Matthias Koch

Torsten Mattuschka


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dritte Spielzeit in Dissenchen ist für Mattuschka – gemessen an der Anzahl der Tore – die erfolgreichste: 36-mal locht er 2000/2001 ein. Die Plätze hinter ihm belegen Michael Konzack (33) von der SG Sielow und Guido Lesche (31) aus Tettau. Mit Daniel Dubrau (14) taucht auf Platz neun noch ein weiterer Akteur aus Dissenchen auf. Seinen Kumpel und späteren Trauzeugen hat Mattuschka im Sommer 1999 aus Merzdorf nachgeholt. „Torsten hatte auf jeden Fall Anteil an meinen Wechsel“, sagt Dubrau.

      Die Lausitzer Rundschau bezeichnet Mattuschka in einer Unterschrift zu einem Foto des bekannten Lokalfotografen Michael Helbig als „Ballermann der Dissenchener“. Mattuschka und Medien wie die Berliner Zeitung im Jahr 2008 verweisen darauf, dass ihm beim SVD in der Landesklasse 100 Tore in 100 Spielen gelungen seien. 66 Tore in den Spielzeiten 1999/00 (30) und 2000/2001 (36) sind medial belegt, auch wenn Mattuschka-Trainer Hansch in seinen Aufzeichnungen eine andere Verteilung (32/34) notiert hat.

      Mattuschka sagt, dass ihm in seinem ersten Seniorenjahr 1998/99 18 Treffer gelungen seien. Und in der Hinrunde 2001/02 seien es vor dem Wechsel zu den Amateuren von Energie Cottbus 16 Tore in 14 Begegnungen gewesen. In der Lausitzer Rundschau sind in der Halbjahresbilanz zumindest 15 erfolgreiche Abschlüsse genannt. In der Torschützenliste nach der ersten Halbserie wird Mattuschka hinter Jörg Handrick und Daniel Müller auf Rang drei geführt. Die beiden Fußballer der SG Burg hatten jeweils 16 Tore auf dem Konto.

      Einer seiner letzten Punktspieltreffer für Dissenchen gelingt Mattuschka im Dezember 2001 beim 1:0-Heimsieg gegen Eintracht Ortrand. Die Beschreibung seines Treffers in der Lausitzer Rundschau drückt die Willensstärke aus, mit der er sich den Weg zum entscheidenden Treffer bahnte: „Dissenchens Tormann Björn Münzenberger schoss das Leder blitzschnell zu Torsten Mattuschka. Der stand am Mittelkreis allein auf weiter Flur, stürmte zum Ortrander Tor, tänzelte drei Mann aus und schoss flach am rechten Pfosten vorbei ins Netz.“

      Mattuschka hat als Bomber vom Dorf Spaß. „Zu unseren Heimspielen kamen im Schnitt vielleicht 50 Zuschauer, und im Anschluss wurde Bier getrunken“, schaut er zufrieden zurück. Sportlich fühlt er sich ebenfalls wohl. „Wir haben viele Tore wirklich gut herausgespielt. Es gab mit René Röder und Ralf Hansch auch sehr erfahrene Fußballer, die mit Energie vorher in der DDR-Oberliga oder DDR-Liga gespielt hatten“, erklärt Mattuschka. „Meine Schusstechnik – mit Spin und herumgerissen – habe ich mir bei René Röder abgeschaut.“

      Die Gegner wissen mit der Zeit genau, was bei Partien gegen den SV Dissenchen und Torjäger Torsten Mattuschka auf sie zukommt. Aber es hilft oftmals nichts. Diese Erfahrung macht auch Jan Lehmann. Der Journalist, der bei der Lausitzer Rundschau zusammen mit Frank Noack schon viele Artikel über Mattuschka verfasst hat, spielte damals beim ESV Lok Falkenberg. Der Sechstligist muss im Herbst 2000 in der 3. Hauptrunde im Brandenburger Landespokal beim Siebtligisten Dissenchen antreten. „Vor dem Spiel kam einer unserer Leute in die Kabine und warnte: ‚Jungs, ihr müsst auf den Dicken aufpassen. Der schießt hier die ganzen Tore‘“, erinnert sich Lehmann. „Ich habe mir nichts dabei gedacht. Fakt ist: Wir haben 0:3 verloren, und den Dicken konnte keiner einfangen. Ich glaube, er hat ein Tor erzielt und eins vorbereitet.“ Mattuschka schoss nachweislich das Tor zum 2:0 in der 52. Minute. Dissenchen stand somit erstmals im Achtelfinale des Landespokals, in dem Verbandsligist SV Altlüdersdorf erst mit 3:2 nach Verlängerung beim Außenseiter triumphierte.

