Гарриет Бичер-Стоу

Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)


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„denn,“ sagten sie, „ihr seid fünf Meilen stromabwärts vom Eingang der Höhle,“ sie dann zu sich nahmen, sie in ihr Haus brachten, sie essen und dann bis zwei oder drei Stunden nach Dunkelwerden ruhen ließen und sie dann schließlich hierher geleiteten.

      Drei Tage und Nächte Aufregung und Hunger in der Höhle ließen sich nicht auf einmal abschütteln, wie Tom und Becky bald bemerkten. Mittwoch und Donnerstag mußten sie das Bett hüten und schienen dabei immer schwächer und schwächer zu werden. Donnerstag konnte Tom ein bißchen herumkriechen; am Freitag war er wieder auf den Beinen und am Samstag fast wie sonst. Becky aber konnte ihr Zimmer erst am Sonntag verlassen, und dann sah sie noch aus, als habe sie eben eine schwere Krankheit durchgemacht.

      Tom hörte von Hucks Krankheit und ging am Freitag hin, um ihn zu sehen, wurde aber nicht zugelassen; ebensowenig Samstags und Sonntags. Danach durfte er täglich den Kranken besuchen, doch war ihm verboten, von seinen Abenteuern zu erzählen, um keine Aufregung bei dem Freund hervorzurufen. Die Witwe Douglas saß dabei und paßte auf, daß er gehorchte. Zu Hause erfuhr Tom das Cardiff Hill-Abenteuer; auch daß der Körper des einen Strolches, des „Fremden“, im Fluß nahe der Landungsstelle des Dampfbootes gefunden worden sei. Wahrscheinlich war er auf der Flucht angeschossen worden.

      Ungefähr vierzehn Tage nach seiner Wiederherstellung ging Tom zu Huck, der inzwischen wieder so weit bei Kräften war, um aufregende Neuigkeiten vertragen zu können; und Tom wußte einige, die, dachte er, ihn wohl interessieren könnten. Richter Thatchers Haus lag an Toms Weg, und er ging hinein, nach Becky zu sehen. Der Richter und ein paar Freunde zogen Tom ins Gespräch, und jemand fragte ihn ironisch, ob er wohl Lust habe, nochmals in die Höhle zu gehen. Tom sagte, ja, er glaube wohl, daß er möchte.

      Der Richter lachte: „‘s gibt wohl noch mehrere außer dir, Tom, daran zweifle ich nicht im geringsten. Aber dafür ist gesorgt. Niemand soll nochmals in der Höhle verloren gehen.“

      „Wieso?“

      „Weil ich schon vor zwei Wochen die Eichentür mit eisernen Bändern und ‘nem dreifachen Schloß habe versichern lassen; und die Schlüssel habe ich selbst in Verwahrung.“

      Tom wurde weiß wie die Wand.

      „Was ist‘s mit dem Jungen? Ho — lauf mal jemand nach ‘nem Glas Wasser!“

      Das Wasser wurde gebracht und Tom ins Gesicht gespritzt.

      „Aha — ‘s hilft schon! Na, was war denn Tom?“

      „Gott, Herr Richter — in der Höhle drinnen war der Indianer-Joe!“

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      Vierunddreißigstes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Wenige Minuten genügten, um die Neuigkeit bekannt zu machen, und ein Dutzend Bootsladungen Männer war unterwegs nach der Douglas-Höhle, denen bald das vollgestopfte Dampfboot folgte. Tom Sawyer befand sich im gleichen Boot mit dem Richter Thatcher. Als die Tür zur Höhle geöffnet wurde, bot sich in der ungewissen Dämmerung des Ortes ein trauriger Anblick. Der Indianer-Joe lag auf der Erde ausgestreckt, tot, das Gesicht fest an eine Lücke in der Tür gepresst, als wenn seine Augen bis zum letzten Augenblick an den Anblick der hellen, freien Welt dort draußen geheftet gewesen wären. Tom fühlte sich gerührt, denn aus eigener Erfahrung wußte er, was der Schuft gelitten haben mußte. Sein Mitleid war erregt, aber trotzdem empfand er ein überwältigendes Gefühl der Freiheit und Sicherheit, das ihm deutlich zeigte, was er bisher nur dunkel in sich getragen hatte; wie groß seine Furcht vor einem gewaltsamen Tode bei ihm gewesen sei, seit er vor Gericht gegen den Blutmenschen Zeugnis abgelegt hatte.

