es regelt deren Lebensprozesse und ihre automatischen Reaktionen. Es enthält auch die niedersten Funktionen des unterbewussten sinnlichen Verstandes, der mehr im Tier und im pflanzlichen Leben aktiv ist. In unserer menschlichen Evolution haben wir die Notwendigkeit einer uns leitenden Funktion dieses unterbewussten Elementes überschritten, trotzdem arbeitet es abgetaucht und dunkel unterhalb unserer bewussten Natur weiter. Diese dunkle Aktivität dehnt sich nach unten bis zum Untergrund einer verborgenen mentalen Substanz aus, die vergangene Eindrücke enthält, und all das, was vom oberflächlichen Verstand zurückgewiesen wurde und dorthin hinabsinkt. Dort bleibt der Inhalt schlafend liegen und kann von hier im Schlaf oder in der Abwesenheit des kontrollierenden Verstandes wieder nach oben auftauchen, indem er die Form von Träumen annimmt oder mechanische Sinnesabläufe oder Suggestionen bildet oder Formen automatischer vitaler Reaktionen oder Impulse oder Formen physischer Abnormalität oder nervöser Störungen oder auch Formen von Zerfall, Krankheit oder Unausgeglichenheit. Aus diesem Unterbewusstsein bringen wir normalerweise so viel nach oben ins Bewusstsein wie unsere wache Sinneswahrnehmung und Intelligenz für ihren Zweck brauchen. Indem wir sie so nach oben bringen, sind wir uns ihres Ursprungs, ihrer Natur und ihrer Handlungsweise nicht bewusst und erkennen sie nicht in ihrem eigenen Ausdruck, sondern übersetzen sie in den Ausdruck unserer wachen Sinne und unserer Intelligenz. Aber das Aufsteigen des Unbewussten, seine Wirkungen auf Verstand und Körper geschehen meist automatisch, unaufgefordert, und unfreiwillig; denn wir haben keinen Einblick in das Unterbewusste und deshalb keine Kontrolle darüber.“11
Unterhalb des Unterbewussten ist das Unbewusste, die niederste Ebene des Bewusstseins. Es ist nicht völlig ohne Bewusstsein wie der Begriff sagt, sondern eine Ebene der Bewusstheit, die eine vollständige Involution des Bewusstseins darstellt, die „umgekehrte Abbildung des höchsten Bewusstseins.“12 Evolution beginnt mit dem Unbewussten, das erste Auftauchen aus ihm ist die Materie.
Das Überbewusste
Das Überbewusste besteht aus höheren Ebenen des Bewusstseins, die über dem gewöhnlichen Verstand liegen, von denen das höhere Bewusstsein in die niederen Ebenen des Wesens herabkommt. „Die Aufgabe des Überbewussten ist es, aus dem mentalen Menschen, der halb Tier war, den spirituellen Menschen zu entwickeln.“13 Das Überbewusste umfasst die höheren Ebenen des Verstandes – den höheren Verstand, den erleuchteten Verstand, die Intuition und das Übermental – sowie das, was jenseits des Verstandes liegt, den Supermind und die höchste Wirklichkeit, Sachchidananda (Sein, Bewusstsein, höchste Freude). Die überbewussten Einteilungen des Bewusstseins werden hier kurz von Sri Aurobindo beschrieben.
Höherer Verstand
„Ich bezeichne mit dem höheren Verstand eine erste Ebene des spirituellen Bewusstseins, auf der man dauerhaft und nah das Selbst erkennt, das Eine überall und die Dinge konstant mit dieser Wahrnehmung sieht und versteht. Das spielt sich jedoch noch immer sehr stark auf der Ebene des Denkens ab, obwohl die Wahrnehmung in ihrer Essenz spirituell ist; eine erhöhte Gedankenkraft sowie eine alles umfassende mentale Schau ist das Instrument dafür – sie wird nicht durch eine der intensiveren höher gelegenen Lichter der Erkenntnis erleuchtet, sondern strahlt wie in einem hellen, starken, klaren Tageslicht. Der höhere Verstand ist ein Zustand der Erkenntnis zwischen dem menschlichen Geist und dem Wahrheitslicht darüber. Er kommuniziert das höhere Wissen in einer Form, die der erweiterte, intensivierte, spirituell subtiler gewordene Verstand empfangen kann ohne durch das Licht einer Wahrheit, die jenseits von ihm liegt, geblendet oder gar blind zu werden.“14
Erleuchteter Verstand
„... Dieser Verstand besteht nicht mehr aus höheren Gedanken, sondern aus spirituellem Licht. Die Klarheit der spirituellen Intelligenz, ihr ruhiges Tageslicht, unterwirft sich oder wird ersetzt durch den intensiven Glanz, das Strahlen und die Erleuchtung des spirituellen Geistes: ein Zusammenspiel von Blitzen spiritueller Wahrheit und Macht bricht von oben in das Bewusstsein herein und ergänzt die stille, weite Erleuchtung und die grenzenlose Herabkunft eines Friedens, welche die Aktion des größeren konzeptionell-spirituellen Prinzips charakterisieren oder begleiten, eine feurige Glut der Realisation spiritueller Verwirklichung und eine höchst glücklich machende Ekstase des Wissens.“15
Intuition
Anmerkung zur Intuition: Normalerweise versteht man unter Intuition die Fähigkeit, Dinge direkt zu erkennen, ohne dass Überlegungen nötig sind. In diesem Sinn kann die Intuition sich auf ein Gefühl gründen oder ein schneller „unterbewusster Gedankengang“ sein, der auf unterschwelligen Hinweisen basiert, die nicht bewusst wahrgenommen werden. Aber Sri Aurobindo verwendet den Begriff Intuition, indem er sich auf die überbewusste Ebene über dem erleuchteten Verstand bezieht, und dadurch erhält er eine viel tiefere Bedeutung.
