werden dort produziert. Johannesburg ist eine von weltweit nur einer Handvoll Großstädten, die weder am Meer noch an einem Fluss noch an einem anderen bedeutenden Gewässer liegen. (siehe Kapitel 25)
Die ›Big Five‹ (siehe Kapitel 27) schmücken die fünf Rand-Noten: den R10-Schein das Nashorn, den R20-Schein der Elefant, den R50-Schein der Löwe, den R100-Schein der Büffel und den R200-Schein der Leopard.
Der Rand wird übrigens auch in den Nachbarländern Swasiland, Lesotho, Namibia und Simbabwe als Zahlungsmittel akzeptiert.
Unglaublich, was hier alles angeboten wird! Silvie kämpft sich durch die hundert kleinen Prospektchen und Flyer, die in der großen, modernen Empfangshalle ausliegen. Weinfarmtouren! Safaritouren! Townshiptouren! Oh Gott, oh Gott, wie sollen sie das in zwei Wochen alles überhaupt schaffen? Jetzt gilt es nur noch, Kapstadts Traumstrände im größtmöglichen Radius zu umfahren, damit Simon bloß nicht an einem mit seinem Surfboard hängen bleibt.
Wo steckt er eigentlich? Ah, da vorne am Ausgang steht er ja. Aber was macht er denn da? Er sortiert doch wohl nicht da vorne VOR allen Taxis und Passanten seine Scheine?? Unglaublich. Er zählt tatsächlich sein ganzes Geld, während ihm halb Afrika dabei zuschauen kann ...!
(Apropos: Wer Geld in großen Mengen abhebt und gemächlich vor den Augen aller zählt, will es offensichtlich loswerden. Also – absolutes No-Go! Wenn einem während des Abhebens Hilfe angeboten wird, sollte man auf die heißen Tipps unbedingt und ausnahmslos verzichten. Was allerdings auch nicht anzuraten ist, ist total verängstigt und ständig hinter sich schauend am Geldautomaten zu stehen, und jedes Mal zusammenzuzucken, wenn sich jemand an die Schlange stellt. Größere – und selbstverständlich auch kleinere – Summen sollte man schnell und unauffällig abheben und am besten bei der nächsten Gelegenheit im Hotel-Safe verstauen.)
Silvie stürmt mit ihrem schweren Schiebekoffer und den 400 Infoblättern, Katalogen und Faltbroschüren, die ihr alle nacheinander aus der Hand gleiten, auf Simon zu. »Spinnst du? Das ist saugefährlich hier!«
Silvie grapscht Simon die Scheine aus der Hand, um sie ›unauffällig‹ in ihrer Handtasche zu verstauen, spürt aber, wie ihr währenddessen der Koffergriff aus der Hand entgleitet. Irgendwer versucht, von hinten ihren Koffer wegzuziehen! Sie schreit fast los, als sie realisiert, dass ein uniformierter Mann ihren Koffer mit Ach und Krach auf einen Gepäckwagen hievt und unter dem (im Vergleich zu ihm dreimal so schweren) Koffer fast zusammenklappt. Was soll das denn? Der kann ihr doch nicht mir nichts, dir nichts den Koffer aus der Hand reißen! Wie unverschämt. Silvie versucht ihn davon abzubringen: »No, no, no!« Aber es ist zu spät! Der Koffer ist nach kurzem Kampf auf dem Wagen des Mannes verstaut.
Der Gepäckträger lächelt Silvie freundlich an und fragt: »Taxi?« – und Silvie fühlt sich auf der Stelle schlecht, dass sie diesen armen Afrikaner, der sich auf ehrliche Weise sein Brot verdienen will, so angefahren hat.
(Apropos: Gepäckträgern sollte man unbedingt ein kleines Trinkgeld geben. Angebracht sind R10 pro Gepäckstück.)
SICHERHEITSHINWEISE FLUGHAFEN
Immer wieder hört man Horrorgeschichten von Ausländern, die am Johannesburger Flughafen ins Visier genommen, quer durch die Stadt bis zu ihrem Hotel verfolgt und dann gnadenlos ausgeraubt werden. Solche Einzelfälle sind in Johannesburg zwar schon einmal vorgekommen, es handelt sich dabei aber tatsächlich nur um Einzelfälle, die kein Grund sind, sich in der Flughafenhalle zu verschanzen.
Angriffsziele sind in der Regel schüchterne, ängstliche und desorientierte Touristen, die sichtbar mit Geldtaschen, teuren Kameras und protzigem Schmuck ausgestattet sind. Man tut sich also selbst den größten Gefallen, wenn man sich nicht völlig verängstigt verhält. Hilfreich ist, wenn man sich von vornherein darüber erkundigt, wo die Taxistände, Mietwagen und Ähnliches zu finden sind, um nicht dann vor Ort stundenlang planlos die Flughafeneingänge auf- und abzugehen. Geldgeschäfte und Umpackaktionen von Wertgegenständen erledigt man am besten bereits vor der Zollkontrolle, der innere Bereich des Flughafens ist der sicherste.
