Jan Dafeld

101 Dinge, die man über American Football wissen muss.


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einen Vertrag bei einem NFL-Team unterschrieben haben, von einer der Mannschaften ausgewählt werden. Außer in wenigen Ausnahmen betrifft dies Spieler, die zuvor auf dem College aktiv waren. Die NFL-Regularien schreiben allerdings vor, dass der High-School-Abschluss der Spieler mindestens drei Jahre zurückliegen muss, zuvor darf sich niemand für den Draft anmelden. Heute umfasst der NFL Draft sieben Runden, in denen jedes Team jeweils einen Pick erhält. Das Team mit der schlechtesten Bilanz der Vorsaison bekommt dabei den ersten Pick, das zweitschlechteste erhält den zweiten Pick und so weiter bis zum 32. Pick der Runde. Im Fall eines Unentschiedens entscheidet die kombinierte Bilanz der Gegner in der vergangenen Saison, welches Team den höheren der Picks erhält, die sogenannte Strength of Schedule.

      Nummer-eins-Picks seit 2011

      2020: Joe Burrow, Cincinnati Bengals, QB

      2019: Arizona Cardinals, Kyler Murray, QB

      2018: Cleveland Browns, Baker Mayfield, QB

      2017: Cleveland Browns, Myles Garrett, ED

      2016: Los Angeles Rams, Jared Goff, QB

      2015: Tampa Bay Buccaneer, Jameis Winston, QB

      2014: Houston Texans, Jadeveon Clowney, ED

      2013: Kansas City Chiefs, Eric Fisher, OT

      2012: Indianapolis Colts, Andrew Luck, QB

      2011: Carolina Panthers, Cam Newton, QB

      Wie auch in den anderen großen US-amerikanischen Sportligen, dient der NFL Draft also auch dem Zweck, die schwächsten Teams der Liga zu stärken, um eine Ausgeglichenheit zu gewährleisten. Die Teams können zudem ihre Picks in Trades an andere Teams abgeben oder die Picks anderer Teams erhalten. So durften die Oakland Raiders im NFL Draft 2019 gleich drei Spieler in der ersten Runde auswählen, nachdem das Team Khalil Mack und Amari Cooper zuvor getradet hatte. Eine Besonderheit im NFL Draft stellen obendrein die Compensatory Picks dar. Diese Picks sind zusätzliche Auswahlmöglichkeiten am Ende der dritten, vierten, fünften, sechsten und siebten Draft-Runde. Compensatory Picks werden nach einer komplizierten und öffentlich nicht bekannten Formel vergeben und sollen die Teams, die im Jahr zuvor besonders gute Spieler als Free Agents gehen lassen mussten, entschädigen. Im Jahr 2019 durften erstmals auch die Compensatory Picks, genau wie die normalen Picks, per Trade gehandelt werden.

      11 Die Heisman-Trophäe

      Auszeichnung für den besten Collegespieler des Landes

      Der Most Valuable Player Award dürfte den meisten Footballfans ein Begriff sein. Die Auszeichnung für den Defensive Player of the Year dürfte zudem ebenso selbsterklärend sein wie die für den Rookie of the Year. Aber die Heisman-Trophäe? Da könnte es schon kniffliger werden. Dabei zählt der Award zu den prestigeträchtigsten der Footballwelt. Der große Unterschied zu den vorher genannten Auszeichnungen: Im Gegensatz zu diesen wird die Heisman-Trophäe nicht an einen Profi verliehen.

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      Die Trophäe des Heisman-Gewinners 2019 Joe Burrow

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      Abstimmung durch Journalisten und Ehemalige

      Tatsächlich erhält Jahr für Jahr der herausragendste Collegespieler der abgelaufenen Saison die begehrte Trophäe. Gewählt wird dieser in erster Linie von Medienvertretern, jeweils 145 Journalisten aus sechs verschiedenen Regionen der USA erhalten dabei eine Stimme. Dazu kommen 57 weitere Stimmen, die von ehemaligen Gewinnern des Awards vergeben werden können, sowie eine Stimme, die durch eine Abstimmung unter allen Fans zusammengesetzt wird.

