genauso rasch wieder verpuffen. Auch dies ist ein bedeutsamer Teil der gelebten Komplexität für Unternehmer. Dieser Komplexitätsfaktor hat sich in den vergangenen Jahren in atemberaubendem Tempo entwickelt. Und damit sind wir auch schon beim nächsten Einflussbereich, der die Komplexität des Unternehmertums erhöht.
Beschleunigung
Unser Leben wird ständig schneller und dichter. So empfinden wir das, und dieses Empfinden wird uns in Studien aus den unterschiedlichsten Bereichen und Blickwinkeln auch bestätigt. Wir wissen zum Beispiel, um wie viel unsere Datenverarbeitungsgeschwindigkeit in den letzten Jahrzehnten schneller wurde. Es hätte allerdings wenig Sinn, hier eine Zahl anzugeben, denn diese wäre bis zum Erscheinen dieses Buches schon längst wieder überholt. Viele Verwaltungsprozesse haben sich durch die Digitalisierung vereinfacht. Denken Sie nur an das Onlinebanking oder an Reisebuchungen per Internet, die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben in diesem Zusammenhang zahlreiche Initiativen gestartet, um hoheitliche Verwaltungsprozesse zu automatisieren.
Aufgrund der neuen Transparenz durch das Internet und durch die sozialen Medien haben wir es in der Regel mit informierten und intelligenten Kunden zu tun. Die Basis dafür ist die neue Art und Weise der Informationsbeschaffung. Denken Sie nur daran, wie einfach es heute ist, zu Informationen zu einem Produkt, zu Preisvergleichen, zu Bewertungen und zu Erfahrungsberichten zu kommen. Hat es früher oft Tage und Wochen gedauert, ist das heute bei einfachen Produkten eine Frage von Minuten, bei komplizierten Produkten eine Frage von nur wenigen Stunden an Recherchearbeit.
Wir schaffen damit wesentlich mehr Aktivitäten in weniger Zeit. Das führt in vielen Fällen aber nicht dazu, dass wir die gewonnene Zeit für mehr Sport, zum Meditieren, für mehr Zeit mit Familie oder Freunden verwenden. Diese Zeit wird häufig in noch mehr zielgerichtete und berufliche Aktivitäten investiert. Wir verdichten also unsere Zeit und auch den Raum dafür. War früher die Planung einer Reise ein wirklicher Aufwand, so reichen heute wenige Klicks, bis die Reise steht. Sieht man sich die Preise für Flugreisen an, dann sind diese deutlich günstiger als noch vor wenigen Jahren. Damit ist auch diese Hürde niedriger. Hat es früher zu manchen Destinationen einen Flug pro Woche gegeben, kann man heute oft schon mehrmals täglich auch in entfernte Regionen fliegen. Damit ist die Welt »kleiner« geworden.
Diese schnellere, kleinere und dichtere Welt hat auch etwas in uns und bei unseren Kunden bewirkt. Beobachten Sie sich doch einmal selbst, wenn Sie eine Anfrage per Mail abschicken und nicht innerhalb weniger Stunden eine Antwort bekommen. Ich wage zu behaupten, dass wir alle ungeduldiger geworden sind. Speziell auch unsere Kunden! Wenn diese allerdings ihre Fragen durch Sie als Anbieter nicht zügig beantwortet bekommen, liegt kein Grund für Ungeduld vor. Denn diese potenziellen Kunden haben sehr wahrscheinlich ihre Anfragen an unterschiedliche Anbieter gerichtet. Mindestens einer davon wird prompt reagieren und den Abschluss machen. So funktioniert Beschleunigung heute, und nicht jeder kommt mit!
Das sind Tatsachen und Umstände, mit denen wir leben müssen und auf die wir unbedingt eine Antwort finden sollten, wenn wir als Unternehmer robust sein wollen und diese Robustheit auf unsere Unternehmen übertragen möchten.
Gute Mitarbeiter – woher nehmen?
Wenn der Unternehmer in seiner akuten Überforderung im Hamsterrad hängt und verzweifelt versucht, nicht hinauszufliegen, dann kommen oft gut gemeinte Ratschläge wie etwa: »Na, dann delegier halt mehr!« Oder: »Dann musst du eben deine Mitarbeiter mehr einspannen!« An meiner Wortwahl können Sie schon erkennen, dass ich von solchen Zurufen wenig halte. Natürlich wissen Unternehmer, dass es Mitarbeiter braucht, an die Aufgaben, auch wichtige Aufgaben, delegiert werden können. Natürlich wissen Unternehmer, dass das Unternehmen stabiler wird, wenn es Mitarbeiter gibt, die ihre Arbeit gut, verlässlich und zügig erledigen. Viele kleine Unternehmen machen aber völlig andere Erfahrungen, und für viele Unternehmer sind Mitarbeiter eine echte Herausforderung.