Schauen Sie sich die Menschen um sich herum an. Bewegen Sie sich souverän und zielgerichtet. Steigen Sie nur in Taxis, die bei einem Taxiunternehmen registriert und mit einem Taxameter ausgestattet sind.
Generell gilt: Egal ob man mit dem Mietauto oder Taxi fährt, man sollte in Südafrika immer wachsam sein. Wenn man auch nur den leisesten Eindruck hat, dass jemand hinter einem herfährt, ist es ratsam, lieber noch eine Autorunde zu drehen und erst an einer belebten Stelle aus dem Auto auszusteigen.
4
DASHEISSE EISEN
BLACK OR WHITE
So, jetzt sitzen sie also in diesem halb-auseinanderfallenden Opel der 80er-Jahre hinter dem suspekten Taxifahrer mit dem runden Käppi (ist das eigentlich ein Moslem? oder ein Rabbi?), der weder schwarz noch weiß und demnach wohl ganz offensichtlich ein Einwanderer ist.
(Apropos: Wenn die Käppi bis zu den Ohren reicht, handelt es sich um eine Taqiyah, »Takke« ausgesprochen, eine Gebetskappe, die Muslime tragen. Wenn die Kappe dagegen eine halbrunde Form hat und nur den oberen Bereich des Kopfes verdeckt, ist der Taxifahrer aller Wahrscheinlichkeit nach ein orthodoxer Jude mit einer Kippah. MultiKulti-Südafrika ist eines der wenigen Länder der Welt, in dem Juden und Moslems auf engstem Raum friedlich zusammenleben.)
Na, hoffentlich haben die Kumpel des Fahrers Simon nicht in der Eingangshalle stehen und das ganze Geld zählen sehen! Das könnte nämlich alles ein abgekartetes Spiel sein, auf das sie, ahnungslose deutsche Touristen, schön dumm hereingefallen sind.
Als das Taxi das hell beleuchtete und halbwegs sicherheitseinflößende Flughafengelände verlässt, betet Silvie auf dem Rücksitz inständig zu Gott, dass sie, Simon, der dicke Geldbündel und die neue Digitalkamera unversehrt ihr Ziel erreichen mögen, jetzt wo sie diesem arabisch-jüdischen Taxifahrer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind.
Während Simon ein bisschen mit ihm smalltalkt, versucht Silvie herauszufinden, ob seine Freundlichkeit echt oder nur gespielt ist. Von dem Gespräch versteht sie eh kein Wort, denn der Taxifahrer lässt gefühlte vierhundert Wörter pro Sekunde auf die beiden einprasseln.
Der Taxifahrer kapiert gleich, wo sie hinmüssen, obwohl Simon den Ort beim besten Willen nicht aussprechen kann. Zu englischen Wörtern kann sich Simon meistens etwas zusammenreimen, aber zu Oranjezicht und Tamboerskloof fallen ihm überhaupt keine englisch klingenden Assoziationen ein. Das Gästehaus liegt wohl irgendwo zwischen diesen beiden Zungenbrechern.
(Apropos: Nicht alle Schilder, Ortschaften und Straßennamen werden englisch ausgesprochen. Auf den Straßenschildern findet man neben den englischen Bezeichnungen viele Afrikaans, wie zum Beispiel Lughawe, Voortreker Straat, Kloof, und schwarzafrikanische Bezeichnungen wie Mthatha, Mpumalanga, Tshwane. Um die Straßennamen wird heiß debattiert. Die jetzige ANC-Regierung tauft seit 1994 Straßen, Plätze und Städte, die bis dato die Namen von Unterstützern der Apartheid trugen, in die Namen schwarzafrikanischer Persönlichkeiten und Befreiungskämpfer um.)
Silvie will vom Taxifahrer wissen, wo er herkommt, denn er scheint sich ja hier echt gut auszukennen!
»Waschechter Kapstädter! Original. Ein Original aus Bua-Kapp. Schaut euch Bua-Kapp ja an, ihr werdet es lieben. Bua-Kaap is a lekker place! Bua-Kapp ist die schönste Ecke der Stadt. In Bua-Kapp... blablablablabla... Bua-Kapp... blablablablablabla... Bua-Kapp blablabla.«
Lekker? Klingt wie lecker! Sehr charmant. Hätte sie nie und nimmer gedacht, dass das ein Südafrikaner ist. Vielleicht ein Araber, aber kein Südafrikaner.
(Apropos: Südafrika ist im