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      Joes Messer lag dicht bei ihm, die Klinge war abgebrochen; mit grenzenloser Ausdauer hatte er den eichenen, starken Grundbalken der Tür durchschnitten. Freilich war es vergebliche Ausdauer gewesen, denn der Felsen bildete eine natürliche Schwelle, und an der Härte dieses Hindernisses mußte sein Messer machtlos abgleiten; eine Wirkung zeigte sich auch nur an diesem selbst. Aber auch ohne diesen Steinwall würde alle Mühe umsonst gewesen sein, denn hätte der Indianer auch den Balken ganz entfernen können, so konnte er sich doch unmöglich durch diesen engen Spalt durchzwängen — und er wußte das. So hatte er denn die Arbeit nur verrichtet um etwas zu tun, um die fürchterliche Zeit totzuschlagen, um seinen Geist abzulenken. Gewöhnlich konnte man ein halbes Dutzend Kerzenreste in den Nischen des Eingangs finden, die von Besuchern dort zurückgelassen waren. Jetzt war nicht eine einzige da. Der Gefangene hatte sie zusammengesucht und sie gegessen. Auch hatte er ein paar Fledermäuse gefangen und sie verzehrt, nichts als die Flügel übrig lassend. Der arme, unglückliche Mensch war Hungers gestorben. In der Nähe hatte sich durch undenkliche Zeiten ein Tropfsteingebilde vom Boden herausgebildet — infolge beständigen Wassertropfens von der Decke. Er hatte die Spitze dieser Säule abgebrochen und einen etwas ausgehöhlten Stein darauf gelegt, worin er die von zwanzig zu zwanzig Minuten regelmäßig wie durch ein Uhrwerk herunterfallenden Tropfen auffing — einen Teelöffel voll in vierundzwanzig Stunden! Dieser Tropfen fiel schon, als die Pyramiden neu waren, als Troja sank, als Rom gegründet wurde, bei der Kreuzigung Christi, als der Eroberer nach England kam, als Columbus aussegelte, als das Blutbad von Lexington „neu“ war.

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      Er fällt noch; er wird noch fallen, wenn all die jetzigen Dinge durch Vergangenheit Geschichte geworden, durch die Dämmerung der Sage in die Nacht der Vergessenheit versunken sein werden. Hat alles einen Zweck und eine Bestimmung? Mußte dieser Tropfen durch fünftausend Jahre fallen, weil er einmal für dieses menschliche Insekt nötig werden sollte, und hat er vielleicht in zehntausend Jahren noch einmal einen Zweck zu erfüllen? Aber genug. Es sind viele, viele Jahre vergangen, seitdem dieser hilflose Indianer den Stein aushöhlte, um ein paar unschätzbare Wassertropfen aufzufangen; aber bis zum heutigen Tage betrachtet jeder Reisende, der die Wunder der Douglas-Höhle kennen zu lernen kommt, am längsten von allem diesen merkwürdigen Stein und den langsam fallenden Tropfen. „Der Becher des Indianer-Joe“ steht unter den Sehenswürdigkeiten der Höhle an erster Stelle; selbst „Aladins Palast“ kann nicht mit ihm verglichen werden.

      Der Indianer wurde nahe der Mündung der Höhle begraben. Das Volk strömte dahin aus dem Dorfe und aus allen Farmen und Niederlassungen sieben Meilen in der Runde zusammen; man schleppte die Kinder und eine Menge Lebensmittel heran und war schließlich von dem Begräbnis so befriedigt, als wäre Joe gehängt worden.

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      Die Beerdigung machte einer äußerst wichtigen Sache ein Ende — der Petition an den Gouverneur für des Indianer-Joes Begnadigung. Sie trug eine endlose Menge Namen; mehrere gerührte, redselige Versammlungen hatten getagt, ein Komitee weiser Frauen lag dem Gouverneur mit Murren und Klagen in den Ohren und bestürmte ihn, eine mächtige Eselei zu begehen und seine Pflicht mit Füßen zu treten. Der Indianer galt als Mörder von fünf Bürgern des Dorfes — aber was tat das? Wäre er der Teufel selbst gewesen, es hätte sich doch eine Anzahl Schwächlinge gefunden, die ihre Namen unter ein Begnadigungsgesuch gekritzelt und eine Träne aus ihren beständig übervollen Wasserwerken darauf fallen gelassen hätten.

      Am Morgen nach dem Begräbnis zog Tom Huck zu einer wichtigen Unterredung an einen geheimen Ort. Huck hatte bereits durch den Walliser und die Witwe Douglas von Toms Abenteuern gehört, aber Tom meinte, es gäbe wohl noch etwas, wovon jene ihm nichts gesagt haben dürften; darüber eben wollten sie jetzt sprechen. Hucks Gesicht verfinsterte sich.

      „Weiß schon, was es ist,“ sagte er. „Warst in Nummer Zwei und fandst nichts als Schnaps. ‘s hat mir zwar niemand gesagt, daß du‘s warst, aber ich wußte wohl, daß du‘s sein mußtest, sobald ich von dieser Schnaps-Geschichte hörte; und wußte, du hättst das Geld