Größere Unternehmen haben sich im Laufe der Zeit Strukturen aufgebaut, die mit einer höheren Anzahl an Mitarbeitern gut umgehen können. Unternehmen, die schnell wachsen, scheitern oft gerade am Thema Mitarbeiter. Kosten laufen aus dem Ruder, viele zeitgleich neu eingestellte Mitarbeiter machen es schwierig, die Qualitätsstandards hochzuhalten. Oft sind Kunden dann unzufrieden, es kommt zu Reklamationen, die Fluktuation steigt – und irgendwann explodiert das »System Unternehmen« komplett, weil es niemanden gibt, der professionell mit Mitarbeiterführung, dem Aufbau von Strukturen und Abläufen, Motivation und der Kontrolle der Mitarbeiter, Entlohnung etc. umgehen kann.
Gute Mitarbeiter zu finden ist schwierig! Das wird sich auch nach diversen Krisen nicht ändern. Gute Mitarbeiter am Markt zu finden wird heute, wie auch morgen, für ein kleineres Unternehmen eine knifflige Aufgabe bleiben. Selbst wenn es sie gibt, dann ist es auch für Profis, die sich hauptberuflich mit der Rekrutierung von Mitarbeitern beschäftigen, eine herausfordernde Aufgabe, die geeignetsten Leute für ein Unternehmen auszuwählen. Und selbst wenn es gelingt, eine hoch qualifizierte, passende Person zu finden und einzustellen, dann geht die Arbeit erst richtig los. War es schon schwierig genug, jemand Geeigneten zu finden, geht es jetzt darum, die neue Person möglichst gut in das Unternehmen einzuführen und einzuschulen. Es wird dabei nahezu immer unterschätzt, wie viel Zeit es braucht, bis ein neuer Mitarbeiter wirklich in der Lage ist, Entlastung zu bringen und produktiv zu arbeiten.
Selbst bei einfacheren oder klar abgesteckten Aufgaben erlebt so mancher Unternehmer unliebsame Überraschungen. Manchmal reicht es schon, wenn die oder der Neue den »Hausbrauch« nicht kennt. Bei komplizierteren Tätigkeiten dauert es oft Monate, bis jemand voll einsatzfähig ist. Da braucht es vom Unternehmer und auch den Kollegen viel Geduld und intensive Einschulungs‐ und Eingewöhnungsarbeit, bis das Werk »wie geschmiert läuft«. Das ist aber ein eigenes Thema, auf das wir in der Folge noch eingehen werden.
Worauf wir uns nicht verlassen können
Sie erleben mit Sicherheit auch den täglichen Beweis dafür, dass das Leben als Unternehmer herausfordernd ist! Wir können einfach nicht mehr alles, was sich um uns herum abspielt, wahrnehmen und richtig einordnen. Jede Hilfe und Unterstützung, die uns das Leben erleichtern könnte, ist da natürlich höchst willkommen. Selbst die besten Mitarbeiter können uns nur bis zu einem bestimmten Grad helfen, wenn es darum geht, die Welt um uns herum zu interpretieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Eine solche Unterstützung könnten Prognosen sein. Ein kleiner Blick in die Zukunft, ein wenig Gewissheit über das, was auf uns zukommt, eine Bestätigung für ein Gefühl, das wir haben, was uns erwarten könnte, all das wäre hilfreich. Solch ein Blick in die Zukunft könnte uns dabei helfen, alles Wichtige im Auge zu haben und unser Unternehmen auf »Schiene zu halten«.
Es gilt dabei jedoch immer noch: »Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen!« Dieses Zitat wird vielen Menschen zugeschrieben. Mark Twain, Winston Churchill, Kurt Tucholsky, Karl Valentin …, um nur einige Kandidaten zu nennen.
EXTREMSTANDPUNKT
Wer an Prognosen glaubt, hat schon verloren!
Es ist klar, dass es uns als »einfachen« Unternehmern angesichts aller Anforderungen, die wir haben, schwerfällt, Prognosen zu erstellen. Dafür gibt es ja Experten, möchte man meinen. Die schlechte Nachricht ist, Experten haben dasselbe Problem wie wir »einfachen« Menschen. Auch ihnen fällt es schwer, verlässliche Prognosen zu erstellen. Viele von ihnen behaupten es zwar und werden dafür auch gut bezahlt. Dabei ist es egal, ob es sich um das Wetter, die Börse, die wirtschaftliche Entwicklung, politische Entwicklungen u.v.a. handelt. Die meisten Experten leben dabei von unserer überragenden Vergesslichkeit und haben Glück, dass wir praktisch nie einen Vergleich zwischen ihrer Prognose und den tatsächlich eingetretenen Ereignissen anstellen. Und wenn doch, dann haben die Experten viele Erklärungen parat. Eine davon ist, dass es überraschende Ereignisse gegeben hat, mit denen man nicht rechnen konnte. Fürs Erste reicht es, wenn wir zur Kenntnis nehmen, dass weder wir noch die Experten verlässliche Prognosen erstellen können. Wenn wir darüber sprechen, dass wir und unsere Unternehmen