nahmen den Tswana ihr Land weg. Als Reaktion auf die kriegerischen Auseinandersetzungen vereinigten sich im Norden die Sotho- und Swaszi-Stämme und gründeten zur besseren Verteidigung ihre eigenen Königreiche, das heutige Lesotho und Swasiland. Die Zulus boten von allen schwarzafrikanischen Stämmen den Briten und Buren am längsten die Stirn und verteidigten ihr Territorium zunächst erfolgreich; erst Ende des 19. Jahrhunderts unterlagen sie den modernen Schusswaffen der Briten. Mit circa elf Millionen Menschen bilden sie die größte ethnische Gruppe in Südafrika. Zulus leben nach wie vor hauptsächlich in der Provinz KwaZuluNatal. Die meisten Schwarzen in Durban und Johannesburg gehören Zulu-Stämmen an.
Xhosa (auch amaXhosa – ›Söhne Xhosas‹): Auch die Xhosa sind im Rahmen der Nord-Süd-Wanderung der schwarzafrikanischen Stammesvölker ins südliche Afrika eingewandert. Ihren Namen haben sie vom legendären Häuptling Xhosa. Als die Buren vom Kap ostwärts ins Landesinnere trekkten, trafen sie dort 1760 auf die Xhosa. Da sowohl die Buren als auch die Xhosa Viehzüchter waren, führte die Konkurrenz um das Weideland zu vielen Kriegen zwischen den zwei Völkern. Am Ende gewannen die Buren und die Xhosa verloren ihr gesamtes Siedlungsgebiet. Aus dieser extremen Bedrängnis heraus schenkten die Xhosa 1856 den Visionen des Mädchens Nongqawuse Glauben, die prophezeite, dass die Xhosa ihr verlorenes Land wiedererlangen könnten, wenn sie ihre Ernte und ihr Vieh den Ahnen opferten. Die Briten schauten den Xhosa bei dieser sinnlosen Abschlachtung zu, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Als Folge verhungerte ein Drittel aller Xhosa – der Rest musste mittellos aus dem eigenen Land fliehen, das die Briten nun mühelos für sich beschlagnahmen konnten. Die meisten Xhosa leben heute nach wie vor im Eastern Cape, ihrem traditionellen Stammesgebiet. Da es dort kaum Industrie und Arbeit gibt, ziehen viele in die südafrikanischen Großstädte. Von dort versorgen sie oftmals als Einzelverdiener die zurückgebliebene Familie. Während sich die Eltern in Kapstadt, Johannesburg oder Durban verdingen, ziehen die Großmütter, die im Eastern Cape zurückgeblieben sind, die Kinder groß. Die meisten schwarzen Südafrikaner in Kapstadt gehören – wie zum Beispiel auch Nelson Mandela – zu den Xhosa.
Swazi: Die Vorfahren der Swazi lebten bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts an der mosambikanischen Küste. Das anstrengende tropische Klima und die häufigen Malaria-Erkrankungen bewogen den damaligen König und seinen Dlamini-Clan, Richtung Süden zu ziehen. Bis zum heutigen Tag rekrutiert sich das königliche Oberhaupt der Swazi aus der Familie der Dlamini, die wichtigsten Swazi-Traditionen werden ebenso bis heute gepflegt. Dazu gehört die traditionelle Medizin, das Ncwala-Fest im Dezember, wenn der König mit seinem Hofstaat und in vollem Ornat seinen Hof verlässt, um im Angesicht seines Volkes die ersten Früchte der Ernte zu verspeisen, und der Umshlanga-Tanz im September, wenn die Frauen sich in Trance tanzen und ihre Fruchtbarkeit zelebrieren. In Swaziland leben um die eine Million und in Südafrika um die 600.000 Swazis.
Ndebele: Auch die Ndebele wanderten erst Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts nach Südafrika ein. Sie ließen sich im Nordosten von Pretoria nieder. Im 19. Jahrhundert stießen die Buren in ihr Siedlungsgebiet vor, und die Ndebele mussten sich in die umliegenden Höhlen flüchten. Die Buren versuchten zunächst, ihre Höhlen zu sprengen. Als dies misslang, belagerten sie die Höhlen von außen und warteten, bis die Ndebele ausgehungert waren. Die Überlebenden wurden zur Arbeit auf den Burenfarmen gezwungen. Die Ndebele sind in Südafrika mit einer Bevölkerung von 700.000 nur eine kleine Minderheit und leben hauptsächlich in Gauteng, Mpumalanga und Limpopo. Ihre Sprache ähnelt dem isiZulu. Ndebeles fallen in Südafrika insbesondere durch ihre bunt bemalten Häuser und farbenprächtigen Kleider auf.
