ZUG NACH LAHORE
WAGAH (PAKISTAN)/ATTARI (INDIEN)
Schnapsideen brauchen keinen Alkohol
Prolog
Clemens | Wie der rotierende Lichtkegel eines Leuchtturms durchsäbelt das Blaulicht unseren Toyota, so grell, dass es in den Augen wehtut.
Wir sind auf dem Weg vom Norden Pakistans in die Hauptstadt Islamabad. Unsere nächtliche Route führt 500 Kilometer durch karges Gebirge und damit unweigerlich durch den Teil des Landes, dem der Ruf als Taliban-Gebiet vorauseilt. Seit vielen Jahren hält die islamistische Terrorgruppe die ansässige Polizei in Atem.
Nach zwei Tagen am Fuße des Nanga Parbat reisen wir faktisch mit Magen-Darm und Höhenkrankheit, dafür aber ohne Reisepass. Den hat uns der Polizeichef im schwer bewachten Checkpoint abgenommen. Und wir? Wir werden von seinen Lemmingen durch die Nacht eskortiert: ein Polizei-Pick-up vor uns, einer hinter uns.
Es gab viel Gegenwehr gegen unser Vorhaben: Diese Region sei viel zu gefährlich, um uns alleine fahren zu lassen, zu gefährlich für eine Nachtfahrt auf den Serpentinen. Ohnehin gebe es zu viele Überfälle, gerade in der Nacht. Das skeptische Gesicht des Polizeichefs haben wir jetzt, in der Dunkelheit, immer noch vor Augen. Zumindest bis das Blaulicht das nächste Mal seinen Weg zu uns findet und unseren Wagen wie eine Discokugel beleuchtet.
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