des texanischen Ölmagnaten H. L. Hunt: Lamar Hunt wollte damals um jeden Preis sein eigenes Footballteam in Dallas aufbauen. Als die NFL seine Pläne einer Erweiterung der Liga ablehnte, schlug Hunt einen anderen Weg ein – und gründete kurzerhand seine eigene Liga. Als die American Football League im Jahr 1960 startete, waren mit den Patriots, den Bills, den Titans, den Oilers, den Broncos, den Raiders, den Chargers und Hunts Texans bereits acht Teams ein Teil von ihr, nur wenig später kamen die Dolphins sowie die Bengals dazu.
Konkurrenzkampf wird zum Problem
Von diesem Tag an kämpften die NFL und die AFL um die größten Talente des Landes und versuchten, diese mit hochdotierten Gehaltsschecks von der eigenen Liga zu überzeugen. Das große Problem für die etablierte NFL: Hunt hatte Teambesitzer um sich geschart, die nicht nur sehr reich waren, sondern die obendrein auch bereit waren, diesen Reichtum einzusetzen, um die hohen Verluste der neu gegründeten Mannschaften in den ersten Jahren aufzufangen. Weil sie den Kampf um die Spieler nicht eskalieren lassen wollten, hielten sich die Teams aus beiden Ligen an ein Gentleman’s Agreement: Athleten, die sich einmal für eine der beiden Ligen entschieden hatten, sollten nicht wieder abgeworben werden. Die Regel hatte Bestand, bis die New York Giants sie 1966 brachen, um Kicker Pete Gogolak von den Buffalo Bills abzuwerben. Die AFL antwortete prompt und nahm zahlreiche Stars aus der NFL unter Vertrag. Die Gehälter schossen in die Höhe und der Konkurrenzkampf entwickelte sich mehr und mehr zu einem Problem für beide Seiten.
Aus Angst um die eigene Rentabilität ging die NFL schließlich auf die AFL zu. Der Vorschlag: ein Zusammenschluss der beiden großen Rivalen. Bereits wenige Monate später wurden die Verhandlungen abgeschlossen, ab sofort sollte am Ende jeder Saison der Meister in einem Duell der Sieger der NFL und der AFL ausgespielt werden. Ab 1970 schlossen sich die beiden einstigen Rivalen endgültig zu einer gemeinsamen Liga mit zwei Conferences, der AFC und der NFC, zusammen. Die große Ausgeglichenheit zwischen den beiden Ligen spiegelte sich auch in den Resultaten der ersten AFL-NFL World Championship Games wider: Nachdem die Green Bay Packers aus der NFL in den ersten beiden Finalspielen als Sieger vom Platz gegangen waren, setzten sich mit den New York Jets und den Kansas City Chiefs in den letzten beiden Jahren vor der Fusion Mannschaften aus der AFL durch. Hunt konnte somit doppelt zufrieden sein. Er hatte nicht nur einen Zusammenschluss mit der großen NFL erreicht, sein Team gewann auch einen der ersten nationalen Titel für die jüngere der beiden Ligen: Die Chiefs waren 1963 aus den Dallas Texans hervorgegangen.
Die Statue von Lamar Hunt vor dem Arrowhead Stadium
17 Super Bowl I
Die erste Ausgabe des großen Endspiels
Als erstes offizielles Spiel zwischen einem NFL- und einem AFL-Team brachte Super Bowl I 1967 zahlreiche Besonderheiten und Kuriositäten mit sich. Ein Beispiel: Als erstes Match überhaupt übertrugen mit CBS, das die NFL-Spiele zeigte, und NBC, wo die Spiele der AFL liefen, zwei Sender das Spiel simultan. Die ungewohnte Situation ging sogar so weit, dass sich CBS-Reporter Pat Summerall und NBCs George Ratterman bei der Übergabe der Trophäe nach dem Spiel tatsächlich ein und dasselbe Mikrofon teilen mussten. Des Weiteren wurde das Endspiel – aus heutiger Sicht geradezu unvorstellbar – mit zwei verschiedenen Bällen gespielt: Die Packers nutzten bei ihren Drives den in der NFL bewährten »Wilson The Duke«, während die Chiefs auf den AFL-Ball »Spalding J5V« zurückgriffen.
