Alissa Stone

Slave me - Besitze mich | Erotischer SM-Roman


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      »Wer sollte es denn sonst gewesen sein?«

      »Unsere Gäste haben weit besseres zu tun, als sich ein Erpressungsopfer zu suchen.«

      Seine arrogante Art hinterlässt einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge. Mal wieder ein Beweis dafür, dass der erste Eindruck nichts zu sagen hat.

      »Als wenn Sie das wüssten«, entgegne ich. »Ich möchte, dass Sie nachsehen, wer sich damals in Ihrem Club aufgehalten hat. Vielleicht ist Ihrer Mitarbeiterin etwas Verdächtiges aufgefallen.«

      »Diskretion steht bei uns an oberster Stelle. Wir dürfen keine Informationen über unsere Gäste herausgeben. Abgesehen davon, lässt es sich nicht nachprüfen, wer sich wann in unseren Räumlichkeiten aufgehalten hat.«

      »Warum musste ich dann meinen Ausweis abgeben? Ihre Mitarbeiterin hat meine Daten in den Computer eingegeben.«

      »Ja, um zu prüfen, ob Sie bereits Mitglied bei uns sind. Nicht, um Sie zu registrieren. Wir führen keine Listen und auch Überwachungskameras gibt es bei uns keine. Unsere Gäste sollen sich ungezwungen amüsieren.«

      Ich hätte beinahe laut aufgelacht.

      »Wie kann so etwas dann passieren«, ich deute mit dem Zeigefinger auf die ausgedruckte E-Mail, »wenn Ihnen die Diskretion und das Amüsement der Gäste so wichtig sind?«

      »Noch hat die Öffentlichkeit nicht erfahren, was Sie in unserem Club gemacht haben.« Er sieht mich an, als hätte er sich gerade selbst zum Sieger gekürt.

      »Heißt das, ich soll drauf warten, bis der Erpresser seine Drohung wahrwerden lässt und erst dann sind Sie bereit, der Sache auf den Grund zu gehen?«

      »Ich kann verstehen, dass Sie aufgebracht sind.«

      Ich schüttle den Kopf. Er versteht gar nichts. Offenbar fehlt ihm dazu der Grips.

      Er steht auf und reicht mir die Hand. »Ich rate Ihnen, zur Polizei zu gehen. Mehr kann ich nicht für Sie tun, Miss Harris. Tut mir leid.«

      Hervorragend, das war’s? Ich bin keinen Schritt weiter.

      Miller entlässt mich aus seinem Büro und die Blondine im Korsett reicht mir meinen Ausweis.

      Tatsächlich kann ich auf dem Rückweg im Gang keine Überwachungskamera entdecken. Und ganz zufällig fällt mein Blick durch den Spiegel, hinter dem das erregende Schauspiel stattgefunden hat. Die Frau steht jetzt neben dem Mann und legt sich einen Strapsgürtel um die Hüften. Ihre verschwitzten Haare kleben noch an der Stirn. Sie sieht glücklich aus.

      Eine Weile bleibt mein Blick an ihrem Gesicht hängen. Wenn es stimmt, dass man die Identität der Mitglieder nicht herausgibt und auch nicht festgehalten wird, wann sich welcher Gast im Club befindet, heißt das doch, dass mich der Erpresser gekannt haben muss. Woher sollte er sonst wissen, wer ich bin? Es muss entweder einer unserer Klienten sein oder jemand aus meinem näheren Umfeld.

       5

      Die Galerie füllt sich im Minutentakt mit geladenen Gästen der High Society. Es scheint, als würde die Vernissage ein voller Erfolg werden. Stimmengewirr mischt sich mit den Klängen aneinanderstoßender Champagnergläser und Henry schlendert mit einem breiten Grinsen von einem Grüppchen zum nächsten. Ich wünschte, ich könnte mich genauso freuen. Nach der gestrigen Pleite im Club drehen sich meine Überlegungen nur noch um Ethan und sein Angebot. Mir läuft die Zeit davon, aber ich bin nicht bereit, mich diesem Mann zu unterwerfen.

      Es ist schon ein merkwürdiger Zufall, dass auch Ethan diese Neigung besitzt. Ob der Erpresser davon weiß und mich deshalb ausgewählt hat? Mein Blick überfliegt die Gäste, die im Ausstellungsraum stehen, sich unterhalten oder die abstrakten Kunstwerke an den Wänden bestaunen. Was, wenn mein Erpresser auch hier ist? Wenn er mich still und heimlich beobachtet? Die meisten der Gesichter sind mir vertraut, hin und wieder sehen sie zu mir und lächeln mich an. Ich fühle mich plötzlich so beschattet. Die vielen Stimmen kommen mir vor wie ein lautstarkes Geflüster, als wüssten alle von meinem Geheimnis und empörten sich darüber. Kalter Schweiß tritt auf meine Stirn, mir wird schlecht. Ich muss schleunigst hier weg. Irgendwohin, wo ich allein bin. Weg von all diesen Leuten.