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      Kontroverse um Reggie Bush

      Besonders erwähnenswerte Sieger sind Archie Griffin, der die Trophäe 1974 und 1975 als einziger Spieler überhaupt zweimal gewinnen konnte, Charles Woodson, der 1997 als erster und bis heute einziger Verteidiger zum Sieger gekürt wurde sowie Reggie Bush, der 2005 mit 2541 Punkten das damals höchste Ergebnis aller Zeiten erhielt, den Award aufgrund von Verstößen gegen NCAA-Regularien fünf Jahre später jedoch wieder zurückgeben musste. Die ganz großen Legenden des Sports sucht man allerdings bis heute weitestgehend vergeblich unter den Heisman-Gewinnern. Roger Staubach und Barry Sanders gewannen die Heisman-Trophäe und zählten auch in der NFL zu den besten Spielern ihrer Zeit, bilden damit jedoch eine Ausnahme. Einer der Kandidaten, die diesen Status in den kommenden Jahren verändern könnte, ist allerdings Lamar Jackson: Der Quarterback wurde 2016 im Alter von nur 19 Jahren zum Heisman-Sieger gewählt, in der Saison 2019 zeichnete ihn dann auch die NFL als ihren MVP aus.

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      Reggie Bush mit der Heisman-Trophäe 2005

      12 George Halas

      Gründer, Spieler, Trainer, Legende

      Niemand prägte die NFL in den ersten 50 Jahren ihrer Existenz stärker als George Halas. Der Hall-of-Famer zählte 1920 zu den Gründungsmitgliedern der Liga und war dennoch bis in die 1970er-Jahre direkt an ihrem Geschehen beteiligt. Halas gründete die Decatur Staleys, wählte ihre Teamfarben aus und zog nur ein Jahr nach der Gründung mitsamt des Teams nach Chicago um, wo es in die heute noch existierenden Bears umbenannt wurde.

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      73:0-Sieg über Washington

      Doch Halas war nicht nur Gründer und Besitzer, er war – aus heutiger Sicht kaum zu glauben – gleichzeitig auch Spieler und Head Coach des Teams, das 1921 erstmals den nationalen Titel gewinnen sollte. »Mr. Everything« stieß zahlreiche der Veränderungen, die die Popularität der NFL nach ihrer Gründung rasant ansteigen ließen, mit an. 1925 war er es zudem, der College-Star Red Grange zu einem Wechsel zu den Bears überreden konnte. Grange sollte der erste große Name im Sport werden, der sich für eine Profikarriere in der NFL entschied.

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      George Halas nach dem 73:0-Sieg der Bears über die Redskins auf den Schultern seiner Spieler

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      Die Statue von George Halas vor dem Stadion der Chicago Bears

      Doch auch taktisch zählte Halas zu den Größten seiner Zeit. Ende der 1930er-Jahre installierte er die auf verschiedenen Optionen für den Quarterback basierende T-Formation in Chicago und führte seine Bears so zum bis heute höchsten Sieg der Ligageschichte (73:0 gegen die Washington Redskins) sowie zu drei Titeln in sieben Jahren. Als erster Coach überhaupt führte Halas tägliche Trainingseinheiten und das Studieren gegnerischer Teams anhand von Videoaufnahmen ein und legte damit den Grundstein für die heute noch existente Spielvorbereitung der NFL-Teams.

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      Bears gedenken ihm noch heute

      Erst 1967 – nach mehr als 40 Jahren als Head Coach in der NFL – trat Halas von seinem Amt zurück und fungierte fortan nur noch als Teambesitzer, ehe er 1983 schließlich im Alter von 88 Jahren verstarb. »Papa Bear«, wie einige seiner Spieler ihn nannten, gilt als einer der größten Pioniere und Legenden des American Football. Die Chicago Bears gedenken Halas daher in besonderer Art und Weise: Noch heute prangen Halas’ Initialen auf dem linken Ärmel eines jeden Bears-Trikots: