Jan Dafeld

101 Dinge, die man über American Football wissen muss.


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aus der regionalen Ohio League, jedoch auch jeweils ein Team aus Buffalo, Rochester und Chicago auf. Bei ihrer Gründung bestand der Wettbewerb aus elf Mannschaften, deren Anzahl in den Folgejahren allerdings stark variierte. Heutzutage existieren nur noch zwei Teams aus dem Gründungsjahr der Liga – wenn auch unter anderem Namen: die Chicago Cardinals (heute Arizona Cardinals) sowie die Decatur Staleys (heute Chicago Bears). 1922 erhielt die Liga schließlich ihren bis heute bestehenden Namen: National Football League.

      An professionellen Strukturen mangelte es dem Wettbewerb allerdings nach wie vor. Die Teams spielten unterschiedlich viele Saisonspiele, unter Umständen wurden sogar Spiele gegen College- oder Amateur-Teams mit in die Wertung aufgenommen. Zudem bestand ein teilweise gigantischer Unterschied zwischen den finanziellen Bedingungen der Teams. Als die New York Giants 1928 beispielsweise Benny Friedman von den Detroit Wolverines verpflichten wollten, kaufte Giants-Besitzer Tim Mara die Wolverines kurzerhand auf und meldete sie vom Spielbetrieb ab.

      Erst durch die Anstöße von George Preston Marshall, Besitzer der Boston Redskins, und George Halas, Besitzer der Chicago Bears, entwickelte sich die NFL zu Beginn der 1930er-Jahre in eine Liga mit professionellen Strukturen. Die Teams zogen – mit der bis heute bestehenden Ausnahme der Green Bay Packers – in größere Märkte und wurden in zwei unterschiedliche Divisionen eingeteilt, deren Sieger am Ende der Saison den Meister unter sich ausspielten. Erst 1933, 13 Jahre nach der Gründung der Liga, kam es zum ersten Championship Game der NFL. Auf dem Wrigley Field in Chicago siegten die heimischen Bears mit 23:21 gegen die New York Giants.

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      Die Chicago Bears und New York Giants im ersten NFL Championship Game

      8 Die Geschichte des Regelwerks

      Ein Regelbuch im Wandel der Zeit

      Das Regelwerk der NFL bestand im Jahr 2019 aus 19 Regeln, 116 Abschnitten und 343 Artikeln. Mit dem Regelbuch, das vor mehr als 100 Jahren erstmals von der NFL genutzt wurde, hat das heutige Dokument allerdings kaum noch etwas gemeinsam.

      In den 1920er-Jahren setzte die NFL noch auf die exakt gleichen Regeln wie die College-Teams, erst im Jahr 1932 führte die Liga ihren ersten eigenen Regelausschuss ein, der das Spiel spannender und für Fans attraktiver machen sollte. Eine der ersten vom Ausschuss beschlossenen Veränderungen war das Erlauben von mehreren Incomplete Passes bei einer Serie von Downs. Tatsächlich waren – aus heutiger Sicht geradezu unvorstellbar – mehrere unerfolgreiche Pässe bis 1934 noch verboten gewesen.

      In den Folgejahren entwickelte sich das Spiel mehr und mehr in die Richtung des Sports, den wir heute kennen: Die Anforderungen an die einzelnen Spieler wurden spezieller, sodass sich ab Beginn der 1950er-Jahre separate Offensiv- und Defensivteams weitestgehend als Standard etabliert hatten. Nachdem sich Browns-Star Otto Graham in einem Spiel schwer im Gesicht verletzte hatte, wurde zudem der erste Gesichtsschutz in der NFL eingeführt – wenn auch vorerst noch aus Plastik. Die Browns unter Paul Brown waren es auch, die 1956 erstmals Radiowellen nutzten, um den Head Coach während des Spiels mit dem Quarterback kommunizieren zu lassen. Auch wenn das System in der NFL heutzutage seit mehr als 25 Jahren etabliert ist, wurde diese Erfindung damals noch von Commissioner Bert Bell verboten und blieb fast 40 Jahre im Abseits jedes NFL-Feldes.

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      Regeländerungen erleichtern das Passspiel

      1972 gewann das Laufspiel durch eine Veränderung der Spielfeldbegrenzung enorm an Effizienz, die NFL reagierte darauf mit weiteren Regeländerungen, die wiederum dem Passspiel entgegenkommen sollten. 1978 verbot die Liga beispielsweise körperlichen Kontakt von Verteidigern gegen Receiver, sobald diese mehr als fünf Yards von der Line of Scrimmage entfernt waren. Diese Regel wurde bekannt als die Mel Blount Rule, benannt nach dem Cornerback der Pittsburgh Steelers, der zuvor zahlreiche seiner Gegenspieler kurzerhand zu Boden geworfen hatte.

