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Dein Herz lebe auf!


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(Vers 4.5.9)

      In acht Versen spricht Jesus neunmal vom Bleiben! Wie ein Refrain zieht sich dieses Wort durch seine Rede hindurch. Immer wieder: Bleiben. Sooft ich den Text lese und meditiere, hat diese Aufforderung aus dem Mund Jesu auf mich eine beruhigende Wirkung. Denn sie klingt so wohltuend einfach: Der Herr fordert nicht zu irgendwelcher Aktivität auf, erst recht nicht zu irgendwelchen Großtaten. Ich muss nach seinem Willen nicht mehr tun als bleiben …

      Natürlich ist dieses Bleiben kein Synonym für Trägheit. Es ist auch kein Ausdruck von Sturheit oder Trotz („Jetzt bleibe ich erst recht!“), und es ist keine Ausrede für Unbeweglichkeit. Vielmehr meint dieses Bleiben ein Sich-Festmachen in, ein Sich-Festhalten an Jesus. Schon dieses bloße Bleiben kann Kraft kosten. In jedem Fall braucht es eine Entscheidung, manchmal in einem bewussten Akt. In der Regel aber meint das Bleiben die Treue in der Alltäglichkeit eines gläubigen Lebens.

      Dabei hilft es, sich zu erinnern, dass Jesus nicht gesagt hat: „Bleibt in eurer Liebe zu mir!“ Auch hat er nicht abstrakt gesagt: „Glaubt an die Macht der Liebe und bleibt in ihr!“ Nein, er sagt: „Bleibt in meiner Liebe!“ Mit anderen Worten: „Bleibt in der Liebe, die ich zu euch habe. Glaubt fest daran, dass diese Liebe da ist und dass sie gilt, auch wenn ihr es momentan nicht spürt und es euch schwerfällt, daran zu glauben. Bleibt und glaubt, auch dann, wenn eure eigene Liebe schwankt, zu verschwinden droht oder erkaltet.“

       GEBET

      Herr, du hast zu deinen Jüngern gesagt: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige.

      Lass mich mit dir verbunden bleiben, damit du in mir bist und ich in dir.

      Was auch geschehen mag, lass nicht zu, dass ich jemals von dir getrennt werde,

      und bringe du in mir Frucht, die bleibt. Amen.

      DR. STEPHAN ACKERMANN

      BISCHOF VON TRIER

      Dienen ist systemrelevant – das Beispiel Jesu

      BISCHOF DR. GEORG BÄTZING

      1 Der HERR sprach zu Mose und Aaron im Land Ägypten: 2 Dieser Monat soll die Reihe eurer Monate eröffnen, er soll euch als der Erste unter den Monaten des Jahres gelten. 3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie holen, ein Lamm für jedes Haus. 4 Ist die Hausgemeinschaft für ein Lamm zu klein, so nehme er es zusammen mit dem Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt, nach der Anzahl der Personen. Bei der Aufteilung des Lammes müsst ihr berücksichtigen, wie viel der Einzelne essen kann. 5 Nur ein fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm darf es sein, das Junge eines Schafes oder einer Ziege müsst ihr nehmen. 6 Ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. In der Abenddämmerung soll die ganze versammelte Gemeinde Israel es schlachten. 7 Man nehme etwas von dem Blut und bestreiche damit die beiden Türpfosten und den Türsturz an den Häusern, in denen man es essen will. 8 Noch in der gleichen Nacht soll man das Fleisch essen. Über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen.

