vielleicht auch auf verschiedenen Gebieten erfahrenen Menschen auszutauschen. Und natürlich gibt es immer Experten, die weiterhelfen können. Wer hier spart, spart an der falschen Stelle. Ich habe gespart, und es war einer meiner größten Fehler. Üblicherweise stellt Ihnen ein Berater viele Fragen. In diesem Buch bemühe ich mich, Ihnen Geld zu sparen, indem ich Ihnen ldeen liefere, wie Sie sich selbst bessere Fragen stellen können. Darum werde ich in jedem Kapitel Reflexionsfragen einbauen, die Ihnen helfen werden, Ihr Unternehmen und vielleicht auch sich selbst besser zu verstehen.
Oft wird unser Handeln von der Devise geleitet, »das macht doch niemand, das geht sicher nicht, ich bin doch nicht verrückt …« Wir beschreiten lieber den Mittelweg. Dort fühlen wir uns sicher. ABER … in der Not führt der Mittelweg in den Tod! Das musste ich auf bittere Art und Weise lernen – und ich bin definitiv nicht der Einzige. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein kleines Unternehmen in Konkurs geht, ist nämlich höher als bei einem größeren. Wenn wir unsere Themen und Problemstellungen wirklich verstehen wollen, dann hilft es, wenn wir sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Und am meisten profitieren wir, wenn wir unsere Fragestellungen aus extremen Positionen heraus ansehen. Deshalb werde ich Ihnen in jedem Kapitel einen extremen Standpunkt präsentieren. Der soll Ihnen helfen, neue Blickwinkel einzunehmen.
Als Unternehmer war ich oft bis über die Ohren mit Tagesaufgaben beschäftigt. Ich hatte weder die Zeit noch die Energie, über mein Unternehmen in der notwendigen Tiefe nachzudenken. Außerdem hatte ich alle diese klugen Bücher gelesen und wusste ja, wie es geht. So arrogant war ich damals. Vermutlich haben Sie auch wenig Zeit. Deshalb wird es am Ende eines jeden Kapitels eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus dem jeweiligen Kapitel geben. Damit können Sie sich einen guten Überblick verschaffen und sehen, wie interessant das Kapitel für Sie ist. Das ist übrigens auch ein alter »Indianertrick«, wie Sie ein Kapitel schneller lesen und mehr davon behalten können. Sie lesen zuerst die Zusammenfassung und erst dann den vollen Text! Ich habe viel erlebt, viel erlitten, mich oft gefreut und auch geweint. Ich habe definitiv viel gelernt. Jetzt habe ich allen meinen Mut zusammengenommen und dieses Buch geschrieben. Ich will damit keine vermeintlich allgemeingültige Heilslehre vermitteln. Im Gegenteil, ich möchte Sie ermutigen, Ihren eigenen Weg der Robustheit zu finden. Ja, es gibt einige Grundsätze, die durchaus Allgemeingültigkeit haben. Die Ausgestaltung und Anwendung aber liegt bei Ihnen, von mir erhalten Sie Anregungen, und ich zeige Ihnen mögliche Wege, wie das alles erfolgsbringend funktionieren kann.
Ich wünsche mir, dass Sie in diesem Buch Anregungen oder Erkenntnisse finden, die Ihnen helfen, aus Ihrem guten Unternehmen ein großartiges Unternehmen zu machen und als ultimatives Ziel sogar ein robustes Unternehmen. Denn genau darum geht es.
IhrGerald Moser
Hinweis im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes:
Im vorliegenden Buch wird bei Personenbezeichnungen nach Möglichkeit die neutrale Form verwendet. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.
Robust
Bevor wir nun Schritt für Schritt in das Thema einsteigen, darf ich Ihnen meine Interpretation zum Thema Robustheit präsentieren.
Ein robustes Unternehmen ist stabil. Es strandet nicht. Das robuste Unternehmen steht auf sicheren Beinen, kann auf Störungen reagieren, hält diese gut aus und bleibt auf Kurs. Hinter einem robusten Unternehmen steht immer ein robuster Unternehmer. Der robuste Unternehmer ist in der Lage, das Unternehmen auch durch schwierige Situationen zu führen. Er kann das, weil er physisch und psychisch robust ist, weil er das notwendige Wissen und die geeigneten Werkzeuge zur Hand hat und weil ihm das Glück des Tüchtigen hold ist. Dabei – und das ist wahrscheinlich der wichtigste Punkt – bleibt seine persönliche Lebensqualität auf einem hohen Niveau erhalten.
