späher belastet ihn wegen der Horchhaut vielleicht stärker als andere. Aber er kann das rational beschreiben und, wie ich glaube, auch verarbeiten.«

      »Danke.« Holonder wandte sich wieder Shaupaard zu. »Und warum soll Pen an der Mission teilnehmen?«

      »Wie ich erfahren habe, verfügt sie über eine leichte hypnosuggestive Gabe. Außerdem ist sie als Xenolinguistin und Xenosemiotikerin mit diplomatischen Strategien vertraut. Sollten wir auf Lebewesen treffen, kann sie Informationen besorgen.«

      Pen nickte. Sie hatte inzwischen zwar einige Einsatzerfahrung, war aber keine Agentin,