Sotho-Völker: Die auf dem inneren Plateau von Südafrika lebenden Sotho unterteilen sich in Tswana (Westliche Sotho), Basotho (Südliche Sotho) und Pedi (Nördliche Sotho). Die Basotho und die Tswana (knapp 8 Millionen in Südafrika) sind sich kulturell und sprachlich sehr ähnlich. Sie haben bis etwa 1830 in im Land versprengten und voneinander unabhängigen Häuptlingstümern gelebt. Der gewiefte König Moshoesho I. vereinte sie zu einer Nation. Er zog sich während der Difaqana auf den Berg Thaba-Bosiu zurück und nahm Flüchtlinge unter der Bedingung auf, dass sie ihm bei der Verteidigung seines Landes halfen. König Moshoesho verteidigte Lesotho sogar gegen britische und burische Expansionsversuche erfolgreich. Die Basotho leben heutzutage hauptsächlich in Lesotho (1,7 Millionen) und den zwei südafrikanischen Provinzen Free State und Gauteng (3,3 Millionen). Die Tswana haben sich zum einen in der Savanne im ehemaligen Transvaal (ehemaliger Burenstaat und spätere Provinz im Nordosten Südafrikas, deren Gebiet heute unterteilt ist in Gauteng, Mpumalanga und Limpopo) und zum anderen in Botswana niedergelassen. Sie mussten während der Difaqana den Ndebele weichen, die sich von den aggressiv expandierenden Zulus abgespalten hatten. Die Transvaal-Tshwanas lebten während der Apartheidszeit in deprimierenden, voneinander abgeschnittenen infrastrukturlosen ›Homelands‹ mit dem Namen ›Bophuthatswana‹. Die Pedi unterscheiden sich von den übrigen Sotho dadurch, dass ihre Häuptlingstümer gleich von Beginn unter einem Schirmherrn zusammengefasst waren. Bekannt sind sie für ihre Hochzeitsbräuche und die lebola, den Preis, den der Bräutigam an die Familie der Braut zahlen muss. Heutzutage leben um die 4,5 Millionen Pedi in Mpumalange, Limpopo und Gauteng.
Tsonga (oder ›Shangaan‹): Als Folge der Difaqana, als Zulus Teile des Tsonga-Gebietes unterwarfen, zogen die Tsongas Richtung Norden und eroberten dort Süd-Simbabwe und Süd-Mosambik. Circa 2,3 Millionen Tsongas leben heutzutage noch in Südafrika, fast ausschließlich in der nördlichsten südafrikanischen Provinz Limpopo. Sie kommunizieren in ihrer eigenen Sprache (Xitsonga), von der es zahlreiche Dialekte gibt.
2 Coloureds (›Farbige Südafrikaner‹)
Als ›farbig‹ gelten Südafrikaner gemischter Abstammung – Menschen, die schwarze und weiße Vorfahren haben, aber auch Menschen mit asiatischen Wurzeln. Sie sind die größte und heterogenste ethnische Gruppe im Western Cape, 49 Prozent sind dort ›coloured‹. Das Westkap ist die einzige Provinz, in der schwarze Südafrikaner nicht die Mehrheit bilden. Da sich Europäer und Asiaten dort als Erstes ansiedelten und Kapstadt immer eine kosmopolitische Stadt blieb, gibt es dort auch die meisten Nachfahren gemischter Rassenzugehörigkeit.
2.1 Cape Coloureds (›Kapmischlinge‹)
Zu Apartheidszeiten wurden alle Farbigen in einer großen Gruppe zusammengefasst – egal ob europäischer, schwarzafrikanischer, indischer oder malaiisch-indonesischer Abstammung. Die Kapmischlinge sind Nachfahren weißer Siedler, schwarzafrikanischer Völker, indischer Einwanderer und importierter Sklaven aus Indonesien, Malaysia, Mozambique und Madagaskar.
Eine Untergruppierung der ›Cape Coloureds‹ sind die ›Cape Malay‹, die Nachfahren muslimisch-malaiischer Sklaven, die sich von den restlichen ›Cape Coloureds‹ durch ihre Religionszugehörigkeit (= Islam) unterscheiden. Während des 17. Jahrhunderts wurden sie vom indonesischen Archipel, dem Raum zwischen Südostasien und Australien, ans Kap verfrachtet. Kapmaleien haben nicht nur den Islam ans Kap gebracht, sondern auch die südafrikanische Küche entscheidend mitgeprägt; die südafrikanischen Klassiker Bredie, Bobotie, Sosaties und Koeksisters haben südostasiatische Wurzeln. Die meisten Cape Malays leben in Kapstadt und Umgebung und sprechen Afrikaans. Bo-Kaap ist zum Beispiel so ein typisches Cape Malay-Viertel mit vielen Moscheen. Von den etwa vier Millionen Farbigen in Südafrika sind 200.000 Cape Malay. Ein paar von ihnen sieht man die indonesisch-malaiischen Wurzeln stark an, die meisten unterscheiden sich jedoch rein äußerlich nur wenig von den übrigen Cape Coloureds. In Südafrika leben insgesamt um die 800.000 Muslime, davon 400.000 in Kapstadt. Muslime sind im Kapstädter Alltag sehr präsent.
3 Weiße Südafrikaner (9 Prozent der Gesamtbevölkerung)
Weiße Südafrikaner empfinden sich genauso als Afrikaner wie schwarze, indisch-stämmige oder farbige Südafrikaner. Ihre Geschichte auf dem Kontinent reicht 400 Jahre zurück. Die meisten Südafrikaner haben auch nur einen Pass, den südafrikanischen. Europäer stellen interessanterweise die australische oder amerikanische Nationalität eines Weißen nicht infrage, während sie weiße Südafrikaner oftmals als ›keine richtigen Afrikaner‹ ansehen.