„Intuition ist eine Kraft des Bewusstseins, die dem ursprünglichen Wissen durch Einssein vertrauter ist und ihm näher steht, denn sie entspringt immer direkt aus dem Wissen einer verborgenen Identität mit allem. Wenn das Bewusstsein des Subjekts auf das Bewusstsein des Objekts trifft, es durchdringt und die Wahrheit dieses Kontakts fühlt und mit ihr vibriert, springt die Intuition durch den Schock dieses Zusammentreffens wie ein Funke oder Blitz hervor; oder wenn das Bewusstsein, sogar ohne so ein zusammentreffen, in sich selbst hineinschaut und dort direkt und intim eine oder mehrere Wahrheiten fühlt oder wenn das Bewusstsein die verborgenen Kräfte hinter den äußeren Erscheinungen kontaktiert, dann führt auch das zu einem Ausbruch von intuitivem Licht; oder wenn das Bewusstsein auf die höchste Realität oder die spirituelle Realität der Dinge und Geschöpfe trifft und damit die Einheit eines Kontakts spürt, dann wird in ihren Tiefen der Funke, der Strahl oder die Glut einer intimen Wahrheits-Wahrnehmung entzündet.“16
Über dem Verstand, das Übermental (Overmind)
„Das Übermental weiß, dass das Eine die Unterstützung, die Essenz, die grundlegende Kraft aller Dinge der Schöpfung ist, aber in dem ihm eigenen dynamischen Spiel der Kräfte betont das Übermental seine unterscheidende Kraft der Vielfalt und gibt jeder individuellen Kraft, jedem Aspekt der Schöpfung die volle Chance, sich zu manifestieren, indem es auf die allem zugrunde liegende Einheit vertraut, um Disharmonie und Konflikte zu vermeiden. Jede Gottheit kreiert sozusagen ihre eigene Welt, ohne in Konflikt mit anderen zu geraten; im Übermental kann jeder Aspekt, jede Idee, jede Kraft der Dinge in ihrer ganz separaten eigenen Energie oder ihrem Glanz gefühlt werden und kann ihre entsprechenden Wertvorstellung ausarbeiten, ohne dass daraus eine Disharmonie entsteht. Denn das Übermental besitzt die Wahrnehmung der Unendlichkeit der Schöpfung und in der wahren (nicht räumlichen) Unendlichkeit sind viele Ausdrucksformen der Unendlichkeit möglich, die miteinander übereinstimmen.“17
„In seiner Natur und in seinem Gesetz ist das Übermental ein Delegierter des Bewusstseins des Supramentalen, sein Abgesandter für die Unwissenheit der Schöpfung. Oder wir könnten es als einen beschützenden Doppelgänger bezeichnen, eine Leinwand, durch die das Supramental indirekt auf die Unwissenheit der Schöpfung einwirken kann, deren Dunkelheit den direkten Einfluss eines höchsten Lichts nicht empfangen oder ertragen könnte. Es ist sogar so, dass durch die Projektion dieser leuchtenden Korona des Übermentals die Verbreitung eines abgeschwächten Lichts in der Unwissenheit der Schöpfung und durch den gegensätzlichen Schatten, den es warf, der in sich alles Licht verschluckte, die Unbewusstheit der Schöpfung überhaupt erst möglich wurde. Denn das Supramental übermittelt dem Übermental all seine Realitäten, überlässt es ihm aber, diese in einem Akt von Schöpfung und entsprechend einer Wahrnehmung umzusetzen, die zwar immer noch eine Vision der Wahrheit beinhaltet, doch gleichzeitig den ersten Ursprung der Unwissenheit der Schöpfung bildet.“18
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