      Ich greife nach dem Tablett mit den leeren Gläsern und verschwinde in die Küche. Erst als ich die Tür hinter mir zuziehe, verebben die Stimmen. Die Ruhe bringt wenigstens meine paranoiden Gedanken zur Vernunft. Ich schenke mir ein Glas Wasser ein und setze mich auf einen der Stühle. Es ist idiotisch, mich verrücktzumachen. Noch ist nichts passiert. Ich sollte mir, wenn dann, zu Hause Gedanken machen, aber nicht hier. Wo ist nur meine Professionalität?

      Ich atme tief durch, setze das Glas an die Lippen und trinke es in einem Zug leer. Im selben Moment kommt Carina zur Tür herein. »Hast du eine Einladung an Ethan Luces geschickt?«

      Der Klang seines Namens bleibt mir buchstäblich im Hals stecken. Ich stelle das Glas ab und huste den Schluck Wasser hoch, bis meine Augen tränen. Jetzt kommt auch Henry in die Küche. Sein Gesichtsausdruck ist erzürnt, seine Stimme verärgert. »Was hat er hier zu suchen?«

      Carina zuckt mit den Schultern und sieht mich an, als wäre ich die Einzige, die darauf eine Antwort hat.

      »Er hat keine Einladung bekommen«, sage ich und sehe in zwei entsetzte Gesichter.

      »Wieso ist er dann hier?«

      Ich habe so eine Vermutung. »Ich kümmere mich drum.«

      Mit einem unguten Gefühl im Magen steuere ich den Ausstellungsraum an. Jeder meiner Schritte erschüttert mein Innerstes. Zwar bin ich erleichtert, Henry und Carina nicht mehr gegenüberstehen zu müssen, trotzdem wälzt sich die Aufregung wie eine Dampfwalze durch meinen Bauch. Obwohl ich nichts dafür kann, dass Ethan hier ist, fühle ich mich für sein Erscheinen verantwortlich. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass er wegen mir hier ist.

      Mein Blick schießt zwischen den vielen Menschen hindurch, während ich nach ihm suche. Der Atem hebt und senkt meinen Brustkorb, bis ein eiskalter Moment durch meinen Körper rast. Ich habe ihn entdeckt.

      Er steht vor dem großen expressionistischen Gemälde von Mulley. Wie immer top gekleidet im dunkelgrauen Maßanzug. Er wirkt unwahrscheinlich selbstsicher, obwohl er gar nicht hier sein dürfte, und sicher weiß er das auch.

      Mit einem Mal dreht er sich zur Seite und sieht mich über die Schulter hinweg an. Sein Blick trifft direkt meine Augen. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Mir bleibt fast die Luft weg. Sein lasziver Augenaufschlag verrät, er ist nicht wegen der Bilder gekommen und auch nicht, um Henry eins auszuwischen. Sondern einzig und allein meinetwegen.

      Ich muss ihn hier rauslotsen. Nicht auszudenken, wenn er im Beisein von Henry auf das Gemälde zu sprechen kommt, das ich für den Erpresser besorgen soll. Und erst recht, wenn er ein Wort über den Deal verliert, den er mir vorgeschlagen hat.

      Ethan grinst, während ich auf ihn zugehe. Als wäre genau das sein Plan. In der Hand hält er ein Champagnerglas. Fast schon dreist, sein Benehmen. Der wird sich noch wundern. Ich werfe ihm einen extra netten Blick zu.

      »Warum sind Sie hier?«, stelle ich ihn zur Rede.

      »Das fragen Sie mich?« Seine Stimme klingt sanft und gespielt unschuldig. Er verengt die Augen zu Schlitzen und sieht mich eindringlich an. Ich kann nicht abschätzen, was er damit andeuten will. Ob er vielleicht doch wegen der Ausstellung gekommen ist? Im Grunde ist es auch egal.

      »Es sind nur geladene Gäste hier«, sage ich. »Diese Ausstellung ist nicht für öffentliches Publikum bestimmt.«

      »Dann hat Burton wohl versäumt, mich einzuladen. Sehen wir es ihm nach.«

      »Das bezweifle ich. Die Einladungen habe ich verschickt.«

      Er lächelt. Wie schafft er es nur, so ruhig zu bleiben? Er stellt das Champagnerglas auf einem der Bistrotische ab und winkt mich mit einer kaum merklichen Kopfbewegung zu sich. »Kommen Sie.«

      Ich soll ihm folgen? Wollte ich ihn nicht auffordern, zu gehen? Jetzt ist er es, der Befehle erteilt.

      »Sie