      11 So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es ist ein Pessach für den HERRN. 12 In dieser Nacht gehe ich durch das Land Ägypten und erschlage im Land Ägypten jede Erstgeburt bei Mensch und Vieh. Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der HERR. 13 Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll für euch ein Zeichen sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich das Land Ägypten schlage. 14 Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest für den HERRn! Für eure kommenden Generationen wird es eine ewige Satzung sein, das Fest zu feiern!Ex 12,1–8.11–14

      1 Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung. 2 Es fand ein Mahl statt und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern. 3 Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, 4 stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. 5 Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. 6 Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? 7 Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. 8 Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. 9 Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. 10 Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. 11 Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. 12 Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? 13 Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. 14 Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. 15 Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.Joh 13,1–15

      Jesus zieht sich mit seinen Freunden in die Hausgemeinschaft zurück. Noch heute feiern die jüdischen Familien Pessach zu Hause am Tisch. In diesem Jahr ging es am Gründonnerstag, an dem die hier herangezogenen Texte vorgesehen sind, vielen so. Zuhause bleiben. Da bekommt das Essen miteinander am Tisch Bedeutung. Den Tisch herrichten, für die Gaben danken, einander wahrnehmen und zuhören, Zeit haben. Das biblische Bild dieses Abends ist eine gewöhnliche Szene. Vor dem Essen Hände waschen, und in der jüdischen Kultur Füße waschen. Knechtsarbeit. Wer dient und wer bedient, das ist festgelegt, Statusfrage. Jesus verstört, denn er dreht die Verhältnisse um. Ein Beispiel, damit auch wir so handeln. Wer macht bei uns eigentlich die Drecksarbeit? Wer dient – und was verdient er und sie? Ganz neue Perspektiven tun sich in dieser Krisenzeit auf, wer und was die „systemrelevanten“ Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sind. Hoffentlich vergessen wir es nicht und verändern etwas im Bewerten von Dienst und Verdienst. Viele Menschen haben in den letzten Wochen die Gottesdienste zu Hause gefeiert: Hausgottesdienste im privaten Kreis oder Teilnahme an einem Gottesdienst dank der Technik. Über Wochen haben wir dieses Opfer gebracht. Wir verzichten auf einen Großteil unserer Freiheitsrechte, nicht zuletzt auf das Grundrecht einer freien Religionsausübung. Wir opfern zentrale Elemente einer freiheitlichen Gesellschaft – und nehmen die existentiellen, psychologischen, wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen in Kauf, nein mehr noch: Wir übernehmen die Folgen der sozialen Abschottung solidarisch und wissen, dass dies unsere Gesellschaft einschneidend verändern und über einen längeren Zeitraum belasten wird. Und wir tun das, um Leben zu retten und vor allem die Schwachen und Verwundbaren zu schützen. Ehrlich gesagt hätte ich mir noch vor wenigen Monaten nicht träumen lassen, dass so etwas möglich ist; und dass die übergroße Mehrzahl der Bevölkerung dem innerlich zustimmt. Bei aller berechtigten Kritik an den harten Maßnahmen macht mich dieses Ausmaß an gelebter Solidarität dankbar und zuversichtlich.

      In dieser so besonderen Situation passt die Erzählung des jüdischen Pessachfestes, das auch die Wurzel unseres christlichen Osterfestes bildet. In gehörigem zeitlichem Abstand reflektiert dieser Abschnitt aus dem Buch Exodus den geschichtlichen Ursprung dieses Festes als Übergang eines Volkes aus der Sklaverei in die Freiheit. Und der Abschnitt legt die Regeln fest, wie dieser Wendepunkt in der Geschichte Israels mit einer jährlichen Festfeier markiert werden soll. Ganz genau ist der Ursprung nach so langer Zeit nicht mehr zu fassen, aber die tragenden Elemente bleiben greifbar: Es geht um Leben und Tod, um Freiheit oder Untergang, Zukunft oder Verderben. Eine Krise ungekannten Ausmaßes herrscht in Ägypten. Viel später wird man sie aus der Perspektive des Gottesvolkes als Heil für Israel und Gericht über Ägypten deuten. Und das vollzieht sich im Vorüberschreiten des Herrn, im Pessach Gottes. Was in dieser existentiellen Krise offenbar hilft, ist die soziale