mit Sicherheit die kulturhistorisch interessanteste Stadt im südlichen Mittelfranken. Neben ihrer reichsstädtischen Tradition kann die 18.000 Einwohner zählende Kreisstadt auch mit einer römischen Vergangenheit aufwarten.
Der spektakuläre Fund des Römerschatzes im Jahre 1979 hat die Stadt in einen richtiggehenden „Römer-Taumel“ gestürzt. Das Heimatmuseum wurde flugs in ein Römermuseum umgewandelt, um den Schatz ansprechend präsentieren zu können. Man hat die Thermen des ehemaligen Lagers fachkundig restauriert und das Nordtor des einstigen Kastells rekonstruiert. Vieles spricht dafür, den Römern einmal nicht in Verona oder Rom nachzuspüren, sondern im fränkischen Weißenburg. Nachdem die UNESCO den Limes im Juli 2005 zum Weltkulturerbe erklärt hat, versucht Weißenburg sein Profil als Römerstadt mit einem Informationszentrum zu schärfen.
Neben den Relikten aus der Römerzeit besitzt die einstige Reichsstadt aber auch einen eindrucksvollen alten Kern sowie eine Stadtbefestigung, die noch größtenteils erhalten ist und immer wieder idyllische Ecken preisgibt. Mit der Renaissancefestung Wülzburg verfügt Weißenburg über eine weitere Attraktion.
Geschichte
Auch wenn in der Umgebung keltische Spuren nachzuweisen sind, so trat Weißenburg doch erst im Jahre 89 unserer Zeitrechnung, dem vermuteten Baubeginn des Römerkastells, ins Licht der Geschichte. Es war dies die Zeit, als die Römer die nördliche Grenze ihrer Provinz Raetien über die Donau hinaus ins Altmühl- und Rezat-Tal verschoben, um die Verbindungswege zwischen der obergermanischen und der raetischen Provinz, also zwischen Rhein und Donau, zu verkürzen. An dieser neuen Nordgrenze des Römischen Reichs ließ Kaiser Trajan den Limes errichten, jenen gewaltigen, 548 Kilometer langen Grenzwall, dessen drei Meter hohe Mauern den Einfall der „Barbaren“ abwehren sollten. Im Zuge der Sicherung dieser Landnahme entstand eine komplette Infrastruktur mit Siedlungen, Gutshöfen, Straßen und - nicht zu vergessen - Kastellen für die Hilfstruppen, die den Limes bewachen sollten. Ein ebensolches Holzkastell mit einer Grundfläche von 240 Meter mal 160 Meter stand damals auf dem Gebiet des heutigen Weißenburgs. Ihm folgte um die Mitte des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung ein westlich vom alten Lager errichtetes Steinkastell (Biriciana), das des Öfteren zerstört (z. B. 174 u. Z. von den Markomannen und 233 u. Z. von den Alamannen) und von den Römern zurückerobert wurde. Nach dem Jahr 260 bemächtigte sich ein Unterstamm der Alamannen endgültig des Gebiets um Weißenburg. Die freigelegten Reste der größten Thermenanlage Süddeutschlands zeugen außerdem von der Anwesenheit der Römer in Weißenburg.
St. Andreas
Im frühen Mittelalter entstand südöstlich der heutigen Pfarrkirche ein merowingischer Königshof, dem sich eine dörfliche Siedlung und eine kleine Händlerniederlassung anschlossen. Diese drei Siedlungselemente wurden unter den Staufern zu einer Stadtanlage zusammengefasst. Seit dem 13. Jahrhundert gewann die Stadt an Bedeutung, erhielt Privileg um Privileg. Der fürwahr krönende Abschluss war die Erhebung zur Reichsstadt gegen Ende des gleichen Jahrhunderts. Doch blieb dieser neu gewonnene Status stets gefährdet: Weißenburg teilte das Schicksal anderer kleiner Reichsstädte und wurde mehrfach verpfändet. Zweimal konnten die reich gewordenen Bürger ihre Stadt selbst auslösen; das letzte Mal, 1360, ließen sie sich von Kaiser Karl IV. das Recht auf Unverpfändbarkeit (Privilegia de non aliendo) zusichern. Bis zum Jahr 1802 blieb Weißenburg Reichsstadt, erst dann ging dieser Status verloren; 1806 wurde die Stadt dem Königreich Bayern zugeschlagen.