1 Der gestörte Alltag – wenn der Hamster aus dem Rad fliegt
Warum es sich nicht lohnt, den Helden zu spielen
Robust ist, wer überlebt. Das gilt nicht nur für Unternehmen, sondern für alle Systeme. Ob wir von der Natur sprechen, von Wirtschaftsunternehmen, Banken, Kultur oder Vereinen. Systeme, die eine längere Zeitspanne überleben wollen, die also robust sind, müssen sich im Laufe ihrer Existenz verändern und anpassen. Denn die äußeren Rahmenbedingungen ändern sich ständig. Das gilt für alle denkmöglichen Systeme, auch für Sie als Unternehmer. Es wird immer etwas eintreten, worauf man als Unternehmer reagieren muss, wenn man nicht auf der Strecke bleiben will!
Sehen Sie sich doch einmal das Beispiel Natur an. Das ist das System, das bisher am längsten überlebt hat! Nein, es ist nicht die katholische Kirche, nicht die Kunst und Kultur und auch nicht die Landwirtschaft. Es ist die Natur. Seit dem Urknall gibt es unsere Erde. Zugegeben, sie hat sich in diesen vielen Millionen von Jahren massiv verändert – aber sie ist immer noch da. Deshalb nennen Experten in vielen unterschiedlichen Bereichen immer wieder die Natur als großes Vorbild, obwohl sie natürlich heute völlig anders aussieht als noch vor 100 oder 500 Jahren. Oder aber betrachten wir die Kultur, auch ein extrem altes System. Wenn wir das System Kultur, beginnend mit den ersten Höhlenmalereien bis zum Wirtschaftsfaktor Kultur heute, betrachten, dann hat dieses System viele Wandlungen durchgemacht. Das Bankensystem hingegen ist ein vergleichsweise junges System. Wir brauchen nur in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückzublicken und das, was wir sehen, mit dem heutigen Bankensystem zu vergleichen. Das hat praktisch nichts mehr miteinander zu tun.
Wenn Systeme dauerhaft überleben wollen und sich daher also laufend an geänderte Bedingungen anpassen müssen, dann braucht es einzelne Teile innerhalb des Systems, die sterben, die verschwinden, um Platz zu machen für etwas Neues. Ein sterbendes Element in einem System leistet somit einen wichtigen Beitrag für das Überleben des gesamten Systems!
Denken Sie an einen Wald und an einen umgestürzten Baum. Vielleicht hat ihn ein Sturm umgeworfen, vielleicht war er nur altersschwach. Jetzt liegt er im Wald und rottet langsam vor sich hin. Damit bietet er Lebensraum für viele kleine Tierchen und Mikroorganismen. Die wiederum sind Nahrung für andere, größere Tiere. Langsam zerfällt der Baum und wird zu Humus für die Erde und andere Bäume und Sträucher. Selbst nach seinem »Tod« leistet der Baum damit oder gerade deswegen einen wichtigen Beitrag zum Überleben des gesamten Ökosystems.
Und nun gehen Sie gedanklich zu Ihrem eigenen Unternehmen und betrachten Sie seine Entstehungsgeschichte aus der Sicht eines Systems. Da sind Sie als Führungspersönlichkeit, es gibt Ihre Mitarbeiter, Produkte und Dienstleistungen oder nur Produkte oder nur Dienstleistungen, es gibt Kunden, Lieferanten, wahrscheinlich eine Steuerberatungskanzlei, zumindest eine Bank und wahrscheinlich noch einige andere Mitwirkende in diesem System. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind diese Protagonisten Ihres Systems nicht mehr dieselben wie am Anfang Ihrer Unternehmensgeschichte. Wahrscheinlich sind Mitarbeiter hinzugekommen, andere ausgeschieden. Vielleicht ist der eine oder andere freiwillig von dannen gezogen, andere wieder wurden gekündigt, weil sie die erwartete Leistung nicht erbrachten. Wahrscheinlich existiert das eine oder andere Produkt nicht mehr. Vermutlich haben sich einige Produkte schlechter verkauft als erwartet oder vielleicht sind sie im Laufe der Zeit obsolet geworden. Dafür sind andere Produkte hinzugekommen. Dasselbe gilt sehr wahrscheinlich für Ihre Kunden. Ihr System »Kleinunternehmen« hat also bereits einige Veränderungen hinter sich gebracht. Einzelne Elemente sind ausgeschieden, andere sind dazugekommen.
EXTREMSTANDPUNKT
Alle KMUs gemeinsam bilden als System das Rückgrat der Wirtschaft. Als insgesamtes System sind sie robust. Das einzelne Kleinst‐ und Kleinunternehmen aber ist oft so gar nicht robust. Es läuft jederzeit Gefahr, Probleme zu bekommen oder gar zu scheitern. Eigentlich extrem, oder?
Es