Wesen
Die äußere Person oder die Person an der Oberfläche der Existenz besteht aus drei Hauptteilen: dem Verstand (das Mentale), der Lebenskraft (das vitale Gefühl) und dem Körper (das Physische). Jeder Teil besitzt seinen eigenen ausgeprägten Typ des Bewusstseins, obwohl wir in unserer normalen Wahrnehmung zwischen den mentalen, vitalen oder physischen Bestandteilen unseres Bewusstseins nicht unterscheiden können und dazu tendieren, all diese unterschiedlichen Elemente einfach als unser „Denken“ zu betrachten. In der Psychologie des Yoga jedoch bezieht sich der Begriff „Verstand“ speziell auf den Teil unserer Person, „der mit Erkenntnis und Intelligenz zu tun hat, mit Ideen, mit mentalen oder gedanklichen Vorstellungen, mit den Reaktionen der Gedanken auf Dinge, mit den wirklich mentalen Gedankenströmen und der Gedankenbildung.“7 Das vitale Wesen oder die Natur der Lebenskraft besteht aus Wünschen, Gefühlen, Instinkten und Impulsen.
Die Lebensenergie, die den Körper animiert (Prana), ist ein Aspekt der vitalen Natur. Der Körper selbst besitzt auch sein eigenes Bewusstsein, das in den unwillkürlichen Funktionen der körperlichen Organe und der physiologischen Systeme operiert. Das Körperbewusstsein ist nur ein Teil des physischen Bewusstseins. Das letztere beinhaltet auch den physischen Verstand und das physische Mentale, das noch erklärt wird.
Obwohl sie separat und unterschiedlich sind, sind die drei Teile des äußeren Wesens miteinander verbunden und wirken aufeinander ein, wodurch etliche unterscheidbare Unterteilungen in ihnen entstehen. So entsteht neben dem denkenden Verstand (dem eigentlichen Verstand) der vitale Verstand, das ist der Teil des Verstandes, der mit den Gefühlen vermischt ist. Der vitale Verstand wird nicht wie der denkende Verstand durch die Vernunft geleitet, sondern wird von den Wünschen und Impulsen des vitalen Gefühls dominiert.
Eine andere Unterteilung ist der physische Verstand, das ist der Teil des Verstandes, der mit dem rein körperlichen Bewusstsein vermischt ist und die typischen Merkmale des physischen Bewusstseins zeigt wie Trägheit, Verdunkelung und mechanische Wiederholungen, die sich im physischen Verstand als mentale Schläfrigkeit, als Konservatismus, als Zweifel und obsessive Gedanken ausdrücken. Der Teil des Verstandes, der dem physischen am nächsten ist, ist der mechanische Verstand; sein Merkmal ist das einer Maschine, die anfängt sich im Kreis zu drehen sobald ein Gedanke in ihr auftaucht. Eine andere Unterteilung, die für das eigene Selbstverständnis wichtig ist, ist das physische Vitale; es ist der Teil des vitalen Gefühls, der vollständig auf materielle Dinge ausgerichtet ist, es ist voller Wünsche und Verlangen nach den Freuden der physischen Ebene. Eng mit ihm verbunden ist das vitale Physische, der Teil der vitalen Lebenskraft, die das nervliche Wesen bildet; es ist der Träger der nervlichen Antworten des Körpers, und steht in Beziehung zu den Reaktionen, Wünschen und Empfindungen des Körpers.
Das Innere Wesen (Das Subliminale)
Hinter der Oberfläche des Bewusstseins des äußeren Wesens befindet sich das innere oder subliminale Bewusstsein auf allen drei Ebenen – der physischen, vitalen und der mentalen. So entsteht der innere Verstand, das innere vitale Gefühl und das innere Physische. Der innere Verstand ist in Berührung mit dem universalen Verstand, das innere vitale Gefühl mit den universalen Lebenskräften und das innere physische Bewusstsein mit den universalen physischen Kräften um uns herum. Während deshalb das äußere Wesen die Dinge nur indirekt im äußeren Kontakt durch die Sinne und den äußeren Verstand wahrnimmt, nimmt das innere Wesen direkt die uns umgebenden universalen Kräfte wahr, die durch uns aktiv sind.
Das Umgebungsbewusstsein
Das innere oder subliminale Wesen empfängt die Kontakte der Umwelt durch das Umgebungsbewusstsein, eine Ausformung des subliminalen Bewusstseins, die sich über die Grenzen des Körpers hinaus projiziert.