Sehenswertes
Altstadt: Weißenburgs Zentrum wird von einer Vielzahl von gut erhaltenen Bauten aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit dominiert. Das herausragende profane Gebäude ist das dreigeschossige spätgotische Rathaus, ein Sandsteinquaderbau, der auf dem Höhepunkt der reichsstädtischen Bedeutung zwischen 1470 und 1476 am Schnittpunkt der einst durch Weißenburg verlaufenden Fernhandelsstraßen errichtet wurde. Der mächtige Bau teilt den Marktplatz in drei Teile. Der Turmanbau erfolgte erst 1567. Die verwinkelten Gassen rings um das Rathaus fordern zum Bummeln und Entdecken auf.
Stadtmauer: Als sichtbares äußeres Symbol kündet die imposante Stadtmauer von dem wachsenden Wohlstand und der Macht des Weißenburger Bürgertums im späten Mittelalter. Die Befestigung mit insgesamt 38 Türmen und Holzwehrgängen umschließt heute den alten Stadtkern noch fast vollständig. In ihrer Geschlossenheit ist sie eine der malerischsten Anlagen in ganz Franken: Die Ummauerung erfolgte zu Beginn des 13. Jahrhunderts, aber schon 1372 begann man, den Stadtkern nach Süden hin auf die doppelte Größe zu erweitern, wobei der heutige, annähernd quadratische Grundriss entstand. Ein Teil der Stadtmauer, das Ellinger Tor, ist auch das Wahrzeichen von Weißenburg. Der Torturm - er zählt zu den schönsten seiner Art in Deutschland - stammt aus dem 14. Jahrhundert, wurde aber später leicht verändert.
Römerschatz im Römermuseum
St. Andreas: In der evangelischen Pfarrkirche verbinden sich ähnlich wie in den Nürnberger Kirchen St. Lorenz und St. Sebaldus hoch- und spätgotische Bauelemente zu einer eigenartigen Raumwirkung. Sieben schlanke Säulen tragen ein Netzwerk, das aus den Säulen geradezu herauszuwachsen scheint. Um den hoch aufragenden Chor errichten zu können, mussten die Baumeister aus Platzgründen einen Kunstgriff anwenden und ihn schräg an das Hauptschiff anfügen. Beseelt von dem Wunsch, St. Andreas den neuen gotischen Stiltendenzen anzupassen, wurde allerdings die Gesamtharmonie gestört. Kurios ist der Kirchturm, der östlich des Chors errichtet wurde und dem Hauptfenster das Licht raubt. Wer hinaufsteigen will, kann sich den Schlüssel in der Tourist-Information ausleihen. Sehenswert ist die noch erhaltene Ausstattung, darunter der Hochaltar aus der Zeit um 1480 und der Sebaldusaltar von 1496 (Malereien aus der Schule von Michael Wolgemut) sowie die Steinerne Kanzel (1655). Eine Inschrift neben dem südlichen Seitenportal weist übrigens auf das Jahr der Weihe hin (1327 dedicatum est hoc templum).
Römermuseum: „Mit der Ausstellung des Römischen Schatzfundes von Weißenburg rückt das Römermuseum Weißenburg in die Reihe der bedeutenden archäologischen Sammlungen Deutschlands und darüber hinaus. Niemand, der sich ein Bild von der römischen Zivilisation in Deutschland verschaffen will, kann an dieser Ausstellung vorbeigehen“, schreibt Joachim von Elbe in seinem Buch „Die Römer in Deutschland“. Der spektakuläre Fund, den ein Hobby-Gärtner im Jahr 1979 beim Anlegen eines Spargelbeetes ausgrub, ist im zweiten Stock des Römermuseums untergebracht. In ansprechender Weise werden die 156 Einzelstücke des aufgrund einer drohenden Gefahr vergrabenen Schatzes präsentiert. Neben Votivblechen, Bronzegefäßen und Hausgeräten sind 16 hervorragend erhaltene Götterfiguren ausgestellt. Im ersten Stock wird Weißenburg als typisches Kastell am Limes vorgestellt, wobei auch das Alltagsleben und der Kulturaustausch in der Grenzregion Themen sind. Leuchttafeln, Landkartenwände, Vitrinen, Modelle römischer Gebäude samt Grenzwallanbindung und vieles mehr lassen den Besucher in eine andere Epoche eintauchen. Im Erdgeschoss des Museums ist das „Bayerische Limes-Informationszentrum“ untergebracht.
♦ Martin-Luther-Platz 3. 15.03. bis 15.11. tgl. 10-17 Uhr, 16.11. bis 30.12. tgl. 10-12.30 und 14-17 Uhr. Eintritt 6 €, erm. 4 €. Kombi-Ticket mit Reichsstadtmuseum