Aufgrund der besonderen Situation des ersten Aufeinandertreffens zwischen zwei Teams der beiden rivalisierenden Ligen stellte der Super Bowl ein enorm prestigeträchtiges Spiel dar. Besonders die Packers, die als Vertreter der NFL als der Favorit in der Begegnung angesehen wurden, verspürten einen enormen Druck auf ihren Schultern. CBS-Reporter Frank Gifford erinnerte sich später, dass Packers-Coach Vince Lombardi sich vor dem Spiel kaum auf den Beinen habe halten können und vor Nervosität gezittert habe wie ein Blatt. Doch selbst die als Außenseiter angesehenen Chiefs gingen hoch angespannt in das Match. »Sie hatten Todesangst. Einige haben sich noch in dem Spielertunnel übergeben müssen«, erzählte Kansas Citys Linebacker E. J. Holub.
Letztlich wurden die Packers ihrem Favoritenstatus gerecht: Nachdem die Chiefs das Spiel in der ersten Halbzeit noch überraschend eng gestalten konnten, gelangen Green Bay im zweiten Durchgang 21 Punkte in Serie, sodass das NFL-Team sich mit 35:10 zum ersten ligaübergreifenden Champion krönen konnte. Allzu lange musste Kansas City allerdings nicht auf seine Rache warten: Nur drei Jahre später gewannen die Chiefs den letzten Super Bowl vor der endgültigen Fusion der beiden Ligen.
Bart Starr, MVP von Super Bowl I, mit dem Ball
18 Jim Brown
Der wohl dominanteste Runner aller Zeiten
»Wenn Running Backs in einem Raum zusammenkommen, dann diskutieren sie nicht darüber, wer der beste [aller Zeiten] ist«, sagte Jim Brown einst. Was er nicht aussprach: Wir wissen doch ohnehin alle, dass ich es bin. Der Superstar der Cleveland Browns aus den 1960er-Jahren gilt nicht nur als der größte Runner seiner Zeit, viele halten ihn sogar für einen der besten Spieler, die jemals ein Footballfeld betreten haben. In nur neun Jahren in der NFL schaffte es Brown neunmal in den Pro Bowl, führte die Liga achtmal in Rushing Yards an und wurde dreimal zum MVP gewählt.
Statue von Jim Brown vor dem Stadion der Cleveland Browns
Bereits auf dem College stach Brown als herausragender Athlet hervor. Der Youngster war nicht nur ein dominanter Running Back, auch in Basketball, Leichtathletik und ganz besonders Lacrosse zählte er zu den besten Spielern seiner Schule. In der NFL benötigte er gerade einmal neun Spiele, um einen neuen Rekord für die meisten Rushing Yards in einer Partie aufzustellen, bereits in seinem zweiten Jahr brach er auch den Rekord für die meisten Rushing Yards in einer Saison. Als Brown seine Karriere 1970 – ein Jahr, nachdem er sich im Super Bowl erstmals zum Champion gekürt hatte –, beendete, hatte er die meisten Yards und Touchdowns in der Geschichte der Liga auf dem Konto. Und das, obwohl er zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 29 Jahre alt war.
Nach seiner aktiven Karriere begann für Brown eine erfolgreiche Zeit als Schauspieler. Wie viel zu viele andere ehemalige Footballstars sorgte allerdings auch er für zahlreiche negative Schlagzeilen abseits des Platzes: Brown wurde in mehreren Fällen Körperverletzung, häusliche Gewalt und sogar Vergewaltigung vorgeworfen. 2000 verbrachte er drei Monate im Gefängnis. Seinen Status als der wohl dominanteste Runner aller Zeiten hat der Hall-of-Famer dennoch bis heute behalten. »Brown sagte mir einst: Wenn dich jemand tackelt, dann sorge dafür, dass er sich daran erinnert, wie sehr dies geschmerzt hat«, verriet Colts-Tight-End John Mackey später. Man kann sich sicher sein: Browns Gegenspieler haben sich an ihn erinnert.
19 Air Coryell
Wie ein College-Coach den Football fundamental veränderte
Die Liste der großen Coaches in der Geschichte des American Football ist lang. Vince Lombardi, Bill Walsh und Bill Belichick sind nur eine kleine Auswahl der legendären Trainer, die jemals ein Footballfeld betreten haben. Ein Name, der allerdings fast nie in einer Reihe mit diesen bedeutenden Trainern genannt wird, ist Don Coryell. Selbst große Fans des Spiels haben teilweise nie von ihm gehört. Und das, obwohl nur wenige Personen im 20. Jahrhundert einen größeren Einfluss auf die Entwicklung des Spiels gehabt haben dürften als er. Um nachvollziehen zu können, wie es dazu kam, müssen wir mehr als ein halbes Jahrhundert zurückgehen.
In den 1960er-Jahren arbeitete Coryell als Head Coach der San Diego State University. Seine Teams waren stets erfolgreich, aber ein-, zwei- oder