      Nachdem die NFL ein Replay-System, bei dem sich die Schiedsrichter Spielszenen auf einem Monitor in der Wiederholung ansehen konnten, zunächst für sechs Jahre getestet und für nicht gut genug befunden hatte, wurde dieses 1999 dann schließlich doch eingeführt. Die Liga legte allerdings fest, dass Coaches Einspruch gegen angeblich falsche Entscheidungen einlegen sollten – das so genannte Challenge-System, das bis heute nach wie vor in Kraft ist.

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      Ronde Barber führt ein Horse Collar Tackle aus.

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      Haare ziehen bleibt erlaubt

      Während ein Tackling durch Greifen der gegnerischen Gesichtsmaske bereits seit 1956 verboten war, wurde das Horse-Collar Tackle, also ein Tackle durch Greifen und Ziehen des gegnerischen Trikots im Nackenbereich, erst 2005 verboten. Bis heute stellen diese zwei Regelungen allerdings die einzigen Ausnahmen für Tacklings durch Greifen dar. Spieler können also legal zu Boden gebracht werden, indem sie beispielsweise an den Haaren oder an ihrem Bart festgehalten werden.

      Neben weiteren Regeländerungen, die die Sicherheit der Spieler verbessern sollten, stellte die veränderte Catch-Regel 2018 die größte Neuerung in der jüngeren Vergangenheit der NFL dar. Seitdem legt das Regelbuch für einen Catch drei Kriterien zugrunde: Hatte der Spieler sichere Kontrolle über den Ball? Hatte er beide Füße oder ein anderes Körperteil mit Ausnahme der Hände innerhalb des Spielfelds auf dem Boden? Und zu guter Letzt: Hat er einen Football-Move mit dem Ball in der Hand durchgeführt?

      9 Die Pro Football Hall of Fame

      Die Halle für die größten Legenden des Spiels

      So wie jede der großen vier Sportarten in den USA verfügt auch der Profi-Football neben Baseball, Basketball und Eishockey über seine eigene Hall of Fame. Zusätzlich zu Spielern können auch Coaches, Manager und Teambesitzer in die Hall of Fame gewählt werden, die Spieler müssen ihre aktive Karriere allerdings seit fünf Jahren beendet haben, um aufgenommen zu werden. Alle Hall-of-Famer erhalten in Canton, wo die Pro Football Hall of Fame bei ihrer Gründung 1963 errichtet wurde, ein goldenes Jackett überreicht sowie eine goldene Büste zu ihren Ehren. Dass die Wahl 1963 auf das eher beschaulichere Städtchen in Ohio fiel, mag überraschen, die Hall of Fame erinnert so allerdings stets an die Gründung der NFL, die am 17. September 1920 in Canton erfolgte. Heute fasst die Halle beinahe 11.000 Quadratmeter und damit rund sechsmal so viel wie noch bei ihrer Gründung. Mit 34 Spielern in der Hall of Fame halten die Chicago Bears bis heute den Rekord.

      Gewählt werden die Geehrten dabei stets von einem 48-köpfigen Komitee, das größtenteils aus Sportreportern aus dem ganzen Land besteht, jede Stadt stellt dabei einen lokalen Journalisten pro Team, das in der jeweiligen Gemeinde ansässig ist.

      Die Auswahl soll stets ausschließlich aufgrund von sportlichen Aspekten erfolgen – eine Richtlinie, die in den vergangenen Jahren mehr und mehr in die Kritik geriet. Besonders 2016 wurde diese Vorgabe für die Auswählenden heftig diskutiert: Mit Darren Sharper wurde in diesem Jahr – fünf Jahre nach dessen Karriereende – einer der besten Safeties des vergangenen Jahrzehnts wählbar. Sharper war allerdings noch im gleichen Jahr wegen mehrfacher Vergewaltigung zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Auch wenn Sharper damals nicht offiziell als untauglich für die Hall of Fame erklärt wurde, ist er bis heute kein Teil des elitären Kreises geworden.

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      Ed Reed posiert neben seiner Hall-of-Fame-Büste.

      10 Der NFL Draft

      Das Auswahlverfahren der größten Talente