      Mattuschka muss aber auch lernen, dass selbst in der siebten Spielklasse Ernsthaftigkeit erforderlich ist. Trainer Bernd Hansch lässt seinen Torjäger bei einem Heimspiel einmal auf der Bank, weil Mattuschka im Training undiszipliniert war. Die Zuschauer fangen schon an zu murren, weil Dissenchen bis in die Schlussphase als Tabellenführer gegen einen Abstiegskandidaten mit 0:1 zurückliegt. „Ich habe Torsten dann noch reingenommen, und im Endeffekt haben wir mit 2:1 gewonnen“, berichtet Hansch. „Torsten kam nach dem Spiel zu mir und sagte, dass ich alles richtig gemacht hätte.“

      Mattuschka sah in der ersten Halbserie der Spielzeit 1999/2000 in der Heimpartie gegen den SV Süden Forst (1:1) sogar eine Rote Karte, wie der Vorschaubericht auf das Rückspiel beider Teams im Frühjahr 2000 in der Lausitzer Rundschau beweist: „In Dissenchen vergab der SV Süden in der Hinrunde nach überlegenem Spiel beim 1:1 durch mangelnde Chancenverwertung einen durchaus möglichen Sieg. Der in der Hinrunde mit 14 Treffern beste Torschütze der Staffel, Torsten Mattuschka, wurde gut bewacht und kassierte eine unglückliche Rote Karte. Er erzielte, obwohl einige Spiele gesperrt, fast die Hälfte aller Gästetore.“

      Da ist im Rückblick natürlich die Frage zu stellen, wie es sich damals mit dem „unglücklichen“ Feldverweis gegen Forst genau verhalten hat. Mattuschka kann sich noch sehr gut an diese Episode erinnern. „Ich wurde klar gefoult. Aber der Schiedsrichter hat einfach nicht gepfiffen. Da habe ich ihn gefragt: Was bist du denn für eine Plinse?“

      Opa Heinz lässt nicht locker

      Torsten Mattuschka hat in Dissenchen scheinbar seinen privaten, beruflichen und sportlichen Frieden gefunden. In der siebten Spielklasse trifft er nach Belieben, und seine Mannschaft bereichert die Südstaffel der Landesklasse durchaus. 1998/99 reicht es mit 54 Punkten hinter dem SV Werben 1892 (73) und dem FSV Lauchhammer (ebenfalls 54) zu Rang drei. 1999/2000 wird der SVD mit 47 Punkten Sechster. Vor ihm landen Einheit Drebkau, der FSV Lauchhammer 08 (beide 68), der KSV Tettau (62), der SV Süden Forst (56) und der SV Großräschen (50).

      Die beste Serie in der dreieinhalbjährigen „Ära“ Mattuschka spielt Dissenchen in der Saison 2000/01. Hinter dem KSV Tettau (66 Punkte) wird Dissenchen mit 62 Punkten Vizemeister. Dritter wird Süden Forst (50). Aufs Treppchen schafft es der SVD mit 56 Punkten auch in der Spielzeit 2001/02. Am Saisonende sind nur der SV Chemie Guben 1990 (62) und der FSV Lauchhammer 08 (58) besser.

      Da hat Mattuschka den SV Dissenchen allerdings bereits verlassen. Er nimmt seinen Abschied nach der Hinrunde, als Dissenchen mit 28 Punkten hinter Guben, Lauchhammer (beide 31) und der SG Burg (29) auf Platz vier steht. Mit und ohne Mattuschka holt die Mannschaft also 28 Punkte pro Halbserie. „Nach seinem Weggang gerieten die Dissenchener etwas ins Trudeln, fingen sich dann aber wieder“, beschreibt die Lausitzer Rundschau die Phase nach dem Abgang Mattuschkas.

      Dass Mattuschka noch mal die Kurve zu Energie Cottbus und damit in Richtung Profifußball bekommt, verdankt er wieder mal vor allem Heinz Wieder. Dem Opa reicht es offensichtlich nicht, dass Torsten Mattuschka unterklassig von Tor zu Tor eilt oder wie im Mai 2000 beim 100-jährigen Forster Fußballjubiläum die Cottbuser Stadt-Elf verstärkt und beim 3:0-Erfolg gegen eine Forster Auswahl das 2:0 beisteuert. Opa Heinz traut Torsten mehr zu. Er geht bei Funktionären von Energie Cottbus fast schon auf Betteltour.

      Dabei kommt Heinz Wieder zugute, dass die Amateurmannschaft des FC Energie Cottbus zu Beginn der 2000er Jahre regelmäßig auf der Anlage des SV Dissenchen trainiert. „Energie hatte damals noch nicht so viele Trainingsplätze für die Nachwuchsmannschaften und die Amateure. Der zweiten Mannschaft wurde für ein, zwei Jahre der Platz in Dissenchen zugewiesen“, erzählt Jürgen Meseck. Der damalige Cottbuser Trainer der Amateurelf kann sich auch gut an die Großeltern Mattuschkas erinnern: „Der Opa und die Oma lebten in Merzdorf, waren aber Dissenchen-Fans. Sie meinten, dass ich den Torsten doch aus der Nachwuchsabteilung von Energie gut kenne und dass er in Dissenchen vergammle. Aus ihm wäre doch sicher mehr zu machen.“ Auch er hat Anteil daran, dass Mattuschka nicht in der Versenkung des Freizeitsports verschwindet. Mattuschka bekommt im Jahr 2001 tatsächlich ein Bewerbungsspiel bei Energie, das seine Rückkehr zum sportlichen Aushängeschild der Stadt im Jahr 2002 ermöglichen wird.

      Eine Genugtuung dürfte dies besonders für Heinz Wieder gewesen sein. „Mein Opa war immer da. Ohne ihn wäre ich nie so weit gekommen. Er hat in Dissenchen immer noch gerührt, als der Zug eigentlich schon abgefahren war. Für mich war klar, dass es mit der Profikarriere eigentlich vorbei ist. Aber Opa hat Jürgen Meseck immer wieder vollgequatscht“, sagt Mattuschka dankbar. Seine Schwester Katja bestätigt das: „Der Opa hat nicht locker gelassen.“

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