„Durch dieses Umgebungsbewusstsein dringen die Gedanken, Gefühle etc. von anderen Menschen in uns ein – und hierdurch kommen auch die universalen Kräfte wie Wünsche, Sex etc. in uns hinein und ergreifen Besitz vom Verstand, dem vitalen Gefühl oder dem Körper.“8
„Jeder Mensch hat sein persönliches Bewusstsein in seinem Körper verwurzelt und steht nur durch seinen Körper, seine Sinne und den Verstand, der die Sinne benutzt, in Verbindung mit seiner Umgebung.
Und doch strömen die ganze Zeit die universalen Kräfte in ihn ein, ohne dass er es wahrnimmt. Er nimmt nur die Aktivitäten von Gedanken, Gefühle etc. wahr, die an der Oberfläche seines Bewusstseins auftauchen und nimmt sie als seine eigenen an. In Wirklichkeit jedoch kommen sie von außen in Gedanken-Wellen, in vitalen Wellen, in Wellen von Gefühlen und Empfindungen etc., die in ihm eine bestimmte Form annehmen und in den Vordergrund seines Bewusstseins dringen, nachdem sie in ihn hineingelangt sind.
Aber sie gelangen nicht sofort in seinen Körper hinein. Der Mensch trägt um sich herum ein Umgebungsbewusstsein mit sich, (das von den Theosophen die Aura genannt wird), in die sie zuerst eindringen. Wenn du dir deines dich umgebenden Selbst bewusst werden kannst, kannst du den Gedanken, die Leidenschaft, die Suggestion oder die Kraft der Krankheit ergreifen und sie daran hindern, in dich einzudringen.“9
Das innerste Wesen – das psychische Wesen
Sri Aurobindo gebraucht den Begriff „psychisches Wesen“ (aus dem griechischen psukhe, die Seele) für die innerste Seele, die die äußeren und die inneren Seiten unseres Wesens unterstützt. Das psychische Wesen, auch Psyche oder psychische Entität genannt, ist in seiner Substanz ein Funke oder ein Teil des Göttlichen, der in allen Dingen und Geschöpfen lebt. Im Laufe der Evolution wächst die Seele im Menschen zu einer individuellen psychischen Persönlichkeit heran und wird dann als psychisches Wesen bezeichnet.
Während das universale Selbst, der Atman, niemals auf der Erde eine Geburt annimmt, also „ungeboren“ bleibt und somit über den evolutionären Entwicklungsprozessen steht und durch sie nicht beeinflusst wird, ist das psychische Wesen die sich entwickelnde Seele, die sich durch die Zyklen von Geburt und Tod, von Leben zu Leben weiter entwickelt, obwohl sie in ihrer Substanz unsterblich ist.
„Das psychische Wesen kann zuerst nur einen verborgenen, unvollständigen und indirekten Einfluss auf Verstand, Leben und Körper ausüben, weil diese Teile der Natur sich erst entwickeln müssen, um zu einem Instrument des Selbstausdrucks des psychischen Wesens zu werden, und lange Zeit wird es darin durch deren Evolution beschränkt. Dazu bestimmt, den Menschen durch die Ignoranz der Unwissenheit zum Licht des göttlichen Bewusstseins zu führen, entwickelt es die Essenz aller Erfahrungen in der Unwissenheit, um zunächst einen Kern des seelischen Wachstums in der Natur zu formen; den Rest verwandelt das psychische Wesen in ein Material für zukünftiges Wachstum der Instrumente, die es gebrauchen muss, bis sie so weit sind, das Göttliche als erleuchtete Ausdrucksmittel zu reflektieren. Es ist die göttliche Persönlichkeit in uns, die als der Heilige, der Weise oder der Visionär erblüht. Wenn das psychische Wesen seine volle Stärke erlangt, richtet es die Person auf das Wissen des Selbst und des Göttlichen aus, auf die höchste Wahrheit, das höchste Gute, die höchste Schönheit, Liebe und höchste Freude, auf die göttlichen Höhen und Weiten, und es öffnet uns für die Berührung von spiritueller Sympathie, Universalität und Einheit.“10
Das Unbewusste und das Unterbewusste
Das Unterbewusste liegt unterhalb des Verstandes und des bewussten Lebens sowie das subliminale Bewusstsein sich hinter dem äußeren Bewusstsein befindet. Während das subliminale Bewusstsein, verglichen mit dem Oberflächenbewusstsein, ein inneres und weiteres Bewusstsein darstellt, ist das Unterbewusste ein niederes, geringeres und beeinträchtigtes Bewusstsein.
„Das Unterbewusste umfasst die rein physischen und vitalen Elemente der Konstitution des körperlichen Wesens, die ohne Gedanken und vom Verstand unbeobachtet und in ihren Handlungen unkontrolliert ablaufen. Es enthält das dumpfe, dunkle